Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die Geschichte der Halbinsel Krim:
08.11.2012, 15:26
Beitrag: #23
Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  -Das nun zum Kaiserreich von Trapezunt gehörende Chersones
-und über das Fürstentum Theodoro,.......


Trapezunt-Chersones:

Als im Jahr 1204 Konstantinopel von den Kreuzrittern erobert wurde, fielen die Gebiete von Byzanz an der Krim an das Kaiserreich von Trapezunt. Vor allem die Stadt Chersones war ein wichtiges Zentrum dieser Besitzungen.
In den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts gelang es auch den Rum-Seldschuken in Sudak einen Militärstützpunkt anzulegen, von diesem aus versuchten sie auch den Handel aus Chersones zu kontrollieren, was zum Konflikt zwischen den Rum-Seldschukenreich und dem kleinen (den Rum-Seldschuken) tributpflichtigen Kaiserreich von Trapezunt führte. In diesem Konflikt eroberte die Flotte Trapezunts kurzzeitig Sinope, dafür belagerte der Sultan der Rum-Seldschuken die Stadt Trapezunt. Ein Unternehmen das scheiterte und den Sultan sogar in die Gefangenschaft des Komnenkaisers brachte.
Unter Johannes II Komnenos näherten sich das mittlerweile wiederhergestellte Byzanz und Trapezunt wieder an. Statt dem Titel Kaiser der Römer, nannte sich der Kaiser von Trapezunt nun nur noch Kaiser und Despot des gesamten Ostens, Iberiens und der überseeischen Provinzen. Um 1282 herum dürfte Chersones also noch beim Kaiserreich von Trapezunt gewesen sein, denn das waren meines Wissens die erwähnten“ Überseeischen Provinzen“. Entweder Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts dürfte Chersones dann an Genua gefallen sein. Wann genau, darüber fand ich nichts. Ich hatte zuerst 1306 in Verdacht, da es zu diesem Zeitpunkt einen Konflikt zwischen Trapezunt und Genua, das die Stadt schließlich unter Kontrolle bekam, gab. Es dürfte aber früher gewesen sein, denn 1303 ordnete Genua seine Verwaltung neu und Chersones war da bereits in der Hand von Genua. Vielleicht nutzte Genua auch einen Machtkampf zwischen Kaiser Johannes II und Georgien im Jahr 1285 aus um die Stadt unter Kontrolle zu bekommen. Ich weiß aber nicht einmal wirklich ob es Johannes II oder Alexios II war, der die Stadt verlor.

Das man darüber nur schwer was findet könnte darauf hinweisen das Chersones seine einst große Bedeutung schon vor der Übernahme durch Genua verloren hatte, das weiter östlich liegende Kaffa löste Chersones als wichtigster Handelsplatz der Gegend ab (zu Kaffa und Genau komme ich noch). Endgültig zerstört wurde Chersones bei einem mongolischen Einfall Ende des 14. Jahrhunderts. Heute kann man die Ruinen und Überreste von Chersones in einem Freilichtmuseum bewundern. Chersones liegt bei der heute bedeutenden Stadt Sewastopol

Despotat Theodoro:

Im 13. Jahrhundert wurde das Despotat Theodoro (manchmal auch aus westlicher Sicht Fürstentum Theodoro genannt)gegründet. Dieses existierte im Westen der Krim zwischen den Besitzungen der italienischen Seemächte (vor allem Genuas) und den mongolischen Gebieten. Die Bevölkerung bestand aus mehreren Völkern, eine besonders wichtige Völkerschaft in Theodoro dürften die Krimgoten gewesen sein. Kulturell war das Despotat Theodro byzantinisch geprägt. Auch die Dynastie die über das Despotat herrschte kam aus Byzanz. Es handelte sich um die Dynastie der Gabras. Diese besaß im Raum Ostanatolien und Syrien etliche Besitzungen, sie war wohl eine jener Dynastien die sich im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts immer mehr als Großgrundbesitzer hervortaten.
Eine besonders interessante Rolle spielte Theodoro Gabras. Nach der Schlacht von Mantzikert verlor Byzanz große Teile von Anatolien, darunter auch die ostanatolische Stadt Trapezunt, Theodoro Gabras gelang es jedoch die Stadt wieder zurückzuerobern. Später verbuchte er weitere Erfolge gegen die Seldschuken, wurde aber dann gefangengenommen. Als er sich weigerte zu Islam überzutreten wurde er ermordet.
Die Gabras waren auch in der Zeit danach noch die Machthaber in Trapezunt, bis die Komnenenkaiser sie durch Personen aus ihren Reihen ersetzen konnten. Dennoch blieben die Gabras eine bedeutende Dynastie. Diese spaltete sich in mehrere Linien auf, eine Linie hatte im Kaiserreich von Trapezunt großen Einfluss, eine weitere gründete in der Gegend der westlichen Berge der Krim das Fürstentum Theodoro. Aufgrund der Familiengeschichte ist es logisch das man weiterhin eng mit Trapezunt verbunden blieb. Die Gabras betrieben aktive Heiratspolitik und waren mit den Komnenenkaisern von Trapezunt, mit den Palaiologos in Konstantinopel und mit den Fürsten der Moldau verwandt und verbündet.
Die Hauptstadt des kleinen Fürstentums Mangup lag nicht nur gut geschützt sondern auch handelstechnisch gut (auf die Hauptstadt werde ich nochmals kurz zurückkommen).
Mit Avlit verfügte man auch über einen bedeutenden Hafen. So profitierte man auch vom in dieser Zeit blühenden Schwarzmeerhandel.

