Die Großreiche Afrikas:
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12.06.2017, 22:55
Beitrag: #1
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Die Großreiche Afrikas:
Nun möchte ich einen Tread mit einer Serie aufmachen, über ein Thema das ich schon länger im Kopf habe. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich immer wieder mit verschiedensten Aspekten der Geschichte Afrikas.
Einer der Aspekte sind die Großreiche, die auf dem zweitgrößten Kontinent der Erde, im Laufe der Geschichte existiert haben. Zu diesem Thema möchte ich hier eine Serie schreiben. Über Fragen, Ergänzungen usw. dazu freue mich mich natürlich. Außerdem wird es von meiner Seite, die eine oder andere Frage an die anderen Forumuser geben. Bevor die Serie startet noch ein Hinweis. Teile der Serie schreibe ich erst jetzt, Teile davon habe ich schon vor einiger Zeit verfasst, aus diesem Grund wird die Darstellung der einzelnen Gebiete teilweise ziemlich unterschiedlich aussehen. Ich bemühe mich aber, das ganze so gut wie möglich zusammenzufügen. Fortsetzung folgt......... |
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12.06.2017, 23:06
Beitrag: #2
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(12.06.2017 22:55)WDPG schrieb: ...... Ein extrem bedeutendes Reich in Westafrika war jenes von Ghana. Es ist gar nicht so einfach über dieses halbwegs gute Informationen zu finden. Sehr vieles über die Geschichte dieses Reichs liegt im Unklaren. Über die Gründung findet man verschiedenste Angaben. Es ist nicht ganz geklärt wie das Reich gegründet wurde und wer es gegründet hat. Auch nicht ob es Einheimische oder zugewanderte Gruppen waren. Seinen Reichtum erhielt Ghana, dass sich über weite Gebiete der heutigen Staaten Maurentanien und Mali erstreckte, durch Handel. Es wurde vor allem mit Sklaven, mit Salz und mit Gold aus den eigenen Goldmienen gehandelt. Wichtigster Handelspartner waren dabei die Araberreiche im Norden Afrikas. Zu den bedeutendsten Städten des Reichs gehörte Kombi Saleh, dass wohl auch als Hauptstadt fungierte. Unklar ist auch vieles was mit dem Untergang des Großreichs zusammenhängt. Verschiedene Ursachen werden für den beginnenden Niedergang des Reiches von Ghana verantwortlich gemacht, neben politischen, wie etwa das Unabhängigkeitsstreben einiger Gebiete, auch umweltbedingte, wie etwa das Verschwinden von Ackerland durch die Ausbreitung der Wüste sind hier zu finden. Stark geschwächt wurde das Reich als die Almoraviden, die schon zuvor großen Druck ausgeübt hatten und im Jahr 1076 Kombi Saleh eroberten. Das heutige Ghana hat außer dem Namen übrigens nichts mit dem einstigen Goldreich zu tun. Fortsetzung folgt...... |
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13.06.2017, 06:45
Beitrag: #3
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Die Bezeichnung "Großreiche" trifft den Kern m.E. eigentlich nicht, ebensowenig die fest umrissenen Grenzen, die uns die Geschichtsatlanten suggerieren. Sie sind in ihrer Struktur nicht mit den gleichzeitig existierenden Feudalreichen Europas oder Asiens zu vergleichen, sondern waren eher tribale Gebilde, die die lockere Vorherrschaft eines Stammes bzw. einer Dynastie über das Territorium zementierten. Dementsprechend waren sie auch oft instabil und kurzlebig.
Das afrikanische Grundübel bis heute ist damit aufgezeigt: Die fehlende Überwindung dieser Grenzen hin zur Schaffung nationaler Identitäten. „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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13.06.2017, 09:44
Beitrag: #4
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(13.06.2017 06:45)Arkona schrieb: Die Bezeichnung "Großreiche" trifft den Kern m.E. eigentlich nicht, ebensowenig die fest umrissenen Grenzen, die uns die Geschichtsatlanten suggerieren. Sie sind in ihrer Struktur nicht mit den gleichzeitig existierenden Feudalreichen Europas oder Asiens zu vergleichen, sondern waren eher tribale Gebilde, die die lockere Vorherrschaft eines Stammes bzw. einer Dynastie über das Territorium zementierten. Dementsprechend waren sie auch oft instabil und kurzlebig...... Was die Bezeichnung Großreiche betrifft gebe ich dir absolut recht. Warum ich das ganze dennoch so genannt habe, hat 2 Gründe. Erstens: Zugegeben ein sehr viel treffenderer Begriff fiel mir nicht ein. Zweitens: Finde es gar nicht so uninteressant über den Begriff zu diskutieren. Afrikas Geschichte verlief anders als z.B. die in Europa. In Europa standen im Großteil der Zeit dicht aneinander gereihte Staaten, die teilweise auch miteinander Konkurrierten oder auch verbunden waren (etwa durch Heirat). In Afrika ist das anders, wohl auch aufgrund seiner geografischen Lage. In manchen Regionen setzte sich ein Volk durch, es beherrschte die anderen und gründete wenn man es so nennen möchte ein "Großreich", dieses zerfiel dann wieder bis in der jeweiligen Region ein neues Großreich entstand. Ein Reich von Mali etwa, hatte kaum was mit dem Kaiserreich von Äthiopien zu tun. Da war einfach landschaftlich zu viel dazwischen, als das man echten Kontakt zueinander hatte. Wo deine Aussage nicht unbedingt stimmt ist bei den Reichen Nordafrikas, die ich bei dieser Serie auch behandeln möchte. Kurzlebig, waren nicht unbedingt alle afrikanischen "Großreiche" wie wir noch sehen werden (es gibt z.B. kaum einen Staat in Europa der so alt ist wie Äthiopien). |
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13.06.2017, 10:07
Beitrag: #5
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(13.06.2017 06:45)Arkona schrieb: Die Bezeichnung "Großreiche" trifft den Kern m.E. eigentlich nicht, ebensowenig die fest umrissenen Grenzen, die uns die Geschichtsatlanten suggerieren. Sie sind in ihrer Struktur nicht mit den gleichzeitig existierenden Feudalreichen Europas oder Asiens zu vergleichen, sondern waren eher tribale Gebilde, die die lockere Vorherrschaft eines Stammes bzw. einer Dynastie über das Territorium zementierten. Dementsprechend waren sie auch oft instabil und kurzlebig. Also Ghana darf durchaus als Grossreich bezeichnet werden. Es besass, nicht zuletzt wegen seines Goldreichtums, eine eigenständige Hochkultur (keine Stammesvereinigung) und war auch nicht kurzlebig. Auch Ghanas Nachfolgereich, das mittelalterliche Mali (ich möchte WDPG nicht vorgreifen) war ein Grossreich - mit Hochkultur, imensem Reichtum (Gold), weitreichenden Handelsbeziehungen usw. Als der Mali-Herrscher Musa I, der als reichster Mann seiner Zeit galt, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach Mekka pilgerte (seine Gefolgschaft soll aus 60'000 Personen bestanden haben) ruinierte er in Ägypten den Goldpreis in derart nachhaltiger Weise, dass eine lang andauernde Wirtschaftskrise ausbrach. Auch Europa musste ihn zur Kenntnis nehmen (obwohl damals die westafrikanische Küste noch nicht wirklich entdeckt war) - jedenfalls erscheint er auf dem "Katalanischen Weltatlas". |
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13.06.2017, 13:25
Beitrag: #6
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(13.06.2017 10:07)Aguyar schrieb:(13.06.2017 06:45)Arkona schrieb: Die Bezeichnung "Großreiche" trifft den Kern m.E. eigentlich nicht, ebensowenig die fest umrissenen Grenzen, die uns die Geschichtsatlanten suggerieren. Sie sind in ihrer Struktur nicht mit den gleichzeitig existierenden Feudalreichen Europas oder Asiens zu vergleichen, sondern waren eher tribale Gebilde, die die lockere Vorherrschaft eines Stammes bzw. einer Dynastie über das Territorium zementierten. Dementsprechend waren sie auch oft instabil und kurzlebig. Stimmt das Reich von Ghana existiert wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte. Wann es genau gegründet wurde, darüber gibts jedoch total unterschiedliche Angaben. Was die Geschichte mit Mansa Musa betrifft, finde ich es schon berindruckend, noch dazu waren die Mamlucken (über die ich noch schreiben werde) ja auch nicht gerade irgendwer, sondern ebenfalls ein Macht mit großer Bedeutung. Im nächsten Posting gehts dann (wenig überraschend) um Malis Großreich. |
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13.06.2017, 14:11
Beitrag: #7
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Das Reich von Mali:
