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Der Rheinbund
08.07.2015, 20:42
Beitrag: #1
Der Rheinbund
Vorab:
Ich habe absolut nicht die Absicht hierzu Blog-Beiträge zu verfassen, im Gegenteil würde ich gerne hier eine lebhafte Diskussion entfachen wollen.

Zur Begriffs-Klärung: gemeint ist der Rheinbund der Jahre 1806 bis 1813

Wie ist dieser Staatenbund oder Bundesstaat historisch zu sehen?

Wobei dies bereits ein bemerkenswerter Punkt ist, denn die Diskussion "Staatenbund" oder "Bundesstaat" und wo die Unterschiede liegen sollen, gibt es seit genau dieser Zeit.
Und nur im deutschsprachigen Bereich. Woanders auf der Welt sieht man dies als zwei Seiten einer Medaille.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.07.2015, 07:22
Beitrag: #2
RE: Der Rheinbund
Für Metternich war der Rheinbund eine Katastrophe, bedeutete er doch das Auseinanderbrechen der alten Ordnung des HRR bzw. das Ausgreifen Frankreichs auf deutschen Boden (er sah die Rherinbundstaaten ganz richtig als französische Satellitenstaaten). Dies rückgängig zu machen bemühte er sich (erfolgreich) auf dem Wiener Kongress und danach - wenn er auch zähneknirschend hinnehmen musste, dass Reichsdeputationshauptschluss, Mediatisierung und Säkularisation nicht mehr rückgängig zu machen waren.
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09.07.2015, 12:35
Beitrag: #3
RE: Der Rheinbund
(09.07.2015 07:22)913Chris schrieb:  Für Metternich war der Rheinbund eine Katastrophe, bedeutete er doch das Auseinanderbrechen der alten Ordnung des HRR bzw. das Ausgreifen Frankreichs auf deutschen Boden (er sah die Rherinbundstaaten ganz richtig als französische Satellitenstaaten). Dies rückgängig zu machen bemühte er sich (erfolgreich) auf dem Wiener Kongress und danach - wenn er auch zähneknirschend hinnehmen musste, dass Reichsdeputationshauptschluss, Mediatisierung und Säkularisation nicht mehr rückgängig zu machen waren.

Aus Metternichs Sicht bestimmt richtig.
Es ist auch mehr oder weniger "Stand der Allgemeinbildung"
nur, war es wirklich so?

Fakt ist doch, dass Österreich und Preußen zugunsten eigener Interessen das Reich längst und ständig verraten hatten.
Preußen unter dem alten Fritz, böser Fritz würde Reichsbezogen besser passen, hat doch seit den 1740er Jahren ständig wider das Reich gehandelt. In Österreich nicht viel anders.

Warum haben Preußen und Österreich überhaupt Frankreich angegriffen, und den ersten Koalitionskrieg ausgelöst?
Man wollte Frankreich schwächen und gleichzeitig die eine oder andere "Erbschaft" machen. Aber die beiden, nicht das Reich!
Als die Sache hinten hott ging, hat Preußen die Brocken hingeschmissen, war im Frieden von Basel mit der Annexion des linken Rheinufer einverstanden, und hat die Raubpolitik in Polen fortgesetzt.
Österreich dito, nach ein paar verlorenen Schlachten in Italien 1799 ebenfalls auf das linke Rheinufer verzeichtet, beide haben sich dann Rechtsrheinisch schadlos gehalten....
Auf alle Fälle glatter Landesverrat von beiden.

Alleine konnten sich die kleinen Reichsstände gegen die Großmacht Frankreich nicht halten, Pr + Ö war es ja auch mißlungen.
Wen wundert es, dass man sich letztlich einem verläßlicheren Partner anvertraute?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.07.2015, 12:43
Beitrag: #4
RE: Der Rheinbund
Napoleon hat bekanntlich die alten Klassiker gelesen. Und schon Cäsar wusste: Teile und herrsche. Dass der teutonische Flickenteppich mit dem Rheinbund etwas bereinigt wurde, geschah doch nur um die Übersicht nicht ganz zu verlieren.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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09.07.2015, 12:59
Beitrag: #5
RE: Der Rheinbund
Die Koalitionskriege - vor allem die ersten - wurden geführt, um die Monarchie in Frankreich wieder einzusetzen und um die Revolution an der Ausbreitung zu hindern.
Für Metternich war immer der Erhalt des Reiches, später der Habsburgermonarchie erstes Ziel. Dafür hätte er sogar den habsburgischen Völkern mehr Souveränität und mehr eigenständige Kulturpflege zugestanden...Kolowrat und Erzherzog Johann hinderten ihn daran...

VG
Christian
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09.07.2015, 15:21
Beitrag: #6
RE: Der Rheinbund
(09.07.2015 12:43)Arkona schrieb:  Napoleon hat bekanntlich die alten Klassiker gelesen. Und schon Cäsar wusste: Teile und herrsche. Dass der teutonische Flickenteppich mit dem Rheinbund etwas bereinigt wurde, geschah doch nur um die Übersicht nicht ganz zu verlieren.

Schulbuchwissen. (Sorry)

Aber ich finde das ganze greift zu kurz.
Der Versuch der Fürstenunion von 1784 wurde konterkariert. Vom bösen Fritz.
Und dann dieser völlig überflüssige Krieg, und um es klipp und klar zu sagen, angefangen haben den die Preußen und Österreicher, als sie ihn verloren hatten, haben Sie das Reich die Zeche bezahlen lassen.
Damit war die Idee HRR , "wenn es stehts zu Schutz und Trutze" endgültig gestorben.
Trotzdem, man hat sich nochmals zu einer Reform aufgerafft, der Reichsdeputationshauptschluss war ja keineswegs ohne. Nebenbei bemerkt, hier war die Flurbereinigung, hatte weniger mit Napoleon zu tun.

Dann aber:
zB: Als Napoleon in Begleitung von 200.000 Mann nach Ludwigsburg kam, und dem württ. Kurfürsten die berühmten Worte sagte: "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich".
Was war da noch zu tun?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.07.2015, 16:07
Beitrag: #7
RE: Der Rheinbund
Nix mehr. Auch ein Metternich vertrat die These, Napoleon erst einmal aushalten zu müssen und dann könne man weiter sehen. Beweis: Die Einheirat Napoleons in die habsburgische Familie, von Metternich bei Kaiser Franz durchgesetzt.
Auch im späterem Rheinbundstaat Bayern musste der Kurfürst 1805 mühsamst überredet werden, auf die Seite Napoleons zu wechseln. Infolgedessen war Bayern dann auch beim Rheinbund dabei (obwohl man dank Napoleon die Gebiete am Rhein - die Pfalz - verloren hatte!).
Für Bayern bis zum Russlandfeldzug eindeutig ein Gewinn: Das Land verdoppelte seine Fläche und Einwohnerzahl und der Kurfürst wurde König (was Metternich übrigens lang nicht verwinden konnte...). Die ständigen Einsätze der Armee, die Napoleon forderte, liefen allerdings auch gehörig ins Geld. Das dürfte bei den anderen Rheinbundstaaten nicht anders gewesen sein.
Dank der napoleonischen Reformen stellten allerdings viele Rheinbundstaaten auch erstaunt fest, welche Einnahmequellen in ihren Landen da so schlummerten...
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10.07.2015, 15:33
Beitrag: #8
RE: Der Rheinbund
Die Reformer in den Rheinbundstaaten, Montgelas, Reitzenstein usw. usf. spielten alle in der Zeit des ausgehenden HRR bereits eine Rolle indem sie mit Reformvorschlägen ans Licht traten. Natürlich allesamt zwischen Berlin und Wien gescheitert.
Und hier ist insbesondere Dalberg zu nennen.
1813/14 dann im großen "Verschiss".

Vom hessischen "Ober"-Reformer gibt es übrigens den Satz "Preußen eilte sich sehr die Reformen nachzuholen, die im Rheinbund eingeführt wurden".

Nichts gegen die Berliner Reformer-Riege, Hardenberg, Stein und Scharnhorst.
Aber die Wirkungen der Rheinbund-Reformen auf die zukünftige Entwicklung (1808) in Deutschland war mindestens so wichtig.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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22.07.2015, 20:35
Beitrag: #9
RE: Der Rheinbund
Der Rheinbund bestand gerade mal 8 Jahre.
Ein Wimpernschlag in der deutschen Geschichte.

