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Architektur als Spiegel der Gesellschaft
21.07.2012, 10:11
Beitrag: #1
Architektur als Spiegel der Gesellschaft
Aus einem anderen Thema ausgelagert, könnte ein intesessantes Thema sein, finde ich und man kann sogar viele Bilder dazu posten.
(21.07.2012 06:20)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(20.07.2012 23:57)Renegat schrieb:  Also, über die Architektur machen wir jetzt bitte keinen Systemvergleich.

Was du und andere machen, bleibt euch überlassen. Ich ziehe Vergleiche, wie ich es für richtig halte, dazu gehört auch obiger. Wink

Ich bin der Ansicht, Kultur, und dazu gehört Architektur, spiegelt sehr deutlich Zeitgeist, Denken, Werte u.a. einer Gesellschaft bzw. eines politischen Systems wider.


(20.07.2012 23:57)Renegat schrieb:  Was architektonische Entgleisungen in Beton betrifft, herrscht weltweite, systemübergreifende Einigkeit.

Eine m.E. recht simple und unrichtige Relativierung, wenn man sich die architektonische Vielfalt verdeutlicht.
Betonklotz ist nicht gleich Betonklotz.
Das inflationäre Auftreten minderwertiger und häßlicher Plattenbauten einerseits, und epochalen, martialischen Prunk durch übergroße häßliche Herrschaftsgebäude, die ein Schlag ins Gesicht der darbenden Bev. waren, andererseits, sind ein Spezifikum der bigotten kommunistischen Eliten.
Dazu kommt, dass dieses System keinen Respekt vor historisch wertvoller Bausubstanz hatte.

Ein Paradebeispiel dafür ist der Bukarester "Parlamentspalast".[Bild: Palace_of_the_Parliament.jpg]

http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentspalast
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21.07.2012, 11:10
Beitrag: #2
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
Ich habe gerade neulich gelesen, dass ein Experte meint, dass Chinas Wirtschaft dem Untergang entgegengeht. Mit der Begründung, dass momentan so viele neue riesige Hochhäuser gebaut werden, bei denen eines das andere übertreffen muss. Das hat er als Anzeichen für Stagnation und kommenden Abstieg der Wirtschaftslage gesehen.

Und ansonsten fällt mir da spontan die Architektur des Absolutismus ein, bei der die prunkvollen Schlösser den Glanz des allmächtigen Herrschers symbolisieren sollten. Auch dass das Ludwig XIV. Lieblingsschloss (Versailles) außerhalb von Paris gebaut wurde spricht Bände.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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21.07.2012, 11:14
Beitrag: #3
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
aber klar doch.
Architektur war immer ein Zeichen politischer und religiöser Machtpräsentation und damit auch Einschüchterung und damit gesellschaftlich, seit der Antike, z.B. Abu Simbel

Die Kirchenbauten durch alle Stile, die himmelhochjauchzende Gotik
Der nationale Protz der Profanbauten der Gründerzeit in allen Ländern Europas, vornehmlich in deren Hautptstädten.
Germania, die Stalinallee,
Selbst vor Bürohäusern macht es nicht halt. Hier in Hamburg werden seit 10 Jahren Bürohäuser mit einem typischen Schiffs-Steven gebaut (vorne spitz zulaufend)

Aber auch die Wohnarchitektur, von dem doch heute als individuell angesehenen Gründerzeitbaustil bis hin zu den namenlosen Hochhaussiedlungen, in denen der Einzelne genauso namenlos erscheint und ist.

