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Die europäische Welteroberung
11.11.2016, 20:35
Beitrag: #1
Die europäische Welteroberung
Seit dem 15. Jahrhundert haben sich die Europäer aufgemacht, die Welt zu entdecken und "sich untertan" zu machen.
Warum die Europäer?
Warum keine der anderen Hochkulturen? China, Indien usw. usf.
Die Osmanen zB haben doch sicher recht früh von der Entdeckung Amerikas erfahren, technologisch waren sie soweit wie die Europäer aber keinerlei Anstalten, auch mal ein Schiff rüberzuschicken. Warum?
Die Dänen, die Schweden, Kurland machten sich eifrig auif nach Amerika, aber keine Asiaten.
Die erste asiatische Expedition die amerikanischen Boden betrat, waren die Japaner 1942 auf ein paar Aleuten-Inseln.

Jack London, Kipling usw. usf. schreiben vom unvermeidlichen "weißen Mann"
Aber warum?

Als Cortez sich aufmachte, das Aztekenreich zu erobern, trieben die Spanier sich schon ein Vierteljahrhundert in der Karibik herum, Völkermordend.
Die Azteken und all ihre eroberten Völker wussten aber anscheinend nichts davon.
Dito 10 Jahre später als Pizarro den Inka schnappte und sich mit ein paar Hansele ein Millionenreich untertan machte. Genau nach dem Muster Cortez, nur mit noch weniger Mitteleinsatz.
Im Reich des Inka wusste man nichts von der Vorgeschichte ein paar Kilometer von ihrem Herrschaftsbereich entfernt....

Fragen über Fragen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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11.11.2016, 22:12
Beitrag: #2
RE: Die europäische Welteroberung
Die Osmanen hätten sich zu der Zeit noch relativ leicht in Afrika ausbreiten können. Sie konzentrierten sich aber auf die Expansion auf den Balkan und auf das Halten ihrer "Besitztümer in der heutigen Ukraine. Da waren sie schon in der Defensive.

Die Atzteken hatten sich nicht für die Karibik interessiert. Wir wissen nicht, ob sie Nachrichten hatten. Wenn, dann schätzten sie die Ankunft der Spanier nicht als Befrohung ein. Sie hatten ja genügend gefährliche Feinde und aufmüpfige Unterworfene.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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12.11.2016, 12:08
Beitrag: #3
RE: Die europäische Welteroberung
"Schauen was hinter den Bergen dort haust..."
heißt es in einem alten Wandervogellied

Die Beiträge anderer Kulturkreise zur Entdeckung der Welt sind vernachlässigbar sprich nicht vorhanden.
maW die Entdeckerlust, fast gar Zwang "das wissen wollen, was jenseits des Horizonts ist" Horizont in der mehrfachen Bedeutung des Wortes.
scheint in anderen Kulturkreisen völlig zu fehlen.

und fehlte auch in Europa vor Beginn der Neuzeit.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.11.2016, 18:33
Beitrag: #4
RE: Die europäische Welteroberung
(12.11.2016 12:08)Suebe schrieb:  "Schauen was hinter den Bergen dort haust..."
heißt es in einem alten Wandervogellied

Die Beiträge anderer Kulturkreise zur Entdeckung der Welt sind vernachlässigbar sprich nicht vorhanden.
maW die Entdeckerlust, fast gar Zwang "das wissen wollen, was jenseits des Horizonts ist" Horizont in der mehrfachen Bedeutung des Wortes.
scheint in anderen Kulturkreisen völlig zu fehlen.

und fehlte auch in Europa vor Beginn der Neuzeit.

Bestimmte Seefahrernationen waren da anders:
-Wikinger u.a. Küstengermanen
-Malaien
-Maorie
-Phönözier
Daneben gab es natürlich auch andere Nomaden, wenn wir an die indoeuropäische Ausbreitung denken z.B. die vielen Skythenwellen in den Süden.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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12.11.2016, 19:13
Beitrag: #5
RE: Die europäische Welteroberung
in der ihnen bekannten Welt waren Phönizier (und Griechen) tatsächlich so etwas wie die Vorläufer der späteren Engländer, Franzosen, Spanier, Portugiesen, Dänen...nur hatten sie noch nicht die technischen Möglichkeiten der Europäer des 15ff. Jhs Wink
Chinesen, Osmanen und sonstige Hochkulturen, die nicht weltweit expandierten, hatten nicht die "innere Konkurrenz", die die europäischen Nationen untereinander aufbauten und die sie dazu trieb, genau dort, wo der Konkurrent schon Kolonien hatte, nun gerade auch eigene Kolonien zu gründen, und wenn das nicht ging, dann wenigstens in der Nähe oder sonstwo, koste es was es wolle Wink
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12.11.2016, 19:34
Beitrag: #6
RE: Die europäische Welteroberung
(12.11.2016 19:13)913Chris schrieb:  ./.

Chinesen, Osmanen und sonstige Hochkulturen, die nicht weltweit expandierten, hatten nicht die "innere Konkurrenz", die die europäischen Nationen untereinander aufbauten und die sie dazu trieb, genau dort, wo der Konkurrent schon Kolonien hatte, nun gerade auch eigene Kolonien zu gründen, und wenn das nicht ging, dann wenigstens in der Nähe oder sonstwo, koste es was es wolle Wink

das ist ein interessanter Punkt.

muss man mal drüber nachdenken.

Dieser Thread entspringt nicht einer fertigen Meinung, sondern meinem Forschungsdrang Angel
warum die Europäer, warum im 15. Jahrhundert beginnend.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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13.11.2016, 00:00
Beitrag: #7
RE: Die europäische Welteroberung
(11.11.2016 20:35)Suebe schrieb:  Seit dem 15. Jahrhundert haben sich die Europäer aufgemacht, die Welt zu entdecken und "sich untertan" zu machen.
Warum die Europäer?
Warum keine der anderen Hochkulturen? China, Indien usw. usf.
Die Osmanen zB haben doch sicher recht früh von der Entdeckung Amerikas erfahren, technologisch waren sie soweit wie die Europäer aber keinerlei Anstalten, auch mal ein Schiff rüberzuschicken. Warum?
Die Dänen, die Schweden, Kurland machten sich eifrig auif nach Amerika, aber keine Asiaten.
Die erste asiatische Expedition die amerikanischen Boden betrat, waren die Japaner 1942 auf ein paar Aleuten-Inseln.

Jack London, Kipling usw. usf. schreiben vom unvermeidlichen "weißen Mann"
Aber warum?

Als Cortez sich aufmachte, das Aztekenreich zu erobern, trieben die Spanier sich schon ein Vierteljahrhundert in der Karibik herum, Völkermordend.
Die Azteken und all ihre eroberten Völker wussten aber anscheinend nichts davon.
Dito 10 Jahre später als Pizarro den Inka schnappte und sich mit ein paar Hansele ein Millionenreich untertan machte. Genau nach dem Muster Cortez, nur mit noch weniger Mitteleinsatz.
Im Reich des Inka wusste man nichts von der Vorgeschichte ein paar Kilometer von ihrem Herrschaftsbereich entfernt....

Fragen über Fragen.

Bezieht sich deine Frage auf den amerikanischen Kontinent ?
Wenn nicht: Als die Portugiesen endlich das Kap der Guten Hoffnung erreichten, trieben die Araber schon längst Handel mit Schwarzafrika. Und die Asiaten hatten durchaus auch Europa entdeckt - die Eroberungszüge der Mongolen gingen bis Polen und Ungarn. Anfang des 15. Jahrhundert erreichte der chinesische Seefahrer und Heerführer Zheng He die ostafrikanische Küste, von wo er - wie später die Portugiesen ihre Elefanten und Nashörner (die u.a. Dürer zeichnete) - eine Giraffe mit nach Hause nahm.

