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Geschichten aus islamischen Staaten
09.06.2012, 01:13
Beitrag: #1
Geschichten aus islamischen Staaten
.
.
Abd ar-Rahman I.

731 - 788

Er wurde als Enkel des Kalifen Hischam , aus der Familie der Umayyaden , geboren .

[Bild: 20090111-180px-AbderramanIII.jpg]

Als 750. die Umayyaden unter ihrem letzten Kalifen [b]Marwan II[/b]. Von den Abbasiden entmachtet wurden , versuchte man diese Familie systematisch auch physisch auszulöschen .
Von den neuen Machthabern wurde die Umayyadenclans zu Versöhnungsfeiern eingeladen ,
bei denen sie dann Alle abgeschlachtet wurden .

Angeblich entkam nur Abd ar-Rahman diesen Gemetzel nur desswegen , da er auf die Feierlichkeit verzichtete und lieber zur Jagd ritt.

Zuerst wollte er nach Indien fliehen , was ihm mißlang . Er konnte sich nirgendwo länger verstecken , da ihm die schwarzen Garden der Abbasiden auf den Fersen folgten .

Ein Jude namens Aron half ihm bei der Flucht und begleitete ihn .
So floh er über ( das heutige ) Syrien , Ägypten nach Kairouan in Ifriqiya , zum Stamme seiner
Mutter Rah an-Nafsia .
Diese entstammte einem Berberstamm der dort seinen Wohnsitz hatte .

Im islamischen Spanien herrschten zu jener Zeit Unruhen .
Die arabischen Stämme und Familien gaben den Ton an und die Berber , die die Hauptlast der Eroberung getragen hatten wurden mit minderwertigerem Land abgespeist und als nicht gleichwertig behandelt .

Unter diesen Voraussetzungen wurde Abd ar- Rahman von den Berbern gebeten die Führung in Spanien zu übernehmen . Wahrscheinlich sprach auch für ihn , daß er von mütterlicher Seit her ein halber Berber war .

Im August 755 schiffte er nach Spanien über und im Mai 756 besiegte er mit den Berbertruppen den abbasidischen Stadthalter Yussuf al-Fihri .
Noch im selben Jahr ernannte er sich zum Emir .
Vereinzelte Kämpfe dauerten noch bis 760 an .
Mit seiner Ernennung zum Emir von Andalusien hatte er sich offiziell vom Abbasiden-Kalifat abgespaltet .

[Bild: 220px-Abd_ar-Rahman_I.jpg]

Er organisierte das Land neu und richtete drei Marken ein , Merida , Saragossa und Toledo.
Diese unterstellte er , von ihm eingesetzten , Militärbefehlshabern .

Da er die Zentralmacht ausbaute , auf Kosten der Stämme und Familien , mußte er mehrere Aufstände niederschlagen .
Da auch die Berber revoltierten , siedelte er , als Gegengewicht , , vorwiegend Araber aus Syrien an .

[Bild: abd-ar-rahman.jpg]

Die Kriegszüge der Franken in Spanien ( Karl der Große , Rolandslied ) erspare ich mir , die sind Euch gut bekannt .

Er begann mit dem Bau der großen Moschee und befestigte die Hauptstadt Cordoba .
Er förderte die Landwirtschaft und den Handel .

Da die Bevölkerung zum größten Teil aus Mozarabern ( islamisierte Vorbevölkerung ) Juden und Christen bestand , war religiöse Toleranz ein wirtschaftliches Gebot .

Unter ihm und den Meisten seiner Nachfolger blühte die Wissenschaft auf .
Es wurden Griechische Klassiker ins Arabische übersetzt und gelehrt .
Diese und arabische Abhandlungen ( z.B. über Medizin und Philosophie ) wurden auch in Latein übersetzt . Und fanden so den Weg über die Pyrenäen und brachten so neue Erkenntnisse nach West- und Mitteleuropa .

Einer seiner Nachfolger , Abd ar-Rahman III. Erhob 929 das Emirat zum Kalifat .
1031 erlosch die Familie der Umayyaden auch in Spanien .

Das Emirat war Jahrhunderte ein Brennpunkt der Geisteswissenschaften und eines toleranteren Islam .
Da sollten sich manche der heutigen Fundamentalisten ein Vorbild nehmen .

Luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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10.06.2012, 15:22
Beitrag: #2
RE: Geschichten aus iislamische Staaten
Ist es genehm wenn ich hier meine Kurzbiographie zu Aimée du Buc de Rivéry poste?

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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10.06.2012, 17:22
Beitrag: #3
RE: Geschichten aus iislamische Staaten
(10.06.2012 15:22)Maxdorfer schrieb:  Ist es genehm wenn ich hier meine Kurzbiographie zu Aimée du Buc de Rivéry poste?

Servus Maxdorfer .

Aber selbstverständlich .
Als istanbuler Haremsdame paßt sie doch perfekt .

luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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10.06.2012, 20:51
Beitrag: #4
RE: Geschichten aus iislamische Staaten
Aimée du Buc de Rivéry

Aimée Du Buc de Rivery wurde 1763 in Trois-Îlets in der Nähe von Fort-de-France (damals Fort-Royal), dem Hauptort von Martinique geboren. Ihr Vater war dort ein französischer Pflanzer und adeliger Grundbesitzer. Sie war eine Cousine zweiten Grades von Joséphine Tascher, die später als verwitwete Joséphine de Beauharnais die erste Gemahlin Kaiser Napoleons I. von Frankreich wurde. Das Mädchen wurde standesgemäß und ohne größere Besonderheiten in einer französischen Klosterschule erzogen. Mit dreizehn Jahren aber wurde es nach Frankreich geschickt, in das Pensionat der „Dames de la Visitation“ in Nantes. Die folgenden acht Jahre verbrachte Aimée dort, bis sie 1784 wieder in ihre Heimat nach Martinique zurückkehren sollte.
Doch auf der Reise nach Westindien wurde das Schiff von nordafrikanischen Seeräubern angegriffen. Die Besatzung war machtlos und musste das Feld räumen. Es wurde geplündert, geraubt und vergewaltigt. Doch Aimée entging diesem Schicksal, weil sie sehr schön war. Die Piraten sandten sie an ihren Landesherren, an den Hof des Deys von Algier. Dieser wiederum sandte sie nach kurzer Zeit als Ehrengeschenk an den osmanischen Sultan in Istanbul. Die gefangene Jungfrau kam in dessen Harem, wo sie den neuen Namen „Naksch“ oder „Nakshidil“ bekam, was so viel bedeutet wie „die Schöne“. Als sie zum ersten Mal über Nacht das Lager des Sultans teilen sollte, weigerte sie sich energisch, was nahezu einen Aufstand im Harem hervorrief. Schließlich war sie die Tochter eines Sklavenhalters, die nun selbst zur Sklavin geworden war – wie es ihr erschien, zur Sklavin eines Wilden. Doch natürlich half keine Weigerung. Aimée fügte sich ihrem Schicksal. Sie soll dem Osmanenherrscher am 20. Juli 1785 angeblich auch den Thronfolger Mahmud II. geboren haben. Da ihr die Welt im Harem sehr fremd war, nahm sich der Eunuch Tulip ihrer an und führte sie behutsam in die Welt des Palastes ein.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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10.06.2012, 23:13
Beitrag: #5
Toleranz in Al-Andalus
Ich harke hier auch nochmal ein, habe dazu gestern etwas gelesen:
(09.06.2012 01:13)Luki schrieb:  Das Emirat war Jahrhunderte ein Brennpunkt der Geisteswissenschaften und eines toleranteren Islam .
Da sollten sich manche der heutigen Fundamentalisten ein Vorbild nehmen .

