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Hohe Arbeitslosenrate:
05.03.2015, 14:26
Beitrag: #81
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(05.03.2015 01:50)WDPG schrieb:  War mir übrigens bei so Systemdiskussionen oft auffällt ist das ein Faktor immer ganz übersehen wird. Es gibt 3 Bereiche mit einer gewissen Macht: Das Volk, die Wirtschaft und die Politik. Finde der 4. Bereich wird oft zu wenig beachtet: Die Medien.

Trotz Internet und allem können z.B. manche Tageszeitungen noch gewaltig für oder gegen was Stimmung machen.

Die Rolle der Medien ist problematisch. Denn: Bei Tageszeitungen werden 2/3 des Umsatzes über Werbung und nur 1/3 über den Verkauf der Zeitung erzielt.
Und das bedeutet schlicht und einfach, daß die Medien von den Einnahmen der Werbung abhängig sind. Allzuviel Kritik können sie sich da nicht erlauben- wer wirbt schon in einer zeitung, die einen kritisiert?

Und Private medienkonzerne sind in der Hand derjenigen, die ohnehin schon die Wirtschaft und die Politik beherrschen. So dolle wie Berlusconi treibt es am Ende zwar keiner, aber finde mal heraus, wer hier die meiste medienmacht besitzt.
Von daher- auch wenn alle fürchterlich schimpfen- nur gebührenfinanzierte Medien versprechen eine gewisse Unahhängigkeit...

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05.03.2015, 14:29
Beitrag: #82
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(05.03.2015 01:44)WDPG schrieb:  Aber auch hier frage ich mich warum nicht mehr von Seiten der Politik kommt. Mich persönlich erschreckt die Verteilung von Vermögen schon manchmal und die Statistiken dazu stehen keineswegs nur auf irgendwelchen Erzlinken Seiten, die findet man sogar auf Wikipedia. Aber andererseits ist es, wie man in Österreich bei der aktuellen Debatte sieht, kaum möglich da auch nur ansatzweise was zu verändern.

Ein Vorschlag der keineswegs nur von Linken Politikern kommt wäre es die Arbeitnehmer besser an der jeweilgen Firma zu beteiligen. Heißt auch nicht, das hier eine Wunderlösung drinnen liegen muss, aber ich finde es traurig das nicht mal wirklich darüber nachgedacht wird.

Der Vorschlag ist sicherlich gut. Nur- wieviel Prozent des Betriebsvermögens sollen denn in Arbeiterhände gehen? Ändern wird sich erst etwas, wenn die Arbeitnehmer einen erheblichen Anteil des Betriebsvermögens besitzen. Nichts ist so machtlos wie ein Kleinaktionär...

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05.03.2015, 16:37
Beitrag: #83
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(04.03.2015 12:32)Bunbury schrieb:  Das habe ich zu Teil schon in anfänglichen Posts getan.
Das grundlegene Problem besteht darin, daß das heutige Wirtschaftswachstum keinen nennenswerten Wohlstandgewinn mehr bringt und somit nichts anderes tut, als Vermögenswerte umzuverteilen.

Erstens darf man nicht vergessen, dass das Wirtschaftswachstum im vergleich mit den wirtschaftlichen Boom-Jahren immer noch sehr schwach ist.

Zweitens gibt es ja einen Wohlstandsgewinn, er trifft halt nicht alle Arbeitnehmer.


(04.03.2015 12:32)Bunbury schrieb:  Wir haben schon für den Sektor Arbeit darüber gesprochen, daß hier eine Schere immer weiter auseinandergeht. Es gibt auf der einen Seite die hochspezialisierten, gut bezahlten Jobs und auf der anderen Seite immer mehr Jobs, für die keine wesentliche Qualifizierung mehr nötig ist, die den Arbeitnehmer nicht befriedigen können und auch noch schlecht bezahlt werden.

