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Die Geschichte der Halbinsel Krim:
02.11.2012, 14:55
Beitrag: #15
Im Norden (6. Jahrhundert bis 1200):
(26.10.2012 21:21)WDPG schrieb:  -Der Norden bzw. die Völker im Norden und aus dem Norden: Hier behandle ich den Norden, wobei man eher sagen muss die Völkerschaften aus dem Norden und Nordosten, etliche Steppenvölker die auch die Krim beherrschten oder hohen Einfluss auf die Halbinsel hatten, werde ich hier
nacheinander behandeln.

Die Bulgaren: Die Bulgaren waren ein Teil des Göcktürkenreichs, einem türkischen Steppenreichs. Als dieses Reich unterging, spalteten sich die im Westen des Göcktürkenreichs befindlichen Völkerschaften ab, darunter die Chasaren und die Protobulgaren. Die Protobulgaren gründeten im 6. Jahrhundert in der Gegend des Schwarzen Meeres ein Großreich. Hauptstadt dieses Reich war Phanagoria, auf der Halbinsel Taman, direkt gegenüber der Krim an der Straße von Kertsch gelegen. Vernichtet wurde dieses Reich schon im 7. Jahrhundert von den Chasaren. Nicht nur die Halbinsel gegenüber die Krim, auch Teile der Krim standen unter der Herrschaft der Bulgaren, die nun von den Chasaren abgelöst wurden.

Die Chasaren: Wie schon erwähnt, gehörte auch das Volk der Chasaren zu jenen Völkern die sich vom Göcktürkenreich im Zuge von dessen Niedergang abspalteten. Schließlich schlugen die Chasaren die Bulgaren, beerbten sie in zahlreichen Gebieten und schufen ein Großreich.

Dieses hatte nicht nur eine gigantische Fläche, es erlangte auch durch Handel großen Reichtum. Bekannt ist das Chasarenreich auch deshalb, weil es eine jüdische Herrscherdynastie hatte. Jüdische Gemeinden gab es in dieser Zeit auch in mehreren Städten der Krim.

Auf der Krim existierte in dieser Zeit noch immer ein großes Völkergemisch. Die Krimgoten waren noch immer eines der bedeutendsten Völker auf der Krim. Im 8. Jahrhundert bekämpften sie die schon im Jahrhundert zuvor eingedrungenen Chasaren, jedoch erfolglos, die Hauptstadt der Krimgoten Doros (heute Mangup) wurde von den Chasaren besetzt und die Krimgoten wurden Untertanen der Chasaren. Nun herrschten die Chasaren über beinahe die ganze Krim (Chersones gehörte wie erwähnt weiterhin zu Byzanz). Wie genau die Chasaren die Halbinsel im Norden des Schwarzen Meeres verwalteten, darüber habe ich verschiedene Angaben gefunden. Es könnte ein eigenes Königreich unter Chasarischer Oberherrschaft gegeben haben, es könnte aber auch gewesen sein das die Völker der Krim eigene Kleinreiche gehabt haben und die chasarische Oberhoheit akzeptierten. Auch eine direkte Verwaltung als Gebiet der Chasaren erscheint mir persönlich nicht so unlogisch, das Zentrum des Chasarenreichs mit der Hauptstadt Itil war nicht wirklich soo weit weg.

Zumindest waren die Chasaren in der Gegend mächtig genug um sogar Einfluss auf die Politik in Byzanz zu nehmen, wo der Besitz auf der Krim wohl auch eine Rolle spielte. Städte wie Kertsch, Sudak oder Fedosia wurden zu bedeutenden Handelsplätzen, wohl auch zwischen Byzanz und den Chasaren.

Im 10. Jahrhundert tauchte auf der Krim eine neue starke Macht auf, die Kiewer Russ.

Einfluss der Kiewer Russ: Unter Swjatoslaw I gelang es der Kiewer Russ, die Chasarenhauptstadt Itil zu erobern, ein harter Schlag für das Chasarenreich. Unter Swjatoslaw I gelang es auch den Einfluss der Kiewer Russ in die Gegend des Asowschen Meeres und wohl auch auf die Krim auszudehnen. Später eroberte er auch noch Bulgarien, im Auftrag von Byzanz und wurde für dieses zur gefährlichen Bedrohung, bis Kaiser Johannes I Tzimiskes die Kiewer Russ schließlich zurückschlagen konnte.