"Es gab eine Zeit, da ich meinen Nächsten ablehnte, wenn sein Glaube nicht der meine war./ Heute ist mein Herz Herberge für alle Religionen.../ Es ist Gefäß für die Tafeln der Thora und die Verse des Koran"
Das schreibt 1165 ein gewisser Ibn Arabi.
Dieses Zitat zeigt, dass es in Al-Andalus / Andalusien in der Tat große Toleranz gab. Sowohl gegenüber Juden als auch gegenüber Christen. Viele davon heißen Mozaraber, sprechen auch Arabisch und tragen arabische und lateinische Namen. Für die Juden ist die arabische Eroberung sogar eine Erleichterung, denn unter den Westgoten waren sie weit weniger frei in ihrem Leben. Neben diesem Zusammenleben – Convivencia genannt - entwickelte sich wie Luki schon erwähnte ein unglaublicher Hot-Spot an Wissen, Fortschritt und Erkenntnis. Manche sehe in dieser Blütezeit Cordobas und der Kleinstaaten in einigen Ansätzen Analoga zur Renaissance in Italien. Denn auch in Spanien konkurrieren Höfe um Kultur und Wissenschaften.
Ibn Rushd (auch Averroes) wird in Cordoba geboren und übersetzt und kommentiert Aristoteles und Platon. Es muss damals das Wissen vieler Kulturen zusammen geflossen sein, eine unglaubliche Atmosphäre.
Der Islam der sich extrem schnell ausbreitete bzw. eher die muslimischen Reiche hatten eine große Aufgabe. Sie verknüpften Gebiete von Indien, über Ägypten, Persien, Kleinasien bis nach Spanien. Alle diese Kulturkreise hatten ihre eigene Kultur, ihr eigenes Wissen. Stabil beherrschen und regieren ließ sich dieses nur mit Toleranz und Austausch.

Toleranz kann hier aber nicht so verstanden werden wie sie heute definiert wird. Religiöse Akzeptanz gab es nur gegen eine relativ hohe Sondersteuer. Außerdem ist dort wo Licht ist, stets auch Schatten: Unter den Berberherrschaften später wird das Klima wieder gereizter. Juden werden verfolgt und auch die Christen gehen auf Konfrontationskurs. Einige von ihnen freveln bewusst Mohammed um als Märtyrer Unruhe zu stiften. Interessant hier, dass die Herrscher teilweise versuchen Todesurteile, die nach dem Islam gefordert sind zu vermeiden um eben jene Märtyrer zu vermeiden. Eine besondere Episode ist folgende: Otto I. sandte 953 einen Boten mit Botschaft nach Cordoba, welche den Islam angriff. Der Kalif wusste aber vom Inhalt und schickte den Boten zurück ohne die Botschaft anzuhören. Hätte er sie geöffnet, hätte er für die Beleidigung den Boten hinrichten müssen und wohl ein Pogrom ausgelöst. So aber umging er dies. Dass Otto I. dies wohl provozieren wollte, zeigt, dass der Politik schon immer jedes Mittel recht war.
Aber wie gesagt, auch die Muslime, v.a. die Berber, hatten ihre Schattenseiten: Christen werden an ihrer Religionsausübung gehindert, es wird gegen Priester gehetzt und mit dem jüdischen Philosophen Ibn Maimun (Maimonides) muss fliehen. Er wird als Jude verfolgt. Das teilweise zu sehr verklärte Al-Andalus hat nicht immer nur schöne Seiten. Übrigens fliegt Ibn Maimun nach Kairo, wo er Leibarzt des Sultans wird.

Nach der Reconquista übrigens werden unter den „Gotteskriegern“ Isabella und Ferdinand übrigens Juden und Muslime verjagt und auch ermordet.


Quelle dieses Beitrags ist der Artikel „Streng und tolerant“ von Heiko Flottau in der Süddeutschen Zeitung (S. V2/6) vom 9./10. Juni 2012


(Ich hoffe dieser Einschub stört dich nicht Luki, es passte grad so gut. Hoffe auch dir nichts vorweg genommen zu haben. Wenn doch Entschuldige!)

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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10.06.2012, 23:28
Beitrag: #6
RE: Toleranz in Al-Andalus
(10.06.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Ich harke hier auch nochmal ein, habe dazu gestern etwas gelesen:
(09.06.2012 01:13)Luki schrieb:  Das Emirat war Jahrhunderte ein Brennpunkt der Geisteswissenschaften und eines toleranteren Islam .
Da sollten sich manche der heutigen Fundamentalisten ein Vorbild nehmen .

"Es gab eine Zeit, da ich meinen Nächsten ablehnte, wenn sein Glaube nicht der meine war./ Heute ist mein Herz Herberge für alle Religionen.../ Es ist Gefäß für die Tafeln der Thora und die Verse des Koran"
Das schreibt 1165 ein gewisser Ibn Arabi.
Dieses Zitat zeigt, dass es in Al-Andalus / Andalusien in der Tat große Toleranz gab. Sowohl gegenüber Juden als auch gegenüber Christen. Viele davon heißen Mozaraber, sprechen auch Arabisch und tragen arabische und lateinische Namen. Für die Juden ist die arabische Eroberung sogar eine Erleichterung, denn unter den Westgoten waren sie weit weniger frei in ihrem Leben. Neben diesem Zusammenleben – Convivencia genannt - entwickelte sich wie Luki schon erwähnte ein unglaublicher Hot-Spot an Wissen, Fortschritt und Erkenntnis. Manche sehe in dieser Blütezeit Cordobas und der Kleinstaaten in einigen Ansätzen Analoga zur Renaissance in Italien. Denn auch in Spanien konkurrieren Höfe um Kultur und Wissenschaften.
Ibn Rushd (auch Averroes) wird in Cordoba geboren und übersetzt und kommentiert Aristoteles und Platon. Es muss damals das Wissen vieler Kulturen zusammen geflossen sein, eine unglaubliche Atmosphäre.
Der Islam der sich extrem schnell ausbreitete bzw. eher die muslimischen Reiche hatten eine große Aufgabe. Sie verknüpften Gebiete von Indien, über Ägypten, Persien, Kleinasien bis nach Spanien. Alle diese Kulturkreise hatten ihre eigene Kultur, ihr eigenes Wissen. Stabil beherrschen und regieren ließ sich dieses nur mit Toleranz und Austausch.

Toleranz kann hier aber nicht so verstanden werden wie sie heute definiert wird. Religiöse Akzeptanz gab es nur gegen eine relativ hohe Sondersteuer. Außerdem ist dort wo Licht ist, stets auch Schatten: Unter den Berberherrschaften später wird das Klima wieder gereizter. Juden werden verfolgt und auch die Christen gehen auf Konfrontationskurs. Einige von ihnen freveln bewusst Mohammed um als Märtyrer Unruhe zu stiften. Interessant hier, dass die Herrscher teilweise versuchen Todesurteile, die nach dem Islam gefordert sind zu vermeiden um eben jene Märtyrer zu vermeiden. Eine besondere Episode ist folgende: Otto I. sandte 953 einen Boten mit Botschaft nach Cordoba, welche den Islam angriff. Der Kalif wusste aber vom Inhalt und schickte den Boten zurück ohne die Botschaft anzuhören. Hätte er sie geöffnet, hätte er für die Beleidigung den Boten hinrichten müssen und wohl ein Pogrom ausgelöst. So aber umging er dies. Dass Otto I. dies wohl provozieren wollte, zeigt, dass der Politik schon immer jedes Mittel recht war.
Aber wie gesagt, auch die Muslime, v.a. die Berber, hatten ihre Schattenseiten: Christen werden an ihrer Religionsausübung gehindert, es wird gegen Priester gehetzt und mit dem jüdischen Philosophen Ibn Maimun (Maimonides) muss fliehen. Er wird als Jude verfolgt. Das teilweise zu sehr verklärte Al-Andalus hat nicht immer nur schöne Seiten. Übrigens fliegt Ibn Maimun nach Kairo, wo er Leibarzt des Sultans wird.

Nach der Reconquista übrigens werden unter den „Gotteskriegern“ Isabella und Ferdinand übrigens Juden und Muslime verjagt und auch ermordet.


Quelle dieses Beitrags ist der Artikel „Streng und tolerant“ von Heiko Flottau in der Süddeutschen Zeitung (S. V2/6) vom 9./10. Juni 2012


(Ich hoffe dieser Einschub stört dich nicht Luki, es passte grad so gut. Hoffe auch dir nichts vorweg genommen zu haben. Wenn doch Entschuldige!)

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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10.06.2012, 23:36
Beitrag: #7
RE: Geschichten aus iislamische Staaten
Servus Viriathus .

Eine sehr aufschlußreiche Ergänzung .
Und warum sollten mich Deine Beiträge stören .
Was ich von Dir bis jetzt gelesen habe , hatte , für mich , Alles Hand und Fuß .
Das was Du über Andalusien geschrieben hattest war mir zwar in groben Zügen bekannt , aber durch ähnliche Ergänzungen , in älteren Themen hatte ich viel Neues erfahren .
Und das wäre auch für mich der Sinn und Zweck dieses Forums ; Bekanntes anders und Neues zu erfahren .