Es war jedoch eine Zeit großen Umbruchs in Europa.
Und die Rheinbundreformen hatten einen gar nicht so kleinen Anteil daran.
Während aber die preußischen Stein/Hardenberg/Scharnhorst-Reformen in der deutschen Geschichtsschreibung jener Zeit einen sehr breiten Rahmen einnehmen, vom Rheinbund kaum ein Wort.
Auch die Literatur ist recht "dünn",

Ich würde es ganz toll finden, wenn wir hier der Sache etwas näher treten könnten.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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29.07.2015, 18:28
Beitrag: #10
RE: Der Rheinbund
Es scheint wohl so zu sein, dass es keine zusammenfassende Darstellung des Rheinbundes in der Literatur gibt.
Ich konnte jedenfalls bis heute keine finden. Huh

Andererseits gibt es regional bezogen auf die verschiedenen Rheinbundstaaten recht kompetente Darstellungen.
Hier wäre mit zuerst die Baden-Württembergische Landesaustellung von 1987 und der sehr ausführliche Ausstellungskatalog zu nennen. Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons.

Meiner Meinung nach ist der Grund für diesen Mangel an Darstellungen dem 19. Jahrhundert geschuldet, und der damals (weiter bis 1945) borussischen Geschichtsschreibung. Rheinbund mehr oder weniger ein Makel.
Und seit 1945 ist der Fokus klar auf die Zeitgeschichte gerichtet.

Noch am besten ist die militärische Geschichte des Rheinbundes dargestellt. Mit einem gewissen Widerwillen werden die militärischen Leistungen der diversen Kontingente sogar anerkannt.
Ein Beispiel: (Sorry, ist natürlich regional)
Aus dem Russlandfeldzug 1812 kamen von über 12.000 württ. Soldaten lediglich ca. 500 zurück. Aber man verlor kein einziges Feldzeichen!
Im Feldzug 1806/07 gegen Preußen eroberte man dagegen 6 preußische Feldzeichen!

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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29.07.2015, 18:54
Beitrag: #11
RE: Der Rheinbund
Die Idee für den Rheinbund ist so um 1803 herum wohl im späteren Rheinbund selbst entstanden.
Nachdem das HRR 1795 von Preußen und 1799 auch von Österreich verraten wurde, insbesondere zum Schaden der kleineren Reichsstände.
Kommt hier bereits die Idee der Trias auf, eine Vereinigung, Schutz und Trutzbündnis, unter Ausschluss der beiden Großmächte Österreich und Preußen.
Aber auch um die längst angedachten Reformen durchführen zu können. Insbesondere Dalberg, der letzte Erzkanzler des HRR und dann Fürstprimas des Rheinbundes, setzte große Hoffnungen hierauf.

Napoleon gab im Mai 1806 seine Zustimmung "der Teil Deutschlands der ihn interessierte, konnte er so nach seinen Bedürfnissen formen".
Der Name wurde dem 1. Rheinbund aus den 1650er Jahren entlehnt, der anfangs ebenfalls unter franz. Protegé stand.

Die geplanten diversen politischen Organe wurden zu Dalbergs Enttäuschung nicht eingerichtet. Wobei die Rheinbundfürsten verm. davon ausgingen, dass die Herrschaft Napoleons nicht sehr lange dauern würde.
Diese Erwartungshaltung ist zumindest vom bayer. Minister Montgelas und vom wärtt. König Friedrich nachgewiesen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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30.07.2015, 15:26
Beitrag: #12
RE: Der Rheinbund
Du suchst Literatur zum Rheinbund?
Wie wär´s mit:
Reinhard Mußgnug: Der Rheinbund. In: Der Staat. Band 46, 2007, S. 249–267.

Oder, weil du ja was zusammenfassendes suchst:
Edgar Liebmann: Das Alte Reich und der napoleonische Rheinbund. In: Peter Brandt, Martin Kirsch, Arthur Schlegelmilch (Hrsg.): Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte. Institutionen und Rechtspraxis im gesellschaftlichen Wandel. Band 1: Um 1800. Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2006, ISBN 3-8012-4140-8, S. 640–683.

Ist aus der Literaturliste des Wiki-Artikels "Rheinbund", da stehen noch andere Werke, die den Rheinbund mit behandeln, aber alle älter als 2007 oder aus 2007. Und meistens sehen die Titel aus, als wären sie rechtsgeschichtliche Fachliteratur...