Später wurde das Verhältnis zwischen Byzanz und der Kiewer Russ wieder besser, was jedoch nicht ausschloss das es zu Konflikten kam, Konflikte in denen auch die Krim hineingeriet, wie folgenden: Als Kaiser Basileios II von innenpolitischen Gegnern bedrängt wurde kam ihm der Herrscher der Kiewer Russ Wladimir I zu Hilfe, indem er ihm die sogenannte Warägergarde zur Unterstützung sandte. Wladimir I hatte diese zuvor aus Skandinavien geholt und mit ihrer Hilfe innere Kämpfe bestanden, nun war sie teuer und sicherlich auch zur Gefahr geworden. Für Wladimir I war es sicher praktisch diese (bzw. einen größeren Teil davon) nun loszuwerden. Basileios II konnte sich nun durchsetzen. Doch noch eine andere Abmachung bestand, Wladimir I sollte eine Prinzessin aus dem Herrscherhaus von Byzanz (Makedonische Dynastie) heiraten dürfen. Die Heirat des (damals noch) Heiden Wladimir war für das Byzantinische Kaiserhaus ein großen Schritt, den Basileios II nun verweigerte. Als Druckmittel besetzte Wladimier I im Sommer 989 schließlich die Stadt Chersones. Die Hochzeit kam schließlich doch noch zustande, Chersones fiel zurück an Byzanz. Als Teil der Heiratsabmachung lies sich der Kiewer Fürst Wladimir I in Chersones taufen.

Spätestens seit dieser Zeit bestand an der Straße von Kerch das Fürstentum Tmutarakan, dessen Zentrum die gleichnamige Stadt auf der gegenüberliegenden Seite der Krim war. Dieses Fürstentum hatte auch Besitzungen auf der Krim. Das Fürstentum Tmutarakan stand stark unter den Einfluss des Reichs der Kiewer Russ, teilweise war Tmutarkan auch der Sitz von Prinzen der Rurikiden (Herrscherhaus der Kiewer Russ). Auch Byzanz mischte ab und zu in der Politik des Fürstentums mit. Tmutarakan existierte, nicht immer vom russischen Zentrum aus Regiert noch lange weiter (anscheinend bis ins 14. Jahrhundert). Durch Einfälle mehrere Völker war es aber von den Kiewer Russ und späteren anderen Fürstentümer teilweise komplett abgetrennt.

Petschenegen: Eines dieser Völker waren die Petschenegen, diese schlugen im Bund mit der Kiewer-Russ die Chasaren. Sie eroberten die Chasarenhauptstadt Itil. Wie man auf Karten gut erkennen kann beerbten die Petschenegen in den Gebieten nördlich des Schwarzen Meeres die Chasaren. Wie stark ihr Einfluss auf die Krim war, das habe ich nicht herausgefunden, aber betrachtet man die Gebieten die ihnen gehörten würde ich denken das sie auch Gebiete auf der Krim beherrschten. Interne Kämpfe und Niederlagen gegen Byzanz leiteten den Niedergang des Petscheneggenreichs ein. Byzanz (unter Kaiser Alexios I Komnenos) lag im Bündnis mit den Kumanen, diese beerbten nun die Petschenegen.

Die Kumanen: In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts verdrängten die aus den Steppen Asiens kommenden Kumanen die Petscheneggen, aus der Gegend der Südrussischen Steppe.
Die Kumanen dürften die Krim direkt beherrscht haben (soweit ich das erkennen kann), sie entrissen auch Byzanz ein paar Gebiete auf der Krim (Chersones blieb aber bei Byzanz).
Das die Kumanen militärisch eine starke Macht waren zeigt die kurzzeitige Einnahme von Kiew im Jahr 1093. Insgesamt kämpfte man immer wieder und wechselvoll mit den russischen Fürstentümern.

Besiegt wurden die Kumanen schließlich von den Mongolen, dazu werde ich später noch einiges Berichten. Zunächst möchte ich aber ein kurze Übersicht über die Zeit zwischen 1200 und 1475 bringen.

Fortsetzung folgt………..
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