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Russische Geschichte
24.06.2012, 08:43
Beitrag: #18
RE: Russische Geschichte
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war in Russland eine Zeit der Wirren. In dieser spielte sich auch folgende Geschichte ab:

Der zweite falsche Dimitri, auch genannt Pseudodimitri II. lebte bis zum 11. Dezember (julianischer Kalender) oder bis zum 21. Dezember (gregorianischer Kalender) 1610, der Geburtsort und der Geburtstag sind unbekannt. Er war ein Thronprätendent auf den russischen Zarenthron von 1607 bis 1610 in der Zeit der Thronwirren um die Nachfolge Iwans des Schrecklichen, genannt Smuta, kommend aus dem Dunkel der Geschichte und dort auch wieder verschwindend.
Der Pseudodimitri I. hatte sich als Dimitri, Sohn des Zaren Iwan IV. des Schrecklichen ausgegeben. Seine Usurpation gelang zunächst, dann jedoch wurde er ermordet. 1607 jedoch, ein Jahr nach dem Tod des ersten falschen Dimitri, behauptete in Starodub (zwischen Gomel und Brjansk) erneut ein Mann, Dimitri, der leibliche Sohn Iwans des Schrecklichen zu sein. Er sei ein Jahr zuvor nicht getötet worden, sondern nach Litauen geflohen.
Wo er tatsächlich herkam, wissen wir nicht. Aus Polen? Aus den südrussischen Steppen? War er ein Veteran des gerade niedergeschlagenen Bolotnikow – Aufstandes?
Wie dem auch sei: Es gelang ihm jedenfalls, in Polen die wegen der Leibeigenschaft unzufriedenen Kleinbauern und umherziehende Kosaken um sich zu scharen. Die polnische Armee stellte sich ebenfalls auf seine Seite, weshalb er bald eine nicht mehr zu unterschätzende Gefahr für den Zaren Wassili Iwanowitsch Schuiski in Moskau wurde.
Er gelangte schon bald bis vor die Tore Moskaus. Zu ihm und seinen Truppen stießen als Verstärkung weitere unterdrückte Bauern aus den südlichen Gebieten des russischen Reiches. Er begann jedoch keinen Feldzug gegen Moskau, wo der Zar Wassili Schuiski residierte, sondern nistete sich einfach im Stadtviertel Tuschino ein, wahrscheinlich, da es wegen seiner Lage fast uneinnehmbar war. Dort richtete er sich einen (verschwenderisch geführten) Hof ein.
In Tuschino befand sich auch der Sitz seiner Gegenregierung, die von polnischen Feldherren dominiert wurde, aber der auch Russen angehörten. Sie arbeitete teilweise sogar mit den „wirklichen“ russischen Behörden zusammen! Eine Reihe von Fürsten wechselte regelmäßig die Seiten und bekam sowohl von Wassili Schuiski als auch vom Pseudodimitri Land und Geld zugesprochen. Das Zentrum der Regierung war ein zwölfköpfiger Zentralrat, in dem die mächtigsten Familien Russlands vertreten waren. Wegen dem Sitz seiner Regierung in Tuschino wird der zweite falsche Dimitri auch „Schelm von Tuschino“ oder „Gauner von Tuschino“ genannt. Interessanterweise wurde seine Herrschaft auch vom Vatikan unterstützt, der nämlich die religiöse Oberhoheit auch über die russisch-orthodoxen Gebiete erlangen wollte.
Die Frau Pseudodimitris I. war nach dem Tod ihres Gemahls ins Gefängnis gekommen. Nun jedoch erkannte sie Pseudodimitri II., obwohl sie wusste, dass er ein Hochstapler war, als Ehemann an.
Auch immer mehr Fürsten und Angehörige des Bojarenadels schlossen sich ihm an, worüber er fast erstaunt war. Schon in den Sommermonaten 1608 herrschte der falsche Demetrius, wie er in der latinisierten Form hieß, bereits über ein beträchtliches Gebiet, eine Großzahl der russischen Adeligen standen auf seiner Seite, und immer neue Heere an Bettlern und Bauern zogen nach Tuschino, 10 Kilometer vor Moskau.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Russische Geschichte - Maxdorfer - 14.06.2012, 20:12
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