Wirtschaftlich war das kleine Fürstentum also in einer guten Position, schwerer war diese was die Außenpolitik betrifft, denn so Theodoro hatte immer wieder mit Feinden und starken Nachbarn zu kämpfen. Der Goldenen Horde dürfte man (soweit ich das erkennen konnte) Tribut gezahlt haben, ihre Rolle dürfte sich aber auch eine theoretische Oberhoheit beschränkt haben, groß Eingegriffen in die Politik des Despotats hat man anscheinend nicht. Ein Feind der Probleme machte war Genua mit diesem kam es immer wieder zu Konflikten um die Küstengebiete und daher auch um den sehr wichtigen Meerzugang. Ein anderer Feind war Timur Lenk, der Ende des 14. Jahrhunderts in diesem Gebiet einfiel und eine Spur der Verwüstung hinterließ, scheinbar ist ihm auch Mangup zum Opfer gefallen (etwas was mich sehr wundert, schließlich taten sich sogar die Osmanen gegen die Stadt schwer, wie wir noch sehen werden, näheres dazu habe ich bisher nicht gefunden).
Im 15. Jahrhundert erlebte man vor allem unter Despot Alexios Gabras (1402 bis 1434) eine wirtschaftliche Blütezeit. Doch dann kam eine neue Bedrohung auf, die Osmanen.

Die Bedrohung durch die Osmanen veranlassten den letzten Herrscher von Thedoro Alexander Gabras dazu ein Bündnis mit Stephan den Großen (Fürst der Moldau) einzugehen. Diese Bündnis soll ihm nach einem Putsch, anscheinend sogar den Thron wiederverschafft haben (wobei ich erwähnen möchte das ich mehrere Angaben zu seiner Herrschaft fand). 1475 erschienen die Osmanen auf der Krim. Nachdem sie Kaffa erobert hatten, beschlossen sie auch dem Füstentum Theodoro ein Ende zu bereiten. Doch die Hauptstadt Mangup hielt sich tapfer. Fast ein halbes Jahr lang konnte man den Osmanenen Widerstand entgegenbringen. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt das diese zuvor andere als uneinnehmbar geltende Städte wie Konstantinopel erobert hatten. Im Dezember 1475 blieb der hungerleidenden Stadt schließlich nichts anderes übrig als zu kapitulieren. Die Osmanen rächten sich nun an der widerspenstigen Stadt indem sie, diese zerstörten. Viele Einwohner von Mangup wurden getötet, das Fürstentum hatte aufgehört zu existieren, Despot Alexander wurde gefangengenommen. Stephan der Große hielt zu ihm und versuchte ihn zu befreien, was jedoch nicht gelang. Die Familie Gabras selbst ging nicht unter. Auf dem Balkan existierte ein Linie noch bis ins 17. Jahrhundert hinein und auch in mehrere Adelshäuser Russlands heiratete man hinein.

Theodoro war, so kann man sagen, eines der letzten Überreste von Byzanz gewesen, 1453 ging dieses mit dem Fall von Konstantinopel unter, in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts folgten Trapezunt und die Morea. Nur Monemvasia in Griechenland hielt sich länger unterstellte sich aber dafür den Mächten des Westens (es fiel erst 1540 an die Osmanen).

Ein Grund warum man sich so lange hielt, war wohl auch das es gar nicht so einfach war die Hauptstadt Mangup einzunehmen. Diese hat aber noch eine andere Besonderheit, bei Mangup handelt es sich um eine der Höhlenstädte auf der Krim, über diese werde ich nun im folgendem Posting näher berichten.


Fortsetzung folgt………….
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 12.10.2012, 11:50
Hinweis zur Serie: - WDPG - 12.10.2012, 11:54
Die Frühzeit: - WDPG - 12.10.2012, 19:30
Von den Skythen bis Pontos: - WDPG - 13.10.2012, 23:40
Exkurs: Krieg Pontos gegen Rom: - WDPG - 22.10.2012, 12:58
Völkerwanderungszeit: - WDPG - 23.10.2012, 14:15
Im Norden (6. Jahrhundert bis 1200): - WDPG - 02.11.2012, 14:55
Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475): - WDPG - 08.11.2012 15:26
Mongolenherrschaft – Goldene Horde: - WDPG - 20.11.2012, 20:47
Das Khanat der Krim im 17. Jahrhundert: - WDPG - 02.12.2012, 00:00
Das endgültige Ende des Krimkhanates: - WDPG - 04.07.2013, 13:49
Die Krim im 19. Jahrhundert: - WDPG - 15.04.2014, 17:36
RE: Die Frühzeit: - 913Chris - 14.10.2012, 09:29
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 14.10.2012, 10:49
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 02.11.2012, 21:35
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 03.11.2012, 21:58
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 05.11.2012, 22:06
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 12.11.2012, 20:54
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 10.11.2012, 16:17
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim: - WDPG - 19.11.2012, 23:38
Weiterführung der Serie: - WDPG - 15.04.2014, 17:33

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds