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Fürst Otto von Bismarck - Außen- und bündnispolitische Entscheidungen von 1871-1890
06.04.2016, 17:56
Beitrag: #4
RE: Fürst Otto von Bismarck
(04.04.2016 10:29)Thomas Heinrichs schrieb:  In der damaligen Zeit lehnte er eine vom Volk abhängige Regierung, unter der Begrün-dung der mangelnden Schlagkräftigkeit, ab. Ich stufe diesen Schritt als richtig ein, da es durch die Gründung des Deutschen Reiches zu einer neuen Großmacht kam, welche zuerst gefestigt werden musste, um einen Platz in Europa zu finden.

Also, diskussionswürdige Aussagen finde ich in deiner Arbeit schon, als erstes (weil ich diesen Teil zuerst gelesen habe...Wink ist mir obige Aussage aufgefallen.
So, wie Bismarck die deutsche Einigung angegangen ist, als Angelegenheit zwischen Staaten, war die Gründung des D.R. durch Fürsten anstatt durch die Bevölkerung nur folgerichtig. Deine Rechtfertigung zweifle ich allerdings an. Das D.R. war unter Bismarck nicht sehr stabil. Seine Innenpolitik zerriss die Gesellschaft mehrmals. Arbeiter/Sozialisten und Katholiken machte Bismarck zu Feinden des preußisch geführten Staates. Die Preußenallergie der Bayern - und nicht nur der Bayern - rührte aus dem Deutschen Krieg von 1866 her, als die Hannoveraner ihre Staatlichkeit verloren, Bayern wegen fälliger Kriegsreparationen bis unter die Halskrause verschuldet war und und und...
Ein im Inneren stabiler Staat wurde das D.R. erst einigermaßen, nachdem Bismarck seine Kampfstellung gegen echte oder eingebildete Gegner eines deutschen Nationalstaates eingestellt hatte.

Es stellt sich die Frage, wie stabil ein Staat gewesen wäre, der von unten, aus der Bevölkerung heraus gegründet worden wäre. Auch 1848 strebten die Revoluzzer ja eben dies nicht an, auch wenn Bismarck die Revolutionsereignisse so interpretierte. Vielmehr wollte die Paulskirche im Einvernehmen mit den deutschen Fürsten einen Nationalstaat gründen. Die Fürsten waren aber nicht bereit, ihre Souveränität auch gegenüber der eigenen Bevölkerung aufzugeben oder auch nur einschränken zu lassen. Hätten die Fürsten unverhoffterweise 1848 einer Reichsgründung zugestimmt, wäre im Konsens zwischen Monarchen und Bevölkerung eventuell ein stabiler Staat entstanden, der auch nach außen schlagkräftig und angesehen gewesen wäre. Aber da dies nicht geschehen ist, muss es Spekulation bleiben.
Um 1870 herum wäre die nationale Begeisterung in der Bevölkerung (wieder) vorhanden gewesen. So mancher Fürst hat am deutsch-französischen Krieg nur teilgenommen, weil er fürchtete, sonst Probleme mit der eigenen Bevölkerung zu bekommen oder weil er in (im Falle Bayerns) geheimer Vertragspflicht stand. Eine Reichsgründung "von unten"! wäre 1871 möglich gewesen, die nationale Begeisterung nach dem gesamtdeutschen Sieg Frankreich war groß genug. Aber dazu hätte man erst die Fürsten "überreden" müssen, einen Teil ihrer Souveränität an dieses Reich abzugeben. "Unter Kollegen" ging das offenbar, aber gegenüber der Bevölkerung kann ich mir das nicht vorstellen. Also wäre eine Revolution mit dem Sturz vieler oder gar aller deutscher Monarchen nötig gewesen. Wohin das führte, zeigen die Ereignisse nach 1918. Damals waren die Voraussetzungen zwar ganz andere als 1870, aber ein Chaos wäre wohl auch 1870 die Folge gewesen. Dadurch wäre der deutsche Staat erst einmal geschwächt gewesen. Hätte er diese Schwächephase allerdings überlebt und wären die Deutschen republikanisch genug eingestellt gewesen (was sie m.E. eben NICHT waren...Wink, wäre diese "Deutsche Reich von unten" ein Staat gewesen, der sich voll und ganz auf seine Bevölkerung hätte verlassen können - als Parallele fällt mir spontan Frankreich nach der Revolution ein, das mit seinen Volksheeren die umliegenden Monarchen mit ihren Söldnerheeren das Fürchten leerte.

Wie gesagt - es sprechen verschiedene Faktoren sowohl hinsichtlich der Fürsten als auch der Bevölkerung dagegen, dass 1871 überhaupt so eine Reichsgründung "von unten" möglich gewesen wäre. Auch Italien ist ja durch die militärische Dominanz eines Teilstaates geschaffen worden. Aber die Vorgehensweise Bismarcks damit zu verteidigen, dass ansonsten ein schwaches Reich entstanden wäre, geht m.E. etwas blauäugig davon aus, dass ein Bismarck nun mal keine Fehler machen konnte, weil er ja Bismarck war...Wink
Das hätten unter gewissen Voraussetzungen die Deutschen schon auch allein schaffen können. Wahrscheinlich viel später als 1871, aber irgendwann wären die Deutschen reif gewesen.
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RE: Fürst Otto von Bismarck - 913Chris - 06.04.2016 17:56
RE: Fürst Otto von Bismarck - Aguyar - 07.04.2016, 12:51
RE: Fürst Otto von Bismarck - Suebe - 07.04.2016, 20:06

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