Für wichtig halte ich da die soziologischen Erkenntnis, dass die Identifikation mit dem Wohnen also nicht der Voll-Privatbereich der eigenen Wohnung, sondern die Größe des Halb-Privat-Bereich vor der eigenen Wohnungstür mit der Anzahl der Größe des Hauses = der Anzahl der Mieter sinkt.
Üblich sind 1 m um die Wohnungstür. Bei großen Wohnanlagen ist es gerade die Außenseite der Tür.
Darum werden heute Flure und Treppen zur Identifiktion der Mieter mit dem Haus heute anders, aufgelockerter, auch farblich anders gestaltet als früher.
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21.07.2012, 15:06
Beitrag: #4
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
(21.07.2012 11:10)Maxdorfer schrieb:  Ich habe gerade neulich gelesen, dass ein Experte meint, dass Chinas Wirtschaft dem Untergang entgegengeht. Mit der Begründung, dass momentan so viele neue riesige Hochhäuser gebaut werden, bei denen eines das andere übertreffen muss. Das hat er als Anzeichen für Stagnation und kommenden Abstieg der Wirtschaftslage gesehen.

Ich denke, dass es da keine Verbindung gibt. Die amerikanischen Wolkenkratzer ragen schon nahezu 100 Jahre in den Himmel, ohne dass die Weltmacht USA sonderliche Einbußen erlitten hätte.

Allerdings lässt sich an der Architektur ablesen, wenn eine Gesellschaft kulturell immer überfeinerter, fragiler und überzüchteter wird. Das zeigte sich z.B. im auslaufenden Barock, der das verspielte und überladene Rokoko hervorbrachte. Oder am Historismus, der nur noch frühere Baustile kopierte und dabei schwülstige und überreiche Formen erdachte.

Vielleicht haben wir hier ja eine Parallele zu unserem Dekadenz-Thread?

(21.07.2012 11:10)Maxdorfer schrieb:  Und ansonsten fällt mir da spontan die Architektur des Absolutismus ein, bei der die prunkvollen Schlösser den Glanz des allmächtigen Herrschers symbolisieren sollten. Auch dass das Ludwig XIV. Lieblingsschloss (Versailles) außerhalb von Paris gebaut wurde spricht Bände.

Architektur diente stets auch einer Elite, die ihren Machtanspruch und ihre Präsenz in entsprechenden Bauten spiegeln wollte. Das nennt man dann "Herrschaftsarchitektur", die natürlich in bescheidenerer Form auch bei der Mittelschicht wiederkehrt.

In der Architektur manifestiert sich aber auch immer wieder ein geistiger Anspruch, wie z.B. die Gotik, wo man einer himmlischen Sphäre näher sein wollte, oder bei der kompakten Romanik, wo es um die symbolische Verteidigung des Glaubens ging.

Der den Absolutismus verkörpernde Barock ist ein besonders augenfälliges Beispiel für Herrschaftsarchitektur, die vor allem den Glanz des Adels repräsentierte und bei den Barockgärten die Bezwingung der Natur zeigte, die ebenfalls dem barocken Bauplan dienen musste.
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21.07.2012, 15:41
Beitrag: #5
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
(21.07.2012 11:10)Maxdorfer schrieb:  Ich habe gerade neulich gelesen, dass ein Experte meint, dass Chinas Wirtschaft dem Untergang entgegengeht. Mit der Begründung, dass momentan so viele neue riesige Hochhäuser gebaut werden, bei denen eines das andere übertreffen muss. Das hat er als Anzeichen für Stagnation und kommenden Abstieg der Wirtschaftslage gesehen.

Sorry, ich muß mal ganz übel lästern - Smile als die Bankenkrise begann, traf es auch einige Landesbanken, damals machte so ein Kantinenspruch die Runde, dass man die Problembanken da suchen solle, wo ein schicker, neuer Glaspalast stünde - das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Das sollte aber bitte kein Diskussionsbeitrag sein und hat auch nichts mit China zu tun.