(12.06.2017 23:06)WDPG schrieb: Ein extrem bedeutendes Reich in Westafrika war jenes von Ghana. Es ist gar nicht so einfach über dieses halbwegs gute Informationen zu finden. Sehr vieles über die Geschichte dieses Reichs liegt im Unklaren. Mit dem Niedergang des Reichs von Ghana entstand ein Machtvakuum, dieses nutzten andere Mächte um sich die Herrschaft über die Region zu erkämpfen. Zunächst schaute es so aus als würden die Sosso (auch Sussu genannt) die Macht in dem Gebiet erlangen. Ihnen gelang es auch die Reste des Reichs von Ghana zu beseitigen. Doch dann stießen sie auf den Wiederstand von Sundiata Keita, einem Herrscher aus dem Volk der Mandinka. Es kam zur Schlacht, der Herrscher der Sosso fiel und Sundiata Keita, konnte trotz hoher Verluste den Sieg davon tragen und ein damit die Basis für ein neues Großreich in Nordwestafrika schaffen. Von der Ausdehnung war das Großreich von Mali eines der größten vor-kolonialen Reiche das es in Afrika gegeben hat. Noch bemerkenswerter als seine Ausdehnung war der Reichtum Malis. Man beherrschte landwirtschaftlich attraktive Gebiete, Gold und Salzmienen und die wichtigen Handelsstraßen der Gegend. Der Handel wurde auch dadurch belebt, dass er den Ruf hatte relativ sicher zu sein. Der Reichtum des Landes drückte sich nicht nur in mehreren Bauten in Städten wie Goa oder Timbuktu aus, sondern auch in zahlreichen legendären Geschichten. Manche davon halte ich für eher unglaubwürdig. Eine der bekanntesten Geschichten über Mali in seiner Blütezeit finden kann ist jene von Mansa Musa. Auf dem Weg zurück von einer Pilgerfahrt, soll er im Mamlukenreich dermaßen viel Geld ausgegeben haben das, dass Mamlukenreich Probleme mit der Inflation bekam und das obwohl das Mamlukenreich eine ziemlich bedeutende Wirtschaftsmacht war. Meistens wird die Geschichte für Glaubwürdig gehalten und sie ist ein Grund warum Mansa Musa oft als der Reichste Mann der Weltgeschichte gesehen wird. Am Beginn des Niedergangs, der im 15. Jahrhundert einsetzte standen innenpolitische Probleme. Diese nutzten äußeren Feinden wie den Tuareg und Gebiete die sich abspalten wollten und das nun auch machten. Durch den Verlust bedeutender Gebiete und Handelsstraßen gingen auch Teile des Reichtums verloren. Der enorme Reichtum an Gold in manchen Gebieten spielte auch beim Handel zwischen der Küstenbevölkerung und der Seemacht Portugal. Portugal war jedoch nicht nur ein interessanter Handelspartner für einen Teil des Malireichs, sondern auch ein weiterer Faktor beim Niedergang des Großreichs. Als Mali zunehmend vom Volk der Fulbe bedroht wurde, wollte man auf Feuerwaffen aus Portugal setzen. Doch der Handelspartner lieferte keine Feuerwaffen an den schwächer werdenden König. Die Fulbe wurden schließlich von einem anderen aufkommenden Großreich besiegt, dem Songhai-Reich (über dieses werde ich als nächstes berichten). Der Ruf der zunehmend ins Landesinnere verdrängten Herrscher Malis nach Feuerwaffen aus Portugal wurde nicht beachtet. Mali verlor immer mehr an Bedeutung. Ausgerechnet die Feuerwaffen der Marokkaner machten auch noch den letzten Rückeroberungsversuch eines Herrschers von Mali zunichte. Das kleine Restreich bestand noch bis ins 17. Jahrhundert. Fortsetzung folgt... |
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13.06.2017, 15:34
Beitrag: #8
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(13.06.2017 10:07)Aguyar schrieb: ... Als der Mali-Herrscher Musa I, der als reichster Mann seiner Zeit galt, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach Mekka pilgerte (seine Gefolgschaft soll aus 60'000 Personen bestanden haben) ruinierte er in Ägypten den Goldpreis in derart nachhaltiger Weise, dass eine lang andauernde Wirtschaftskrise ausbrach. Auch Europa musste ihn zur Kenntnis nehmen (obwohl damals die westafrikanische Küste noch nicht wirklich entdeckt war) - jedenfalls erscheint er auf dem "Katalanischen Weltatlas". Was unterscheidet dies von einem beliebigen Potentaten aus Afrika, der heute noch in Monaco oder Dubai einkauft? Sagt nix über die Beständigkeit oder Kultur seines "Reiches" aus. „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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13.06.2017, 17:33
Beitrag: #9
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Die großen und frühen Reiche Afrikas waren Ägypten, Äthiopien u. Nubien in den verschiedenen Reichen, sowie das Reich der Tuareg.
viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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15.06.2017, 00:43
Beitrag: #10
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Das Songhaireich:
(13.06.2017 14:11)WDPG schrieb: ............... Mit dem Niedergang des Mali-Reichs begann der Aufstieg des Songhaireichs, oder besser gesagt der Wiederaufstieg. Die Songhai mit ihrem Zentrum Gao waren im Laufe der Geschichte immer wieder eine bedeutende Macht, vor allem im Bereich Handel. Dem Mali-Reich gelang es Gao und das Songhaireich unter Kontrolle zu bekommen. Als dieses zu schwächeln begann wurde das Songhaireich bald wieder unabhängig. Der Gründer des neuen Songhaireichs war Sunni Ali. Wie bereits erwähnt besiegte das Songhaireich unter ihm die Fulani, außerdem gelang es Sunni Ali den Tuareg das von ihnen eroberte Timbuktu zu entreissen und weitere Gebiete des Mali-Reichs unter Kontrolle zu bekommen. Zusätzlich wurden unter ihm Strukturen geschaffen und eine Flotte gebaut um das Flussgebiet des Niger unter Kontrolle zu halten. Der Sohn von Sunni Ali unterlag einem Heerführer seines Vaters in einer Schlacht, dieser mit dem Namen Askia Mohammad I bestieg nun den Thron und führte das Songhaireich in eine neue Blütezeit. Wie schon seine Vorgängerreiche besaß auch das Songhaireich einen immens hohen Reichtum. Als Besonders stabil stellte sich das Songhaireich jedoch nicht heraus und so gab es unter Askia Mohammads I Nachfolger immer wieder Thronkämpfe und kurze Herrschaftszeiten, nur Dawud einem Herrscher in der zweites Hälfte des 16. Jahrhunderts gelang es sich länger an der Macht zu halten. Der Reichtum des Landes weckte sehr bald Begehrlichkeiten von außen. Eine Expedition die Marokko unter den Saadiern im Jahr 1584 in Richtung Songhai-Reich führte zeigte schnell wie hoch die Bedrohungslage für das in der zweiten hälfte des 15. Jahrhunderts gegründete Reich war. Doch auch wegen innerer Kämpfe konnte man keine wirksamen Gegenmaßnahmen ergreifen und so kam es zur Katastrophe. Mit Hilfe moderner Feuerwaffen gelang es einer zahlenmäßig weit unterlegenen Truppe aus Marokko die Armee der Songhai vernichtend im Jahr 1591 (oder 1590 darüber habe ich verschiedene Angaben gefunden) zu schlagen. Die Songhai musste sich auf ihr Gebiet südlich des Niger zurückziehen, dort verloren sie schnell an Bedeutung. Auch wenn einige von der Invasorenarmee in dem Gebiet blieben, Marokko konnte sich nicht lange halten. Ein erneutes Großreich wurde in der Gegend aber nicht mehr gegründet, verschiedene Völkerschaften und Kleinstaaten lösten es ab. Diese Lage machte den Handel unsicherer, so das neue Handelsrouten an Bedeutung gewannen und die Gegend viel an ihrer wirtschaftlichen Bedeutung verlor. Fortsetzung folgt.......... |
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15.06.2017, 00:44
Beitrag: #11
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RE: Die Großreiche Afrikas:
FRAGE: Was ich nicht ganz verstehe, Mali und das Songhaireich waren beides mächtige und reiche Staaten, beide scheiterten auch daran das man über keine modernen Feuerwaffen verfügte. OK, von Portugal waren diese nicht zu bekommen. Aber warum baute man nicht selbst welche? Über das Handelssystem müsste man doch die nötigen Materialen besorgen können. Und warum versuchte man es nicht über andere Handelspartner? Zur Songhaizeit etwa das Osmanischen Reich?
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15.06.2017, 09:37
Beitrag: #12
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(13.06.2017 15:34)Arkona schrieb: Was unterscheidet dies von einem beliebigen Potentaten aus Afrika, der heute noch in Monaco oder Dubai einkauft? Sagt nix über die Beständigkeit oder Kultur seines "Reiches" aus. Da machst Du dir falsche Vorstellungen. Mansa Musa I hat sowenig oder soviel mit einem modernen afrikanischen Potentaten vom Zuschnitt Mobutus zu tun wie etwa der Sachsenherzog Heinrich der Löwe mit dem weissrussischen Diktator Lukaschenka. Als Gewaltherrscher lässt sich Musa eher mit den mittelaltlerlichen Machthabern Europas und des Orients vergleichen. Und enbenso: Reichtum sagt eben doch etwas über Beständigkeit und Kultur des mittelalterlichen Malis aus. Im Gegensatz zu heute war im Mittelalter Reichtum immer auch mit einem gewissen Mass an Kultur verbunden (die ärmeren Regionen konnten sich so einen Luxus nicht leisten). Genau aus diesem Grund hatte beispielsweise das mittelalterliche Oberitalien (mit den reichen Handelsstädten) die Renaissance eingeläutet und nicht etwa Deutschland oder Frankreich. Und Reichtum ging immer auch mit weitreichenden Handelsbeziehungen einher (Shoppingtouren von Potentaten sind noch keine weitreichenden Handelbeziehungen) Dass Reichtum und Kultur keinen Zusammenhang haben müssen, ist ein neuzeitliches Phänomen und galt im Mittelalter oder der Antike noch nicht. So war auch die neuzeitliche USA die erste Nation weltweit, welche vom Zustand der Barbarei ohne Umweg über die Kultur in die Dekadenz gefallen ist (Zitat Clemenceau). |
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15.06.2017, 11:33
Beitrag: #13
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(13.06.2017 15:34)Arkona schrieb: Was unterscheidet dies von einem beliebigen Potentaten aus Afrika, der heute noch in Monaco oder Dubai einkauft? Sagt nix über die Beständigkeit oder Kultur seines "Reiches" aus. Mansa Musa konnte soviel Geld ausgeben, weil die Wirtschaft seines Reiches aufblühte. Ein Grund dafür war auch die relativ hohe Sicherheit die sein Reich den Händlern bot. Beides kann man von Leuten wie den autoretär regierenden Präsidenten in manchen Ländern Afrikas nicht behaupten. |
