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DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
26.07.2012, 18:47
Beitrag: #1
DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
"Viele Neuzeithistoriker sehen in der DDR nur eine Fußnote deutscher Geschichte." Mit diesem Satz beginnt die Veranstaltungsbeschreibung im kommentierten Vorlesungsverzeichnis für das kommende Wintersemester an der Universität Freiburg.

Eine Fußnote??? Also immerhin war die DDR hin zur Bundesrepublik der Prellbock im Kalten Krieg, taktisch sogar sehr konfortabel für die Ostmacht. Deswegen würde man sich auch nicht politischer Geschichte der DDR so sehr befassen, sondern eher mit der Wirtschafts- Sozial und Alltagsgeschichte.Auch interassantes Thema - wie ich finde.

Aber mir ist der Begriff der Fußnote suspekt - immerhin steht schon die Frage ob man in der Geschichtswissenschaft der DDR etwas langfristiges abgewinnen kann.

Politikgeschichtlich klar - die Wiedervereinigung, die in der deutschen Geschichtsschreibung auch sehr Westdeutsch gesehen wird. Vielleicht besteht hier Nachholbedarf mit Oral History, also mit Befragung der Zeitzeugen auch eine Ostversion stärker zu rezipieren. Dazu denke ich, dass auch mit der Ostintegration sowie mit der Einverleibung der Planwirtschaft einige bis heute nachwirkende Probleme einhergegangen ist.

Deswegen stellt sich aus meiner Sicht echt die Frage, ob man der DDR gerecht wird, wenn sie wie Peter Itzen im kommentierten Vorlesungsverzeichnis von einer "Fußnote" spricht, also von etwas dass bei der Erklärung des Gesammtzusammenhangs auch störend ist, somit dass man es in eine Fußnote zwängt.

Was meint ihr?

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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26.07.2012, 19:25
Beitrag: #2
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(26.07.2012 18:47)WernerS schrieb:  Was meint ihr?

Fußnote klingt sehr marginal und etwas abwertend für eine Lebenszeit von über 40 Jahren, die die DDR-Bürger dort gelebt haben. Mal abseits von allen Systemvergleichen über die es genügend laufende Threads gibt, hat diese Zeit unsere etwas älteren Mitbürger doch geprägt.
Im Nachhinein finde ich es schade, dass die Wiedervereinigung quasi ein Anschluß/eine Übernahme war und so wenig Zeit und Willen da war, zu prüfen, was evtl. modifiziert hätte erhalten bleiben können. Ich denke z.B. an Schulsystem und Kinderbetreuung, vielleicht gibt es weitere Aspekte, über die zumindest hätte gesprochen werden müssen.
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26.07.2012, 19:32
Beitrag: #3
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
Zitat: [...] unsere etwas älteren Mitbürger doch geprägt.

Deswegen redet Peter Itzen ja davon, die Alltagsgeschichte zu beleuchten. Aus der Sendung [die ich selten verpasse] "Damals Wars" mit Hartmut Schulze-Gerlach kenne ich so Einblicke in die Alltagsgeschichte. Und das war interessant - auch die Ideen für Haushaltsgeräte! Das muss man annerkennen.

Aber die Frage nach der innerpolitischen Geschichte bleibt dann dennoch.

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26.07.2012, 19:37
Beitrag: #4
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(26.07.2012 18:47)WernerS schrieb:  Aber mir ist der Begriff der Fußnote suspekt - immerhin steht schon die Frage ob man in der Geschichtswissenschaft der DDR etwas langfristiges abgewinnen kann.

Von ihrer politischen Bedeutung her ist die olle DDR wirklich nur eine "Fußnote der Geschichte" und je weiter wir uns zeitlich von diesen 40 Jahren entfernen, um so mehr wird sie im Nebel der Geschichte versinken.

Interessant bleibt die DDR als Studienobjekt für die Wirkungsweise von Mechaniken einer Diktatur, für die subtile und lückenlose Überwachung einer ganzen Landesbevölkerung sowie für das Anpassunsgvermögen einer Gesellschaft, die sich mit Intelligenz und Chuzpe in dieser Diktatur einrichtete und sich dabei Freiräume bewahrte.