Amazon wirft u.a. folgendes aus:

Adolphe Thiers: Geschichte des Konsulats und des Kaiserreichs: 22. Buch: Ulm und Trafalgar /23. Buch: Austerlitz /24. Buch: Rheinbund. Gebundene Ausgabe – 2001.
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30.07.2015, 20:04
Beitrag: #13
RE: Der Rheinbund
(30.07.2015 15:26)913Chris schrieb:  Adolphe Thiers: Geschichte des Konsulats und des Kaiserreichs: 22. Buch: Ulm und Trafalgar /23. Buch: Austerlitz /24. Buch: Rheinbund. Gebundene Ausgabe – 2001.

Gibt es auch Literatur über Adolphe Thiers?

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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30.07.2015, 20:55
Beitrag: #14
RE: Der Rheinbund
(30.07.2015 15:26)913Chris schrieb:  Du suchst Literatur zum Rheinbund?
Wie wär´s mit:
Reinhard Mußgnug: Der Rheinbund. In: Der Staat. Band 46, 2007, S. 249–267.

Oder, weil du ja was zusammenfassendes suchst:
Edgar Liebmann: Das Alte Reich und der napoleonische Rheinbund. In: Peter Brandt, Martin Kirsch, Arthur Schlegelmilch (Hrsg.): Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte. Institutionen und Rechtspraxis im gesellschaftlichen Wandel. Band 1: Um 1800. Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2006, ISBN 3-8012-4140-8, S. 640–683.

Ist aus der Literaturliste des Wiki-Artikels "Rheinbund", da stehen noch andere Werke, die den Rheinbund mit behandeln, aber alle älter als 2007 oder aus 2007. Und meistens sehen die Titel aus, als wären sie rechtsgeschichtliche Fachliteratur...

Amazon wirft u.a. folgendes aus:

Adolphe Thiers: Geschichte des Konsulats und des Kaiserreichs: 22. Buch: Ulm und Trafalgar /23. Buch: Austerlitz /24. Buch: Rheinbund. Gebundene Ausgabe – 2001.


Danke Dir.
Kannst Du eines dieser Werke empfehlen?
Ich habe die letzten Jahre manches gelesen, mein "Rheinbund-Interesse" ist so neu nicht.
Nur, wie geschrieben, "das" Standartwerk gibt es nicht. Man hat den eindruck, dass die meisten Facetten tatsächlich irgendwo behandelt und verarbeitet sind, aber in aller Regel fehlt der Überblick, über die einzelnen "Staaten" hinaus, auf den ganzen Bund.

In der Zeit entsteht übrgens die speziell deutsche Unterscheidung "Bundesstaat" und "Staatenbund" die man ansonsten auf der Welt nicht kennt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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31.07.2015, 07:22
Beitrag: #15
RE: Der Rheinbund
Die Literatur zu Adolphe Thiers scheint überwiegend älter als 50 Jahre und auf Französisch zu sein, wenn man nach der Literaturliste des Wiki-Artikels geht...

Diese zwei Werke:
René Albrecht-Carrié: Adolphe Thiers or The triumph of the bourgeoisie. Boston: Twayne Publishers, 1977 (ISBN 0805777172)
John P. T. Bury, Robert P. Tombs: Thiers, 1797–1877: a political life. London: Allen & Unwin, 1986 (ISBN 0049440136)

scheinen aus dem Schema herauszufallen. Kenn aber beide nicht. Hab auch sonst nix zu Thiers auf der Pfanne...sorry.

VG
Christian
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31.07.2015, 18:33
Beitrag: #16
RE: Der Rheinbund
Trotzdem, vielen Dank.

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06.08.2015, 18:39
Beitrag: #17
RE: Der Rheinbund
Der Rheinbund,
wie geschrieben kam die Idee im späteren Rheinbund selbst auf, in der Zeit des ausgehenden HRR, von Napoleon dann nicht ungern genehmigt und errichtet.

Als Gründe kann man die extrem expansive Politik, der beiden Großmächte im Reich anführen, Preußen wie bekannt, und Österreich, das sich wie ebenfalls bekannt zdZ Baiern einverleiben wollte.

In der Rheinbundakte waren ein paar Organe des Bundes vorgesehen, die aber mow nicht zum tragen kamen, oder gleich gar nicht eingeführt wurden.
Wobei Württemberg und Bayern den nachhaltigsten Widerstand lieferten. Keinerlei Lust verspürten die neugewonnene Souveränität gleich wieder zu verlieren.
Napoleon hätte nicht ungern diese ursprünglich vorgesehen Rahmenbedingungen eingeführt, letztlich war es ihm aber irgendwann wohl egal, solang seine militärischen Forderungen erfüllt wurden.
Dadurch geriet er aber im Laufe der Zeit auch in eine gewisse Abhängigkeit von den Rheinbundfürsten.
So blieb der Rheinbund lediglich ein recht loses Militärbündnis. Die Kontinuität zum HRR wie sie insbesondere Dalberg vorgeschwebt hatte, blieb unvollendet.

