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Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
29.06.2017, 12:33
Beitrag: #1
Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Soweit Germanen siedelten legten sie Reihengräberfriedhöfe an, von der Seine bis an die Theiß.
Im 6.-7. Jahrhundert endete diese Sitte. Und auf allen bisher untersuchten Reihengräberfriedhöfen ziemlich abrupt, es wurde bis heute keiner gefunden, wo die Bestattungen über Jahrzehnte immer weniger wurden. Allerdings wurden Bestattungsplätze oft regional wenig getrennt noch ein 1-2 Generationen weiter benutzt, währen andere bereits aufgegeben waren.
Wobei die Gründe hierfür bis dato nicht so richtig klar sind.

Bisher war alles klar, mit dem Ende der Reihengräberfriedhöfe begann die Bestattung auf Kirchhöfen.
Aber das ist inzwischen nicht mehr zu halten.
Hier gibt es eine Lücke, die Bestattungen auf Kirchhöfen setzte erst nach einer längeren Verzögerung ein.
Aber auch in der Zeit wurde gestorben, musste begraben werden.
Hofgrablegen, also bei den Siedlungen aber auch in der "freien Natur" werden gefunden.
Wobei merowingerzeitliche Siedlungen sich bei den Funden bisher noch rar machen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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30.06.2017, 06:58
Beitrag: #2
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
(29.06.2017 12:33)Suebe schrieb:  Soweit Germanen siedelten legten sie Reihengräberfriedhöfe an, von der Seine bis an die Theiß.
Im 6.-7. Jahrhundert endete diese Sitte. Und auf allen bisher untersuchten Reihengräberfriedhöfen ziemlich abrupt, es wurde bis heute keiner gefunden, wo die Bestattungen über Jahrzehnte immer weniger wurden. Allerdings wurden Bestattungsplätze oft regional wenig getrennt noch ein 1-2 Generationen weiter benutzt, währen andere bereits aufgegeben waren.
Wobei die Gründe hierfür bis dato nicht so richtig klar sind.

Bisher war alles klar, mit dem Ende der Reihengräberfriedhöfe begann die Bestattung auf Kirchhöfen.
Aber das ist inzwischen nicht mehr zu halten.
Hier gibt es eine Lücke, die Bestattungen auf Kirchhöfen setzte erst nach einer längeren Verzögerung ein.
Aber auch in der Zeit wurde gestorben, musste begraben werden.
Hofgrablegen, also bei den Siedlungen aber auch in der "freien Natur" werden gefunden.
Wobei merowingerzeitliche Siedlungen sich bei den Funden bisher noch rar machen.

In Solms-Oberndorf bei Wetzlar wurde aus dem germanischen Reihengräberfriedhof direkt der Reihengräberfriedhof bei der Dorfkirche und wird bis heute verwendet. Es ist zu vermuten, das die Dorfkirche direkt auf dem ubischen Verehrungsplatz für die Toten entstand.
Je tiefer man die Gruben für die neuen Toten aushebt, desto älter sind die Toten, auf deren Gebeine man stößt.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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30.06.2017, 14:50
Beitrag: #3
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Keine Regel ohne Ausnahme.
Aber die Gebeine der "alten Germanen" müssen da längst "weg" sein, vermischt, untermischt - halt futsch.
1835 hatte Solms-Oberndorf 350 Einwohner lt Wiki wenn ich da die Bestattungen über 1.400 Jahre hochrechne kommen astronomische Zahlen zusammen. Sprich, die Kirche (übrigens ein schönes Teil) müsste längst in einem gar tiefen Loch verschwunden sein, mitten im Gräberfeld.
Beinhaus hieß die Einrichtung in früheren Zeiten, die solchen Zuständen vorbeugte.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.07.2017, 12:54
Beitrag: #4
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Die Reihengräberfriedhöfe sind die Fundgrube der Archäologen für die Merowingerzeit.
Es gibt in Baden-Württ. eigentlich bei jedem Ort mehrere davon. Wobei insgesamt vermutlich kaum ein Promille archäologisch ausgewertet ist.

Innerhalb weniger Jahrzehnte werden diese Friedhöfe nicht mehr belegt, und zwar immer in jedem bekannten Fall abrupt, von sofort auf gleich. Wobei manche Friedhöfe ein paar Kilometer entfernt von bereits aufgegeben durchaus noch 20-30 Jahre länger belegt werden, dann aber kommt auch dort das Ende schlagartig.