G.v. Luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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11.06.2012, 18:10
Beitrag: #8
RE: Geschichten aus iislamische Staaten
So Teil 2 meiner Kurzbiographie:

Mit der Zeit gewann die hübsche und intelligente junge Frau auf den Sultan Abdul Hamid I. (1774 – 1789) großen Einfluss. Auch als dieser starb und sein Neffe Selim II. (1789 – 1807) den Thron bestieg, konnte sie ihren Einfluss halten. Der neue Herrscher machte eine sehr „französische“ Politik, er führte zahlreiche Reformen des Rechts-, Finanz-, Bildungs- und Militärwesens durch. Aimée selbst war im Grunde ihres Herzens immer noch eine Franzosin, sie unterhielt einen regen Briefwechsel mit französischen Verwandten und Bekannten, auch mit ihrer Cousine, die mittlerweile Kaiserin geworden war. Sie sorgte dafür, dass das Reich eine ständige Botschaft in Frankreich unterhielt. Doch als das osmanische Reich unter Selim II. einige innen- und außenpolitische Rückschläge erlebte, erhoben die Aufständischen einen Sohn Abdul Hamids I., Mustafa IV. (1807 – 1808) auf den Thron, worauf ein linientreuer Pascha versuchte, den Usurpator umzubringen und Selim wieder einzusetzen. Doch der alte Herrscher war mittlerweile gewaltsam zu Tode gekommen, worauf sich der Pascha darauf beschränkte, grausam Rache zu nehmen. Mustafa IV. wurde umgebracht und ein anderer Sohn Abdul Hamids I., nämlich Mahmud II. (1808 – 1839) als Sultan eingesetzt.
Dieser Mahmud war angeblich Aimées Sohn, und so wurde diese zur Sultansmutter, zur Valide Sultan. Ihre große Zeit war gekommen. Ihr neuer Titel sicherte ihr eine Menge informellen Einfluss und den Vorsitz des Harems. Sie war sicherlich nicht ganz unverantwortlich dafür, dass das Leben bei Hofe fast schon westeuropäische Formen annahm. Mahmud lebte fast in Einehe mit Besma, einer armenischen Sklavin und ehemaligen Badedienerin, mit der er sechs Kinder hatte. Er setzte die Reformen Selims II. fort und schuf ein ausgeklügeltes Quarantänesystem, dass Istanbul 1838 vor einer grausamen Pestepidemie schützte. Eine medizinische Akademie wurde gegründet und das Christentum unterstützt. Er gab sich als volksnaher Herrscher, man konnte ihn oft in einem Theater in Pera sehen. Einmal wurde von ihm sogar geplant, den Eunuchenhandel zu verbieten, was aber scheiterte. Hinter all diesen Entwicklungen steht zwar nicht ausschließlich, aber sicherlich zu einem bedeutenden Teil, das Engagement der französischen Pflanzertochter Aimée. Doch bald musste Mahmud dazu übergehen, seine Macht gewaltsam zu behaupten. Der Thronfolger Mustapha, dessen Mutter und alle von ihm schwangeren Sklavinnen wurden getötet.
Aimée du Buc de Rivéry starb acht Jahre nach dem Regierungsantritt ihres Sohnes, im Jahre 1817, im Alter von 49 Jahren. Die Todesursache ist unbekannt. Der Korrektheit halber möchte ich darauf hinweisen, dass Wikipedia als Todesdatum den 28. August, ein von mir zu Rate gezogenes Buch aber den Winter angibt. Vor ihrem Tod hatte Aimée einen christlichen Priester holen lassen, der ihr die Beichte abnahm. Als sie verschieden war, wurde sie mit großem Prunk in der Nähe der Hagia Sophia zu Grabe getragen. Sie war es gewesen, die, obwohl unfreiwillig von der Adeligen zur Sklavin geworden, durch ihr Wesen für die ersten neuzeitlichen Reformen im – wenn auch untergehenden – osmanischen Reich sorgte.

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08.07.2012, 11:29
Beitrag: #9
Muhammad Ali Pascha .
.
Muhammad Ali Pascha .

