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Vertreibung in der Geschichte
30.11.2014, 22:16
Beitrag: #53
RE: Vertreibung in der Geschichte
(30.11.2014 18:11)913Chris schrieb:  Aber im Mai 1945 starteten die Prager einen Aufstand gegen die Deutschen, die es der vor den Toren stehenden Roten Armee erleichterte, Prag einzunehmen (es war dann immer noch schwer genug für die Russen).

Lange Zeit galt der 9. Mai 1945 als der Tag der Befreiung Prags durch die Rote Armee und tschechische Widerständler. Heute geht man davon aus, dass die Befreiung Prags, wie im nachfolgenden Wikipedia-Artikel beschrieben, stattfand.

Am 5. Mai 1945 wurden die Prager über das Radio zum Prager Aufstand aufgerufen. Neben Barrikadenkämpfen begannen sofort blutige Übergriffe gegen deutsche Zivilisten und verwundete Soldaten in den zahlreichen Lazaretten der Stadt. Am selben Tag schloss das nationaltschechische Militärkommando Groß-Prag ein Abkommen mit der 1. Division der an sich mit dem Deutschen Reich verbündeten Russischen Befreiungsarmee (ROA = Wlassow-Armee. Diese Division marschierte am 6. Mai von Westen gegen das aufständische Prag, griff dort am 7. Mai die deutschen Stellungen von Westen her an und besetzte bis zum Abend weite Teile der Stadt. Auch der kommunistisch beeinflusste Tschechische Nationalrat (ČNR) hatte das Vorgehen der Wlassow-Leute in einer Punktation vom 7. Mai gebilligt, sich aber wenig später schon wieder distanziert. Als sich abends abzeichnete, dass die Amerikaner nicht nach Prag marschieren würden, sondern die Stadt von der Roten Armee besetzt werden würde, zogen sich die Wlassow-Truppen noch in der Nacht auf den 8. Mai gegen Pilsen zurück, um der Rache Stalins zu entgehen.

Die Position der deutschen Truppen in der Stadt, vor allem Teile der Waffen-SS-Division „Wallenstein“, verbesserte sich dadurch aber nur unwesentlich. Ihr Ziel war eine Kapitulation gegenüber den Amerikanern, und ihr befehlshabender General Rudolf Toussaint unterzeichnete am 8. Mai um 16.00 Uhr gegenüber dem ČNR eine Kapitulationsurkunde, die den Soldaten freien Abzug gewährte. Letzterer wurde noch vor Ende der Nacht vollzogen. Nur ein kleiner Teil der rund 42.000 Prager Deutschen und weiterer deutscher Zivilisten konnte die Stadt zusammen mit den Truppen verlassen. Als die sowjetischen Truppen der 1. Ukrainischen Front (Befehlshaber: Iwan Stepanowitsch Konew) die Stadt am Morgen des 9. Mai 1945 im Zuge der Prager Operation erreichten, ging der bis dahin auch militärische Aufstand der Tschechen in eine Gewaltorgie gegen die verbliebene deutsche Minderheit über, der nach tschechischen Angaben in zwölf Tagen etwa 27.000 deutsche Zivilisten zum Opfer fielen. Die überlebenden Deutschen wurden in Kinos, Schulen und im Stadion von Strahov interniert, in die Landwirtschaft verbracht oder in das KZ Theresienstadt deportiert. Tausende von vermeintlichen Kollaborateuren wurden in wilden Gewaltexzessen ohne Gerichtsverfahren ermordet. Die Befreiung der Tschechen mündete bald in eine erneute Besetzung. Der SMERSCH ließ mehrere hundert verwundete Wlassow-Soldaten ermorden, der Vorsitzende des ČNR, Pražák, verlor seine Professur, und weitere Mitglieder des ČNR wurden verhaftet oder hingerichtet.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Vertreibung in der Geschichte - Suebe - 16.10.2012, 20:14
RE: Vertreibung in der Geschichte - Sansavoir - 30.11.2014 22:16

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