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Freiwillige Abdankungen
16.06.2012, 11:31
Beitrag: #9
RE: Freiwillige Abdankungen
Ramiro II., König von Aragón

Ramiro II. (* ca. 1075; † 16. August 1157 in Huesca) – genannt „der Mönch“ – war von 1134 bis zu seiner Abdankung im Jahr 1137 König von Aragón. Er war der jüngste Sohn des aragonesischen Königs Sancho I. (1042–1094) und dessen zweiter Ehefrau Felicitas sowie der jüngere Bruder der Könige Peter I. (1068–1104) und Alfons I. von Aragón (1073–1134).

Als jüngerer Sohn wurde Ramiro für den geistlichen Stand bestimmt. Er wurde Mönch und 1112 Abt des Klosters Sahagún. Nachdem dieses Kloster wenig später von den Truppen der kastilischen Königin Urraca I. (1080–1126) erobert wurde, flüchtete Ramiro nach Aragón, wo er 1114 zum Bischofselekt von Burgos gewählt wurde. 1134 ernannte ihn sein Bruder – König Alfons I. – zum Bischof von Roda-Barbasto.

Im gleichen Jahr verstarb jedoch König Alfons. Er hatte testamentarisch bestimmt, sein Land den geistlichen Ritterorden zu übertragen. Dies lag nicht im Interesse der Stände Aragóns. Sie erhoben deshalb Ramiro II. zum König und versprachen den Ritterorden großzügige Entschädigungen.

Ramiro II. heiratete schließlich am 13. November 1135 die verwitwete Agnes/Inés von Aquitanien, die eine Tochter des „Königs der Troubadoure“ Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien (1071–1126) und somit auch Tante der Eleonore von Aquitanien (1122–1204) war. Am 29. Juni 1136 (oder 11. August 1136) wurde die einzige gemeinsame Tochter Petronella von Aragón († 1173) geboren.

Politisch erlebte Ramiro II. nur Fehlschläge. Er musste die vollzogene Abtrennung Navarras als eigenständiges Königreich unter Garcia IV. (1112–1150) akzeptieren und die Oberhoheit Kastiliens über Aragón anerkennen. Ebenso verlor er Erwerbungen seiner Vorgänger, so z.B. die Stadt Saragossa an den kastilischen König Alfons VII. (1104–1157). In dieser Situation stellte sich auch der aragonesische Adel gegen ihn, so dass sich Ramiro II. an seinem 2. Hochzeitstag (13. November 1137) entschloss, die Amtsgeschäfte an den Grafen von Barcelona – Raimund Berengar IV. (1113–1162) – abzugeben und als König zurück zu treten. Ramiro II., der zwar den Königstitel weiterhin trug, zog sich in das Kloster San Pedro el Viejo in Huesca zurück, wo er bis zu seinem Tod 1157 lebte und wo er auch begraben wurde.

Der Thronwechsel verlief ohne Komplikationen, da Ramiro II. formal seine einjährige Tochter Petronella als seine Nachfolgerin bestimmte und sie mit Raimund Berengar IV. verheiratete. Dies erwies sich als kluge Politik, der Graf von Barcelona erwies sich als fähiger Herrscher, der der Dominanz Kastiliens Einhalt gebot. Er schuf aus dem Königreich Aragón und der Grafschaft Barcelona einen neuen, dualistischen Staat, die so genannte „Krone Aragoniens“, der unter seinen Nachfolgern zu einer bedeutenden Macht im Mittelmeerraum aufstieg und bis zu seiner Eingliederung in Spanien im Jahr 1516 eigenständig blieb.

Die Ehe zwischen Raimund Berengar IV. und Petronella wurde 1151 vollzogen. Beide hatten fünf gemeinsame Kinder, darunter Alfons II., König von Aragón (1157–1181), Raimund Berengar IV., Graf der Provence (1158–1181) und Dulce, Königin von Portugal (1160–1198).

Zitat von Maxdorfer
Wobei der Rücktritt ja anscheinend etwas damit zu tun, dass sich der Adel gegen den erfolglosen Mann stellte.
Wie freiwillig dann noch die Abdankung war, weiß ich nicht. Hast du da genauere Anhaltspunkte?
Trotzdem ein großes Lob für deinen Beitrag!


Offensichtlich wollte Ramiro nie König werden. Er trat zurück, weil er sich nach seinem früheren Leben im Kloster zurücksehnte und mit den Aufgaben eines Königs völlig überfordert war. Aber er war zumindest klug genug, dies zu erkennen und er fand eine Lösung, den Grafen von Barcelona als Regenten einzusetzen. Diese Entscheidung erwies sich letztlich als richtig. Ramiro lebte dann ja noch 20 Jahre im Kloster und wurde über 80 Jahre alt. Damit erreichte er ein für die damalige Zeit sehr hohes Alter. Sein Rücktritt als König von Aragón erfolgte sicher aus der Einsicht zur Notwendigkeit und war demnach auch freiwillig.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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