Die nachhaltigste Wirkung des Rheinbundes war so auf die, allerdings recht umfangreichen, Reformen begrenzt,

Und hier genau beginnt das von mir genannte Problem, denn die waren und wurden allüberall in sehr unterschiedlichem Umfang durchgeführt.
Und hierzu fehlt bis heute eine Gesamtbetrachtung.
Alle vorhandenen Werke zu allen Teilaspekten aller Rheinbundstaaten durchzuarbeiten übersteigt die Möglichkeiten und Ressourcen des Hobbyisten Suebe erheblich.
Und da hatte ich etwas auf die Mitstreiter hier gehofft.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.08.2015, 19:16
Beitrag: #18
RE: Der Rheinbund
Hab mich mit dem Thema leider noch nie so nah befasst, dass ich dir helfen könnte..
Sorry,
Christian
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06.08.2015, 22:08
Beitrag: #19
RE: Der Rheinbund
Ich habe mich vor ein paar Monaten, nach dem Lesen von Sabine Eberts "1813", mit der Rolle des sächsischen Königs Friedrich August I. beschäftigt. Der setzte in der napoleonischen Ära m.E. keine Reformen um. Trotzdem war er kein Reaktionär, während seiner Minderjährigkeit setzten zwischen 1763 bis 1768 bzw. 1775 Prinz Xaver und Thomas von Fritzsch viele Reformen um. Allerdings wurden die nächsten Reformen erst unter Friedrich Augusts Bruder und Nachfolger Anton umgesetzt, in dessen relativ kurzen Herrschaftszeit von 1827 bis 1836 mehr Reformen umgesetzt wurden, als während der langen Zeit, in der Friedrich August selbst regierte (1763/75 bis 1827).

Friedrich August war ursprünglich ein Gegner Napoleons, den er als Erben der französischen Revolution betrachte. Sein Gesinnungswechsel erreichte Napoleon 1806 mit "Zuckerbrot und Peitsche". Das Zuckerbrot war die Rangerhöhung Sachsens zum Königreich und die Ernennung Friedrich Augusts zum Herzog von Warschau, so dass die alte sächsische-polnische Personalunion wieder bestand. Für Napoleon hatte dieser Verbündete den Vorteil, dass er sowohl gegen Russland, Österreich oder Preußen vorgehen bzw. sich zurückziehen konnte. Friedrich August konnte sich dann auchaufgrund der französischen Hilfe gegen Russland, Österreich oder Preußen behaupten. Dies war auch der Grund, warum er 1813 seinen Frontwechsel hinauszögerte. Die Allierten konnten und wollten ihn bzw. Sachsen-Polen nicht den Status als größere Mittelmacht garantieren.

In der preußisch geprägten Geschichtsschreibung wird immer das Überlaufen sächsischer Regimenter während der Völkerschlacht heroisiert. Das Überlaufen bedeutet aber nicht, dass die gesamte sächsische Armee hinter dieser Aktion stand. Viele sächsische Regimenter weigerten sich gegen die Franzosen zu kämpfen. Blücher konnte nur durch den preußischen König zurückgehalten werden, ansonsten hätte er jeden sächsischen zehnten Soldaten hingerichtet. In der Schlacht von Waterloo wurden keine sächsischen Soldaten eingesetzt. Sie blieben in Trier und in Luxemburg...

Weniger bekannt ist, dass Napoleon den sächsischen Könignicht nur als politischen, sondern auch als persönlichen Freund schätzte. Das ist schon erstaunlich, immerhin war Friedrich August ein Cousin des hingerichteten französischen Köngs Ludwig XVI. und sein Onkel war der Fürstbischof Clemens von Trier, der nach 1790 die französischen Royalisten unterstützte.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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07.08.2015, 14:35
Beitrag: #20
RE: Der Rheinbund
Danke.
Das ist für mich recht interessant.
Denn "meine" Rheinbundliteratur äußert sich zu den später dazugekommenen Mecklenburg, Sachsen usw. eigentlich gar nicht.
Ldiglich zum Ende, als der sächsische König als Kriegsgefangener behandelt wird, ist etwas zu finden.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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