Auf die Wohnarchitektur komme ich zurück, Krasnaja, ist eines meiner Lieblingsthemen, fast ist das schon wieder einen eigenen Thread wert, wenn es in diesem mehr um Herrschaftsarchitektur geht.
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22.07.2012, 05:46
Beitrag: #6
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
(21.07.2012 15:41)Renegat schrieb:  
(21.07.2012 11:10)Maxdorfer schrieb:  Ich habe gerade neulich gelesen, dass ein Experte meint, dass Chinas Wirtschaft dem Untergang entgegengeht. Mit der Begründung, dass momentan so viele neue riesige Hochhäuser gebaut werden, bei denen eines das andere übertreffen muss. Das hat er als Anzeichen für Stagnation und kommenden Abstieg der Wirtschaftslage gesehen.

Sorry, ich muß mal ganz übel lästern - Smile als die Bankenkrise begann, traf es auch einige Landesbanken, damals machte so ein Kantinenspruch die Runde, dass man die Problembanken da suchen solle, wo ein schicker, neuer Glaspalast stünde - das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.[...]

Ohne Worte:
[Bild: 412px-Puerta_de_Europa_I_%28Madrid%29_01.jpg]

MfG, Titus Feuerfuchs
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22.07.2012, 08:54
Beitrag: #7
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
(21.07.2012 15:06)Dietrich schrieb:  
(21.07.2012 11:10)Maxdorfer schrieb:  Ich habe gerade neulich gelesen, dass ein Experte meint, dass Chinas Wirtschaft dem Untergang entgegengeht. Mit der Begründung, dass momentan so viele neue riesige Hochhäuser gebaut werden, bei denen eines das andere übertreffen muss. Das hat er als Anzeichen für Stagnation und kommenden Abstieg der Wirtschaftslage gesehen.

Ich denke, dass es da keine Verbindung gibt. Die amerikanischen Wolkenkratzer ragen schon nahezu 100 Jahre in den Himmel, ohne dass die Weltmacht USA sonderliche Einbußen erlitten hätte.

Allerdings lässt sich an der Architektur ablesen, wenn eine Gesellschaft kulturell immer überfeinerter, fragiler und überzüchteter wird. Das zeigte sich z.B. im auslaufenden Barock, der das verspielte und überladene Rokoko hervorbrachte. Oder am Historismus, der nur noch frühere Baustile kopierte und dabei schwülstige und überreiche Formen erdachte.

Vielleicht haben wir hier ja eine Parallele zu unserem Dekadenz-Thread?

Das könnte tatsächlich sein. Ich habe ja nur eine Theorie wiedergegeben. Allerdings ist der Wahn in China, immer höhere Hochhäuser zu bauen, in den letzten Jahren rasant schlimmer geworden. Man fängt jetzt schon an, Hochhäuser zu bauen, um andere Hochhäuser mit der Höhe zu toppen, die höher sein sollen als zukünftige Weltrekordhalter, die noch gar nicht fertig gebaut wurden. Das stimmt wirklich.

(21.07.2012 15:06)Dietrich schrieb:  
(21.07.2012 11:10)Maxdorfer schrieb:  Und ansonsten fällt mir da spontan die Architektur des Absolutismus ein, bei der die prunkvollen Schlösser den Glanz des allmächtigen Herrschers symbolisieren sollten. Auch dass das Ludwig XIV. Lieblingsschloss (Versailles) außerhalb von Paris gebaut wurde spricht Bände.

Architektur diente stets auch einer Elite, die ihren Machtanspruch und ihre Präsenz in entsprechenden Bauten spiegeln wollte. Das nennt man dann "Herrschaftsarchitektur", die natürlich in bescheidenerer Form auch bei der Mittelschicht wiederkehrt.

In der Architektur manifestiert sich aber auch immer wieder ein geistiger Anspruch, wie z.B. die Gotik, wo man einer himmlischen Sphäre näher sein wollte, oder bei der kompakten Romanik, wo es um die symbolische Verteidigung des Glaubens ging.

Der den Absolutismus verkörpernde Barock ist ein besonders augenfälliges Beispiel für Herrschaftsarchitektur, die vor allem den Glanz des Adels repräsentierte und bei den Barockgärten die Bezwingung der Natur zeigte, die ebenfalls dem barocken Bauplan dienen musste.