Eigentlich ist das Gegenteil der Fall:
Ungelernte Hilfskräfte sind immer weniger gefragt. Das Angebot am Arbeitsmarkt für ungelernte Hilfskrfte ist groß, die Nachfrage schwindet, weil die meisten Branchen, die diese benötigen, in Billiglohnländer abwandern.
Nicht ohne Grund ist die Arbeitslosigikeit unter Pflichtschulabsolventen am höchsten.


(04.03.2015 12:32)Bunbury schrieb:  Als Beispiel nehme ich ganz gerne mich mit meiner Buchhaltung. Klar habe ich die Grundlagen der Buchhaltung irgendwann mal gelernt. Ein Semester an der Uni, Grundkurs Betriebswirtschaftliches Rechnungswesen. Aber heute muss ich eigentlich nur noch unterscheiden können, ob das, was ich da verbuche, eine Einnahme oder eine Ausgabe ist. Und dafür muss man ehrlich gesagt nicht studiert haben. Den rest erledigt mein Computerprogramm, das mich auch mehr oder weniger dezent darauf hinweist, wenn ich einen steuerlich unzulässigen Betrag verbuche. Ich bin für dne Job gnadenlos überqualifiziert und demnentsprechend unzufrieden. Gehaltssteiegerungen sind dadurch nicht zu rechtfertigen und somit verdiene ich abzüglich der Inflation immer weniger real.
ich würde ja gerne sagen, daß ich ein Einzelfall bin, bin ich aber nicht...[...]

Die technische Entwicklung lässt bestimmte Berufe aussterben, das ist ja nichts Neues. Dafür kommen wieder andere dazu.



(04.03.2015 12:32)Bunbury schrieb:  Viel Umsatz wird heute mit der Art von Arbeit erzielt, die von einigen kritischen Wirtschaftswissenschaftlern als "unnötige" Arbeit bezeichnet wird. Unnötige Arbeit verteuert Produkte, ohne daß ein Wohlstandgewinn mit ihnen verbunden wird. Geplanter Verschleiß oder Werbung sind beispiele dafür.

Werbung ist in einer Volkswirtschaft schon eine relevante Größe und hat grundsätzlich ihre Berechtigung.
Geplanter Verschleiß ist Betrug; nur hat der Gesetzgeber kein Interesse, dagegen vorzugehen.

(04.03.2015 12:32)Bunbury schrieb:  Die Pharmaindustrie argumentiert beispielsweise immer, ihre Produkte müßten so teuer sein, weil sie so hohe Forschungs- und Entwicklungskosten haben. Ein Blick in die Bilanzen offenbart allerdings, daß die Ausgaben für Werbung um ein Vielfaches höher sind als die Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Kosten, die auf den verbraucher umgelegt werden- ohne ihm einen Nutzen zu stiften. Oder glaubst du allen ernstes daran, daß Werbung der Information des verbrauchers dienen soll.

Auch die freie Marktwirtschaft ist kein fehlerloses System. Aber das beste, ds es gibt. Deshalb muss (sollte) der Staat zwar grundsätzlich zurückhaltend ("Nachtwächter")sein, aber (nur) dort eingreifen, wo es Sinn macht. Das wäre dann neoliberal.
Dazu gehört die Verhinderung von Monopolen und illegalen Preisabsprachen.
Im Fall der Pharmaindustrie hat der Staat eine erhöhte Verantwortung, weil es imho eine moralische Verpflichtung gibt, Menschen unabhängig von ihrem Einkommen, medizinischen Fortschritt zur Verfügung zu stellen.


(04.03.2015 12:32)Bunbury schrieb:  Was das Deutsche Exportwachstum angeht, muss man wirklich kritisch sein. Es war die deutsche Fleischwirtschaft, die mit ihren schlechten Beschäftigungsverhältnissen den europäischen Fleischmarkt regelrecht kaputt gemacht hat. Lidl und Aldi, die unter sauschlechten bedingungen Wurstwaren (nicht nur für die Tierhaltung, sondern auch mit der schlechten bezahlung von Osteureopäischen Wanderarbeitern) produzieren lassen, verdrängen z.B. vor allem mit ihren Wurstwaren in Großbritannien die dortigen Supermarktketten.

Deutschlands Exportstärke gründet sich aber nicht auf seiner Fleischundustrie, sondern auf den Export hochkomplexer Produkte wie Autos oder Maschinen.

Eine Frage, die sich mir hier immer wieder stellt: Warum hat die politische Linke, die ja gerdade in D nicht die schwächste ist, bei der Vertretung der Arbeitnehmerinteressen, die ja eigentlich zu ihrem politischen Kernpunkten zählen müssten, so versagt?

MfG, Titus Feuerfuchs
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05.03.2015, 18:42
Beitrag: #84
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(05.03.2015 16:37)Titus Feuerfuchs schrieb:  Erstens darf man nicht vergessen, dass das Wirtschaftswachstum im vergleich mit den wirtschaftlichen Boom-Jahren immer noch sehr schwach ist.

Zweitens gibt es ja einen Wohlstandsgewinn, er trifft halt nicht alle Arbeitnehmer.

Mich würde interssieren, wo du den Wohlstandsgewinn siehst. Das Bildungsnieau wird schlechter, die Ifrastruktur ist bescheiden, die gesundheitliche Versorgung wird immer schlechter. Daß einzelne mehr Geld in der Tasche haben, ist kein Wohlstandsgewinn.

(05.03.2015 16:37)Titus Feuerfuchs schrieb:  Eigentlich ist das Gegenteil der Fall:
Ungelernte Hilfskräfte sind immer weniger gefragt. Das Angebot am Arbeitsmarkt für ungelernte Hilfskrfte ist groß, die Nachfrage schwindet, weil die meisten Branchen, die diese benötigen, in Billiglohnländer abwandern.
Nicht ohne Grund ist die Arbeitslosigikeit unter Pflichtschulabsolventen am höchsten.

Ich rede aber nicht von völlig Ungelernten. Die sind in der Tat nicht gefragt. Aber dass immer mehr unter dem Niveau ihres eigentlich gelernten Berufes arbeiten, ist heute immer häufiger der Fall.


(05.03.2015 16:37)Titus Feuerfuchs schrieb:  Werbung ist in einer Volkswirtschaft schon eine relevante Größe und hat grundsätzlich ihre Berechtigung.

Falsch. Volkswirtschaftlich gesehen ist Werbung absolut überflüssig. Lediglich auf betriebswirtschaftlicher Ebene ist sie sinnvoll.
Welcher Wohlstandgewinn für eine Volkswirtschaft liegt denn in der Werbung?

(05.03.2015 16:37)Titus Feuerfuchs schrieb:  Auch die freie Marktwirtschaft ist kein fehlerloses System. Aber das beste, ds es gibt.

Da stimme ich dir voll und ganz zu. Die Frage ist nur- kann man in einem System, das derartig von Vorstellungen einiger weniger Kapitaleigner (dem reichsten Prozent der Menschheit) beherrscht wird, tatsächlich von "freier marktwirtschaft" reden?
Ich behaupte- nein, kann man nicht.


(04.03.2015 12:32)Bunbury schrieb:  Eine Frage, die sich mir hier immer wieder stellt: Warum hat die politische Linke, die ja gerdade in D nicht die schwächste ist, bei der Vertretung der Arbeitnehmerinteressen, die ja eigentlich zu ihrem politischen Kernpunkten zählen müssten, so versagt?

Woher soll ich das wissen? Auch wenn du das immer gerne anders siehst, bin ich keine Linke...Wink

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05.03.2015, 22:15
Beitrag: #85
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(05.03.2015 14:29)Bunbury schrieb:  Der Vorschlag ist sicherlich gut. Nur- wieviel Prozent des Betriebsvermögens sollen denn in Arbeiterhände gehen? Ändern wird sich erst etwas, wenn die Arbeitnehmer einen erheblichen Anteil des Betriebsvermögens besitzen. Nichts ist so machtlos wie ein Kleinaktionär...

