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Russische Geschichte
21.06.2012, 23:26
Beitrag: #12
RE: Russische Geschichte
Alexander Danilowitsch Menschikow

Alexander Danilowitsch Menschikow - * 6. / 16. November 1672 (oder 1673) in Moskau; † 12. / 23. November 1729 (X) in Barjosow, Gouvernement Tobolsk (heute Berjosowo, Oblast Tjumen) - war ein russischer Staatsmann und Feldherr.

Der in seiner Kindheit Pasteten verkaufende Sohn eines Stallknechts erlangte früh die Freundschaft des späteren Zaren Peter I, der den „echten Moskauer“ einerseits als klugen Ratgeber, andererseits als unglaublich trinkfesten Zechkumpanen schätzte und den er schließlich 1686 gestattete, ihn als Ordonnanz offiziell zu begleiten. Menschikow kämpfte 1695/96 an der Seite des Zaren gegen die Osmanen um Asow und begleitete ihn 1697/98 auf der „Großen Gesandtschaft“ nach Westeuropa. Er galt bereits 1699 als der einflussreichste Berater des Zaren und als zweitmächtigster Mann des Russischen Reiches. 1703 zum Gouverneur von St. Petersburg ernannt, leitete Alexander Menschikow den Bau der neuen Hauptstadt, später auch den der Festung Kronstadt. Während des Aufenthaltes Peters des Großen im Ausland zwischen 1716 und 1718 fungierte Menschikow als dessen Vertreter in Russland. Er amtierte außerdem von 1718 bis 1724 und von 1726 bis 1727 als Präsident des Kriegskollegiums.

Während des Großen Nordischen Krieges (1700–1721) befehligte Menschikow verschiedene Armeeeinheiten. 1702 unterstützte er den Zaren maßgeblich bei der Rückeroberung der seit 1612 in schwedischer Hand befindenden Festung Schlüsselburg. Ebenso bedeutend ist sein Anteil am Sieg über die Schweden bei Poltawa im Jahr 1709, wo er den linken Flügel des russischen Heeres befehligte und aufgrund seiner Verdienste noch auf dem Schlachtfeld zum Feldmarschall befördert wurde. Des Weiteren kommandierte Menschikow zwischen 1709 und 1713 russische Truppen in Polen, Kurland, Pommern und Holstein. Hervorzuheben sind hier seine Verdienste bei der Eroberung von Riga 1710 und Stettin 1713.

Bereits 1702 ernannte Kaiser Leopold I. Menschikow zum Grafen, dem 1707 die Erhebung in den Reichsgrafenstand folgte. 1706 ernannte Peter I. seinen Günstling zum russischen Fürsten und zum Herzog von Ingermanland.

1702 „erwarb“ Alexander Danilowitsch Menschikow vom russischen General Boris Petrowitsch Scheremetew (1652–1719) dessen 18-jährige litauische Gefangene Martha Skavronskaja, die ihm in der Folge als Gefährtin begleitete, ehe der Zar (noch im Jahr 1702 oder 1703) auf das schöne und lebhafte Mädchen aufmerksam wurde und begehrte. Menschikow blieb nichts anderes übrig, als seine Geliebte dem Zaren zu überlassen. Martha Skavronskaja nahm 1705 den orthodoxen Glauben und den russischen Taufnamen Jekaterina (Katharina) an. Bereits 1707 heiratete sie Peter den Großen, ihre gemeinsame Tochter war die 1709 geborene spätere Zarin Elisabeth. Allerdings blieb Katharina Menschikow zeitlebens freundschaftlich verbunden.

Eine der vielen Verschwörungstheorien bezichtigte den raffgierigen, ungehemmt Macht besessenen Emporkömmling im Bunde mit der des Ehebruchs bezichtigten Zarin, das Ende Peters beschleunigt zu haben. Erwiesen ist nur, dass das bis dahin vertrauensvolle Verhältnis des an Blasenkrebs leidenden Zaren zu seiner Ehefrau und zu seinem Günstling seit Ende 1724 abkühlte. Der Zar war offensichtlich nicht mehr bereit, die Betrügereien und die skrupellose Bereicherung Menschikows weiter zu dulden. Er verstarb jedoch am 28. Januar / 8. Februar 1725.

Alexander Menschikow gelang es noch am Todestag Peters, dessen Witwe im Staatsstreich als Katharina I. auf den Zarenthron zu bringen, die ihm dann de facto die Regentschaft überließ. Begünstigt wurde der Staatsstreich dadurch, dass seit der Verurteilung und Enterbung des Zarewitschs Alexei im Jahre 1718 keine Thronfolgeregelung im Russischen Reich bestand. Nach dem Tod der Zarin (1727) kam es bald zu einem ernsthaften Konflikt zwischen dem Regenten und dem neuen, jedoch minderjährigen Zaren Peter II. (1715–1730), nachdem dieser eigenmächtig die Begnadigung seiner seit 1698 im Kloster Susdal verbannten Großmutter Jewdokia Lopochina anordnete. Um seinen Einfluss auf dem Enkel Peters des Großen auszubauen, beabsichtigte Menschikow diesen nun mit seiner ältesten Tochter Maria (1712–1729) zu verheiraten, um als Schwiegervater des Zaren offiziell die Regentschaft zu führen.

Aber Menschikows Pläne forderten den Widerstand der altadligen Familien Dolgoruki und Golizyn heraus, die ihn im September 1727 entmachteten. Des „Verbrechens am Staat“ angeklagt, wurde er mit seiner Familie nach Sibirien verbannt, wo er im heutigen Berjosowo am 12./ 23 November 1729 verstarb. Sein Vermögen - darunter 90.000 Leibeigene, 6 Städte, mehrere Besitzungen in Russland, Polen, Österreich und Polen, 5 Millionen Goldrubel Bargeld und 9 Millionen Goldrubel auf englischen und holländischen Banken – wurde konfisziert. Allerdings erstattete Zarin Anna (regierte von 1730 bis 1740) den überlebenden Kinder Alexander Menschikows einen Teil der konfiszierten Güter zurück.

Alexander Menschikow war Bauherr des 1707 in Moskau errichteten Menschikow-Turmes und des von 1713 bis 1720 in St. Petersburg errichteten Menschikow-Palais.

(X) 12. / 23. November 1729 = Datum Julianischer / Gregorianischer Kalender

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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