Vizekönig von Ägypten .

[Bild: 220px-ModernEgypt%2C_Muhammad_Ali_by_Aug..._17996.jpg]

1769. als Sohn albanischer Eltern in Kavala Ostgriechenland geboren .
Er kämpfte als Leutnant gegen Napoleons Expeditionsheer ,
wobei er sich mehrmals auszeichnete .
Desswegen wurde Er später Kommandeur des albanischen Korps ernannt .

1807 vertrieb er mit Hilfe der Mamluken die Engländer
aus Ägypten.
Was ihn aber anschließend nicht hinderte , mit seinen Albanern ,
an den Mamlukenfamilien ein Massaker anzurichten .
Wobei er ihre Häuser zur Plünderung
und ihre Frauen zur Vergewaltigung freigab .

Seine willigen Albaner schickte er , nach einer Revolte ,
gegen die Wahabiten mit der Höffnung
sie dabei zu dezimieren.
Um unabhängiger zu werden baute er eine moderne Armee auf ,
nach europäischem Vorbild.

Um genügend Soldaten für seine Armee zu bekommen ,
schickte er seine Soldaten , unter seinem Sohn Ismael Kamil Pascha ,
in den Sudan um 20 000. männliche Sklaven zu erobern .
Da er vorhatte diese in seine Armee einzugliedern .
Aber den Marsch nach Norden überlebten nur ca. 3000. Mann .
Nebenbei wurde so auch Karthum ( im Sudan ) gegründet .

Seine Armee schlug später die Wahabiten in Arabien furchtbar .
Worauf er vom Sultan , zum Dank , die griechische Insel Thasos ,
als Lehen erhielt .
So empfahl er sich beim Sultan für spätere Aufgaben .

[Bild: 220px-Sultan_mohemmed_ali.png]

Als der Sultan Mahmut II gegen die aufständischen Griechen
den Kürzeren zog , schickte er desshalb Ali Pascha gegen sie .
1826 waren sie unterworfen .
1832 eroberte er für sich Syrien und schlug eine osmanische Armee ,
obwohl er nominell noch Untertan der hohen Pforte war .
Auf Druck europäischer Mächte mußte er aber Syrien wieder räumen .

Er war von 1805 bis 1848 Vizekönig von Ägypten mit dem Recht
diesen Titel sowie das Land an seine Nachkommen weiterzugeben .

Aus Wikipedia ; Urheber : Don-Kun , Eric Gaba .
[Bild: 220px-Egypt_under_Muhammad_Ali_Dynasty_map_de_2.png]

Größere Auflösung :
http://de.wikipedia.org/w/index.php?titl...1028205130

Im August 1849 verstarb er in Alexandria .

Seine Dynastie regierte Ägypten bis 1953 .

Ein direkter Nachfahre Muhammat Ali` ist in Wien Imam .

Dynastie seiner Familie :
http://de.wikipedia.org/wiki/Dynastie_des_Muhammad_Ali

Muhammet Ali Pascha war europäischer Abstammung .
Und kämpfte auf drei Kontinenten .
Afrika- Ägypten – Sudan .
Europa- Griechenland .
Asien – Syrien – Arabien . .


Karte des Machtbereiches .
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...8AD%29.png

luki

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09.07.2012, 17:18
Beitrag: #10
Tochtamisch .
.
Tochtamisch ( Toktamisch ) :
Gest.: 1406/7 .

Er war ein Nachkomme von Dschingis Khan .
Und ein ein Mitglied des Orda Khans.
Dessen Oberhaupt sein Onkel Urus Khan war .

Vor ihm floh Tochtamisch ( 1376 ) zu Tamerlan ,
der ihm Soldaten lieh .
Aber Tochtamisch verlor den Kampf gegen Urus Khan .
Worauf Tamerlan ( Timur Leng ) 176/ 1377 persönlich eingriff .
Urus Kahns Armee wurde nahe Otrar vernichtet .

Da die goldene Horde große Gebiete verloren hatte
und verschiedene Machthaber Teile beherrschten
gab es keine einheitliche Führung .
Worauf Tochtamisch sich mit Timur Lenk`s ( Tamerlan ) Hilfe
zum Oberhaupt der goldenen Horde aufschwang .

http://www.lib.utexas.edu/maps/historica...-c-092.jpg

Aus Wikipedia ; Urheber : MapMaster.