Was die Inkas angeht: Die waren schon informiert von der Ankunft der Weissen und hatten auch bereits vor Cortez mit den neuen Krankheiten wie Pocken und Masern Bekanntschaft gemacht. Und Cortez hatte durchaus auch Glück, als er gerade zum Zeitpunkt des Bürgerkrieges zwischen Atahualpa und Huascar ins Hochland hineinstolperte. Zudem kamen noch lokale Aufstände einiger von den Inkas unterworfenen Völkern dazu, von denen er ebenfalls profitieren konnte.
Die Conquista des 15. und 16. Jahrhunderts würde ich jetzt eher noch dem Mittelalter zuordnen - d.h. es waren eher Plünderungs- und Eroberungszüge als "eigentliche" Entdekckungsexpeditionen (Ausnahme Kolumbus) - diese kamen erst später.
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13.11.2016, 01:28
Beitrag: #8
RE: Die europäische Welteroberung
(11.11.2016 20:35)Suebe schrieb:  Seit dem 15. Jahrhundert haben sich die Europäer aufgemacht, die Welt zu entdecken und "sich untertan" zu machen.
Warum die Europäer?
Warum keine der anderen Hochkulturen? China, Indien usw. usf.
Die Osmanen zB haben doch sicher recht früh von der Entdeckung Amerikas erfahren, technologisch waren sie soweit wie die Europäer aber keinerlei Anstalten, auch mal ein Schiff rüberzuschicken. Warum?
Die Dänen, die Schweden, Kurland machten sich eifrig auif nach Amerika, aber keine Asiaten.
Die erste asiatische Expedition die amerikanischen Boden betrat, waren die Japaner 1942 auf ein paar Aleuten-Inseln.
....

Die Frage die du hier stellst ist eine extrem interessante. Es stimmt schon gerade als die Expansion begann erschien Europa keineswegs als bestimmende Weltmacht. Warum also nicht andere?

Über Indien kann ich (obwohl ich mich heuer mal etwas mit dem Land auseinandergesetzt habe) schwer was sagen.
Was die Osmanen betrifft lag es wohl auch an der geografischen Lage, der Weg für die Osmanen nach Amerika war weit, in anderen Teilen der Welt, vor allem an angrenzenden Ländereien hatte man ja Einfluss.
Neben den Osmanen hatten die Schwierigkeiten was die geografische Lage betrifft übrigens auch Venedig und Genua. Allen diesen Mächten wäre es wohl lieber gewesen, wenn die alten Handelsrouten ihre Bedeutung behalten hätten und sie blieben lieber bei denen.
Persiens Safawiden waren zu wenig Seemacht.

Was China betrifft: China war noch im 15. Jahrhundert eine starke Seemacht. Doch in der Geschichte Chinas gab es Zeiten wo man expandierte und dann wieder welche wo man sich auf das Land das man schon besaß konzentrierte. Als die Mächte Europas mit ihrer Expansion begannen, war man gerade in einer solchen "Nicht-Expansionsphase".

Andere Mächte mit dem Potential da mitzumischen (außerhalb Europas) fallen mir im Moment nicht wirklich ein.
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13.11.2016, 12:19
Beitrag: #9
RE: Die europäische Welteroberung
Habe nochmals über die Frage “warum es gerade Europa war“ nachgedacht. Denke das vor allem die Geografie hier eine große Rolle spielt. Europa ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige Raum auf dem sich über Jahrhunderte mehrere Mächte einen Konkurrenzkampf lieferten. Persien war zeitweise auch so ein Raum, in dieser Zeit aber vereinigt und keine Seemacht. Die Osmanen stagnierten damals noch nicht, aber die lohnenste Beute lag aus ihrer Sicht in Europa.

Vergleicht man die Kontinente so muss man sagen nirgens tummelten sich so.eng mehrere Mächte. Asien beherbergte und beherbergt total unterschiedlich Kulturräume, die weit nicht so viel Kontakt miteinander hatten wie die Mächte Europas. China zB beherrschte aus seiner Sicht sowieso die bedeutendsten Teile der Welt. Warum sollte man sich also einen Druck machen, in Sachen Expansion zur See. War eher ein Luxus den man sich zeitweise gönnte, als übermäßig von Bedeutung.

Afrika brachte zwar die eine oder andere Großmacht hervor, selten aber Seemächte und auch hier lagen die Regionen oft zu weit auseinander um einen Konkurrenzkammpf zu entwickeln. Gab es innerhalb einer Region Konkurrenten bekämpfte man sich halt in kriegerischen Auseinandersetzungen und weniger im Bereich der Wirtschaft.

Bleiben noch die Arabischen Kaufleute, sie betrieben Handel, auch in der Zeit in der Europa expandierte. Doch langfristig hatten sie Nachteile, zuwenig Rückhalt/Bindung an eine Großmacht, außerdem lag das lohnende Amerika weit weg. Dennoch lieferte man sich in manchen Regionen im 15. und 16.trn Jahrhundert einen massiven Konkurrenzkampf mit den Seemächten Europas.

Warum die Indianer nicht auf See expandierten,.kann ich nicht sagen, aber auch sie hatten nicht die geografische Enge Europas.
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13.11.2016, 14:47
Beitrag: #10
RE: Die europäische Welteroberung
Die jeweils bekannte Welt war vom 16. Jahrhundert bis ca. 1960 in der Hand der Europäer. Ist Fakt.
Die Grenzen der bekannten Welt wurden nur von Europäern ausgedehnt. Ist Fakt.

Was ihr zu China etcetera pp bringt, sind Episoden, Ausnahmen die die Regel bestätigen. Idea
Die außereuropäischen Hochkulturen machten durchaus auch Eroberungen, aber nur "bekanntes".
Das "Schauen was hintern den Bergen dort haust" fehlt in den nderen Kulturen.

Technologisch wären die Alle zu ähnlichen Entdeckungen fähig gewesen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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13.11.2016, 22:30
Beitrag: #11
RE: Die europäische Welteroberung
Der Inka kann keine verläßlichen Infos über die Spanier in Mexiko gehabt haben.

Niemals hätte er sich sonst auf die genau gleiche Art und Weise "übertölpeln" lassen wie Montezuma.
Niemals hätte er versucht sich mit Gold freizukaufen.

Nachdem 10 Jahre zwischen beiden Ereignissn liegen, kann es nur eine Erklärung geben, den Inka haben die Ereignisse, 1 Kultur weiter, völlig kalt gelassen. In keinster Weise interessiert.
Während Pizarro sehr genau Besheid wusste über das Reich des Inka

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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14.11.2016, 10:13
Beitrag: #12
RE: Die europäische Welteroberung
(13.11.2016 22:30)Suebe schrieb:  Der Inka kann keine verläßlichen Infos über die Spanier in Mexiko gehabt haben.

Niemals hätte er sich sonst auf die genau gleiche Art und Weise "übertölpeln" lassen wie Montezuma.
Niemals hätte er versucht sich mit Gold freizukaufen.

Nachdem 10 Jahre zwischen beiden Ereignissn liegen, kann es nur eine Erklärung geben, den Inka haben die Ereignisse, 1 Kultur weiter, völlig kalt gelassen. In keinster Weise interessiert.
Während Pizarro sehr genau Besheid wusste über das Reich des Inka

Über die Spanier war Atahualpa schon informiert, hat sie aber unterschätzt. Dazu kam, wie gesagt, dass sich Atahualpa erst kurz vor Pizzaros Ankunft gegen Huascar in einem langandauernden Bürgerkrieg als Inka durchgesetzt hatte. Nach seinem Sieg hatte er übrigens im Rahmen einer "Säuberungsaktion" in der alten Hauptstadt Cusco (der Machtbasis von Huascar) ein regelrechtes Blutbad angerichtet, was ihn dort nicht gerade beliebt gemacht und Pizzaro in die Hände gespielt haben dürfte.

Das Tawantinsuyu war ein feudales Gewaltreich, welches die Völker des Hochlandes unterworfen und offenbar auch versucht hatte, kulturelle und historische Traditionen und Erinnerungen der Unterworfenen systematisch zu unterdrücken. Punkto Machtpolitik und Skrupellosigkeit dürften die Inkas den Spaniern durchaus gewachsen gewesen sein.

Die Armee der Inkas war offensichtlich ein "Ameisenstaat", d.h. ohne ihren Befehlshaber und obersten Herrscher waren die Soldaten nicht fähig, aus Eigeninitiative zu handeln. Mit der Gefangennahme Atahualpas hatte Pizzaro der Armee quasi den Kopf abgeschlagen. Dass der Grund für die rasche Eroberung in der zweifellos überlegenen Waffentechnologie der Spanier zu suchen sei, glaube ich nicht. Denn diese, zweifellos vorhandene, Überlegenheit, hat den Conquistadoren kurz darauf gegen die Mapuche in Chile überhaupt nichts genützt - und diese standen auf einen bedeutenden niedrigeren Zivilisationlevel als das Inkareich.

Wikipedia gibt hier eigentlich einen recht guten Überblick über die Verhältnisse im Tawantinsuyu zur Zeit von Pizzaros Ankunft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Atahualpa
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14.11.2016, 17:08
Beitrag: #13
RE: Die europäische Welteroberung
Das Zeitalter der Entdeckungen hängt eng mit der Renaissance und ihren geistigen Grundlagen und technischen Entwicklungen zusammen. Voraussetzungen waren Verbesserungen der Schifffahrtstsechnik, die Entwicklung hochseefähiger Schiffe, wissenschaftliche Navigation mit Seekompass, Astrolabien, Fortschritte der Kartografie und neue geografische Erkenntnisse.

Was die Motive betrifft, so waren Ideen der Renaissance eine treibende Kraft. Der einzelne Mensch rückte in dieser Epoche in den Blickpunkt des Interesses. Er sollte seine Fähigkeiten entfalten und durch eigenständiges Denken und Beobachten die Natur erkennen. Damit war der Grundstein gelegt, zusammen mit den neuen nautischen Kenntnissen und technischen Entwicklungen Fahrten in unbekannte Länder anzutreten.

Hinzu kommen weitere Motive. Neben Ruhm und persönlichem Gewinn gab es das Streben, unbekannten Völkern das Christentum zu bringen. Und natürlich standen wirtschaftliche Interessen häufig im Vordergrund, so die Suche nach ertragreichen Rohstoffquellen und nach neuen Produkten, die im Welthandel Gewinn versprachen. Christoph Kolumbus brach in Richtung Westen auf, da sich seine Geldgeber, die spanischen Könige, direkten Zugang zu den Reichtümern Indiens und Chinas erhofften.

Pfeffer und andere Gewürze waren in Europa begehrt und teuer. Daher suchte Portugal einen Seeweg nach Asien, der um Afrika herumführen sollte. Ziel war es, sich den Handel mit Gewürzen monopolartig zu sichern und Zwischenhändler auszuschalten. Und so brachte Vasco da Gama im Jahre 1498 von seiner Fahrt aus Indien nach Portugal vier Schiffsladungen Gewürze (Pfeffer, Ingwer, Zimt und Nelken) mit. In Portugal waren diese Gewürze ein Vermögen wert und nicht mit Gold aufzuwiegen.

Erst das Zusammenwirken all dieser Motive und Voraussetzungen führte zu den Entdeckungsreisen und zur europäischen Expansion.
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14.11.2016, 19:27
Beitrag: #14
RE: Die europäische Welteroberung
(14.11.2016 17:08)Dietrich schrieb:  Erst das Zusammenwirken all dieser Motive und Voraussetzungen führte zu den Entdeckungsreisen und zur europäischen Expansion.

Sehr gut zusammengefasst. Bemerkenswert wäre vielleicht noch, dass es eigentlich Portugal (und nicht Spanien und Kolumbus) war, welches mit Heinrich dem Seefahrer (1394 - 1460) mit den Entdeckungsfahrten begann. Heinrich hatte seine Untertanen offenbar - wenn man gewissen Qellen glauben schenken soll - geradezu genötigt, auf Entdeckungsreisen zu gehen. Die Berichte von Marco Polo, Ibn Battuta und Wilhelm von Rubruk waren ihm bekannt.
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14.11.2016, 20:12
Beitrag: #15
RE: Die europäische Welteroberung
(14.11.2016 10:13)Aguyar schrieb:  
(13.11.2016 22:30)Suebe schrieb:  Der Inka kann keine verläßlichen Infos über die Spanier in Mexiko gehabt haben.

Niemals hätte er sich sonst auf die genau gleiche Art und Weise "übertölpeln" lassen wie Montezuma.
Niemals hätte er versucht sich mit Gold freizukaufen.

Nachdem 10 Jahre zwischen beiden Ereignissn liegen, kann es nur eine Erklärung geben, den Inka haben die Ereignisse, 1 Kultur weiter, völlig kalt gelassen. In keinster Weise interessiert.
Während Pizarro sehr genau Besheid wusste über das Reich des Inka

Über die Spanier war Atahualpa schon informiert, hat sie aber unterschätzt. Dazu kam, wie gesagt, dass sich Atahualpa erst kurz vor Pizzaros Ankunft gegen Huascar in einem langandauernden Bürgerkrieg als Inka durchgesetzt hatte. Nach seinem Sieg hatte er übrigens im Rahmen einer "Säuberungsaktion" in der alten Hauptstadt Cusco (der Machtbasis von Huascar) ein regelrechtes Blutbad angerichtet, was ihn dort nicht gerade beliebt gemacht und Pizzaro in die Hände gespielt haben dürfte.

Das Tawantinsuyu war ein feudales Gewaltreich, welches die Völker des Hochlandes unterworfen und offenbar auch versucht hatte, kulturelle und historische Traditionen und Erinnerungen der Unterworfenen systematisch zu unterdrücken. Punkto Machtpolitik und Skrupellosigkeit dürften die Inkas den Spaniern durchaus gewachsen gewesen sein.

Die Armee der Inkas war offensichtlich ein "Ameisenstaat", d.h. ohne ihren Befehlshaber und obersten Herrscher waren die Soldaten nicht fähig, aus Eigeninitiative zu handeln. Mit der Gefangennahme Atahualpas hatte Pizzaro der Armee quasi den Kopf abgeschlagen. Dass der Grund für die rasche Eroberung in der zweifellos überlegenen Waffentechnologie der Spanier zu suchen sei, glaube ich nicht. Denn diese, zweifellos vorhandene, Überlegenheit, hat den Conquistadoren kurz darauf gegen die Mapuche in Chile überhaupt nichts genützt - und diese standen auf einen bedeutenden niedrigeren Zivilisationlevel als das Inkareich.

Wikipedia gibt hier eigentlich einen recht guten Überblick über die Verhältnisse im Tawantinsuyu zur Zeit von Pizzaros Ankunft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Atahualpa



Was aber nichts daran ändert, dass sich der Inka genau wie Montezuma kidnappen ließ.
Er kann keine Infos über das Schicksal Montezumas und des Aztekenstaates gehabt haben.
Oder aber, sie stießen auf völliges Desinteresse.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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14.11.2016, 20:36
Beitrag: #16
RE: Die europäische Welteroberung
(14.11.2016 20:12)Suebe schrieb:  Er kann keine Infos über das Schicksal Montezumas und des Aztekenstaates gehabt haben.
Oder aber, sie stießen auf völliges Desinteresse.

Das dürfte so gewesen sein. Wobei ich jetzt eigentlich sowieso der Meinung bin, dass sich Azteken- und Inkareich nicht vergleichen lassen. Das Inkareich war zum Mindesten zu Zeiten von Cortez und Pizzaro ein mächtiges Grossreich, während ich den Eindruck habe, dass das Aztekenreich höchstens eine Lokalmacht (sie herrschten nicht einmal über ganz Mexico) war und nicht das "Imperium", als welches es oft beschrieben wird. Und Mexico lag vom Zentrum des Inkareichs aus gesehen auch nicht gerade vor der Haustür. Ich nehme an, für die Inkas war es völlig uninteressant, was dort im Norden - jenseits des "Isthmus" abging.

Erste Kontakte zwischen Inkas und Spanier gab es unter dem Vorgänger von Atahualpa. Die Ankunft der "bärtigen, weissen Männer" scheint für die Inkas auch nicht die Sensation gewesen zu sein, als die es immer dargestellt wird (die Inkas hielten die Conquistadoren nicht für Götter). Es war eher ein Auftauchen einer neuen, bisher nicht bekannten, exotischen Interessensgruppe, welche u. Umständen als Verbündete interessant sein konnten (da hatten sich die Inkas allerdings massiv verschätzt).
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14.11.2016, 20:47
Beitrag: #17
RE: Die europäische Welteroberung
Es ist wohl die Renaissance, die "schuld" daran ist.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Weltkarten noch voller Inselchen, die in irgendwelchen Mythen genannt wurden, die nach den Gesetzen der Ästhetik auf den Karten verteil wurden.
Um 1500 herum sehen die Weltkarten plötzlich anders aus, bekanntes (natürlich insbesondere Küstenstreifen) sind verzeichnet, unbekanntes als rießige weiße Flecken auf den Karten eingetragen.