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16.06.2017, 11:44
Beitrag: #14
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(15.06.2017 00:44)WDPG schrieb: FRAGE: Was ich nicht ganz verstehe, Mali und das Songhaireich waren beides mächtige und reiche Staaten, beide scheiterten auch daran das man über keine modernen Feuerwaffen verfügte. OK, von Portugal waren diese nicht zu bekommen. Aber warum baute man nicht selbst welche? Über das Handelssystem müsste man doch die nötigen Materialen besorgen können. Und warum versuchte man es nicht über andere Handelspartner? Zur Songhaizeit etwa das Osmanischen Reich? Für das Songhai-Reich habe ich folgende Erklärung: Es ist m.E. richtig, dass das Songhai-Reich 1590/91 unterging, da die Marokkaner Feuerwaffen einsetzten. Die Marokkaner hatten aber ihre Feuerwaffen nicht selbst gebaut, sondern eine Truppe Renegaten, meist aus Spanien stammend eingesetzt. Inwieweit Morisken nach dem gescheiterten Aufstand von 1569 bis 1571 nach Marokko auswanderten und ihr militärisches Wissen einbrachten, kann ich bis jetzt nicht belegen. Vorstellbar ist es. Dagegen waren die sogenannten Renegaten christliche Spanier, die als Kriegsgefangene oder auch Freiwillige zum Islam konvertierten und dann ihren Dienst als Musketier, Arkebusier oder Kanonist unter Judar Pascha leisteten. Judar Pascha war ebenfalls ein gebürtiger Spanier, der in seiner Kindheit von Korsaren geraubt wurde. Vermutlich hatte er seine Jugend in Algier verbracht, wo er kastriert wurde, aber auch militärisch ausgebildet wurde. Als junger Mann trat er in Dienste des späteren Sultans Ahmad al-Mansur aus der Dynastie der Saadier. Die Saadier herrschten erst seit 1549 über Marokko. Sie setzten sich gegen die schwachen Wattasiden (1465-1549) durch. Nach dem Tod des Stammvaters bzw. ersten Sultans dieser Dynastie im Jahr 1557 traten Machtkämpfe unter dessen Söhne auf. Es setzte sich Abdallah al Ghalib durch, seine unterlegenen Brüder Abu Marwan Abd al-Malik und Ahmad al Mansur gingen ins osmanische Exil. Sie hielten sich die meiste Zeit in Algier auf. 1574 starb Abdallah al Ghalib und ihm folgte sein Sohn Abu Abdullah. Da Abdallah al Ghalib 1573 einen islamischen Rechtsgelehrten kreuzigen ließ, breitete sich Unzufriedenheit aus. Diese Situation nutzten Abd al-Malik und Ahmad al Mansur, denen es vor allem wegen dem militärischen Geschick von Judar Pascha gelang, ihren Neffen zu stürzen. Abd al-Malik wurde 1576 neuer Sultan von Marokko. Der gestürzte Sultan Abu Abdullah bat Portugal um Hilfe. Ihm gelang es, den jungen König Sebastian auf das für die Geschichte Portugals katastrophale Abenteuer eines Marokko-Feldzugs zu überzeugen. Dieser portugiesische Marokko-Feldzug von 1578 endete mit dem Tod des portugiesischen Königs Sebastian, aber auch mit dem Tod der marokkanischen Kontrahenten Abu Abdullah und Abd al-Malik. Der Tod Sebastians leitete jedoch den Verlust der staatlichen Unabhängigkeit Portugals ein. Ihm folgte sein alter Onkel Kardinal Heinrich, der 1580 als letzter König der Avis-Dynastie starb. Sebastians Mutter Katharina war die jüngste Schwester Karls V. bzw. eine Tante Philipps II. von Spanien, der seine Ansprüche auf die Thronfolge mit der Besetzung Portugals sofort durchsetzte. Die Portugiesen konnten erst 1640 wieder ihre Unabhängigkeit erlangen. Das bedeutete Portugal fiel als möglicher Verbündeter für das Songhai-Reich aus. In Marokko übernahm Ahmad al Mansur die Macht. Er war ein Verbündeter, wenn nicht sogar ein Satellit des Osmanischen Reiches, der aber ähnlich wie der Dey von Algier oder der Dey von Tunis relativ unabhängig agieren konnte. Da Ahmad al Mansur loyal gegenüber dem Sultan des Osmanischen Reiches war und seine Tributverpflichtungen nachkam, hatte die Osmanen 1590/91 keinerlei Interesse daran, zugunsten des Songhai-Reiches einzugreifen. Ein potentieller Partner des Songhai-Reichs wäre Spanien gewesen, aber nach der Niederlage bzw. dem Verlust der Armada im Jahr 1588 und seinen Problemen in den Niederlanden zeigte Philipp II. keinerlei Interesse an militärischen Aktionen gegen Marokko. Frankreich war infolge der Hugenottenkriege geschwächt, außerdem war von 1589 bis 1594 die Macht Heinrichs IV. noch nicht gefestigt. Bliebe nur noch England übrig. (?) Eine wichtige Frage ist natürlich, ob die Herrscher bzw. Politiker des Songhai-Reichs Kenntnisse über die europäischen Staaten hatten. Ahmad al Mansur brachte die Eroberung des Songhai-Reichs kein Glück. Alte, durch Marokko führende Handelswege verlagerten sich nach Tunis und Tripolis. Ahmad al Mansur (und Judar Pascha) konnten ihre Herrschaft behaupten. 1603 starb der Sultan an den Folgen der Pest, 1606 wurde Judar Pascha ermordet. Danach zerfiel Marokko in zwei Teilreiche, die von Fes und Marrakech aus regiert wurden. Es entstanden außerdem auf den Boden Marokkos eine Korsaren-Republik und ein Staat der Dila-Bruderschaft. In Südmarokko konnten die Alawiden (Alaouiten) die Macht erlangen. 1659/60 beseitigten sie die beiden Sultanate der Saadier in Fes und Marrakesch und 1668 wurde die Korsaren-Republik besiegt. Der heutige Sultan Mohamed VI. ist ein Angehöriger der seit 1660 in Marokko herrschenden Dynastie. "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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16.06.2017, 21:32
Beitrag: #15
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(16.06.2017 11:44)Sansavoir schrieb: Für das Songhai-Reich habe ich folgende Erklärung: Es ist m.E. richtig, dass das Songhai-Reich 1590/91 unterging, da die Marokkaner Feuerwaffen einsetzten........ Die Erklärung ist ziemlich schlüssig, wie hoch die Kenntnisse waren die man im Songhai-Reich von Europa hatte, kann ich nur schwer beurteilen, aber denke du hast recht, größere potentielle Partner zu finden wäre für das Songhai-Reich gar nicht so einfach gewesen. Aber auch beim Reich von Mali frage ich mich. OK, Portugal brachte keine Hilfe, warum nicht an eine andere Macht wenden? Um Marokko wird es im nächsten Teil der Serie noch gehen, so genau wie du jetzt, werde ich auf die Zeit der Saadier aber wohl nicht eingehen, ist aber ein interessanter Einblick. Wo ich dir absolut recht gebe, mittelfristig war es für Marokko nicht gerade förderlich, das man das Songhai-Reich zerstört hat. |
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17.06.2017, 10:14
Beitrag: #16
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Die Portugiesen waren nicht gerade die idealen Partner für die afrikanischen Reiche.
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Kongo Auch interessant: Portugiesische Söldner und Abenteurer mischten auch in Äthiopien mit und halfen gegen die expandierenden muslimischen Sultanate. https://de.wikipedia.org/wiki/Crist%C3%B...3o_da_Gama ...und das in Gegenden, die erst über 300 Jahre später wieder von Europäern betreten wurden. „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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17.06.2017, 15:07
Beitrag: #17
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(17.06.2017 10:14)Arkona schrieb: Die Portugiesen waren nicht gerade die idealen Partner für die afrikanischen Reiche.... Auch wenn es klar ist, dass man vor allem eigene Interessen verfolgte, gerade in Äthiopien (kommt später noch in der Serie vor) hatte das Eingreiffen des Heeres aus Portugal einem rettenden Effekt. |
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17.06.2017, 16:41
Beitrag: #18
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Heinweis zu Marokkos Großreichen:
(15.06.2017 00:43)WDPG schrieb: . Die Songhai musste sich auf ihr Gebiet südlich des Niger zurückziehen, dort verloren sie schnell an Bedeutung. So nun führt uns die kleine Beitragsserie in einen anderen geografischen Raum, der etliche Großreiche hervorbrachte, die wie wir gesehen haben auch immer wieder in der Geschichte der bisher betrachteten Reiche eingegriffen hatten, den Raum Marokko. Diesen Teil der Serie habe ich schon vor einiger Zeit zusammengeschrieben. Aus diesem Grund werde ich über die Geschichte des gesamten Gebiets bis zur Kolonialzeit eine kurze Übersicht schaffen – Großreiche werden uns, aber wie erwähnt auch hier, einige begegnen. Fortsetzung folgt........... |
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21.06.2017, 11:14
Beitrag: #19
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Geschichte Marokkos/ Mauretanien:
(17.06.2017 16:41)WDPG schrieb: So nun führt uns die kleine Beitragsserie in einen anderen geografischen Raum, der etliche Großreiche hervorbrachte, die wie wir gesehen haben auch immer wieder in der Geschichte der bisher betrachteten Reiche eingegriffen hatten, den Raum Marokko. Das Gebiet des Reiches von Mauretanien erstreckte sich über Teile des heutigen Algerien und über den Norden Marokkos. Es grenzte an den Atlantik, ans Mittelmeer und an die Numider. Das Reich hatte seinen Namen vom Volk der Mauren, die in diesem lebten. Wann Mauretanien gegründet wurde, dürfte nicht ganz klar sein. Aufgetaucht ist der Name des Reichs ungefähr in der Zeit des 2. Punischen Krieges. Obwohl man (zumindest meines Wissens) nicht beteiligt war, gehörte man hier zu den Gewinnern, denn es fielen einige Städte und Stützpunkte Karthagos nun in die Hand Mauretaniens. In einem weiteren Krieg Roms spielte Mauretanien unter König Bocchus eine Rolle, im Krieg zwischen Rom und dem Numiderherrscher Jugurtha. Zuerst gehörte Mauretanien zu den Gegnern des Römsichen Reichs, dann wechselte man aber die Seiten und lieferte Jugurtha aus, was dessen Ende bedeutete. König Bocchus hinterließ 2 Söhne, die das Reich unter sich aufteilten. Roms Einfluss auf das Gebiet war damals extrem groß. So geriet Mauretanien immer wieder auch in innere Konflikte Roms hinein und unter Kaiser Augustus wurde es einige Zeit lang auch direkt von Rom verwaltet. Warum das so war darüber habe ich nichts herausgefunden, aufgrund des späteren Verlaufs würde ich ein Aussterben der Herrscherfamilie oder ein Vererben an Rom nicht ausschließen. In der Zeit als Mauretanien von Kaiser Augustus verwaltet wurde, gründete dieser auch einige römische Kolonien in der Gegend, diese blieben auch später ein Teil Roms. Um 25 v Chr. gab Augustus Juba II, der aus der Herrscherfamilie Nubiens stammte, Mauretanien zur Verwaltung. Juba II förderte die Kultur im Land. Ebenso loyal zu Rom, wie der lange herrschende Juba II, war sein Sohn Ptolemaios. Dieser stammte Mütterlicherseits von Kleopatra und Mark Anton ab. Mit der Hilfe Roms besiegte er die Garamanten, ein Berbervolk, das damals von einem Numidischen Widerstandskämpfer angeführt wurde. Kaiser Caligula war es schließlich der die Unabhängigkeit Mauretaniens beendete, indem er Ptolemaios ermorden lies. Eine unverständliches Entscheidung, denn Ptolemaios war stets loyal gewesen – aber wir sprechen hier immerhin von Caligula. Die Rache erfolgte sofort – es kam zu einem Aufstand und mit Mühe gelang es Kaiser Claudius später erst diesen Niederzuschlagen. Mauretanien wurde in 2 römische Provinzen geteilt. Außerdem gab es Maurenstämme die weiterhin unabhängig agierten und immer wieder zur Bedrohung für die Römer in Nordafrika wurden. So mussten sich z.B. die sogenannten Adoptivkaiser mit ihnen herumschlagen und auch in der Reichskrise des 3. Jahrhunderts waren die Mauren aktiv und unternahmen immer wieder, teils sehr ausgedehnte Kriegszüge ins Gebiet der Römer. Das heutige Marokko gehörte damals zur Provinz Mauretania Tingitana. Im 5. Jahrhundert fiel die Provinz an die Vandalen, die Römische Besiedelung der Gegend blieb aber weiterhin bestehen. Fortsetzung folgt............ |
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22.06.2017, 11:13
Beitrag: #20
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Geschichte Marokkos/Völkerwanderungszeit:
(21.06.2017 11:14)WDPG schrieb: ........Das heutige Marokko gehörte damals zur Provinz Mauretania Tingitana. Im 5. Jahrhundert fiel die Provinz an die Vandalen, die Römische Besiedelung der Gegend blieb aber weiterhin bestehen. In der Zeit der Völkerwanderung drangen die Vandalen in die weströmischen Provinzen Nordafrikas ein und eroberten diese. Für das Weströmische Reich ein harter Schlag, was sich alleine schon daran zeigt das später Kaiser meist die Rückeroberung Nordafrikas als die Möglichkeit sahen, um das untergehende Reich noch zu retten. Versuche in diese Richtung scheiterten (zu den Vandalen werde ich in einem späteren Teil der Serie noch kommen). Ein Feind gegen den die Vandalen mindestens genauso hart kämpfen mussten, wie die Römer zuvor, waren die Mauren. Diese fielen immer wieder ein und besaßen zeitweise große Gebiete in Nordafrika und auch im Raum Marokko. Aufgeteilt waren diese unter mehren Fürsten. Doch die Mauren waren nicht nur Feinde, etliche von ihnen lebten auch im Reich der Vandalen, nicht wenige dienten in der Armee des Vandalenreichs. Ostrom unter Kaiser Justinian gelang es schließlich, was Westrom verwehrt blieb. Der Oströmische Feldherr Belisar eroberte Nordafrika von den Vandalen zurück. Die Mauren (Berber) waren in wechselvollen Allianzen vor allem darum bemüht ihre Unabhängigkeit zu bewahren und ihre Gebiete auszuweiten, was schließlich auch gelang. In Marokko beschränkte sich die Macht von Byzanz auf kleine Gebiete im Norden. Kaiser Justinians Eroberungspolitik überforderte die Ressourcen von Ostrom, die Folge war ein Niedergang. Auch in Nordafrika hatte man zu kämpfen. Eine Reaktion war die Gründung der Exarchate von Ravenna und von Karthago durch Kaiser Maurikios. Der Exarch war eine Art Vizekönig in seinem Gebiet. Aus dem Exarchat von Karthago kam etwa Kaiser Heraklaios. Der größere Teil des heutigen Marokko gehörte jedoch den Mauren (Berbern), die eigene Reiche Gründeten. Gegen die Arabische Expansionsbewegung wehrte man sich massiv. Das Exarchat von Karthago wurde schließlich erobert. Die Berber taten sich unter ihrer Anführerin Kahina zusammen und leisteten noch länger Widerstand. Fortsetzung folgt......... |
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25.06.2017, 10:59
Beitrag: #21
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Marokko nach der Eroberung durch die Araber:
(22.06.2017 11:13)WDPG schrieb: ....... Der größere Teil des heutigen Marokko gehörte jedoch den Mauren (Berbern), die eigene Reiche Gründeten. Schlussendlich gelang es den Omijaden doch noch, die Gegend von Marokko in ihr Reich einzugliedern. Doch es blieb eine widerspenstige Region. Immer wieder gab es Aufstände und schon bald bildeten sich zahlreiche selbstständige Reiche und Bewegungen. Eines dieser Reiche war jenes der Idrisiden, diesem gelang es sich Ende des 8. Jahrhunderts ein selbständiges Reich aufzubauen, das damit Endete das es sich immer mehr aufsplitterte. Den Kalifen (mittlerweile von der Dynastie der Abbasiden gestellt) entglitt immer mehr die Kontrolle über das Gebiet von Marokko. Auch die Fatimiden waren ein Machtfaktor in dem Gebiet, doch wirklich beherrscht haben sie es nie. Zu dieser sehr mächtigen Dynastie komme ich in einem späteren Teil der Serie noch. Zuvor geht es hier aber noch um einige Großreiche die sich im Laufe der Zeit auf Marokkos Boden gebildet haben. Fortsetzung folgt....... |
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27.06.2017, 21:10
Beitrag: #22
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Mehrere Großreich in Marokko bis 1465:
(25.06.2017 10:59)WDPG schrieb: .... Den Kalifen (mittlerweile von der Dynastie der Abbasiden gestellt) entglitt immer mehr die Kontrolle über das Gebiet von Marokko. Nach einer Zeit mit mehreren Mächten auf dem Gebiet des heutigen Marokko, folgte ab dem 11. Jahrhundert eine Zeit mit einige Reichen die man durchaus als Großreich bezeichnen kann: Im 11. Jahrhundert wurden die Almoraviden zur beherrschenden Macht im heutigen Marokko. Ihr Reich hatte extrem große Ausmaße. Im Süden reichte es, bis weit ins Sahara-Gebiet hinein, wo man bedeutende Handelsstraßen beherrschte. Wie bereits erwähnt schwächte man mit Kriegszüge das Reich von Ghana derart enorm das es nun seinen Abstieg erlebte. Im Norden reichte das Almoravidenreich bis nach Spanien. Hier kämpfte man gegen vordringende Königreich wie Aragon und Kastilien. Doch die von ihnen beherrschte Bevölkerung Spaniens tat sich mit der strengen Herrschaft, der Almoraviden gar nicht so leicht. Das Zentrum des Almoravidenreichs war Marrakesch, von dort herrschte man ca. 100 Jahre über das erwähnte Großreich. Danach verfiel das Almoravidenreich relativ rasch und schon bald beerbten die Almohaden dieses ehemalige Großreich. Das Almohadenreich bestand ca. 120 Jahre lang. Die Almohaden hatten nicht nur die Herrschaft über Marokko, ihr Reich erstreckte sich nicht so weit nach Süden, wie das der Vorgänger, dafür hatte man mehr Macht im Norden. Hier gelang es ein Gebiet vom Atlantik bis nach Tunesien unter Kontrolle zu bringen. Auch über weite Teile auf der Spanischen Halbinsel herrscht man. In Spanien mussten die Almohaden im Jahr 1212 eine schwere Niederlage hinnehmen. Eine schwache Führung und Abspaltungen führten zum Niedergang des Almohadenreichs, das schließlich durch die Meriniden abgelöst wurde. Die Meriniden herrschten in der Gegend vom 13. bis Mitte des 15. Jahrhundert, sie versuchten mehrmals ein Reich aufzubauen das ähnliche Ausmaße hatte wie jenes der Almohaden, was jedoch langfristig nicht gelang. Krisen schwächten das Reich die Merinidenherrscher zunehmend. Zur eigentlichen Macht wurden nun die Wesire der Wattasiden. Als ein Merinidenherrscher ihre Macht eingrenzen wollte, wurde die Dynastie gestürzt. Nun hatten die Wattasiden die Herrschaft über Marokko inne. Fortsetzung folgt................ |
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30.06.2017, 11:44
Beitrag: #23
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Marokko 1465 bis 1578:
(27.06.2017 21:10)WDPG schrieb: ........ Zur eigentlichen Macht wurden nun die Wesire der Wattasiden. Als ein Merinidenherrscher ihre Macht eingrenzen wollte, wurde die Dynastie gestürzt. Die Wattasiden taten sich in Teilen Marokkos schwer sich durchzusetzen, außerdem wurde Portugal zur immer bedrohlicheren Macht – Marokko war unter den Wattasiden keine Großmacht, sondern erlebte eine Krise. Um 1554 war die Zeit der Wattasiden schließlich beendet, die Saadier kamen an die Macht und machten ihr Reich in Marokko noch einem zu einer bedeutenden Macht. Erfolge gegen Portugal führten davor dazu das die Saadier ein eigenes Gebiet und große Unterstützung in der Bevölkerung erhielten. Als die Saadier die Herrschaft der Wattasiden beendeten und selbst die übernahmen, fanden sie eine Lage vor, die alles andere als Einfach für sie war. Die Osmanen versuchten ihren Einfluss auf das Land zu erhöhen und in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts stand man mitten in einem gigantischen Machtkampf, den zwischen Europas Groß- und Seemächte gegen das Osmanische Reich. Ein innerer Konflikt rief sowohl die Osmanen, als auch Portugal auf den Plan. Portugals König Sebastian I erhoffte sich viel, eine Art Kolonie oder Vasall in Marokko. Diese sollte als Basis für weitere Eroberungen dienen. Das wollten die Osmanen unbedingt verhindern, aber nicht nur das, es war auch eine gute Gelegenheit den Einfluss auf das Gebiet zu erhöhen. Schließlich kam es zur Entscheidungsschlacht. Für die Gegner Portugals schienen die Voraussetzungen alles andere als gut zu sein, doch das Ganze wurde zur gigantischen Niederlage für Portugal, diese Schlacht von Alcacer-Quibir war wohl eine der bedeutendsten, die jeweils in Marokko stattgefunden hat und es war ein harter Schlag für die Gesamte Kolonialpolitik Portugals. Fortsetzung folgt..... |
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01.07.2017, 15:46
Beitrag: #24
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RE: Geschichte Marokkos/ Mauretanien:
(21.06.2017 11:14)WDPG schrieb: In der Zeit als Mauretanien von Kaiser Augustus verwaltet wurde, gründete dieser auch einige römische Kolonien in der Gegend, diese blieben auch später ein Teil Roms. Um 25 v Chr. gab Augustus Juba II, der aus der Herrscherfamilie Nubiens stammte, Mauretanien zur Verwaltung. Juba II förderte die Kultur im Land. Mir ist gerade aufgefallen, dass ich geschrieben habe Nubien. Meinte natürlich die Herrscherfamilie des Nummiterreiches und noch Nubien. |
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04.07.2017, 21:13
Beitrag: #25
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Marokko - Nach der Großreichszeit bis zum Zeitalter der Kolonien:
(30.06.2017 11:44)WDPG schrieb: ......, diese Schlacht von Alcacer-Quibir war wohl eine der bedeutendsten, die jeweils in Marokko stattgefunden hat und es war ein harter Schlag für die Gesamte Kolonialpolitik Portugals. Schon bald verpassten die Saadier der nächsten Macht oder besser gesagt einen gesamten Raum einen harten Schlag. Man zerstörte das (in der Serie bereits erwähnte) Songhai-Reich. Damit wollte man eigentlich wichtige Handelsrouten kontrollieren, doch statt dessen schädigte man diese Wege eher nachhaltig. Eine lange Reihe von afrikanischen Großreichen am Fluss Niger endete damit. Das eroberte Gebiet konnte man nicht lange halten. Bald schon begann es zu kriseln. Es kam zu einem Niedergangs- und Spaltungsprozess. Im Jahr 1659 endete die Zeit der Saadier. Die Dynastie die ihnen Nachfolgte waren die Alawiden. Phasenweise versuchten diese einen starken Staat zu erschaffen, man tat sich aber schwer die Berberstämme unter Kontrolle zu bekommen. Mit den Mächten Europas hatte man aktive Beziehungen, zum Teil führte man Handel mit ihnen (mit England hatte man z.B. schon zur Zeit der Saadier gute Kontakte), zum Teil waren sie eine Bedrohung. Ein harter, für beide Seiten verlustreicher Kampf war etwa der gegen Spanien im 19. Jahrhundert. Auch Marokko konnte dem Kolonialzeitalter nicht entkommen, mit der Zeit erhöhte sich Frankreichs Einfluss immer mehr und Marokko wurde schließlich gegen heftigen Widerstand des Deutschen Kaiserreichs zum Französisichen Protektorat. Auch Spanien erhielt Teile Marokkos zugesprochen. Nun begann das Zeitalter der Kolonialherrschaft. Heute ist Marokko wieder unabhängig und die Alawiden stellen weiterhin den König. Doch da die hier die Großreiche der Vergangenheit das Thema sind und nicht die heutige Zeit oder das Zeitalter der Kolonien werde ich meinen Bericht über Marokko nun abschließen und zu einem anderen Raum übergehen die im Laufe der Zeit einige Großreiche hervorbrachte – dem Raum von Tunis. Hier werde ich nicht wieder einen Überblick über die gesamte Geschichte geben, sondern mich auf die Darstellung der einzelnen Großreiche konzentrieren. Fortsetzung folgt......... |
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05.07.2017, 20:19
Beitrag: #26
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RE: Die Großreiche Afrikas:
FRAGE zu Marokko, welche der dargestellten Reiche würdet ihr in die Kathegorie „Großreiche“ geben und welche nicht?
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06.07.2017, 20:22
Beitrag: #27
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(05.07.2017 20:19)WDPG schrieb: FRAGE zu Marokko, welche der dargestellten Reiche würdet ihr in die Kathegorie „Großreiche“ geben und welche nicht? Großreiche waren auf alle Fälle die Reiche der Almorawiden und der Almohaden. "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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08.07.2017, 01:07
Beitrag: #28
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(06.07.2017 20:22)Sansavoir schrieb:(05.07.2017 20:19)WDPG schrieb: FRAGE zu Marokko, welche der dargestellten Reiche würdet ihr in die Kathegorie „Großreiche“ geben und welche nicht? Finde auch die beiden sind unbestritten, eventuell in diese Kathegorie passten meiner Meinung nach zeitweise auch die Saadier. |
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08.07.2017, 11:25
Beitrag: #29
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Bei den Saadiern gebe ich Dir nur für die ersten Herrschern bis Ahmad al-Mansur († 1603) recht. Danach folgte ja die Teilung in zwei Reiche, die von Marrakech bzw. Fez aus regiert worden sind.
"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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10.07.2017, 16:42
Beitrag: #30
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RE: Die Großreiche Afrikas:
An meine Leser, ein paar Tage pausiert die Serie jetzt. Wenn ich vom Urlaub zurück bin geht es dann weiter mit den Großreichen, die es im Laufe der Geschichte, im Raum Tunis gegeben hat.
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10.07.2017, 22:31
Beitrag: #31
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Dann wünsch ich Dir einen schönen Urlaub.
"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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19.07.2017, 10:30
Beitrag: #32
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Großreiche im Raum von Tunisen/mit Zentrum in Tunesien:
(04.07.2017 21:13)WDPG schrieb: .......nun abschließen und zu einem anderen Raum übergehen die im Laufe der Zeit einige Großreiche hervorbrachte – dem Raum von Tunis. -Karthago: Eine Großmacht der Antike war das von den Phönizern aufgebaute Karthago. Als Großmacht hatte man nicht nur Gebiete in Afrika, sondern auch in Europa etwa mit der Herrschaft über einige Inseln oder in Teilen Spaniens. Vor allem im Bereich Handel war man eine Großmacht, in großen Gebieten des Mittelmeers hatte man Handelsstützpunkte und auch in Richtung „inneres Afrika“ führte man Handel. Vom System her war Karthago (zumindest lange Zeit) eine Republik. Die Armee der Antiken Großmacht bestand Großteils aus Söldnern. Auch die Stadt selbst hatte, als antike Großstadt hohe Bedeutung. Der Aufstieg der Römer und die verlorenen Punische Kriege gegen diese führten schließlich in den Untergang. Meiner Meinung nach bewies man in dieser Zeit, immer wieder auch eine extreme Wandlungsfähigkeit und wie stabil auch die Wirtschaft Karthagos war. Daneben brachte man mit Hannibal noch einen der berühmtesten und begabtesten Feldherren der Weltgeschichte hervor. Neben den Römern profitierten kurzfristig auch die Numidier vom Untergang Karthagos im 3. Punischen Krieg. -Wandalenreich: Wie bedeutend das Gebiet in Nordafrika für die Römer war zeigte auch der Verlust dieses Gebietes in der Zeit der Völkerwanderung. Dieser schwächte das Weströmische Reich enorm. Die Wandalen waren nun die Herrscher des Gebietes. Nun kann man diskutieren, waren die Wandalen ein Afrikanische Großreich? Diese Frage möchte ich auch hier ins Forum stellen. Ich persönlich würde sagen, ja in der Zeit von Geiserich schon, danach aber nicht mehr wirklich. Geiserich war einige Zeit lang eine massive Bedrohung für das absteigende Weströmische Reich. Er eroberte 455 Rom und führte übers Mittelmeer etliche Kriegszüge ins Römische Zentrum. Die Bedeutung des Gebietes und die Bedrohung des Reichs zeigte sich auch darin das die letzten Kaiser, die noch versuchten das Römische Reich im Westen zu retten unter anderem auf Feldzüge gegen das Wandalenreich setzten und das sie ihren Thron bald schon los waren, wenn sie hier scheiterten, was beide male der Fall war. Ein ganz anderes Bild machte das Wandalenreich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, hier gelang es dem Oströmischen Feldherren Belisar doch sehr schnell Nordafrika zurückzuerobern. -Aghlabidenreich: Ein Reich mit Überregionaler Bedeutung war jenes der Aghlabiden. Ein Argument gegen den Status einer Großmacht ist jenes, dass der Kalif von Bagdad in der Geschichte der Dynastie stets als Oberherr anerkannt wurde, dennoch hatte man überregionale Bedeutung. Vom Kalifen wurden die Aghlabiden Anfang es 9. Jahrhunderts als Verwalter eingesetzt. Sie beherrschten ein Gebiet das Tunesien, sowie Teile der heutigen Staaten Algerien und Lybien umfasste. Ein besonderer Erfolg war als es gelang Byzanz Sizilien zu entreißen. Nun hatte man eine Basis für zahlreiche Unternehmungen zur See im „Raum Italien“, Malta und Stützpunkte in Süditalien wurden erobert und kaum eine Stadt Italiens war vor den Raubzügen sicher. Außerdem war das Reich der Aghlabiden eine bedeutende Handelsmacht, zahlreiche Handelskanäle standen zur Verfügung, etwa über das Mittelmeer, aber auch ins „innere Afrika“. Ein Konflikt den man immer wieder austragen musste, war jener gegen die Berber. Einerseits verachtete man diese, andererseits waren sie dann doch wieder als Soldaten hilfreich. Als Anfang des 10. Jahrhunderts Seuchen die Aghlabidenherrschaft schwächten und man auch in Italien gegen Byzanz die eine oder andere Niederlage einstecken musste, wurde das „Berberproblem“ schnell sehr groß. Schließlich waren es die Berber die für den Untergang der Aghlabidenherrschaft verantwortlich waren und jener der Fatimiden den Weg ebneten. -Fatimiden: Die Fatimiden gehörten zweifellos zu den bedeutendsten Mächten in der Geschichte Nordarfrikas, in so gut wie jedem Land Nordafrikas spielten sie eine Rolle. Aus diesem Grund werde ich sie noch an anderer Stelle erwähnen. -Nach den Fatimiden: Die Almohaden waren zwar eine Großmacht, aber nicht mit dem Zentrum Tunis, sondern Marokko. Ich würde die Dynastien danach nicht mehr als Großreich bezeichnen. Ziriden, Hafsiden usw. hatten nicht mehr die Überregionale Bedeutung wie die beschriebenen Großreiche. Fortsetzung folgt....... |
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19.07.2017, 12:44
Beitrag: #33
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RE: Großreiche im Raum von Tunisen/mit Zentrum in Tunesien:
(19.07.2017 10:30)WDPG schrieb: Als Anfang des 10. Jahrhunderts Seuchen die Aghlabidenherrschaft schwächten und man auch in Italien gegen Byzanz die eine oder andere Niederlage einstecken musste, wurde das „Berberproblem“ schnell sehr groß. Schließlich waren es die Berber die für den Untergang der Aghlabidenherrschaft verantwortlich waren und jener der Fatimiden den Weg ebneten. Siehst Du einen Zusammenhang zwischen dem Untergang des Aghlabidenreichs und den im 10. Jahrhundert aufkommenden Plünderungszüge der sarazenischen Piraten ? |
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25.07.2017, 10:19
Beitrag: #34
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Das Fatimidenreich:
(19.07.2017 10:30)WDPG schrieb: .......-Fatimiden: Die Fatimiden gehörten zweifellos zu den bedeutendsten Mächten in der Geschichte Nordarfrikas, in so gut wie jedem Land Nordafrikas spielten sie eine Rolle. Aus diesem Grund werde ich sie noch an anderer Stelle erwähnen. Die Fatimiden sahen aufgrund ihrer Abstammung ihren Anspruch als höher an, als den der Abbasidenkalifen. Aus diesem Grund war der Sturz der Abbasiden, von Anfang an ein wichtiges Ziel der Fatimiden. Anfangs waren vor allem die Berber die träger der von den Fatimiden angeführten Bewegung. Im Jahr 909 gelang es einem Feldherren und Anführer der Bewegung die Aghalbiden zu stürzen und einen Fatimidenherrscher auf den Thron zu setzten. Entgegen der Erwartungen des Feldherren übernahmen die Fatimiden nun auch die weltliche Führung in ihrem Reich. Der Ehrgeiz der Fatimiden war weiterhin sehr hoch, so kämpfte man an mehreren Fronten. In Marokko hatte man wohl mehrere Gegner, darunter auch die Omaijaden, komplett durchsetzen konnte man sich hier nie. Außerdem versuchte man, was zunächst scheiterte nach Ägypten vorzudringen und im Bereich Unteritalien und Sizilien kämpfte man gegen die Europäer und Byzanz. Mit dem 4. Fatimidenkalifen änderte sich der Schwerpunkt des Reiches total. Es gelang nun die Ichschididen in Ägypten zu stürzen und damit endlich Ägypten zu erobern. Auch in Syrien drang man immer wieder ein. Ägypten wurde nun zum Schwerpunkt des Reiches. Die Gebiete bei Tunesien wurden den Ziriden (die schon vorher eine bedeutende Rolle im Fatimidenreich spielten) zur Verwaltung übergeben. Die Verwaltung über Sizilien hatten schon zuvor die Kalbiten übernommen. Als Kalifen in Ägypten gelang es den Fatimiden einige Zeit lang die Abbasiden in ziemlich Bedrängnis zu bringen. Nicht nur politisch, auch wirtschaftlich waren die Fatimiden eine Großmacht. Hier spielte es auch eine Rolle das man schnell zur Handelsdrehscheibe zwischen Indien und dem Mittelmeergebiet wurde. Mit Byzanz führte man immer wieder Krieg, gleichzeitig wurde zwischen den beiden aber auch reger Handel geführt. Im 10. Jahrhundert begannen die Probleme, die schlussendlich das Ende der Fatimidendynastie einleiten sollten. Die Kalifen selbst wurden politisch immer unbedeutender, Günstlinge kämpften um die Macht, immer wieder kam es zu Truppenaufständen, die das Land verwüsteten. Im Zuge des 1. Kreuzzugs tauchte eine neue Macht in der Region auf. Die Kreuzritter, die den Fatimiden stark zu schaffen machten. Eine Macht die im Kampf gegen die Kreuzritter weitaus erfolgreicher war, als die niedergehenden Fatimiden waren die Zengiden in Syrien. Sie entsendeten schließlich das Heer das die Fatimiden stürzen sollte. Fortsetzung folgt........ |
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31.07.2017, 14:05
Beitrag: #35
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RE: Das Fatimidenreich - Ein Hinweis:
(25.07.2017 10:19)WDPG schrieb: ..... Näheres zu diesem Satz kommt noch im Bericht zu der Ajjubidendynastie (im nächsten Posting der Serie) vor. Ägypten möchte ich ähnlich behandeln wie den Raum Tunis. Die Fatimiden habe ich aber vorgezogen, weil es sowohl Ägypten, als auch den Raum Tunis betrifft. Nun geht es aber weiter mit dem äußerst bedeutendem Raum Ägyten. Fortsetzung folgt...... |
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31.07.2017, 22:40
Beitrag: #36
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Die Zengiden waren sicher im 12. und auch im 13. Jahrhundert eine bedeutende Dynastie. Aber ist es nicht so, dass infolge der Eroberung von Ägypten der Aufstieg der Ayyubiden erst ermöglicht wurde? Unter Schirkuh, aber vor allem unter Saladin herrschten die Zengiden doch nur noch formal über Ägypten, nach dem Tod von Nurredin im Jahr 1174 erfolgte auch die Entmachtung der Zengiden in Syrien. Die Zengiden von Mossul hatten Glück, dass nach dem Tod Saladins dessen Machtbereich geteilt und somit geschwächt wurde. Ich denke, weil sowohl Zengiden als Ayyubiden keinen Zentralstaat (im Gegensatz zu den Fatimiden, aber auch den Mamluken) schufen, existierten ihre Reiche nur einige Jahrzehnte.
"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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31.07.2017, 22:55
Beitrag: #37
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(31.07.2017 22:40)Sansavoir schrieb: ....Ich denke, weil sowohl Zengiden als Ayyubiden keinen Zentralstaat (im Gegensatz zu den Fatimiden, aber auch den Mamluken) schufen, existierten ihre Reiche nur einige Jahrzehnte. Auch wenn die Ajjubiden mit Saladin einen höchsterfolgreichen Herrscher hervorbrachten, denke ich hier ähnlich, aus diesem Grund möchte ich das auch in meinem Posting über Ägypten erwähnen. Aber auch eine andere Dynastie wo ich mich wieder mal frage, ob Großreich oder nicht, wird vorkommen. |
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01.08.2017, 10:41
Beitrag: #38
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Großreiche im Raum Ägypten:
(31.07.2017 14:05)WDPG schrieb:(25.07.2017 10:19)WDPG schrieb: ..... -Das Alte Ägypten: Das, dass alte Ägypten in der Zeit der frühen Hochkulturen eine Großmacht war, ist klar. Die Geschichte des Alten Ägypten ist extrem ausführlich, fast zu ausführlich für diese Serie, daher möchte ich es, trotz seiner hohen Bedeutung hier nur kurz erwähnen. Wenn jemand möchte kann er hier gerne eine Beschreibung abgeben. Ich möchte hier mit der Zeit nach Alexander dem Großen beginnen. -Das Ptolemaierreich: Nach Alexander dem Großen kämpften seine Feldherren um die Nachfolge. In Ägypten setzten sich die Ptolemaier durch. Bis zu Ptolemaios V erlebte das Reich eine Blütezeit. Neben Ägypten gehörten auch noch Zypern sowie Besitzungen in der Ägäis zum Reich der Ptolemaier. Krieg führte man hauptsächlich mit den Seleukiden, meistens ging es dabei um Teile Syriens. Auch Kulturell war man höchst Fortgeschritten, hier bildete Alexandria eines der großen Zentren der damaligen Welt. Innere Machtkämpfe, aber auch der zunehmende Einfluss der Römer sorgten schließlich für den Niedergang. Unter Königin Kleopatra hatte man noch einmal die Möglichkeiten zur Großmacht zu werden. Dieser Traum der Ptolemaierrin endete als man gegen Augustus die Schlacht bei Actium verlor – Ägypten hatte zwar in der Endphase der Ptolemaier teilweise auch mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, war aber dennoch um einiges Reicher, als andere Großreiche – die wirtschaftliche Stärke, des Gebietes zeigte sich auch, als Ägypten ein Teil des Römerreichs war. -Tuluniden: Es gibt Mächte da frage ich mich, Großmacht oder nicht, oft haben diese Mächte eine enorme Stärke, die sich sogar auf die Geschichte anderer Länder auswirkt. Aber das ganze hält nur eine Herrschergeneration lang – so ist es auch bei den Tuluniden. Dynastiegründer Ibn Tulun war Ursprünglich nur Statthalter für die Abbasiden, er machte sein Gebiet jedoch unabhängig. Mit den Steuern die man nicht mehr an die Abbasiden abführen musste, förderte man nun die Wirtschaft im eigenen Land. Kurzzeitig setzte eine wirtschaftliche Stärke und Wohlstand ein. Doch spätestens nach Ibn Tuluns Nachfolger Chumarawaih, begann der rasche Niedergang. Auch die Wirtschaftslage verschlechterte sich bald wieder. Schlussendlich gelang es den Abbasiden die Eigenstaatlichkeit Ägyptens wieder zu beenden. Das Tulunidenreich hatte nur von 868 bis 905 existiert. -Im 10. Jahrhundert wurden die Ischididen selbstständige Herrscher von Ägypten, als Großreich würde ich ihr Reich jedoch nicht bezeichnen. Schlussendlich kamen die bereits beschriebenen Fatimiden an die Macht. -Ajjubiden: Ursprünglich sollte die Armee der Zengiden, geführt von Sirkuh den Fatimiden gegen die Kreuzritter helfen. Doch diese inneren Kämpfe führten dazu das Sirkuh sich immer wieder in die Politik des Fatimidenreiches einmischte und sich schlussendlich zum wichtigsten Mann im Fatimidenreich hochkämpfte. Sein Neffe Saladin der ihm Nachfolgte beendete die Herrschaft der ohnehin kaum noch an Macht besitzenden Fatimiden endgültig und gründete die nach Saladins Vater benannten Dynastie der Ajjubiden. Ein Mächtiger Feind hätte der Zengidenherrscher Nur-Ad-Din werden können, denn er sah sich als Oberherr Saladins. Sein Ende vor dem Ausbruch direkter Kampfhandlungen änderte jedoch die Situation zugunsten Saladins. Saladin ist vor allem bekannt für seine Eroberung Jerusalems, das er auch halten konnte als der dritte Kreuzzug gegen ihn losbrach. Die Nachfolger Saladins waren häufig in einer schwächeren Position als er. Häufig kam es zu Teilungen, was das Regieren nicht einfacher machte. Auch die Kreuzritter machten immer wieder Probleme, so z.B. der Kreuzzug von Damiette bei dem Johannes Brienne führend beteiligt war. Beim Kreuzzug von Kaiser Friedrich II trat man, als er im Rahmen eines Kreuzzugs erschien Jerusalem für einige Zeit lang an die Kreuzritter ab. Schlussendlich holten die Ajjubiden Reste der Armee Dschelal-Al Adins Armee und eroberte Jerusalem zurück. Doch dieses Truppen wurden immer mehr zur Gefahr. Als Gegengewicht stärkte man die Mamlukenarmee. Obwohl man es schaffte auch noch den 6. Kreuzzug abzuwehren, gelang es schließlich nicht die Mamluken, die immer mächtiger wurden, wieder zu entmachten. Der letzte Ajjubide Turan Shah wurde 1250 grausam beseitigt. -Das Mamlukenreich: Die Mamluken waren Militärsklaven, meist aus Anatolien oder dem Kaukasusgebiet. Unter den Ajjubiden spielten sie immer schon eine Rolle. Die im Dienste der Ajjubiden stehenede Choresmier-Armee (Überreste des Heeres von Dschelal-Al-Adin) eroberte Jerusalem zurück und wurde bald zu einem bedrohlichen Machtfaktor. Als Gegengewicht verstärkte man die Mamlukenarmee. Als die Ajjubiden versuchten die zu mächtig gewordene Mamluken zu entmachten setzte man die Ajjubiden in Ägypten ab. Am Beginn der Mamlukenzeit sah es nicht so aus als würde ein neues Großreich entstehen. Machtkämpfe um die Führung des Landes, häufig wechselnde Herrscher und auch die Ajjubiden hatten noch in einigen Gebieten, etwa in Damaskus die Kontrolle inne. Doch dann erbrachte das Mamlukenreich gigantisches Leistungen. Man besiegte das Heer der bis dahin als unbesiegbar geltenden Mongolen, somit gelang es diesen, dank den Mamluken nie in Afrika einzudringen. Die Ajjubiden verloren den Rest ihrer Macht und den Mamluken gelang schon bald der nächste große Erfolg. Man vertrieb die Kreuzritter aus ihrer Gebieten und beendete somit die Existenz jener Staaten die sich nach dem 1. Kreuzzug gebildet hatten endgültig. Trotz allem war die Linie gegenüber den Mächten Europas nicht unbedingt nur feindselig. Man betrieb sehr aktiv Handel mit Ländern wie z.B. Aragon, Venedig oder Genua, aber auch mit zahlreichen anderen. Man war also selbst eine bedeutende Handelsmacht. Zeitweise erscheint man äußerst Wohlhabend, es gab aber auch Zeiten mit bedrohlichen Finanz- und Wirtschaftsproblemen. Zu den Schattenseiten der Mamlukenherrschaft gehörten die zahlreichen Machtkämpfe und Thronwechseln, die es immer wieder in der Geschichte des Reiches gab. Ende des 15. Jahrhundert verschlechterte die Verlagerung von Handelswegen die wirtschaftliche Lage des Mamlukenreichs. Versuche gegen Portugals Flotte vorzugehen, brachten langfristig nicht viel. Ein anderer Bedrohlicher Feind, der im Norden entstanden war, waren die Osmanen. Gegen diese aufstrebende Macht verbündeten sich die Mamluken mit den Saffawiden in Persien. Das bewegte die Osmanen dazu gegen die Mamluken vorzugehen. Die Osmanen waren den Mamluken überlegen, so wurden die Mamluken nahe Aleppo besiegt, ihr Sultan fiel. Sein Nachfolger weigerte sich die Oberhoheit der Osmanen anzuerkennen. So zog die Armee Selims I, schließlich nach einer weiteren Siegreichen Schlacht, ins unter den Mamluken zur Hauptstadt gewordenen, Kairo ein und beendete deren Eigenstaatlichkeit. Die Mamluken hatten weiterhin hohen Einfluss in der Gegend, doch mit dem Ende ihrer Eigenstaatlichkeit endete auch für lange Zeit die Eigenständigkeit Ägyptens. Fortsetzung folgt.......... |
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05.08.2017, 11:45
Beitrag: #39
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RE: Großreiche im Raum Ägypten/Mehmed Alis Reich?
(01.08.2017 10:41)WDPG schrieb: .....ein und beendete deren Eigenstaatlichkeit. Bevor ich in der Serie wieder Großreiche südlich des Mittelmeerraums behandeln werde, möchte ich eine Frage bezüglich einem Reich im Raum Ägypten stellen: -Kann man Mehmed Alis Vizekönigreich in die Reihe der anderen Großreiche im Raum Ägyptens einreihen oder nicht? Mehmed Ali Pascha spielte eine Rolle bei der Abwehr von Napoleons Expedition. Eigentlich hatten die Osmanen Ägypten mit der Entsendung Mehmed Alis das Ziel gehabt, Ägypten näher an sich zu binden. Doch Mehmed Ali gelang es alle die versuchten Macht über Ägypten zu erhalten von dieser fern zu halten und sich selbst eine starke Machtbasis aufzubauen. Erstaunlich ist es vor allem wenn man ansieht wie schnell es Mehmed Ali gelang eine starke Militärmacht aufzubauen, die um einiges stärker erscheint, als die der Osmanen, deren Vizekönig er ja eigentlich war. In Griechenland konnte er stärke beweisen und im Machtkampf um Syrien wurde er sogar zu einer Bedrohung für das geschwächte Osmanenreich. Auch die Einnahme des Sudan gelang. Doch schlussendlich war die Politik der Nachfolger Mehmed Alis, nicht ganz unschuldig daran, dass Ägypten unter britische Kontrolle kam. Fortsetzung folgt........ |
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05.08.2017, 16:41
Beitrag: #40
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Der "Khedive" Karl Mays.
Doch, ich denke schon, bis zum Mahdi-Aufstand spielte Ägypten unter deren Herrschaft im östlichen Mittelmeer schon eine Großmachtrolle "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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06.08.2017, 10:06
Beitrag: #41
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RE: Die Großreiche Afrikas:
(05.08.2017 16:41)Suebe schrieb: Der "Khedive" Karl Mays. Auch ich würde sagen, man konnte sich durchaus in die vorher präsentierte Reihe einreihen. Für das Ende der Großmachtsstellung würde ich allerdings nicht unbedingt den Mahdi-Aufstand verantwortlich machen, sondern den kurz davor liegenden Staatsbankrott. Der den Kolonialmächten bestimmenden Einfluss verschaffte. |
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07.08.2017, 12:14
Beitrag: #42
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Ich würde Ägypten unter Mehmed Ali auch eine Großmachtrolle zugestehen. Die osmanische Herrschaft war nur noch nominell. Mehmed Ali unterstützte zwar Mahmud II. gegen die Wahhabiten, aber in Ägypten bestimmte nur er die Politik.
"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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16.08.2017, 15:04
Beitrag: #43
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Für alle Leser der Serie: Es sind noch weitere Beiträge über Afrikanische Großreiche geplant - leider brauche ich aber noch etwas.
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16.08.2017, 23:10
Beitrag: #44
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Lass Dir Zeit, Qualität ist wichtiger.