Was für die Forschung die Folge hat, dass die merowingerzeitliche Bevölkerung ein paar Generationen lang "verschwindet".

Bisher ging man davon aus, dass das Christentum dafür verantwortlich ist, und die daraus folgende Verlegung der Friedhöfe zu den Kirchen.
Dies ist aber nicht mehr zu halten. In den Kirchen der damaligen Zeit, 6.-7. Jahrhundert gibt es zwar etliche Bestattungen, aber lediglich der die Stifterfamilien,
Otto-Normal-Germane auf den Kirchhöfen bestattet man erst einige Generationen später.
Nun mussten die Verstorbenen der Zeit ja auch irgendwo bestattet werden. Dies geschah nach heutigem Kenntnisstand in unmittelbarer Nähe der Siedlungen, Hofgrablege.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.07.2017, 18:06
Beitrag: #5
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Nun ist es so, dass nur sehr wenige merowingerzeitliche Ansiedlungen bisher bekannt wurden und untersucht werden konnten. Dementsprechend dünn ist die Fundlage.
Was gar nicht mal selten aufgefunden wurde, sind Bestattungen fern aller Siedlungen an "Naturheiligen Orten" Felstoren zB,
auch in Vorzeitlichen Grabhügeln wurden etliche Bestattungen aus der Zeit zwischen den Reihengräbern und der Bestattung auf Kirchhöfen entdeckt.

Wobei die Bestattung auf den Kirchhöfen für die 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts flächendeckend für BW angenommen wird. Nachgewiesen ist sie lediglich für St. Dionysos in Eßlingen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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11.07.2017, 19:59
Beitrag: #6
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Eine andere "liebgewonnene" Überlieferung sind die Missionsreisen Irischer Mönche, die den Germanen das Christentum nahe gebracht haben.

Die Forschung hat ein anderes Szenario belegt. (zumindest im südwesten)
Die Übernahme des Christentums geschah mehr oder weniger gleichzeitig.
Durch die germanische (allemannische) Oberschicht, denen das Volk im Laufe der Zeit auch in Sachen des Glaubens folgte.
Wobei es in den linskrheinischen Gebieten (Elsass), rechts der Iller (Augsburg) und auch am Bodensee eine seit römischer Zeit ungebrochene christliche Tradition gab.

Wie geschrieben Missionsreisen irischer Mönche können nicht belegt werden.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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25.07.2017, 09:45
Beitrag: #7
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
(11.07.2017 19:59)Suebe schrieb:  Wie geschrieben Missionsreisen irischer Mönche können nicht belegt werden.

Bonifatius war ein Sachse, der sich mit den Germanen vom Festland noch unterhalten konnte und ihre Mentalität besser kannte. Solche Missionare werden bevorzugt losgeschickt worden sein. Zuerst haben aber auch die Arianer kräftig missuiniert - von den Goten in Italien losgeschickt.

viele Grüße

Paul

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25.07.2017, 15:17
Beitrag: #8
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Bonifatius missionierte im Frankenreich. Das Frankenreich war seit Chlodwig katholisch. Arianer waren Vandalen, Ost- und Westgoten. Mit dem Übertritt des westgotischen Königs Rekared zum katholischen Glauben im Jahr 586 hat sich m.E. der politische Arianismus erledigt, wobei dessen Gedankengut (z.B. die Ablehnung der Dreieinigkeit) weiter verbreitet blieb.

Dass der aus Wessex stammende Bonifatius nach 730 mit der Missionierung im Frankenreich betraut wurde, hängt sicher mit der Politik der Karolinger Karl Martell und Pippin den Kleinen/Jüngeren zusammen. Der schrittweise Sturz der Merowinger ist nur in Zusammenarbeit der karolingischen Hausmeier mit dem Papst bzw. der römischen Kirche zu verstehen. Deswegen wurde unter einer Bevölkerung - von den Friesen mal abgesehen - missioniert, die bereits pro forma seit ca. 200 Jahren christlich war.

Offensichtlich wurde aber ein Glaube praktiziert, der für Rom, aber auch die karolingischen Hausmeier nicht akzeptabel war. Das Frankenreich war seit ca. 500 katholisch, das Thüringerreich war ursprünglich arianisch, nach 531 wurde katholisch missioniert. Beachten muss man aber, dass es in den östlichen Gebieten des Frankenreichs keine römische bzw. gallo-römische Bevölkerung gab, sodass wohl dem Katholizismus die Basis fehlte. Das System der Bischofsstädte, wie im westlichen Frankenreich (Burgund, Neustrien) typisch, hat es im Osten nicht gegeben. D.h. es war nicht nur die Herrschaft der Merowinger-Könige nominell, der Einfluss der katholischen Kirche war ebenfalls eingeschränkt. Vorstellbar ist auch, dass infolge der Schwäche der Merowinger heidnische und/oder arianische Elemente wieder auf dem Vormarsch waren und bereits katholisch missionierte Gebiete zurückholten. Aus diesen Auseinandersetzungen heraus, ist das (überstürzte) Fällen einer Donar-Eiche durch Bonifatius zu erklären.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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25.07.2017, 18:16
Beitrag: #9
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Zitat:Vorstellbar ist auch, dass infolge der Schwäche der Merowinger heidnische und/oder arianische Elemente wieder auf dem Vormarsch waren und bereits katholisch missionierte Gebiete zurückholten. Aus diesen Auseinandersetzungen heraus, ist das (überstürzte) Fällen einer Donar-Eiche durch Bonifatius zu erklären.

Und das ausleeren/umstürzen eine Bierfasses so geschehen in Arbon am Bodensee, Kolumban hieß der BlaukreuzlerLol
wo es noch aus römischer Zeit eine christliche Kirche gab,
in der dieses Behältnis zu ehren Muots? leergetrunken werden sollte. Dass da kein weiterer christlicher Märtyrer gekürt wurde, wird mich ewig wundern.

Für die Alemannia sind jedenfalls Missionars-Reisen nicht nachzuweisen, der christliche Glaube hat sich mow Zeitgleich durchgesetzt mit einer Übergangszeit von gut einem Jahhundert.

Ich denke, sansa hat Recht, wenn er diese "Missionierungen" eher der inneren Mission zuordnet.

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11.08.2017, 18:30
Beitrag: #10
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Zitat:Soweit Germanen siedelten legten sie Reihengräberfriedhöfe an, von der Seine bis an die Theiß

Das ist von mir etwas "fahrlässig" formuliert, richtiger wäre "soweit sie auf ehemaligem römischen Reichsboden siedelten" ergänzt mit einem relativ schmalen Streifen jenseits der Reichsgrenze.

Die Germanen haben da die römische Sitte der Gräberfelder übernommen.
Wobei sich eh die Frage stellt, inwiefern in der ausgehenden Völkerwanderungszeit da überhaupt noch Unterschiede vorhanden waren. Die Wissenschaft fragt sich ja auch, ob die Zeitzeugen überhaupt mitbekommen haben, dass das Römische Reich, zumindest das Weströmische untergegangen war.

Nun bringt man bisher die beginnende Fundleere gegen Ende der Reihengräberzeit mit dem beginnenden Christentum in Verbindung.
Das scheint aber ein Fehlschluss zu sein. Die Grabbeigaben der Merowingerzeit, 7. Jahrhundert haben eine riesige Fülle an christlichen Symbolen, während heidnische zu gut wie kpl. fehlen.

Die Archäologie hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr um die ersten Kirchen in der Alemanni bemüht, und sehr viele inzwischen ausgegraben.
Sie stammen meist aus der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts, also 550pp

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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13.08.2017, 13:01
Beitrag: #11
RE: Reihengräberfriedhöfe - Bestattung auf dem Kirchhof
Diese frühen allemannischen Kirchen scheinen aber allem nach keine "Predigt-Kirchen" gewesen zu sein.
Es fehlen fast immer Nachweise irgendwelcher Liturgischen Geräte und Einrichtungen.
maW es handelt sich um Eigenkirchen der jeweiligen Adelsfamilien und dienten prmär als Begräbnisort und dem Totengedenken.

Das Christentum hat sich ziemlich sicher nach dem Muster Chlodwigs etabliert und verbreitet.
Der Germane folgte dem "stärkeren Heil" nach dem Prinzip "geben und nehmen".
Insofern scheint sich das Christentum als Glaube längst durchgesetzt zu haben, als die "Missionsreisen" irisch/britischer Mönche erfolgten. Die deshalb lediglich als Einführungsaktionen der Amtskirche zu sehen sind, administrativen Charakter haben.

Nennenswert erscheint mir, dass im Gegensatz zu den Wikingern, wo die Einführund des Christentums als Sache der Frauen geschldert wird, dies bei den "Südgermanen" eine Sache der Männer war.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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