Der Mensch des Mittelalters ist von einem mehr oder weniger stetigen Abstieg des Wissens ausgegangen, irgendwelche Koryphäen (zB Jesus, Mohammed, Budda usw. usf.) der Vergangenheit "wussten alles". wollte man auf einen ähnlichen Wissensstand wiederkommen, musste man alles lesen, lernen und verstehen was diese Koryphäen hinterlassen hatten.

Der Mensch der Renaissance beginnt dann alles in Frage zu stellen, Jede "felsenfeste" Erkenntnis kann durch neue Erkenntnisse über den Haufen geworfen werden.
Und hier ist wohl der Punkt.
Genau diesen Schritt haben die anderen Hochkulturen wesentlich später, Jahrhunderte später gemacht.

Das ist nun keineswegs alles auf meinem Mist gewachsen, ich habe mich die letzten Tage intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, (Wälzer gedreht wie ein Großer Smile)
die Wissenschaft spricht in dem Fall nicht von der Renaissance sondern benutzt den Begriff der "Wissenschaftlichen Revolution"
nach dem mir dieser aber bisher gar nicht geläufig war, die Renaissance dagegen zur Allgemeinbildung gehört, denke ich wir können dies weiterhin so nennen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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14.11.2016, 23:12
Beitrag: #18
RE: Die europäische Welteroberung
(14.11.2016 20:47)Suebe schrieb:  Es ist wohl die Renaissance, die "schuld" daran ist.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Weltkarten noch voller Inselchen, die in irgendwelchen Mythen genannt wurden, die nach den Gesetzen der Ästhetik auf den Karten verteil wurden.
Um 1500 herum sehen die Weltkarten plötzlich anders aus, bekanntes (natürlich insbesondere Küstenstreifen) sind verzeichnet, unbekanntes als rießige weiße Flecken auf den Karten eingetragen.

Das sehe ich auch so. Allerdings setzt punkto Karte m.E. die Entwicklung bereits früher ein. Der erste Vorläufer der Protolan-Karten, der sich nicht mehr nach der mittelalterlichen T-Form mit Jersualem im Zentrum richtete sondern bereits realistische Formen wiedergab (für China natürlich weniger realsistisch) war der um 1375 entstandene katalanische Weltatlas, welcher vom Juden Abraham Cresques von Mallorca verfertigt wurde. Bereits Anfang des 15. Jahrhundert kam dann der Weltatlas von Pirrus de Noha. Auftrieb bekam die Sache natürlich auch, als noch vor dem Ende des 14. Jahrhunderts eine Abschrift der "Geographie" des Claudios Ptolemaios nach Italien gelangte. Es folgte 1459 Fra Mauros Weltkarte. Der "Erdapfel" genannte Globus von Martin Behaim entstand 1493 - 1495, enthält die Entdeckung von Kolumbus allerdings noch nicht.


Fra Mauros Weltkarte von 1459
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14.11.2016, 23:55
Beitrag: #19
RE: Die europäische Welteroberung
Es gibt verschiedene Gründe. Einer war der Edelmetallabfluss in den Orient und nach China, woran sich Venedig eine goldene Nase verdiente. Dazu kommt die Geografie Europas, die geradezu zu Seperatismus und Konkurrenz einlädt. Womöglich spielte das Aufkommen des Protestantismus mit seiner Ethik (bete und arbeite) eine Rolle.

Und weil das auch schon diskutiert wurde: Nein, Atahualpa hat nix vom Schicksal der Azteken gewusst. Es gab keine direkten Kontakte der Inkas mit Mittelamerika.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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15.11.2016, 20:24
Beitrag: #20
RE: Die europäische Welteroberung
Zitat:Der "Erdapfel" genannte Globus von Martin Behaim entstand 1493 - 1495
ist im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg im Original zu besichtigen.
Ich erschaure heute noch vor Erfurcht wenn ich dran denke.

Ist übrigens auch eines der Museen die man einfach gesehen haben muss.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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