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Die Geschichte der Halbinsel Krim:
27.10.2012, 16:48
Beitrag: #14
Chersones als Teil von Byzanz – der Süden im Früh- und Hochmittelalter:
(26.10.2012 21:21)WDPG schrieb:  -Der Süden-Chersones: Byzanz hatte vor allem im Süden der Halbinsel sehr großen Einfluss. Der Herrschaftsbereich von Byzanz war mal größer, mal kleiner. Den Großteil der Zeit im Herrschaftsbereich von Byzanz und zuvor Roms blieb die Stadt Chersones im Süden der Halbinsel gelegen. Möchte mal die Bedeutung der Stadt näher beleuchten.

Um 63 n. Chr. soll die Stadt Chersones die Römer um Hilfe vor den Barbaren (ich vermute mal Skythen) gebeten haben. Rom sendete diese Hilfe und brachte die Stadt unter seine direkte Kontrolle. Warum Chersones so treu zu Rom gestanden ist, da habe ich bereits über eine Theorie (im Zusammenhang mit Polemon I) geschrieben. Es könnte aber auch mit seiner Rolle in der Zeit der Sklavenrepublik Chersones zu tun gehabt haben (vielleicht lies Rom der Stadt mehr Freiheiten als das Bosporanische Reich).
Höchstens mit einer kurzen Unterbrechung (Kotys II soll die Stadt ja in seinem Besitz gehabt haben, zumindest eine Zeit lang) gehörte Chersones und sein Umland fortan zum Römischen Reich. Später fiel der Stadt dem Ostreich zu.

Für Byzanz war Chersones in mehrerer Hinsicht bedeutend:

-Politische Bedeutung: Chersones als Verbannungsort. Da die Stadt auf der Krim eine Art Außenposten war, eignete sie sich gut um politische Gegner dorthin ins Exil zu schicken. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist die Verbannung von Kaiser Justinian II in Chersones. Diesem wurde nachdem er gestürzt worden war, die Nase abgeschnitten und danach wurde er nach Chersones in Verbannung geschickt. Doch da zeigte sich das so ein Vorposten auch Nachteile hat, das Ausland ist sehr nahe. Justinian II gelang es in dieses, genauer gesagt zu den Chasaren zu fliehen. Als Byzanz diese aufforderte den Ex-Kaiser auszuliefern floh dieser weiter zu den Bulgaren, schließlich gelang es ihm sogar den Thron wiederzuerlangen. Einige Zeit später versuchte sich Justinian II an Chersones für seine Behandlung dort zu rächen, dazu sollte ein Rachefeldzug in die Stadt geführt werden, was jedoch nach hinten losging, denn dieser führte zu einem Aufstand, in dem sich auch die Chasaren (auf Seiten der Gegner Justinians II) einmischten und in dessen Verlauf auch Justinian II gestürzt wurde. Mit ihm verlor die Dynastie die von Kaiser Heraklaios gegründet worden war ihre Macht.

-Wirtschaftlich: Chersones war ein Endpunkt der Seidenstraße nach China und außerdem ein wichtiger Handelspunkt mit dem Norden. Stoffe, Schmuck und Luxusartikeln wurden von Byzanz aus nach Norden geliefert, von dort kamen Leder, Pelze und Sklaven ins byzantinische Reich. Von Chersones aus wurden die "Güter" per Seetransport hauptsächlich nach Sinope gebracht. Der Schwarzmeerhandel war bis ins Jahr 1204 in der Hand von Byzanz.
Ich möchte hier aber auch betonen das nicht alle Autoren Chersones eine solche Bedeutung zumessen, der Historiker Ralph – Johann Lilie z.B. schreibt Chersones in ökonomischer Hinsicht nur wenig Bedeutung zu. Ich wiederum weiß nicht wie er das genau gemeint hat, könnte auch sein das es von dort selbst kaum Produkte kamen. Wie gesagt die Einschätzungen die ich fand sind nicht überall gleich, kommt wohl auch drauf an wie wichtig der Handel mit dem Norden und die Fernhandelsrouten für Byzanz tatsächlich waren.

-Chersones als Verwaltungsstadt: Chersones war die Stadt des gleichnamigen Themas (einer Art Provinz), von hier aus wurden auch weitere Gebiete auf der Krim verwaltet, zumindest in Zeiten in denen Byzanz solche besaß. Im 10. Jahrhundert hatte man z.B. auch die Stadt Sudak für einige Zeit unter Kontrolle gebracht.

-Beobachtungsposten/Einflussnahme: Wichtig war Chersones auch in anderer Hinsicht, Byzanz konnte von hier aus Einfluss auf die Völker der Krim nehmen, das diese Einfluss auf andere Völker und Reiche bestand, das kann man an den Postings zu den Krimgoten, wie auch auf den zum Bosporanischen Reich gut sehen.
Außerdem war die Stadt ein wichtiger Beobachtungsposten bezüglich der Völker die im Schwarzmeerraum siedelten. Gerade dort waren immer wieder große Bewegungen im Gange.

Chersones musste im Lauf der Geschichte die eine oder andere Gefahr überstehen, etwa die durch die Kiewer Russ (über diese werde ich noch näher berichten). Aber es erwies sich als stabile Besitzung von Byzanz. Auch der 4. Kreuzzug bei dem Konstantinopel erobert wurde lies den Einfluss von Byzanz auf der Krim nicht ganz verschwinden (darüber werde ich später noch ausführlicher berichten, auch über das weitere Schicksal von Chersones). Zunächst kommen wir aber mal zur ebenfalls sehr interessanten Geschichte des Nordens der Halbinsel zwischen 6. und 13. Jahrhundert.
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