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Rosenstraße - Rosengasse - Roseneck
02.06.2012, 17:44
Beitrag: #1
Rosenstraße - Rosengasse - Roseneck
Und ich beginne, wie immer mit einer kleinen Geschichte.
In meinem Lebensmittelpunkt, gibt es/gab es ein "Rosengäßle" direkt vor dem ehemals Unteren Tor, bebaut im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. Ein überaus poetischer Name für eine überaus finstere Ecke, eng relativ hohe Häuser mit sehr niedrigen Geschossen, direkt am Bach gelegen, da ist einem auch mal am hellichten Tag eine Ratte begegnet. Ein Viertel so trüb, davor haben sich sogar die Bomben geekelt und einen Bogen drum rum gemacht.
Es ist seit Jahrzehnten Geschichte, sogar die Nachbebauung hat neuer Nachbebauung Platz machen müssen. Heute steht dort ein Parkhaus.

Was blieb war der, für mich, rätselhafte Name.
Irgendwann bin ich dann, zufällig darauf gestoßen, "Rosen" nannte man im Spätmittelalter der frühen Neuzeit die Prostituierten, Rosengasse, Rosenstraße jene Gassen die von den Damen bewohnt wurden.
So weit so gut, verwunderlich lediglich, dass es das horizontale Gewerbe damals mehr oder weniger legal in einem Kleinstädtchen gab.

Als kleiner Junge sah ich Anfangs der 60er Jahre die Fernsehserie "Am grünen Strand der Spree" die mich tief beeindruckte. Später las ich auch das Buch von Hans Scholz, noch beeindruckender. Woher wüsste ich sonst heute, dass 15.000 Hugenotten nach Preußen kamen, und 6.000 davon nach Berlin zogen, wo dadurch zdZ jeder 4. französisch sprach.
Woher von der Doppel-Wurzel des märkischen Adels. Hans-Wratislaw von Zehdenitz-Pfuell heißt einer der "Romanhelden".

Eine Geschichte aus jenem Buch in der Wiki-Kurzfassung:
Zitat:
Dort wird berichtet, wie der Ahnherr Barbaras Ettore Galli da Bibiena, ein chilenischer Grande und Untertan der spanischen Krone, auf seiner Europareise im August des Jahres 1759 mitten in die Schlacht bei Kunersdorf gerät. Während er sich nach der Schlacht als Sanitäter betätigt, bittet ihn der sterbende Fähnrich Wenzeslaus Bogdan von Zehdenitz, eine Dame namens Rosalba zu grüßen. Durch einen glücklichen Zufall gelingt es ihm, die Dame in Berlin ausfindig zu machen und er muss feststellen, dass es sich um eine entfernte Verwandte aus dem Hause der berühmten Baumeister der Bibienas handelt. Mit der Hochzeit der beiden endet die Vorlesung.
Ergänzung: Der Fähnrich hatte dem Chilenen noch die Adresse der Dame genannt, die der Chilene als solche aber nicht begriff. Er fuhr auf das Gut der Zehdenitz und brachte der Mutter des Fähnrich die schlimme Nachricht. Die Mutter reagierte auf die Nennung der bruchstückhaften Adresse mit "Dummes Zeugs". Der Chilene ist "pikiert" und reist weiter. Während der Abfahrt sieht er zufällig die Mutter hemmungslos weinen.
(Der oben genannte Hans-Wratislaw ist dann südlich von Berlin Ende April 1945 gefallen. Es haben die letzten Jahrhunderte viel zu viele Mütter um ihre Kinder geweint, in diesem unserem Lande....)

Der Ausbruch der Mutter "dummes Zeugs" wird allerdings verständlicher, wenn man die Adresse der Dame hört, und die Info wie oben hat:
Sie lautete "Werdersche Rosengasse" wobei das "Gasse" der Chilene nicht verstanden hatte, und lediglich von einer "Rosalba" und "Werderschen Rosen" wusste.
Scholz geht aber darauf mit keinem wort ein, im Gegenteil, das Mädchen wird als "sehr anständig" und "adrett" geschildert. Sonst hätte der chilene sie ja auch nicht geheiratet.

Inwieweit dieser Romanteil auf historischem beruht oder reine Fantasie ist,weiß ich nicht.
Nun frage ich mich bestimmt schon 20 Jahre, wusste Scholz von dieser Bedeutung der "Rose" zdZeit nichts?
Oder wollte er dem Leser ein hintergründiges Rätsel am Rande bieten?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.06.2012, 17:57
Beitrag: #2
RE: Rosenstraße - Rosengasse - Roseneck
Hm, kann mich irgendwie mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass es damals immer diese Assoziationen gegeben habe. Es gibt doch sooft diese Bezeichnungen und auch in kleineren Orten wo sicherlich die Zahl der Prostituierten verschwindend gering gewesen sein dürfte. Zu Zeiten als auf einfachen Ehebruch schon drakonische Strafen standen, war es wahrscheinlich eh damit Essig. Das heißt natürlich nicht, dass vielleicht ursprünglich der Name daher kam.
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12.06.2012, 19:29
Beitrag: #3
RE: Rosenstraße - Rosengasse - Roseneck
Ging mir anfangs auch so.

Aber dieses Gewerbe war allem nach in früheren Jahrhunderten deutlich verbreiteter.
Die drakonischen Strafen mit denen der Ehebruch bewehrt war, galten übrigens nur für die Frau, wobei es unerheblich war, ob die Frau verheiratet war.
Und der Gang ins "Rosengässle" war per se dann auch kein Ehebruch.
(12.06.2012 17:57)Roux schrieb:  Hm, kann mich irgendwie mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass es damals immer diese Assoziationen gegeben habe. Es gibt doch sooft diese Bezeichnungen und auch in kleineren Orten wo sicherlich die Zahl der Prostituierten verschwindend gering gewesen sein dürfte. Zu Zeiten als auf einfachen Ehebruch schon drakonische Strafen standen, war es wahrscheinlich eh damit Essig. Das heißt natürlich nicht, dass vielleicht ursprünglich der Name daher kam.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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