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Grafschaft Mark
29.06.2015, 15:41
Beitrag: #1
Grafschaft Mark
Vor langer Zeit an einem fernen Ort bereits geposteter Text:

Das Gebiet der Grafen von Mark gehörte bis 1160 zur Grafschaft Berg; deren Grafen vom Stammsitz Burg an der Wupper aus die zahlreichen Güter verwalteten. Im Jahr 1160 nun teilten sich die Grafen von Berg in eine rheinische und eine westfälische Linie der Grafen von Altena. Der Graf von Altena, Eberhard I., teilte wiederum selbst das Land unter seinen Söhnen auf. Arnold gründete die Linie Berg–Altena–Isenberg, Friedrich die Linie Berg–Altena–Mark, nach der Burg Mark, die er 1180 erworben hatte.
Sein Sohn Adolf nannte sich bereits „von der Mark“. Er gründete beispielsweise die Stadt Hamm. Nach einigen Wirren in der Isenberger Linie konnte er die Grafschaft Altena wieder vereinen. Nun folgen komplizierte Zeiten, die ich hier nicht ausführlicher (und damit komplizierter) beschreiben möchte, festzuhalten ist nur, dass am Ende die Grafschaft Mark stand.

[Bild: 3v9u131pnib.jpg]

1288, in der Schlacht von Worringen, siegten die Herrscher von Brabant und der Graf von Berg über den Herzog von Westfalen und Erzbischof von Köln. Der Graf von der Mark, Eberhard I., hatte auf der Seite der Sieger gestanden und gekämpft und konnte nach dem Sieg über den Herzog von Westfalen, seinen Lehnsherren, sein Gebiet beträchtlich erweitern. Im Laufe der Jahrhunderte verzeichnete die Grafschaft Mark weitere Gebietszuwächse und Gebietsverluste. 1391 wurden die Grafschaften Kleve und Mark in Personalunion unter Adolf III. vereinigt, das heißt, der Regent und seine Nachfolger waren sowohl Grafen von Kleve als auch Grafen von Mark.

[Bild: Allgemeiner_historischer_Handatlas_-_Her...undert.png]
(gemeinfrei, Wikimedia Commons)

1510 heiratete der Thronerbe von Kleve-Mark die Tochter des letzten Herzogs von Jülich–Berg–Ravensberg, sodass die beiden Herzogtümer zum Herzogtum Jülich–Kleve–Berg (eigentlich wohl eher Jülich–Kleve–Mark–Berg–Ravensberg, doch das wäre vermutlich zu lang gewesen) verschmolzen.
Die Reformation setzte sich im Herzogtum Jülich – Kleve – Mark zwischen 1525 und 1550 durch. 1609 starb das Herrschergeschlecht von Jülich–Kleve–Berg aus, und die Mark fiel an das Herzogtum Brandenburg, das spätere Preußen. 1807 nun wurde die Mark an das napoleonische Frankreich abgetreten, 1808 dem Großherzogtum Berg – aus dessen Vorgänger die Grafschaft Mark ja eigentlich entstand – zugeteilt. 1815 kam die Mark zurück an Preußen und wurde Teil der Provinz Westfalen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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29.06.2015, 20:45
Beitrag: #2
RE: Grafschaft Mark
Du lieferst uns, wie so oft, schöne Beiträge, aber keinen Diskusssionsansatz. Unter der "Mark" verstehe ich übrigens was anderes, nämlich das bis heute dünnbesiedelte Berliner Umland. Immerhin kamen Fritzens oder Wilhelms beste Rekruten von dort oder aus Pommern.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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30.06.2015, 01:08
Beitrag: #3
RE: Grafschaft Mark
Sehr interessanter Beitrag. Ich weiß jetzt aber nicht genau, ob es richtig ist, von "die Mark" zu sprechen, wenn die Grafschaft Mark gemeint ist. Unter "die Mark" wird eigentlich die Mark Brandenburg, wie Arkona schreibt, verstanden. Trotzdem vielen Dank für den interessanten Artikel, über den sich durchaus diskutieren lässt.

Es ist z.B. erstaunlich, dass die Geschichte der rheinisch-westfälischen Herzogtümer und Grafschaften heute wenig präsent ist oder oft von den Ereignissen der Industrialisierung im 19. und 20. Jh. überlagert wird. Ich habe zumindest den Eindruck und bei einigen Bekannten aus NRW fängt die Regionalgeschichte auch erst mit Krupp, Thyssen oder Stinnes an.