Ja.
Und?

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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22.07.2012, 09:22
Beitrag: #8
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
(21.07.2012 15:41)Renegat schrieb:  
(21.07.2012 11:10)Maxdorfer schrieb:  Ich habe gerade neulich gelesen, dass ein Experte meint, dass Chinas Wirtschaft dem Untergang entgegengeht. Mit der Begründung, dass momentan so viele neue riesige Hochhäuser gebaut werden, bei denen eines das andere übertreffen muss. Das hat er als Anzeichen für Stagnation und kommenden Abstieg der Wirtschaftslage gesehen.

Sorry, ich muß mal ganz übel lästern - Smile als die Bankenkrise begann, traf es auch einige Landesbanken, damals machte so ein Kantinenspruch die Runde, dass man die Problembanken da suchen solle, wo ein schicker, neuer Glaspalast stünde - das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Das sollte aber bitte kein Diskussionsbeitrag sein und hat auch nichts mit China zu tun.

Das kann ja tatsächlich sein und würde auch zu der von mir zitierten Theorie passen. Wenn die Bank ausgepumpt ist, muss sie die fehlenden inneren Werte eben durch Äußerlichkeiten ersetzen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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22.07.2012, 09:56
Beitrag: #9
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
(22.07.2012 09:22)Maxdorfer schrieb:  
(21.07.2012 15:41)Renegat schrieb:  Sorry, ich muß mal ganz übel lästern - Smile als die Bankenkrise begann, traf es auch einige Landesbanken, damals machte so ein Kantinenspruch die Runde, dass man die Problembanken da suchen solle, wo ein schicker, neuer Glaspalast stünde - das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Das sollte aber bitte kein Diskussionsbeitrag sein und hat auch nichts mit China zu tun.

Das kann ja tatsächlich sein und würde auch zu der von mir zitierten Theorie passen. Wenn die Bank ausgepumpt ist, muss sie die fehlenden inneren Werte eben durch Äußerlichkeiten ersetzen.
So hatte ich das nicht gemeint, es war wie gesagt ein Spruch auf Stammtischniveau. Ich denke nicht, dass es objektive Kompensationsgründe auf Seiten der Banken gibt.
Wenn du Lust hast, können wir ja Bildersammeln und gucken, was uns die Bankenarchitektur sagt.
OT Leider weiß ich noch nicht, wie Bilderverlinken hier geht, muß ich probieren, habe aber in den nächsten Stunden keine Zeit.
Also wenn du da schneller bist, Maxdorfer, wäre ich dir sehr verbunden.
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22.07.2012, 15:05
Beitrag: #10
RE: Architektur als Spiegel der Gesellschaft
(22.07.2012 09:56)Renegat schrieb:  
(22.07.2012 09:22)Maxdorfer schrieb:  Das kann ja tatsächlich sein und würde auch zu der von mir zitierten Theorie passen. Wenn die Bank ausgepumpt ist, muss sie die fehlenden inneren Werte eben durch Äußerlichkeiten ersetzen.
So hatte ich das nicht gemeint, es war wie gesagt ein Spruch auf Stammtischniveau. Ich denke nicht, dass es objektive Kompensationsgründe auf Seiten der Banken gibt.
Wenn du Lust hast, können wir ja Bildersammeln und gucken, was uns die Bankenarchitektur sagt.
OT Leider weiß ich noch nicht, wie Bilderverlinken hier geht, muß ich probieren, habe aber in den nächsten Stunden keine Zeit.
Also wenn du da schneller bist, Maxdorfer, wäre ich dir sehr verbunden.

Leider werde ich nicht schneller sein.

Bilder einfügen geht so:
(Ich mache jetzt zwischen die Zeichen jeweils Punkte):

[.i.m.g.].Internet-Adresse.[./.i.m.g.]

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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