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Schwarzes Meer. Erklärung der Sintflut
01.09.2012, 10:55
Beitrag: #43
RE: Schwarzes Meer. Erklärung der Sintflut
(31.08.2012 15:37)krasnaja schrieb:  Aber chris, ich kann doch eine Meinung zu Deiner Argumentation haben.

Kannst du. Ich muss ihr aber nicht zustimmen, geschweige denn sie für sinnvoll halten, noch dazu, wenn sie von Unverständnis ode gar Unkenntnis wichtiger Grundlagen zeugt.

(31.08.2012 15:37)krasnaja schrieb:  1.) Tatsachen sind im AT nicht unbedingt in Relation zur Religion gestellt, denke an den Auszug der Juden aus Ägypten (Schilfmeer, Teilung des Meeres, das Mana-Wunder) fallen mir spontan ein.

Gerade solche Beispiele widerlegen deine Aussage.NATÜRLICH wurden diese von dir erwähnten, historisch höchstwahrscheinlich irgendwie, wenn auch nicht in genau der Art und Weise stattgefundenen Ereignisse mit der jüdischen Religion verknüpft worden - sonst wären sie ja auch nicht ins AT aufgenommen worden. All die Ereignisse, die sich rund um den mythischen (!) Auszug aus Ägypten gruppieren, sind theoretisch möglich und stammen aus dem Erfahrungsschatz von Wüstenbeduinen. Verknüpft mit religiösen Aussagen waren diese Geschichten geeignet, den Juden des 6Jhs., aber auch schon vorhergehenden Generationen die Botschaft nahe zu bringen, dass ihr Gott sich um sie sorge, solange sie seinen Geboten folgen - im Babylon des 6.Jhs. eine ganz wichtige Teilbotschaft, weil immer mehr Juden drohten, ihre jüdische Identität zuverlieren. Das passte jüdischen Nationalisten natürlich gar nicht.
Der Auszug aus Ägypten hat so sicherlich nicht stattgefunden. Wohl gab es einzelne Familien von "Hapiru", die aus Ägypten nach Palästina zogen und dort mit der kanaanitischen Bevölkerung verschmolzen - inklusive kriegerischen Auseinandersetzungen - wohl mag es mal einen Anführer ägyptischer Herkunft gegeben haben, wohl mag es eine Zeit gegeben haben, in der Hapiru für den Bau von Pi-Ramesse herangeozgen wurden (nicht unbedingt in der im AT beklagten Sklaverei). Die Redakteure des 6.Jhs. haben dieses ganze Sammelsurium an Geschichten genommen und daraus eine Erzählung gestrickt, die den Juden des babylonischen Exils dienen konnte, um den Zusammenhalt unter den in ganz Babylon verstreuten und ihre (auch und v.a. religiöse) Eigenart verlierenden Juden zu verstärken.
Und das hat ja auch geklappt.

(31.08.2012 15:37)krasnaja schrieb:  2.) Verquicke nun einmal AT und Deine Argumentation für die SindflutSad...) dann sticht doch das AT, das von 40 Tagen und 40 Nächten Regen spricht. Und dann sind wir wieder in Mesopotamien.

Nicht unbedingt. Mag ja sein, dass die Redakteure des 6.Jhs. eine zum mesopotamischen Gemeingut gehörende Geschichte kannten, in der von einer Überschwemmung die Rede war. Mag auch sein, dass in dieser Geschichte von Regen die Rede war. Für Mesopotamier ist es wahrscheinlich schwer vorstellbar, dass eine Überschwemmung ohne Regen einhergeht. Aber allein die Zahl 40 sollte dir schon zeigen, dass wir es mit einer symbolischen Erzählung zu tun haben.
Die 40 steht im AT und im altorientalischen Raum für (Neu-)Beginn oder Wende. 40 Tage lang verschwinden - astronomisch gesehen - die Pleja­den (ein mit bloßem Auge gut erkennbarer Sternhaufen im Zeichen des Stiers) hinter der Sonne. (http://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Za...stik.htm). In der Stadt der Astronomen/Astrologen ein sicher bekannter Symbolgehalt.

(31.08.2012 15:37)krasnaja schrieb:  3.) Wenn - nach der Bibel - nur die Guten = die Gottesfürchtigen errettet wurden, dann verbirgt sich dahinter kein verzeihender sondern ein strafender Gott.

Nicht für die Juden. Die bekamen mit den Geschichten sowohl eine Begründung, warum ihnen ihr Gott die Strafe des Exils auferlegte - für die Identifikation der Juden mit "ihrem" Gott eine ganz wichtige Aussage - und gleichzeitig die Botschaft, dass Gott TROTZ dieser Strafe in den Juden nach wie vor das "auserwählte Volk" sah (eine Botschaft, die wohl erst kurz vor dem Untergang Israels entstanden war und im Exil besondere Tragkraft entwickelte, wie auch die Rolle Jahwes als wirklich einziger Gott der Juden erst im Exil so zugespitzt wurde - im AT ist einige Male noch von "den Baalen" und einer "Aschera" die Rede, die sogar im salomonischen Tempel verehrt wurde. Ganz schafften es die babylonisch-jüdischen Gelehrten nicht, diese Spuren aus den alten Erzählungen zu tilgen).

(31.08.2012 15:37)krasnaja schrieb:  Jesus verzieh generell und stellte sich damit eigentlich gegen den Gott wie er bis dahin von den Schriftgelehrten dargestellt wurde.

Wichtige Einschränkung. Eine der zentralen Botschaften Jesu war, dass Gott ganz anders war als von den zeitgenössischen Gelehrten dargestellt, und auch kein "Paragraphenreiter", wie er von den Pharisäern gesehen wurde. Aber eine der Botschaften des AT ist es, dass Gott ALLES verzeihen kann. Goldenes Kalb, Verhehrung von fremden Göttern, Verleugnung Gottes - den Bund mit "seinem" Volk hat er immer wieder erneuert. Die Ausweitung des Bundes auch auf Nichtjuden geschah erst nach Jesus durch die Apostel, besonders Paulus.

(31.08.2012 15:37)krasnaja schrieb:  UND GENAU wie Du es formulierst, Furcht vor Gott zu haben,, erst mit der Gottesfurcht eine Errettung möglich ist, damit habe ich ein Problem.

Weil die "Furcht" als "Angst" verstehst und nicht als "Ehrfurcht".

(31.08.2012 15:37)krasnaja schrieb:  UND die immer wieder angedrohte Strafe des Fegefeuers, gezielt zur Gängelung eingesetzt, kein Unterschied zwischen den Pharisäern der Antike und ihren Nachfolgern in schwarz und purpur.

Du bist in der völlig falschen Zeit. Das Fegefeuer als Vorstufe zur Hölle, diese Vorstellung wurde so erst im Mittelalter entwickelt. Die biblischen Juden (AT) kannten nur eine Unterwelt, wie sie auch die anderen orientalischen Völker kannten.

VG
Christian
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RE: Schwarzes Meer. Erklärung der Sintflut - 913Chris - 01.09.2012 10:55

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