Das Reich der Goldenen Horde im Jahr 1389.

[Bild: 310px-Golden_Horde_1389.svg.png]

Aber so was wie Dankbarkeit kannte Tochtamisch nicht .
Als Tamerlan mit seiner Armee südlich des Kaukasus stand ( Karabach )
fiel er mit der goldenen Horde 1387. in Transoxanien ein .
Aber Tamerlans Sohn Miran Schah konnte ihn vernichtend schlagen .

Aber er ließ nicht locker und erschien er schon 1388/89. wieder
mit einem Heer .
Dieses wurde , nach einer sehr erbitterten Schlacht
bei Chodschent 1389. wiederum geschlagen .

Karte von Tamerlans Reich :
http://www.tamburlane.co.uk/resources/timur_empire.jpg

Tamerlan konnte die andauernde Bedrohung aus dem Norden
nicht mehr dulden .
1391. zog er gegen die goldene Horde .
Fast vier Monate versuchten sie den Gegner zu stellen .
Am Fluß Kodurtscha stellten sie die Goldene Horde .
Nach dreitägiger Schlacht , vom 18. bis 21. 6. 1391. endete sie
mit der vollständigen Niederlage der goldenen Horde .
Tochtamisch aber konnte fliehen .

Mit der Hilfe des moskauer Fürsten Wassilis konnte er
im Kaukasus angreifen ( Georgien ) .
Als Tamerlan mit seinem Heer erschien , konnten sie seine Truppen,
nahe dem Fluß Terek umzingeln und nur weil sich seine Leibgarde opferte
konnte er nochmals fliehen .

Tochtamisch floh nach Litauen , während Tamerlan seine Hauptstadt
Sarai dem Erdboden gleich machte .
Mit Litauischer Hilfe wollte wieder die Führung der goldenen Horde erlangen ,
verlor aber gegen einen Nebenbuhler , dem Emir Edigu , an der Worska ,
die nächste Schlacht .

Daraufhin war Tochtamisch nur mehr auf der Flucht .
In Sibirien fand er 1407. sein Ende .
Er wurde von Schadi Beg , einem Gefolgsmann Emir Edigus ermordet .

http://de.wikipedia.org/wiki/Toktamisch

Luki

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10.07.2012, 16:07
Beitrag: #11
RE: Geschichten aus islamischen Staaten
Auch das ist hier eine schöne Geschichte, weil so einleuchtend.

Frage: warum hat das Dromedar einen so unbeschreiblich hochnäsigen Gesichtsausdruck ?

Antwort: es gibt 100 Namen für Gott, für Allah, der Mensch kennt 99, das Dromedar kennt den hundertsten.
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10.07.2012, 21:54
Beitrag: #12
Camelaide .
(10.07.2012 16:07)krasnaja schrieb:  Auch das ist hier eine schöne Geschichte, weil so einleuchtend.

Frage: warum hat das Dromedar einen so unbeschreiblich hochnäsigen Gesichtsausdruck ?

Antwort: es gibt 100 Namen für Gott, für Allah, der Mensch kennt 99, das Dromedar kennt den hundertsten.

Servus Krasnaja .

Ob das Dromedar einen so hoch näsigen Eindruck erkennen läßt ,
ich weiß es nicht .
Bevor sie domestiziert wurden , war man im späteren Arabien zu Fuß oder mit Eseln unterwegs .

Etwas später lernten dann die Menschen in jener Gegend
die Vorteile des Lebens mit den Dromedaren kennen .

Vielleicht resultiert der etwas überhebliche Gesichtsausdruck daher ,
daß diese Tiere im Laufe der Jahrhunderte bemerkt hatten :
Ohne Ihnen ging später in der Wüste , für die Menschen ,
eigentlich nicht mehr sehr Viel ?

Aber trotzdem finde ich die Trampeltiere viel Sympathischer .

P.S. Ich habe auf Deine Beiträge in anderen Themen nicht vergessen .
Antwort folgt .
Nur momentan hatte ich etwas zu wenig Zeit .

Ich wollte zuerst die alten Beiträge überarbeiten und einstellen .

G,v,luki.

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