"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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17.08.2017, 20:53
Beitrag: #45
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Das Großreich - Kanem-Bornu:
(05.08.2017 11:45)WDPG schrieb: Bevor ich in der Serie wieder Großreiche südlich des Mittelmeerraums behandeln werde, ...... Wann das Großreich von Kanem gegründet wurde, ist nicht ganz klar, vermutet wird das, die Herrscherdynastie einst zugewandert ist - eventuell vom Nahen Osten gekommen ist. Schon um 600 existiere das Reich von Kanem. In dieser Zeit gelang es das Gebiet einzunehmen das ursprünglich den Garamanten gehört hatte, schon zuvor hatte Kanem seinen Ursprung am Tschadsee. Einige Jahre nach der Mitte des 11. Jahrhunderts wechselte die Herrscherdynastie von den Duguwa zu den Sefuwa. Die neue Dynastie herrschte auch über Bornu. Das neue Doppelreich Kanem-Bornu verfügte über gewaltigen Einfluss auf den Transsaharahandel, es beherrschte, kann man sagen, große Teile der Handelsstraßen die sich zwischen dem heutigen Sudan und dem bereits beschriebenen Gebiet in dem Großreiche wie jenes von Mali befanden. Im Jahr 1381 gelang es den Bulala im Zuge eines Bürgerkriegs die Sefuwa nach Bornu abzudrängen. Nun herrschte die Bulala bis 1577 über Kanem. Bornu existierte schon lange (die Anfänge dürften auch hier im Dunkeln liegen), immer wieder war es verbunden mit Kanem. Nun gelang es den Sefuwa von Bornu aus, Kanem zurück zu erobern. Doch sie beschlossen es nicht direkt zu verwalten, sondern zum Vasallen zu machen, Bornu war nun das stärkere Reich. Dieser Zustand hielt bis Anfang des 19. Jahrhunderts an, dann machten verschiedene äußere Entwicklungen dem Reich zu schaffen. Es wurde zunehmend bedroht und setzte auf Hilfe von außen, diese kam vom Lybier Al-Kanemi, dessen Nachfolger nun die Herrschaft der Sefuwa beendeten. Gegen Ende des Jahrhunderts fiel das Gebiet von Bornu zuerst einem "Sklavenjägerreich" zu, dann wurde es zur französischen Kolonie, auch das von Bornu immer wieder abhängige Kanem wurde zur Kolonie. Kanem-Bornu war nicht nur ein extrem langlebiger Staat in der Gegend des Tschadsees, es war auch eine bedeutende Handelsmacht, die immer wieder vom Saharahandel profitierte. Fortsetzung folgt...... |
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18.08.2017, 14:02
Beitrag: #46
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Kalifat von Sokoto:
(17.08.2017 20:53)WDPG schrieb: .....Dieser Zustand hielt bis Anfang des 19. Jahrhunderts an, dann machten verschiedene äußere Entwicklungen dem Reich zu schaffen. Es wurde zunehmend bedroht und setzte auf Hilfe von außen, diese kam vom Lybier Al-Kanemi, dessen Nachfolger nun die Herrschaft der Sefuwa beendeten. Gegen Ende des Jahrhunderts fiel das Gebiet von Bornu zuerst einem "Sklavenjägerreich" zu, dann wurde es zur französischen Kolonie, auch das von Bornu immer wieder abhängige Kanem wurde zur Kolonie. Ein Reich das erst im 19. Jahrhundert entstand war das Kalifat von Sokoto. Dieses mit der Hauptstadt Sokoto, wirbelte die politische Landschaft im Umfeld, gewaltig durcheinander. In einm religiös motivierten jahrelangen Kampf besiegte Usman dan Fodio den Hausafürst der seine Tätigkeit unterbinden wollte. Doch damit nicht genug, er eroberte auch die restlichen Hausastaaten. Doch das Reich expandierte weiter. Diese Expansion wirkte sich auch auf Kanem-Bornus Geschichte aus. Man konnte Sokoto zwar zurückschlagen, aber das hatte (wie bereits in der Serie erwähnt) einen hohen Preis und führte zum Sturz der Herrscherdynastie in Bornu. Einerseits gab es unter diesem Reich große Kulturleistungen, andererseits zerstörte man auch etliches von der Hausa-Kultur. Allzu lange bestand das Großreich nicht, denn es wurde nach nicht einmal 100 Jahren vom Britisch-Empire besiegt. Auch heute existiert noch ein Kalif von Sokoto. Sokoto gehört aber zu Nigeria. Fortsetzung folgt........ |
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21.08.2018, 10:42
Beitrag: #47
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RE: Großreiche im Raum von Tunisen/mit Zentrum in Tunesien:
(19.07.2017 12:44)Aguyar schrieb: Siehst Du einen Zusammenhang zwischen dem Untergang des Aghlabidenreichs und den im 10. Jahrhundert aufkommenden Plünderungszüge der sarazenischen Piraten ? Ob der Untetgang der Aghlabiden damit was zu tun hat, da bin ich mir nicht sicher. Vermute die Hauptrolle spielte die politische Großwetterlage in Europa, das Königreich Italien hatte keinen starken Machthaber. Der Süden war zwischen mehreren Mächten umkämpft, die Ost- und Westfranken waren keine Seemacht. Byzanz hatte zwar eine starke Flotte, musste aber immer wieder, auch an anderen Fronten kämpfen. Alles in allem, also sehr gute Bedingugen für Piraterie und diese wurden eben von den Arabern ausgenutzt. Kann die Rolle des Niedergangs der Aghlabiden hier schwer einschätzen, aber Piaterie hätte es ohne diesen wohl auch verstärkt gegeben. |
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28.12.2019, 22:45
Beitrag: #48
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Große Reiche im südlichen Afrika:
(18.08.2017 14:02)WDPG schrieb: …... Nun möchte ich kurz einige Großreiche Afrikas, deren Zentrum südlich des Äquators liegen behandeln. -Munhumutapa-Reich: Dieses Reich existierte auf dem Boden der heutigen Staaten Simbabwe und Mosambik. Ein bedeutendes Zentrum war die Stadt Groß-Simbabwe. Wann und wie es genau entstanden ist liegt im Dunkeln, es dürfte um das Jahr 1000 aber schon existent gewesen sein. Das Reich verfügte über Handelsbeziehungen nach Asien und in den arabischen Raum. Ab dem 16. Jahrhundert auch nach Portugal. Das Reich dürfte nicht immer eine Einheit gebildet haben und ab dem 16. Jahrhundert hatten neben Händlern aus dem arabischen Raum, vor allem die Portugiesen immer wieder hohen Einfluss. Völkerbewegungen im 19. Jahrhundert sorgten dafür, dass das mittlerweile in Einzelstaaten zerfallene Munhumutapa-Reich endgültig unterging. -Sultanat von Sansibar: Vom Ursprung her war Sansibar eigentlich kein afrikanisches Reich, sondern ein arabisches. Die Herrscherdynastie kam aus dem Oman, ihr gelang es im 17. Jahrhundert gegen Portugal mehrere Erfolge zu verbuchen und damit bedeutende Handelsrouten zwischen Afrika, Asien, Europa und dem arabischen Raum zu übernehmen. Außerdem gewann man neben der Herrschaft über den Oman, die Gebiete von Sansibar und Stützpunkte an der Ostküste Afrikas. Eine zunehmend höhere Bedeutung erhielt der unmenschliche Handel mit Sklaven und jener mit Gewürznelken. Erst unter der nachfolgenden Dynastie wurde Sansibar selbst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Zentrum des Reiches, ca. 20 Jahre später spaltete man sich in Oman und Sultanat von Sansibar. Die Kolonialmächte waren es, durch die, die Gebiete des Sultanats von Sansibar immer mehr zusammenschrumpften. Das Deutsche Kaiserreich, Italien und das Britische Empire bekamen Gebiete ab. Schlussendlich gelang es dem Britisch Empire im kürzesten Krieg der Weltgeschichte die Kontrolle über Sansibar zu erlangen. Der Sklavenhandel wurde nun endgültig unterbunden. Sansibar war nun Teil des British Empire. -Zulu: Eine kurzlebige Großmacht im Süden Afrikas im 19. Jahrhundert war das Reich der Zulu. Die Zulu waren ursprünglich ein relativ kleines Volk im südlichen Afrika. Unter König Shaka wurde eine Militärreform durchgeführt und eine aggressive Ausdehnungspolitik betrieben was dazu führte das sich das Reich massiv ausdehnte und in die Gegend der Kolonialmächte und auch der Buren vorstieß. Shakas Nachfolger war sein Halbbruder Dingane. Er wurde von den Buren besiegt. Der Zulustaat der weiter existierte wurde schlussendlich vom waffentechnisch weit überlegenen British Empire besiegt und zerschlagen. 1887 wurde das Zululand zum Britischen Protektorat. Fortsetzung folgt...... |
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03.01.2020, 22:32
Beitrag: #49
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„Händler- bzw. Sklavenjägerreiche“:'
(28.12.2019 22:45)WDPG schrieb: …... Bei diesen „Reichen“ wenn man sie überhaupt so nennen kann, kann man schon fragen „Großreiche?“. Man könnte auch berechtigt sagen, nein waren sie nicht. Der Grund warum ich sie dennoch anführe ist folgender. Diese Reiche hatten meist eine relativ große Ausdehnung, sie beeinflussten die Geschichte etlicher Großreiche und auch jener großer Bevölkerungsanteile Afrikas. Beschäftigt man sich mit der Geschichte Afrikas merkt man eines, schon vor der Zeit in der die Kolonialmächte Afrika unter sich aufteilten entstand eine gewisse Dynamik. Alte Strukturen und Reiche wurden schon zuvor von anderen abgelöst. Ein Phänomen dieser Zeit waren die sogenannten "Händlerreiche". Einige davon werde ich hier kurz präsentieren: -Rabih az Zubayr: Bei diesem „Sklavenjäger“ handelt es sich um den Mann der das Reich von Bornu (das ich bei einem früheren Bericht in dieser Serie bereits erwähnt habe) erobert hat. Zuvor war er bereits für einen anderen „Sklavenjäger“ im Sudan tätig und hatte auch schon andere Teile Afrikas unter seiner Kontrolle. Dikwa eine Stadt im heutigen Nigeria war sein Hauptsitz, seine Beamten kamen aus dem Sudan. Er machte sein Geld mit dem Verkauf von Sklaven wurde jedoch von der Kolonialmacht Frankreich geschlagen und fiel im Kampf gegen diese, sein Gebiet ging nun an Frankreich. -Reich von Sansibar: Dieses Reich habe ich im vorherigen Posting schon beschrieben, möchte aber kurz erwähnen, das es durchaus auch in diese Kategorie gepasst hätte. -Tippu Tipp: Der Mann der sich diesen eigenwilligen Namen gab (ursprünglich hieß er anders) herrschte über ein Reich mit gigantischer Fläche (Angeblich ca. halb so groß wie Westeuropa). Ursprünglich war er ein Händler Sansibars. Doch schon bald wurde aus dem Handel eher ein Beutezug, der vor allem auf Elfenbein und Sklaven aus war. Mit den aufstrebenden Kolonialmächten Deutschland und Belgien arbeitete er teilweise zusammen, schlussendlich wurde ihm aber ein Konflikt mit den Belgiern zum Verhängnis. -Weitere: Neben den erwähnten gab es auch noch weitere Sklavenjäger, die ihre despotisch geführten Reiche aufbauen konnten, darunter Msiri im Süden Afrikas oder al-Zubayr Rahma in der Gegend des Sudan. Die meisten dieser „Händlerreiche“ waren auf ihren Gründer und Herrscher zugeschnitten und machten diesen Reich und Mächtig. Oft mächtig genug um alte Strukturen zu beenden. Schließlich waren es meist die Kolonialmächte der Europäer die den „Händlerreichen“ ein Ende bereiteten und deren Gebiete dann übernahmen. Für viele Afrikaner waren diese großen Reiche wohl nichts anderes als ein Schreckensregime, als dann die Kolonialmächte kamen, kam man wohl oft vom Regen in die Traufe, kaum ein Gebiet Afrikas wurde nicht kolonialisiert. Fortsetzung folgt..... |
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03.01.2020, 22:39
Beitrag: #50
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RE: Die Großreiche Afrikas:
Muss sagen habe lange überlegt ob diese "Händlerreiche" bei denen der Profit eines Einzelnen oder zumindest von einigen wenigen im Mittelpunkt stand hier überhaupt reinpassen.
Aber denke viele Afrikanische Räume wurden von ihnen doch beeinflusst, deshalb habe ich dieses "despotischen Reiche" hier erwähnt. -Ich möchte euch Leser gerne fragen ob ihr, außer dem Buch "Kongo - Eine Geschichte" andere Literatur zum Thema kennt? |
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