Psychologisch ist also die DDR ein interessanter Fall, um exemplarisch zu erkunden, mit welchen Mechsnismen der Herrschaftsanspruch einer Partei durchgesetzt wurde.

Machtpolitisch war die DDR ein Satellit der Sowjetunion und musste, wenn sie überleben wollte, den Befehlen der "glorreichen UdSSR" folge leisten. Andernfalls hätte ihr das Schicksal der niedergeschlagenen Aufstände in Ungarn, Polen oder CSSR geblüht, denn wie die Breschnew-Doktrin besagte, hatten die Länder des Ostblocks nur eine "eingeschränkte Souveränität". Eine freie Wahl konnte sich die Führung nicht leisten, denn das Ergebnis wäre verheerend gewesen - nur rund 15% Unterstützer, wie wir von der ersten freien Wahl wissen. Das war der Staatsführung wohlbekannt und darum musste sie stets ein treuer Vasall der Sowjetunion bleiben.

Tragisch ist lediglich, dass die beiden gegenerischen Machtblöcke der Welt mitten in Deutschland aufeinanderstießen und unser Land 40 Jahre in zwei Teile trennten.
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26.07.2012, 21:52
Beitrag: #5
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(26.07.2012 19:25)Renegat schrieb:  
(26.07.2012 18:47)WernerS schrieb:  Was meint ihr?

Fußnote klingt sehr marginal und etwas abwertend für eine Lebenszeit von über 40 Jahren, die die DDR-Bürger dort gelebt haben. Mal abseits von allen Systemvergleichen über die es genügend laufende Threads gibt, hat diese Zeit unsere etwas älteren Mitbürger doch geprägt.
Im Nachhinein finde ich es schade, dass die Wiedervereinigung quasi ein Anschluß/eine Übernahme war und so wenig Zeit und Willen da war, zu prüfen, was evtl. modifiziert hätte erhalten bleiben können. Ich denke z.B. an Schulsystem und Kinderbetreuung, vielleicht gibt es weitere Aspekte, über die zumindest hätte gesprochen werden müssen.


Ich muss sagen, dass ich damals ein "schales Gefühl" hatte, bei der Wiedervereinigung "System Adenauer".
Beitritt lt. Grundgesetz, und Übernahme von nahezu allem, einschließlich dem "Kruscht", der "Huddeles Ware". Den es in der BRD ja auch reichlich gab.
Da hätte ein "Überlegungsphase" vermutlich gut getan.
Nur, einerseits hat man, begründet oder nicht, gewisse Ängste gehabt, das Zeitfenster könnte zu früh schließen. Und die Chance wäre vertan.
Andererseits hat die "Ost"-Bevölkerung kritiklos alles aus dem Westen übernommen.
Ich las mal, dass LPGs gebrauchte holländische Tomatenkisten kauften, nur um die Tomaten "holländische" loszukriegen.
Wobei, meine West-Altersgenossen werden mir recht geben, die holländischen Tomaten damals waren unter aller Kanone, Geschmacksrichtung "kaltes Wasser". Von einer Tomate geschmacklich genau so weit entfernt wie ein Glas kaltes Wasser.

Aber, rückblickend über 22 Jahre, muss man doch sagen es hat geklappt.
Ist doch alles eingetroffen, bis zu den blühenden Landschaften, wenns auch ein wenig länger ging.

Zumindest die Sporterfolge sind alles andere als eine Fussnote.
(Ich freu mich auf Olympia Wink)

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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27.07.2012, 08:23
Beitrag: #6
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
Prof. Hans-Ulrich Wehler hat das in seiner Gesellschaftsgeschichte behauptet.

Sehr langfristig gesehen mag das stimmen, wenn man den Geschichtsbegriff sehr weitläufig auffasst.
Aber ansonsten eher nicht, man betrachtet ja auch das Dritte Reich nicht als Fußnote.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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27.07.2012, 09:10
Beitrag: #7
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(27.07.2012 08:23)Maxdorfer schrieb:  Prof. Hans-Ulrich Wehler hat das in seiner Gesellschaftsgeschichte behauptet.

Sehr langfristig gesehen mag das stimmen, wenn man den Geschichtsbegriff sehr weitläufig auffasst.
Aber ansonsten eher nicht, man betrachtet ja auch das Dritte Reich nicht als Fußnote.