Die Herren von Berg stellten auch einige Erzbischöfe von Köln. Meines Wissens waren sie es auch, die das Herzogtum Westfalen nach dem Sturz Heinrichs des Löwen aus der "Konkursmasse" des Herzogtum Sachsen herauslösten und dauerhaft dem Erzbistum Köln angliederten.

Interessant ist auch wie Brandenburg-Preußen sich in diesem Gebiet "festsetzte". Aber der Jülische Erbfolgestreit endete doch mit einem Kompromiss zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg?

Bestand das Großherzogtum Berg nur kurzzeitig von 1806 bis 1808 mit Joachim Mrat als Gro ßherzog

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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30.06.2015, 17:06
Beitrag: #4
RE: Grafschaft Mark
Ihr habt recht, Diskussionsbedarf gibt es hier nur wenig... mir kam dieser Text nur vor ein paar Tagen nochmal in die Finger - und posten schadet nichts...

Der Namensbestandteil "-mark" ist ja recht häufig - und regional wird auch die von mir beschriebene Region als "die Mark" bezeichnet. Ich würde bei dem Namen aber auch erst an die Mark Brandenburg und die dortigen Wanderungen denken, das stimmt schon.

Ich habe keine Bekannten in NRW, aber vielleicht liegt das fehlende öffentliche Bewusstsein für die mittelalterliche (und frühneuzeitliche) Geschichte daran, dass es keine einzelne Dynastie gab, die die Geschicke des Landes außergewöhnlich geprägt hat. In meiner Gegend, der (Kur-)Pfalz, sowie in Bayern sind es die Wittelsbacher, in Österreich die Habsburger und in Sachsen die Wettiner, die das Geschichtsbild und teils auch das Regionalbewusstsein prägen. Familien und Personen sind nun mal Sympathie- oder Antipathieträger (und damit Identifikationsfiguren).
Außerdem spielt vermutlich eine Rolle, dass in Nordrhein-Westfalen die Industrialisierung sehr früh und sehr heftig kam. Viele alte Strukturen und Erinnerungen, die sich andernorts sehr gut erhalten konnten, sind so möglicherweise verloren gegangen.

Während in der Vorderpfalz noch bayerische Könige ihre Urlaube verbrachten und hier und da ein Bauern- oder Handwerkerdorf nach sich benennen ließen, war das Ruhrgebiet halt schon nicht mehr wiederzuerkennen. Ähnliches gilt für Ludwigshafen, das wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet und erlebte einen rasanten Aufstieg. Auch wenn hier ein Dreivierteljahrhundert die Wittelsbacher regierten, ist die BASF im Geschichtsbild und Lokalbewusstsein dort nun mal präsenter. (Und ja, ich weiß, dass NRW nicht nur aus dem Ruhrgebiet besteht Wink )

Das Großherzogtum Berg bestand im übrigen bis 1813.

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30.06.2015, 20:09
Beitrag: #5
RE: Grafschaft Mark
(30.06.2015 17:06)Maxdorfer schrieb:  ./.
Auch wenn hier ein Dreivierteljahrhundert die Wittelsbacher regierten, ist die BASF im Geschichtsbild und Lokalbewusstsein dort nun mal präsenter.
./.

BASF heißt im Langnamen übrigens
Badische Anilin und Sodafabrik
weder bayerische noch pfälzerische
lediglich der historischen Wahrheit wegen Angel

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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30.06.2015, 20:17
Beitrag: #6
RE: Grafschaft Mark
(30.06.2015 17:06)Maxdorfer schrieb:  ./.

Das Großherzogtum Berg bestand im übrigen bis 1813.

Das ist richtig.
Wobei es nach dem verlorenen Russlandfeldzug im Herbst/Winter 1812/13 zu den schwersten Aufständen außerhalb Frankreichs in der gesamten napoleonischen Zeit kam.
Mit den "üblichen" Repessionsmaßnahmen.
Massenverhaftungen, viele Erschießungen usw. usf.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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30.06.2015, 20:21
Beitrag: #7
RE: Grafschaft Mark
Die "Altmark" ist bis heute eine dünn besiedelte Ecke an der Elbe nördlich von Magdeburg, war früher die Slawengrenze.

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30.06.2015, 21:51
Beitrag: #8
RE: Grafschaft Mark
Von der Ostmark (ich meine nicht die Alu-Chips) ganz zu schweigen.

Die BASF wollte ihre Fabrik in Mannheim bauen (auch mehr -Kur-Pfalz als Baden), durfte aber nicht. Kein Platz, den Gestank wollte man auch nicht haben. Aus Rache bauten die BASFler ihre Schlote dann auf der anderen Rheinseite auf, was man lange noch an windigen Tagen roch, vielleicht ist das heute Geschichte. So erzählten es mir die Einheimischen.

Sowieso egal, soviel ich weiß ist die BASF immer noch der größte zusammenhängende Instriekomplex der Welt, dafür wäre auf der anderen Seite eh kein Platz gewesen.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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01.07.2015, 11:37
Beitrag: #9
RE: Grafschaft Mark
(30.06.2015 21:51)Triton schrieb:  Von der Ostmark (ich meine nicht die Alu-Chips) ganz zu schweigen.

Die BASF wollte ihre Fabrik in Mannheim bauen (auch mehr -Kur-Pfalz als Baden), durfte aber nicht. Kein Platz, den Gestank wollte man auch nicht haben. Aus Rache bauten die BASFler ihre Schlote dann auf der anderen Rheinseite auf, was man lange noch an windigen Tagen roch, vielleicht ist das heute Geschichte. So erzählten es mir die Einheimischen.

Sowieso egal, soviel ich weiß ist die BASF immer noch der größte zusammenhängende Instriekomplex der Welt, dafür wäre auf der anderen Seite eh kein Platz gewesen.

Denke schon das, dass heute Geschichte ist. War schon in Mannheim, aber auf den Geruch dort habe ich nicht geachtet. Kenne das von einem anderen Beispiel. Linz hatte auch früher den Ruf "in Linz, da stinkts". Doch mittlerweile merkt man (finde ich) von der Industrie in der Stadt kaum noch etwas. Die Betriebe die von der Chemie Linz abstammen (Borealis) und die Voest haben gerüche und Abgase ganz gut unter Kontrolle gebracht. Die Tabakwerke (roch man z.B. stark wenn man im nahe liegenden Freibad schwimmen war) existieren nicht mehr usw.

Es ist immer so eine Sache mit Städten und Industrie. Ich kenne die Tendenz das man die "Industriestadt" gerne etwas versteckt. Man muss aber auch sagen gerade das man Standort von Industrie ist, macht manches in anderen Bereichen auch möglich. Man muss ja auch an Geld und Arbeitsplätze denken.

Was Steuern betrifft war das ganze für Mannheim sicher bitter.
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05.07.2015, 14:57
Beitrag: #10
RE: Grafschaft Mark
(30.06.2015 01:08)Sansavoir schrieb:  Aber der Jülische Erbfolgestreit endete doch mit einem Kompromiss zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg?

Richtig, 1609 erreichte Pfalzgraf ("Herzog") Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg, dass ihm - da er mit der Erbtochter Anna von Jülich-Kleve-Berg verheiratet war - Jülich, Berg und Ravenstein zugesprochen wurden. Allerdings konnte erst sein Sohn Wolfgang Wilhelm, nachdem er sich durch seinen Übertritt zum Katholizimsus erstens die Tochter des bayerischen Herzogs Maximilian und zweitens die Unterstützung der katholischen Liga gesichert hatte, 1614 der Herrschaftsantritt in den ererbten Ländern.
Seitdem hatten die Pfalz-Neuburg eine Dependance am Rhein (mal abgesehen von den Ländern der Kurpfalz, die auch zu Pfalz-Neuburg gehörten). Nach dem Tod des brandenburger Kurfürsten Johann Sigismund erneuerten aber dessen Nachfolger ihre Ansprüche und setzten Pfalz-Neuburg unter Druck, auch militärisch. Durch einen Kompromiss von 1651 trat Pfalz-Neuburg Ravenstein an Brandenburg ab und behielt "nur" Jülich und Berg, Klave und Ravenstein kamen an Brandenburg, bis nach der napoleonischen Zeit die ganez Gegend preußisch wurde.

VG
Christian
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