Bei diesem Punkt hätte ich jetzt weniger die Macht in der Firma gemeint, sondern mehr die Möglichkeit auch am Firmengewinn den ja momentan nur die an der Firma beteiligten und nicht die für diese Arbeiten bekommen, mitzunaschen. Da würden 10-15% für alle wohl schon einiges bringen. Wie gesagt die Frage ist wie kann man dann verhindern das die Mitarbeiter im Verlustfall doppelt draufzahlen.

Habe deshalb geschrieben das keineswegs nur Linke dieser Meinung sind, da im Wahlkampf auch von Frank Stronach (von dem ich übrigens nicht wirklich ein Fan bin) hier Ideen kamen. Werde mal schauen wie diese konkret ausgesehen hat und diese dann in die Diskussion werfen.
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05.03.2015, 22:46
Beitrag: #86
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(05.03.2015 18:42)Bunbury schrieb:  Mich würde interssieren, wo du den Wohlstandsgewinn siehst. Das Bildungsnieau wird schlechter, die Ifrastruktur ist bescheiden, die gesundheitliche Versorgung wird immer schlechter. Daß einzelne mehr Geld in der Tasche haben, ist kein Wohlstandsgewinn.

Die Frage "wo ist der Wohlstandsgewinn" habe ich mir auch gestellt. Widerspreche dir also nicht wirklich, aber was das mit der Infrastruktur betrifft denke ich sollten wir nicht zu viel jammern. Sieht man sich Straßen in Österreich oder Deutschland an muss man sagen man muss erst mals Vergleiche finden die so hochwertig sind (schon in Italien siehts nicht mehr so gut aus, ganz zu schweigen von Ländern in Afrika z.B.). Da dürfen wir nicht jammern. Ähnlich ists wohl auch bei der Bahn, so viel man sich oft ärgern muss, vieles wie z.B. die ICEs kann sich echt sehen lassen. Bei vielen anderen Bereichen sieht es wohl ähnlich aus.
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06.03.2015, 19:33
Beitrag: #87
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(05.03.2015 22:15)WDPG schrieb:  Bei diesem Punkt hätte ich jetzt weniger die Macht in der Firma gemeint, sondern mehr die Möglichkeit auch am Firmengewinn den ja momentan nur die an der Firma beteiligten und nicht die für diese Arbeiten bekommen, mitzunaschen. Da würden 10-15% für alle wohl schon einiges bringen. Wie gesagt die Frage ist wie kann man dann verhindern das die Mitarbeiter im Verlustfall doppelt draufzahlen.

ich bin relativ pessimistisch, daß Großaktionäre ein Interesse daran haben, daß Kleinaktionäre mitnaschen und denke einfach, daß, solange die macht ungleich verteilt ist, auch immer Mittel und Wege gefunden werden, die Gewinne nicht gleichmäßig zu verteilen.
Und was den Verlust anbetrifft, fürchte ich, daß ich auf dem Standpunkt stehe, wer am Gewinn beteiligt ist, sollte auch am Verlust beteiligt sein. Wenn der verlust aber auf das Versagen eines einzelnen oder einer kleinen Gruppe zurückzuführen ist, dann sollte derjenige dafür haftbar gemacht werden können...

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08.03.2015, 13:38
Beitrag: #88
Der Vorschlag des Team Stronach:
(05.03.2015 22:15)WDPG schrieb:  Habe deshalb geschrieben das keineswegs nur Linke dieser Meinung sind, da im Wahlkampf auch von Frank Stronach (von dem ich übrigens nicht wirklich ein Fan bin) hier Ideen kamen. Werde mal schauen wie diese konkret ausgesehen hat und diese dann in die Diskussion werfen.

So nun habe ich die Idee vom Team Stronach in diese Richtung gefunden. Die 10% Unternehmenssteuer (die kommen soll und die derzeitige wesentlich höhere KöST ablösen soll) soll entweder an den Staat abgeliefert werden oder alternativ als Gewinnbeteiligung an die Arbeitnehmer ausgeschüttet werden. Man geht davon aus das sich viele Unternehmen als Anreiz auf zweiteres Einlassen würden.
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08.03.2015, 14:08
Beitrag: #89
RE: Der Vorschlag des Team Stronach:
(08.03.2015 13:38)WDPG schrieb:  
(05.03.2015 22:15)WDPG schrieb:  Habe deshalb geschrieben das keineswegs nur Linke dieser Meinung sind, da im Wahlkampf auch von Frank Stronach (von dem ich übrigens nicht wirklich ein Fan bin) hier Ideen kamen. Werde mal schauen wie diese konkret ausgesehen hat und diese dann in die Diskussion werfen.

So nun habe ich die Idee vom Team Stronach in diese Richtung gefunden. Die 10% Unternehmenssteuer (die kommen soll und die derzeitige wesentlich höhere KöST ablösen soll) soll entweder an den Staat abgeliefert werden oder alternativ als Gewinnbeteiligung an die Arbeitnehmer ausgeschüttet werden. Man geht davon aus das sich viele Unternehmen als Anreiz auf zweiteres Einlassen würden.

Variante 1 ist die, die auch von den Postwachstumsökonomen gefordert wird- allerdings erst ab einer gewissen Betriebsgröße und mit einem höheren Prozentsatz.
Damit würde natürlich automatisch den "Heuschrecken" das Wasser abgegraben, die funktioniereden betriebe aufkaufen, ausbluten lassen und damit zerstören...

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08.03.2015, 16:36
Beitrag: #90
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(05.03.2015 18:42)Bunbury schrieb:  Falsch. Volkswirtschaftlich gesehen ist Werbung absolut überflüssig. Lediglich auf betriebswirtschaftlicher Ebene ist sie sinnvoll.
Welcher Wohlstandgewinn für eine Volkswirtschaft liegt denn in der Werbung?
Es gibt Bereiche der Wirtschaft mit Werbeverbot, Freiberufler zum Beispiel. Ich kann nicht erkennen, dass die Dienstleistungen von Ärzten oder Anwälten transparenter oder kundenfreundlicher geschweige denn günstiger wären als die von Wirtschaftsbereichen mit Werbung.
Werbung schafft und lenkt Nachfrage, die kann, muss aber nicht sinnlos sein. Außerdem sorgt sie für mehr Transparenz in den Märkten.

Wenn Arbeitnehmer am Gewinn-/Verlust beteiligt wären, dann wären die gegensätzlichen Interessen von Arbeitgebern und -nehmern nicht mehr existent, weshalb sich gerade Gewerkschaften dagegen aussprechen. Wie so etwas bei Staatsangestellten gehandhabt werden soll, weiß ich auch nicht. Aber effizienter Umgang mit Steuergeldern sollte auf jeden Fall besser vergütet werden als Verschwendung.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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08.03.2015, 22:13
Beitrag: #91
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(08.03.2015 16:36)Triton schrieb:  Es gibt Bereiche der Wirtschaft mit Werbeverbot, Freiberufler zum Beispiel. Ich kann nicht erkennen, dass die Dienstleistungen von Ärzten oder Anwälten transparenter oder kundenfreundlicher geschweige denn günstiger wären als die von Wirtschaftsbereichen mit Werbung.

Das Vergütungssystem von Ärzten oder die Gebührenverordnung von Anwälten trägt sicherlich nicht zur Transparenz bei. Ärzte dürfen im übrigen nur dann nicht werben, wenn sie eine Kassenzulassung haben. Der private HNO wirbt schon seit Jahren im Supermarkt...


(08.03.2015 16:36)Triton schrieb:  Werbung schafft und lenkt Nachfrage, die kann, muss aber nicht sinnlos sein. Außerdem sorgt sie für mehr Transparenz in den Märkten. .

Transparenz bedeutet, daß der Käufer den vollen Überblick darüber hat, welches Produkt und welche leistung er zu welchem Preis auf dem Mark erwerben kann.
Welchen Beitrag die Werbung dazu leisten soll, ist mir aber völlig schleierhaft. Weder liefert sie sonderlich sachliche Informationen (Welcher Zusammenhang besteht zwischen drei Barfüßigen Frauen, die der Herrengesellschaft entfliehen und einer Flasche Sekt? Welche Informationen über das Produkt soll ich diesen drei Frauen entnehmen? ) noch informiert sie vollständig.
Im Gegenteil leistet Werbung in der breiten Streuung völlig irrelevanter Bilder einen beitrag zur Desinformation und schafft damit vor allem eines- Instransparenz.


(08.03.2015 16:36)Triton schrieb:  Wenn Arbeitnehmer am Gewinn-/Verlust beteiligt wären, dann wären die gegensätzlichen Interessen von Arbeitgebern und -nehmern nicht mehr existent, weshalb sich gerade Gewerkschaften dagegen aussprechen.

Ich weiß nicht, ob du das nicht zu rosig siehst. Wenn ein Arbetinehmer auch gleichzeitig Aktionär ist, dann muss er im zweifelsfall entscheiden, ob sein Job abgebaut wird. Als Arbeitnehmer sagt er nein, als Aktionär ja. Die Frage ist dann nur, was seinen Lebensunterhalt eher finanziert. Und solange das Arbeitsentgeld den weitaus größeren Anteil daran darstellt, bleibt der Interessenskonflikt bestehen.

(08.03.2015 16:36)Triton schrieb:  Wie so etwas bei Staatsangestellten gehandhabt werden soll, weiß ich auch nicht. Aber effizienter Umgang mit Steuergeldern sollte auf jeden Fall besser vergütet werden als Verschwendung.

Das ist unbestreitbar. Aber nur schwer durchsetzbar...

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10.03.2015, 12:01
Beitrag: #92
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Gestern abend lief in der ARD eine sehr interessante Dokumentation zur Arbeit der Troika in Griechenland, Portugal, Spanien und Irland, die einen sehr anderen Blick auf die Hohe Arbeitslosigkeit in Europa wirft.

Der Grundtenor der Dokumentation ist die schlichte Tatsache, daß die von der Troika auferlegten Sparzwänge die Länder die Krisenländer nicht nur ruiniert haben, sondern ihnen dadurch auch praktisch die Chance nimmt, irgendwann mal wieder auf die Beine zu kommen.

Deutschland ist Vorreiter der Sparmaßnahmen. Es verweist ganz gerne darauf, daß auch Deutschland 1999 ein rigoroses Sparpaket durchgezogen habe und deswegen heute gut da stehe.
Dieses "Gut-Dastehen" hat Deutschland allerdings seinen enormen Exportüberschüssen zu verdanken. Es läßt sich leicht ausrechnen, daß Sparpolitik nur dann zum Erfolg führen kann, wenn nur einer spart. Wenn alle sparen ist eine Schrumpfung unausweichlich.

Ein gutes und aktuelles Beispiel für misssratene Sparpolitik ist die Schiersteiner Brücke in Wiesbaden. Man wollte sparen und hat die notwendigen Sanierungsmaßnahmen aufgeschoben. Rund um Wiebaden und Mainz brechen den Unternehmen jetzt die Geschäfte weg, weil sie nicht mehr erreichbar sind, durch das Ziel der schwarzen Null entstehen den klein- und mittelständischen Unternehmen jetzt Millionenverluste...

Die Sparmaßnahmen haben z.B. in Portugall dazu geführt, daß viele gut ausgebildete junge leute keinen Job mehr finden und das Land verlassen- Portugall hat jahrelang in die Bildung investiert, jetzt blutet das Land aus. Wenn aber die gut ausgebildeten, jungen Menschen gehen (wenn sie einen Job bekommen, ist der so schlecht bezahlt, daß man davon gerade so alleine durchkommt, aber auf keinen Fall eine Familie damit gründen kann), dann fehlt dem Land die Basis, um irgendwann wieder auf die Beine zu kommen.

