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Presseschau 17. Juni 1953
29.05.2013, 11:12
Beitrag: #4
RE: Presseschau 17. Juni 1953
(28.05.2013 19:14)Suebe schrieb:  Streik gegen Bonzokratie aber für Sozialismus, ist seine Version.

Klingt logisch, war ja auch 1989 bei vielen - nicht allen - Demonstranten so.

Man darf aber auch nicht vergessen, dass 1953 - vier Jahre nach Staatsgründung - das Vertrauen der DDR-Bevölkerung in die SED weithin gleich Null war. Nach vier Jahren schon war die SED moralisch bankrott, nach dem 17.Juni sowieso.
Dass die SED sich nur mit Hilfe von Sowjetpanzern halten konnte, die SED auf Leute schießen ließ, die Partei also, die sich vollmundig als "Partei der Arbeiter und Bauern" bezeichnete, das haben viele niemals vergessen.
Daran, dass nach dem 17.Juni die SED eine Kleinredungsschlacht per Propaganda begann, dürften sich viele auch damals schon gewöhnt haben.
Ob dabei allerdings auch ungute Erinnerungen an ähnliche Propagandaschlachten von vor 45 wach wurden?

Was die meisten allerdings auch nicht vergessen haben dürften, war die Tatsache, dass die SED auf einige Forderungen der Streikenden tatsächlich einging. Der SED ist der Aufstand derart in die Knochen gefahren, dass sie in Zukunft Fehler wie den, die Konsumgüterproduktion zugunsten der Schwerindustrie zu sehr zu vernachlässigen, nicht mehr gemacht hat. In Zukunft setzte sie alles daran, den DDR-Bürgern klarzumachen, dass die Konsumgüterlage so schlecht nun auch wieder nicht sei (was sie auch v.a. in den 50ern und 60ern nicht war, es fehlte halt an Qualität - kein Wunder, wenn bspw. eine Kühlschrankfabrik von heute auf morgen auf Glühbirnenproduktion umschalten musste - und vor allem Auswahl), und das "Neue Ökonomische System" Apels und Ulbrichts (in bewusster Anlehnung an Lenins "Neue Ökonomische Politik" so genannt) sollte diesem Missstand auch weiter abhelfen. Ebenso Honeckers Bauprogramm in den 70ern, das die vielen Plattenbausiedlungen zur Folge hatte.
Dass die "Abstimmung mit den Füßen" per Flucht in den Westen weiterging, zeigt, wie viel die DDR-Bürger von ihrer Führung weiterhin hielt. So hatte der Aufstand des 17.Juni 1953 letzten Endes auch den Mauerbau vom 13.August 1961 zur Folge...

Was man bei der ganzen Sache auch bedenken sollte: Die Erfahrungen, die die DDR-Bürger während des 17.Juni 1953 gesammelt hatten, machten die Entscheidung, 1989 bei einer Montagsdemo o.Ä. mitzulaufen, zu einer noch größeren Mutprobe als es die Entscheidung, in einem stalinistischen System zu demonstrieren, ohnehin schon war.
Ganz zu schweigen davon, dass die DDR-Bürger zwar als erste, aber nicht als einzige die Erfahrung gemacht hatten, dass ein Volk zwar gegen seine Führung was unternehmen konnte, dass dann aber postwendend sowjetische Panzer die vorherigen Zustände wieder herstellen würden. Auch deswegen, weil dem 1989 nicht so war und weil das auf die neue sowjetische Führung unter Gorbatschow zurück geführt wurde, war "Gorbi" so beliebt. Nicht bei den Russen, die darin bis heute einen Grund sehen, warum das sowjetische Imperium zerbrochen ist, aber bei den Deutschen, Ost wie West.

VG
Christian
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Presseschau 17. Juni 1953 - Suebe - 28.05.2013, 17:05
RE: Presseschau 17. Juni 1953 - Suebe - 28.05.2013, 19:14
RE: Presseschau 17. Juni 1953 - 913Chris - 29.05.2013 11:12
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