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Handelsrouten in und um Rom:
22.10.2012, 10:07
Beitrag: #7
RE: Handelsrouten in und um Rom:
5. Geographisches

Die römischen Straßen überzogen meistens schon bald nach der Eroberung einer Provinz das ganze Land. Deshalb konzentrierten sich die Handelswege auch nicht besonders auf eine Region – auch die ersten Alpenpässe wurden eingerichtet – auch wenn de facto natürlich gewisse angenehme oder kultivierte Regionen bevorzugt wurden. Sofort, wenn eine Provinz erobert wurde, zog schon ein Tross mit Händlern mit, der Siedlungen nahe den Kastellen aufbaute und oft selbst dann noch existierte, wenn die Legion längst abgezogen war. Einige heutige Städte entstanden auf diese Weise. Anders war das bei der Schifffahrt, die auf verschiedene Kriterien achtete. Schließlich war der Seehandel aufgrund der Wetterschwankungen und der Piraten ein sehr risikoreiches Geschäft, bei dem man hohe Verluste machen konnte. Ging ein Schiff zugrunde, war das ein erheblicher Verlust. Die wichtigsten Routen der römischen Seehändler führten
a) durch Gallien und die Schweiz ins Mittelmeer und dann nach Rom
b) zwischen Rom und Nordafrika
c) aus dem Orient (und dort aus Alexandria) nach Rom
Schließlich sollte man noch die Stadt Aquileia erwähnen, die am Nordende der Adria lag und mit fast jeder Provinz des Reiches Kontakt hatte. Waren aus den südlichen Gegenden des Reiches trafen nach ihrem Weg durch die Adria ein, einige wurden auf dem Landweg über die Alpen nach Gallien und die umgebenden Provinzen gebracht, andere gelangten über die Save in die Donauprovinzen.
Es folgt noch ein kleiner Überblick über die einzelnen Regionen des Reiches und ihre Bedeutung am Handel:
a) Italien wurde in der älteren Geschichtsschreibung (schon in der Antike) oft als wirtschaftlich dekadent dargestellt. Mittlerweile wurde das in Frage gestellt, und es ist bekannt, dass die Warenströme alles andere als einseitig in eine Richtung flossen. Trotzdem lagen hier oft die großen Landgüter, die die Wirtschaftslage etwas einseitig machten. Angebaut wurden vor allem Getreide, Öl und Wein, die typisch mediterranen Produkte.
b) Gallien erlebte in der Hohen Kaiserzeit eine wirtschaftliche Blütezeit. Besonders Tonwaren und Wein waren Exportartikel, aber auch eine große Bandbreite an anderen Produkten. Doch schon zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrhunderts begann der Niedergang.
c) Spanien machte eine ähnliche Entwicklung durch wie Gallien: Spanische Weine, Fischsaucen und Öle waren über das ganze Reich und besonders in Rom verbreitet. Hinzu kamen die drei Metalle Gold, Silber und Kupfer. Doch auch hier war die Spätantike geprägt vom Rückgang der Wirtschaft.
d) Nordafrika war die Provinz, die am meisten vom Niedergang Galliens und Spaniens profitierte und diesen unter der Regierungszeit der afrikanischstämmigen Severer vielleicht sogar verursachte. Auch hier waren Getreide, Weine etc. die Hauptexportartikel, die Blütezeit begann aber erst im zweiten/dritten Jahrhundert, also recht spät.
e) Ägypten war zusammen mit Nordafrika die „Kornkammer des Reiches“ und ein Umschlagplatz für Waren aus dem Orient (Alexandria). Auch Papyrus kam von hier. Da es Privatbesitz der Kaiser war, wurde die private wirtschaftliche Initiative stark gehemmt.
f) Der vordere Orient ist schwer einzuschätzen, da hier viele vergängliche Artikel hergestellt wurden. Die Blütezeit war das 2. Jahrhundert nach Christus, die Hauptgrundbesitzer der Kaiser sowie Heiligtümer. Palmyra war eine wichtige Oasenstadt, wo die Händler aus dem Osten eintrafen. Bewässerungssysteme machten außerdem Landwirtschaft möglich.
g) Kleinasien war sehr städtisch orientiert, eine wichtige Rolle spielten Textilien, Metallverarbeitung (und Kunsthandwerk) und Keramikherstellung. Eine etwas geringere Rolle spielte die Landwirtschaft mit Getreide, Wein und Öl, hinzu kamen Waldwirtschaft und Viehzucht. Auch „Fertig-Sarkophage“ für den Versand ins ganze Reich wurden produziert. Der Handel war auch wichtig, einige Städte hatten eigenes Geld (noch aus griechischer Zeit).
h) Griechenland hatte während dem Hellenismus einen Niedergang erlebt und wurde dann durch Bürgerkriege weiter geschwächt. Allmählich erholte sich die Region aber. Wegen der unwegsamen Landschaft wurde wenig Landwirtschaft betrieben, vielleicht mal Oliven oder Wein angebaut. Die Griechen waren eher Handwerker, Künstler und Händler.
i) Die Donauprovinzen waren wirtschaftlich bunt gemischt: Es gab viele Bergwerke, aber auch einen großen landwirtschaftlichen Sektor, etwas Tonwaren wurden hergestellt. Hinzu kam der Handel mit Sklaven, Vieh, Leder und Bernstein. Durch ihre Lage war die Region auch im Innenhandel des Reiches ein wichtiges Durchfahrtsgebiet.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Handelsrouten in und um Rom: - WDPG - 30.08.2012, 19:41
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