Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Österreich siegt in Königgrätz
05.06.2013, 17:04
Beitrag: #34
RE: Österreich siegt in Königsgrätz
(31.05.2013 14:54)Suebe schrieb:  Es ist etwas überaus eigenartiges mit dem 70er Krieg.

So einen richtigen Grund für den Krieg gab es eigentlich gar nicht. Zumindest keiner der uns im 21. Jahrhundert Lebende irgendwie logisch erscheinen würde.
Die vom preußischen Sieg in Königgrätz beleidigte franz. Nation. Die nach Kompensation schrie.
Das franz. Staatsoberhaupt sah dies anscheinend nicht mal als soooo wichtig. Zumindest äußerte er sich nie konkret was er sich als Kompensation vorstellen würde.

Die spanische Kandidatur, von Bismarck hinterlistig gefördert, aber letztendlich doch auch ein reines Medienspektakel. Der Leopold von Hzl-Sig wollte eigentlich so unbedingt auch gar nicht. Der Berliner Wilhelm hat auch nur zögerlich seine Einwilligung gegeben, um sie um so schneller wieder zurückzuziehen.


Die Emser Depesche, ich habe sie mal im Original gesehen,
versteht das einer heute?

Der frz.-preuß. Krieg, der dann schon ein deutscher wurde, lag ja lange in der Luft. Kompensation für den Machtzuwachs Preußens war nach den Maßstäben des 19. Jahrhunderts nichts unübliches und selbst noch nach dem Frankfurter Friede war es eine Option der deutschen Politik eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur durch einen Ausgleich mit den beiden Nachbarmächten Frankreich und Russland zu erreichen. Im Falle Russlands hätte dies bedeutet, den Balkan als russ. Einflusszone anzuerkennen und - langfristig - eine Aufteilung der Donaumonarchie ins Auge zu fassen, wobei Böhmen, Mähren, sowie die öster. Donau- und Alpenländer an das Reich gefallen, alles andere dagegen dem russischen Einfluss unterworfen worden wäre. Im Falle Frankreichs blieben die Möglichkeiten bescheidener: Elsaß-Lothringen war für jeden Reichskanzler unverhandelbar. Eine Ausgleichslösung war nur über Belgien - mit oder ohne Flandern - möglich, was allerdings im Hinblick auf die Haltung der britischen Regierung schwierig war. Dennoch hat Bismarck auch nach 1871 immer mal wieder diese Option erwogen und bei der Krieg-in-Sicht-Krise des Jahres 1875 gleichsam als "Zuckerbrot" gegenüber Paris eingesetzt, was dann allerdings sofort Disreali alarmiert hat und sich durch Beteiligung von St. Petersburg erstmals die Koalition von 1914 andeutete.

Allerdings halte ich es für eine sehr spannende und entscheidende Frage, warum zwischen 1865 und 1875 ein derartiger Ausgleich zwischen Frankreich und Deutschland nicht gegen Großbritannien zustande kam, zumal unter Gladstone der Fokus ganz auf die Innenpolitik und auf den amerikanischen Bürgerkrieg und dessen Folgen gerichtet war. Sich in einer kontinentalen Frage gegen Frankreich und Preußen-Deutschland zu stellen und die Unabhängigkeit Belgiens notfalls militärisch zu verteidigen entsprach nicht der außenpolitischen Strategie des mittelviktorianischen Empires. Vielmehr halte ich es für wahrscheinlich, dass Paris selbst vor dieser Lösung zurückschreckte, um sich neben der Rivalität in der Kolonialpolitik nicht auch bei einer strategischen Frage dauerhaft gegen England zu positionieren und in Verhältnis zu Deutschland in eine Juniorpartnerschaft zu geraten (was 150 Jahre später aus anderen Gründen geschehen könnte oder schon geschehen ist...)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Österreich siegt in Königsgrätz - Marco - 05.06.2013 17:04
RE: Österreich siegt in Königgrätz - WDPG - 03.03.2016, 14:49
RE: Österreich siegt in Königgrätz - WDPG - 03.03.2016, 14:46

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds