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Amphicar und Hans Trippel oder die Faszination der Nazi-Technik-Projekte
06.07.2013, 17:20
Beitrag: #4
RE: Amphicar und Hans Trippel
Trippel ist 1945 in Richtung Alpenfestung geflüchtet. Dort von den Amis festgenommen, und den Franzosen übergeben. Die haben ihn wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, 1948 amnestiert. Bei der Entnazifizierung mit einiger Mühe als Mitläufer davongekommen, wobei er die Allgemeinheit auf den Verfahrenskosten sitzen ließ. Nach ursprünglich über 40.000 DM forderte man am Schluss nur noch 300 DM von ihm, die man aber auch ausbuchen musste.

In alliierter Haft hatte er Fritz Kiehn aus Trossingen, Efka-Zigarettenpapier, kennengelernt.
Kiehn, in den verfluchten 12 Jahren auch eine größere Nummer, hatte damals eine ganze Anzahl von Personen, die "bessere Zeiten" erlebt hatten, bei sich am Rande der Schwäbischen Alb versammelt. Elly Beinhorn fällt mir gerade ein. In diese Gesellschaft passte Trippel vermutlich nicht schlecht. Jedenfalls heiratete er umgehend Kiehns Tochter.
Aber Trippel hatte natürlich Autopläne, Kiehn verschaffte sich und ihm die "chiron-Werke" in Tuttlingen und zusätzlich einen 2 Millionen DM Kredit des Landes Württemberg-Hohenzollern. Und das war sehr viel Geld damals.
Diesmal wollte Trippel keinen Schwimmwagen bauen, die Alliierten verstanden so etwas als Kriegsgerät, sondern ein winzig kleines 1 Meter und zehn Zentimeter hohes Fahrzeug ausgerüstet mit einem Horex-Motorradmotor. Es hätte relativ preiswert sein sollen, und wäre an mangelnder Nachfrage eingegangen. Leute die es wissen müssen, haben allerdings die Meinung vertreten, dass es bei weitem nicht "fertig" gewesen wäre, es Trippel auch in dem Fall am "Engineering" mangeln ließ.
Angeblich sollen später noch von verschiedenen "Lizenznehmern" mehrere hundert Stück gebaut worden sein. Aber ich habe erhebliche Zweifel.

Sei es wie es will, 1951 waren die 2 Millionen weg, Kiehn schmiß Trippel raus, die Tochter ließ sich scheiden, und das Land Württemberg-Hohenzollern hatte seinen ersten und einzigen Landtags-untersuchungsausschuss. Wie, wer und warum Trippel und Kiehn die
2 Millionen DM vom Land in den Rachen geworfen hätte....

Trippel hatte inzwischen natürlich längst wieder Schwimmwagenprojekte in Frankreich vernichtete er damit größere Summen, ein paar Geldvernichtungsschwimmwagen initiirte er in Deutschland, bis er an die Quandts mit dem Amphicar geriet. Ergebnis siehe oben.

Anschließend kam er als Gutachter zur Bundeswehr Huh laut Selbstzeugnis haben ihn die "erbärmlichen Konstruktionen" der damaligen Eurojeep-Projekte veranlasst, selbst wieder etwas "besseres" zu entwerfen.

Ich will jetzt und hier keine weitere Auflistung bringen, der interessierte kann dies anderweitig nachlesen. Es ist alles gescheitert, und seine jeweiligen Partner haben alle viel Geld verloren.

Jedenfalls hat Trippel noch 1990, er starb 2001, an seinem letzten Projekt "selbst Hand angelegt" was ihn mMn gut charakterisiert, er war ein Bastler, zeitlebens.
Es ist ihm gelungen, das "normale" Prinzip: Erfinder scheitert an mangelndem Geld, ins umgekehrte zu verdrehen:
Geld scheitert an mangelhaftem Erfinder. Angel


Die Gründe für seine "Erfolge"? Nun neben dem Eingangs genannten, möchte ich behaupten, dass er ohne die in den verfluchten 12 Jahren gewonnene Reputation undenkbar ist. Eine Karriere die nur so denkbar ist.



NS:
Noch eines, Trippel hatte nichts, aber auch gar nichts mit dem VW-Schwimmwagen zu tun. Derartige Berichte mangeln jeder Grundlage.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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RE: Amphicar und Hans Trippel - Suebe - 06.07.2013, 11:36
RE: Amphicar und Hans Trippel - Suebe - 06.07.2013 17:20
RE: Amphicar und Hans Trippel - Suebe - 08.07.2013, 11:23

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