Auch in Griechenland wurde der Mindestlohn auf Geheiß der Troika soweit herabgesetzt, daß der zum Überleben nicht reicht. Die Troika bedient sich nebenbei der Methoden der Erpressung, um ihre Ziele zu erreichen- "Ihr tut das, oder ihr bekommt kein Geld". Da die troika wiederum niemandem Rechenschaft schuldig ist, kann man wohl auch zurecht annehmen, daß das mit "Demokratie" nichts mehr zu tun hat.
So hat die troika bsp. festgelegt, daß die medizinische versorgung nur noch 6% des Inlandproduktes kosten darf- mit dem Ergebnis, daß jeder dritte keine Zugang mehr zu ärztlicher Versorgung hat, und nach Vermutungen von humanitären Organisationen sterben jeden Monat hunderte Menschen daran, daß sie medizinisch nicht versorgt werden.
Ein Skandal im reichen Europa...

Sogar Unternehmerverbände der betroffenen Länder Spanien, Portugal und griechenländer machen die viel zu niedirgen Mindestlöhne in den jeweiligen Ländern für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich.

Und das Troika- Musterland Irland, das alle Sparmaßnahmen erfüllt? Nun, sagen wir mal so. Starbucks hat da seinen Sitz. Und zahlt da keine Steuern.

Die zweite Seite der Medaille. Eliten werden geschont. 2010 übermittelte Christine Lagarde der griechischen Regierung eine Liste mit über 2000 reichen Griechen, die ihr Geld ins Ausland gescahfft haben. Man sollte annehmen, daß die troika Interesse daran gehabt hätte, neben Sparmaßnahmen die Steuern zu erhöhen.
Hatte sie aber nicht. Die Liste wurde unterdrückt. Bis zum Jahr 2015 wurden von über 2000 Menschen gerade mal 6 überprüft.
Und Staatsbesitz unter Wert verramscht...

fazit: Die Sparmaßnahmen treffen die Kleinen und mittleren Einkommen. Die haben kaum genug zum leben, können keine Familien mehr ernähren. Wenn auf der einen Seite nichts gekauft wird, wird auf der anderen Seite nichts verkauft. Und wenn nichts everkauft wird, schließen Läden und Fabriken. Und Menschen werden Arbeitslos.
Eine Spirale nach unten. Wie jeder gleich erkennen kann, der mal darüber nachdenkt.

Deutschland hat gespart und sich erholt, das ist richtig. Weil die anderen es damals nicht taten. Und heute ist eine der wichtigsten Verkehrsadern zwischen zwei Bundesländern gesperrt.
Zeit darüber nachzudenken, ob Sparen wirklich Wohlstand und Arbeit schafft....

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10.03.2015, 12:38
Beitrag: #93
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Achso,
wen es wirklich interessiert: Hier ist ein Artikel über das Thema "sinnlose Arbeit"...

sinnlose Arbeit

Das bedingslose Grundeinkommen ist im übrigen eine der Konsequenzen die aus den Erkenntnissen der sinnlosen Arbeit gezogen werden...

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10.03.2015, 13:53
Beitrag: #94
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(10.03.2015 12:01)Bunbury schrieb:  Gestern abend lief in der ARD eine sehr interessante Dokumentation zur Arbeit der Troika in Griechenland, Portugal, Spanien und Irland, die einen sehr anderen Blick auf die Hohe Arbeitslosigkeit in Europa wirft.

Der Grundtenor der Dokumentation ist die schlichte Tatsache, daß die von der Troika auferlegten Sparzwänge die Länder die Krisenländer nicht nur ruiniert haben, sondern ihnen dadurch auch praktisch die Chance nimmt, irgendwann mal wieder auf die Beine zu kommen.

.........

Sehr interessante Zusammenfassung. Bestätigt mein Gefühl das in Griechenland und co. kaum Maßnahmen dafür gesetzt werden den Wiederaufbau der Wirtschaft zu fördern. Habe den Eindruck das ganze funktioniert so: Wenn ihr liebe Schuldenstaaten eure Beamten entlässt, alles was ihr habt verkauft (privatisiert) und Sozialsysteme Einschränkt bekommt ihr Geld sonst nicht. Sehe in diesen 3 Dingen auch fast nichts was die jeweiligen Länder weiterbringt, die Wirtschaft wieder zum brummen bringt, Arbeitsplätze schafft usw. Eher das Gegenteil. So wird die Lage in den betroffenen Ländern für die Menschen schlechter und die Länder selbst bleiben in ihrer so auch schon kaum Lösbaren Schuldenfalle stecken.

Die demoktratisch gewählte Regierung in dieser Ländern, so mein Eindruck vor allem in Griechenland hat nur sehr wenig Handlungsspielraum. Stimmt mit Demokratie hat das wenig zu tun.

Bin nach wie vor der Meinung das die Menschen, die das jetzt zahlen müssen nur bedingt an der jetzigen Lage schuld sind. Die Regierung ist es die einen Wirtschaftskurs vorgibt, Finanzen überwacht usw. Andererseits denke ich schon (und das soll jetzt kein Vorwurf sein) das man Griechenland, nicht mir Irland oder Deutschland vergleichen kann.

Bezüglich der Abwanderung von Fachkräften habe ich auch schon einiges gehört, scheinbar ist es sogar so das nicht wenige gebildete junge Leute von Portugal in die ehemalige Kolonie Angola gehen, weil dort die Karrierechancen für sie größer sind (kam mal in einer Reportage).
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10.03.2015, 14:01
Beitrag: #95
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(10.03.2015 12:38)Bunbury schrieb:  Achso,
wen es wirklich interessiert: Hier ist ein Artikel über das Thema "sinnlose Arbeit"...

sinnlose Arbeit

Das bedingslose Grundeinkommen ist im übrigen eine der Konsequenzen die aus den Erkenntnissen der sinnlosen Arbeit gezogen werden...
Da bei mir der Link nicht funzte, du meintest https://www.sein.de/sinnlose-jobs-wie-ar...ank-macht/ ?
Sehr interessant, bin noch lange nicht durch, deshalb später mehr, auch zu Griechenland und den letzten Beiträgen.
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10.03.2015, 14:07
Beitrag: #96
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(10.03.2015 14:01)Renegat schrieb:  Da bei mir der Link nicht funzte, du meintest https://www.sein.de/sinnlose-jobs-wie-ar...ank-macht/ ?
Sehr interessant, bin noch lange nicht durch, deshalb später mehr, auch zu Griechenland und den letzten Beiträgen.

Geht mir genauso, funktioniert bei mir auch nicht.
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10.03.2015, 15:58
Beitrag: #97
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Sorry dafür, daß es nicht funktioniert hat. Im Link war etwas zuviel, jetzt geht es wieder.
Aber Renegat hat recht. Genau den Artikel meinte ich.

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10.03.2015, 16:03
Beitrag: #98
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(10.03.2015 13:53)WDPG schrieb:  Bin nach wie vor der Meinung das die Menschen, die das jetzt zahlen müssen nur bedingt an der jetzigen Lage schuld sind. Die Regierung ist es die einen Wirtschaftskurs vorgibt, Finanzen überwacht usw. Andererseits denke ich schon (und das soll jetzt kein Vorwurf sein) das man Griechenland, nicht mir Irland oder Deutschland vergleichen kann.

Kann man auch nicht- genau deswegen funktioniert das ja alles nicht. Griechenland ist nicht Deutschland- deswegen hat es wenig Sinn, darauf zu beharren, daß es Griechenland nur wie Deutschland machen muss und alle Probleme sind gelöst... wie eben damals hier

Was aber der Herr Schäuble immer behauptet...

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