Ich denke auch, dass die Geschichte der DDR aus dem Gedächtnis der üb erwiegenden Mehrheit der Deutschen verschwunden sein wird.
Für geschichtlich Interessierte und für Geschichtsbewusste und unsere Kinder
(also für uns ! ?) stimmt das natürlich nicht.

Heute, Bei Befragungen von jungen Leuten in Fußgängerzonen, also Konsummeilen , reduziert sich das 3. Reich auf einen bösen Mann, einen Krieg und vielleicht noch auf umgebrachte Juden.
Das 3. Reich ist bei der überwiegenden Mehrheit der jungen deutschen Bevölkerung bereits eine Fußnote.

Die DDR wird spätestens in 2, 3 Generationen reduziert auf eine Mauer durch Deutschland.
Weltbewegende Ereignisse, die eigentlich einer Revolution gleichkommen (ich denke hier spontan an den Investiturstreit Heinrichts IV) werden reduziert auf einen Bittgang, verlieren mit der zeitlichen Entfernung ihre Wichtigkeit. .
So wird es auch mit der Geschichte der DDR sein.

(Ich befürchte allerdings , dass die Geschichte der DDR und der Abläufe des Jahres 1990 dann noch einen anderen Stellenwert erhalten, man sich dann wieder an diese Abläufe erinnern wird)
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27.07.2012, 15:34
Beitrag: #8
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(26.07.2012 21:52)Suebe schrieb:  Ich muss sagen, dass ich damals ein "schales Gefühl" hatte, bei der Wiedervereinigung "System Adenauer".
Beitritt lt. Grundgesetz, und Übernahme von nahezu allem, einschließlich dem "Kruscht", der "Huddeles Ware". Den es in der BRD ja auch reichlich gab.

Wie du ganz richtig gesagt hast, war die außenpolitische Lage so beschaffen, dass eine schnelle Vereinigung ratsam schien, wollte man sie überhaupt über die Bühne bringen. Die Umstände waren günstig und daher haben die verantwortlichen Politiker - an erster Stelle Bundeskanzler Kohl - nicht gezögert, die innen- und außenpolitischen Voraussetzungen für die Vereinigung zu schaffen. Außerdem wollte auch der Osten, dass es schnell ging mit dem Anschluss an die Bundesrepublik. Damals gab es noch Demos mit dem Spruch: "Kommt die DM bleiben wir, kommt sie nicht, gehn' wir zu ihr!"

Und im übrigen: Unser Grundgesetz ist ist nicht das schlechteste, hat sich in den letzten 60 Jahren gut bewährt und keine Nachteile für die Neubürger aus der DDR gebracht.

Was den Niedergang der Wirtschaft im Osten und die hohe Arbeitslosenquote betrifft, so ist das kein Fall für das Grundgesetz. Ich weiß auch nicht, ob es bessere Rezepte gegeben hätte.

Allerdings sind die Polen und Tschechen wirtschaftspolitisch anders vorgegangen. Sie haben die Staatsbetriebe nicht so rasch platt gemacht wie wir, sondern sie zunächst in staatlicher Hand belassen. Das minderte die Arbeitslosigkeit. Danach haben sie die Staatsbetriebe langsam wettbewerbsfähig gemacht und allmählich entflochten. Damit haben sie eine Deindustrialisierung verhindert, wie das in Ostdeutschland leider geschehen ist.

Man hätte sich also mehr Zeit für einen Umbau der Wirtschaft von Staatsbetrieben zu privatwirtschaftlichen Unternehmen nehmen müssen und ist meines Erachtens zu schnell bei der Hand gewesen mit der völligen Liquidierung der Kombinate. Ähnliche Kritik habe ich durchaus gelesen, denn die Deindustrialisierung war nicht so alternativlos, wie sie dargestellt wurde. Erst jetzt bilden sich wieder industrielle Kernlandschaften bzw. Cluster um Leipzig oder Dresden, aber flächendeckend ist das bei weitem nicht. Und so erklärt sich die immer noch sehr hohe Arbeitslosenquote in vielen Teilen Ostdeutschlands.

Hochachtung habe ich für viele Bürger der DDR, die mehrere gewaltige Umbrüche in ihrem Leben verkraften mussten: Zusammenbruch der DDR, Anschluss an die BRD, völlig neues Wirtschafts-, Finanz- und politisches System, extrem hohe Arbeitslosigkeit bis zu über 30% in vielen Regionen, Entwertung vieler Ideale und moralischer Grundsätze, gebrochene Biografien usw. usw.

Dennoch wird die DDR eine Fußnote in der Geschichte Deutschlands bleiben und ist es für viele aus der nachwachsenden Generation bereits heute.
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31.07.2012, 09:54
Beitrag: #9
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
Das die DDR eine Fußnote der Geschichte sein soll, halte ich mit Verlaub gesagt für Quark.
Denn wenn wir uns die deutsche Staatsgeschichte ansehen, geht es ja erst seit 1871 richtig los und in diesem Zeitraum bis heute spielt die DDR eine gewichtige Rolle.
Natürlich war die DDR ein Moskauer Satellitenstaat, wie übrigens einige andere Länder auch, das hat aber mit der vorhandenen Staatlichkeit nichts zu tun, denn die war ja präsent.
Wie lange die (bundes-)deutsche Staatlichkeit überhaupt noch existiert wissen wir noch gar nicht, wenn ich mir so die Kompetenzabgaben nach Brüssel ansehe.
Ach ja das Grundgesetz. Es hat keine Nachteile für DDR Bürger gebracht ? Oh Gott habe ich etwas verpaßt oder die überlasteten Gerichte ?
Das das III. Reich und die DDR eine Fußnote der Geschichte bei der Jugend sein sollen, hat nichts mit dem Fakt, aber wohl eher mit PISA zu tun.
solon
P.S. bei Olympia läuft es aber auch sehr schleppend an, 1 Silber Confused
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31.07.2012, 13:40
Beitrag: #10
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(31.07.2012 09:54)solon schrieb:  Das die DDR eine Fußnote der Geschichte sein soll, halte ich mit Verlaub gesagt für Quark.
Denn wenn wir uns die deutsche Staatsgeschichte ansehen, geht es ja erst seit 1871 richtig los und in diesem Zeitraum bis heute spielt die DDR eine gewichtige Rolle.
Natürlich war die DDR ein Moskauer Satellitenstaat, wie übrigens einige andere Länder auch, das hat aber mit der vorhandenen Staatlichkeit nichts zu tun, denn die war ja präsent.
Wie lange die (bundes-)deutsche Staatlichkeit überhaupt noch existiert wissen wir noch gar nicht, wenn ich mir so die Kompetenzabgaben nach Brüssel ansehe.
Ach ja das Grundgesetz. Es hat keine Nachteile für DDR Bürger gebracht ? Oh Gott habe ich etwas verpaßt oder die überlasteten Gerichte ?
Das das III. Reich und die DDR eine Fußnote der Geschichte bei der Jugend sein sollen, hat nichts mit dem Fakt, aber wohl eher mit PISA zu tun.
solon
P.S. bei Olympia läuft es aber auch sehr schleppend an, 1 Silber Confused

Die DDR spielt für die deutsche Geschichte eine genauso große Rolle wie das Preußen Friedrichs, des Großen, bloß halt für einen etwas kürzeren Zeitraum.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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31.07.2012, 13:57
Beitrag: #11
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(31.07.2012 13:40)Maxdorfer schrieb:  
(31.07.2012 09:54)solon schrieb:  Das die DDR eine Fußnote der Geschichte sein soll, halte ich mit Verlaub gesagt für Quark.
Denn wenn wir uns die deutsche Staatsgeschichte ansehen, geht es ja erst seit 1871 richtig los und in diesem Zeitraum bis heute spielt die DDR eine gewichtige Rolle.
Natürlich war die DDR ein Moskauer Satellitenstaat, wie übrigens einige andere Länder auch, das hat aber mit der vorhandenen Staatlichkeit nichts zu tun, denn die war ja präsent.
Wie lange die (bundes-)deutsche Staatlichkeit überhaupt noch existiert wissen wir noch gar nicht, wenn ich mir so die Kompetenzabgaben nach Brüssel ansehe.
Ach ja das Grundgesetz. Es hat keine Nachteile für DDR Bürger gebracht ? Oh Gott habe ich etwas verpaßt oder die überlasteten Gerichte ?
Das das III. Reich und die DDR eine Fußnote der Geschichte bei der Jugend sein sollen, hat nichts mit dem Fakt, aber wohl eher mit PISA zu tun.
solon
P.S. bei Olympia läuft es aber auch sehr schleppend an, 1 Silber Confused

Die DDR spielt für die deutsche Geschichte eine genauso große Rolle wie das Preußen Friedrichs, des Großen, bloß halt für einen etwas kürzeren Zeitraum.

Warum ?
Friedrich II hat Bestimmendes hinterlassen, erst einmal einen aufgeklärten Staat, zwar vergangen, aber es gibt in Deutschland immer noch Viele, die sich mit dem aufgeklärten Preußentum identifizieren, die genau wissen, wenn´s morgens klingelt, ist es der Milchmann und nicht die Steuerfahndung. Ich gehöre dazu.
Stichwort: preußische Tugenden, oft geschmäht aber später nie wieder erreicht. Tue recht und scheue Niemanden

Was bleibt von der DDR übrig ? Sicher keine Tugenden, und sicher nichts, mit dem man sich ehrlich identifizieren kann, die DDR war ein Wimperschlag in der deutschen Geschichte.

Bleibt wahrscheinlich allenfalls der grüne Rechtsabbiegepfeil ?
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31.07.2012, 22:48
Beitrag: #12
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(31.07.2012 13:40)Maxdorfer schrieb:  Die DDR spielt für die deutsche Geschichte eine genauso große Rolle wie das Preußen Friedrichs, des Großen, bloß halt für einen etwas kürzeren Zeitraum.

Auch wenn wir es nicht erleben werden, im Jahre 2112 werden eine ganze Menge Fest- und Gedenkreden anlässlich des 400. Geburtstages von Friedrich II. stattfinden. Über Erich Honecker und dessen 200. Geburtstag wird wohl nur eine kurze Kolumne in einem nicht näher genannten Geschichtsmagazin veröffentlicht werden.

Du kannst es schon in einigen Wochen testen, am 25. August wäre E.H. 100 Jahre alt geworden. Die Medienpräsenz wird wohl zu Recht gering bleiben. Dagegen hatte der 300. Jahrestag von Friedrichs Geburtstag eine erhebliche Präsenz in der Öffentlichkeit, vor allem in Berlin und im Bundesland Brandenburg. Die 46 Jahre der Herrschaft Friedrichs II. in Preußen haben wohl eine größere Bedeutung als die 40-/45-jähruige Geschichte der DDR. D.h. aber nicht, dass die DDR-Geschichte nur eine Fußnote war.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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01.08.2012, 00:05
Beitrag: #13
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(31.07.2012 13:40)Maxdorfer schrieb:  Die DDR spielt für die deutsche Geschichte eine genauso große Rolle wie das Preußen Friedrichs, des Großen, bloß halt für einen etwas kürzeren Zeitraum.

Wen interessiert den bitte wirklich noch Friedrichs Preußen?
Dann doch eher die DDR, als abschreckendes Beispiel undemokratische Staatsformen.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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01.08.2012, 09:36
Beitrag: #14
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(31.07.2012 22:48)Sansavoir schrieb:  
(31.07.2012 13:40)Maxdorfer schrieb:  Die DDR spielt für die deutsche Geschichte eine genauso große Rolle wie das Preußen Friedrichs, des Großen, bloß halt für einen etwas kürzeren Zeitraum.

Auch wenn wir es nicht erleben werden, im Jahre 2112 werden eine ganze Menge Fest- und Gedenkreden anlässlich des 400. Geburtstages von Friedrich II. stattfinden. Über Erich Honecker und dessen 200. Geburtstag wird wohl nur eine kurze Kolumne in einem nicht näher genannten Geschichtsmagazin veröffentlicht werden.

Du kannst es schon in einigen Wochen testen, am 25. August wäre E.H. 100 Jahre alt geworden. Die Medienpräsenz wird wohl zu Recht gering bleiben. Dagegen hatte der 300. Jahrestag von Friedrichs Geburtstag eine erhebliche Präsenz in der Öffentlichkeit, vor allem in Berlin und im Bundesland Brandenburg. Die 46 Jahre der Herrschaft Friedrichs II. in Preußen haben wohl eine größere Bedeutung als die 40-/45-jähruige Geschichte der DDR. D.h. aber nicht, dass die DDR-Geschichte nur eine Fußnote war.

Also am 20. Jahrestag des Mauerfalls oder am 60. Jahrestag der DDR-Gründung kamen schon jede Menge Sondersendungen etc.

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01.08.2012, 09:44
Beitrag: #15
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
(01.08.2012 00:05)Viriathus schrieb:  
(31.07.2012 13:40)Maxdorfer schrieb:  Die DDR spielt für die deutsche Geschichte eine genauso große Rolle wie das Preußen Friedrichs, des Großen, bloß halt für einen etwas kürzeren Zeitraum.

Wen interessiert den bitte wirklich noch Friedrichs Preußen?
Dann doch eher die DDR, als abschreckendes Beispiel undemokratische Staatsformen.

Wenn man die Unmengen an Dokus betrachtet, zumindest doch eine Menge Leute.

Aber es geht ja auch gar nicht um die Wahrnehmung durch die Leute heute, sondern um die Bedeutung. Unter Friedrich wurde Preußen zur Großmacht, wurde Preußen moderner, effektiver (Schaffung von Siedlungsland, Schulen etc.) und zu einer größeren Macht als es vorher war. Das hat schon nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Geschichte Europas.

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01.08.2012, 09:48
Beitrag: #16
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
Nicht nur da !
Man verwechselt auch hier ein bischen Äpfel und Birnen.
Ein Friedrich als ein ziemlich autark handelnder Monarch ist doch nicht zu vergleichen mit Ulbricht oder Honecker. Das kann ich doch nicht auf Personen runterbrechen. Schon gar nicht aus Systemsicht aus der das 20. Jahrhundert betrachtet werden muß. Aus der Weimarer Republik werden die handelnden Personen genauso weiter verblassen wie sie jetzt schon verblasst sind. Übrigbleiben werden nur die handelnden Protagonisten des 20. Jhr. Dazu gehört aber nun mal Honecker nicht, weil er eingeschränkt war in seiner Handlungskompetenz. Dazu gehört aber die DDR an der Nahtstelle der Systeme, dort und vor Cuba stand der Weltfrieden/Atomkrieg auf Messers Schneide. Deswegen und wegen der systemimanenten Widersprüche des dort praktizierten Sozialismuses wird uns Geschichtsfreunden die DDR über unsen Tode und darüber hinaus noch lange begleiten.
solon
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02.08.2012, 19:22
Beitrag: #17
RE: DDR - Geschichte - nur eine Fußnote?
Verstehe ich das richtig? Wir sind also nun auf dem Stand, dass das System der DDR relevant für die Geschichtsschreibung ist?

Somit würde man sich auch von der These Iptzen lösen, dass politisch an der DDR nichts relevant für die Geschichte sei sondern nur das Alltags- und Sozialleben.

Die Frage nach der deutschen Teilung und der Wiedervereinigung wird ja von der Geschichtswissenschaft schon als so selbstverständlich hingenommen, dass man das politische Kalkül gar nicht mehr in Betracht zieht, sich somit aber die Möglichkeit nimmt, die Ereignisse von 1953 und 1989 sowie 1990 sinnesstiftend zu erklären. Von dem Standpunkt aus betrachtet halte ich die Frage nach dem DDR-System recht wichtig.

Ist die DDR dann noch ne Fußnote oder mehr? Wie steht sie in der Reihe mit einem Friedrich dem Großen vom der Gewichtung in der Geschichte und der Geschichtswissenschaft?

Wenn ich mir das so durchlese, dann sehe, die Diskussion wird sehr auf der Ebene nach der allgemeinen Rezeption geführt, also der nachträglichen Wahrnehmung der DDR, was völlig in Ordnung geht, aber vielleicht gar nicht mal so der Punkt ist so wie die Fragen:

Hat die DDR in der Geschichte noch irgendetwas offen, das geklärt werden muss?
Wem kann eine solche Klärung nutzen?
Ist der wissenschaftliche Gehalt für unser Geschichtsverständnis von Nöten?
Wie sehr ist die politische [!] Entwicklung in der DDR zu problematisieren und zu lösen?

Bis auf Frage drei hätte ich ne passende Antwort.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

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