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Handel in der Jungsteinzeit
15.07.2016, 12:51
Beitrag: #1
Handel in der Jungsteinzeit
Einen nennenswerten Handel hat es in neolithischer Zeit vor allem in Südosteuropa gegeben, also in der Region, die manche Wissenschaftler auch als "Donauzivilisation" bezeichnen (Sesklo-, Starcevo-, Karanovo-, Vinca-Kultur) und der z.B. der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann hinsichtlich ungeklärter Symbole auf keramischen Überresten sogar den Gebrauch der Schrift zuschreibt - was allerdings sehr umstritten ist.

Seefahrt, Handel und Tauschgeschäfte förderten in diesem Raum die Kontakte zwischen den Menschen und waren offenbar wichtige Katalysatoren für das Aufblühen der neolithischen Wirtschaft. Vom 8. Jahrtausend an, noch vor der eigentlichen Jungstenzeit, gibt es Zeuignisse für den Handel mit Feuersteinen und Obsidian. Die ständige Zunahme der Kommunikation mit dem Beginn einer Nahrung produzierenden Wirtschaft wird durch den Import von Obsidian, Marmor, farbigen Steinen und Spondylusmuscheln deutlich.

Obsidian - also vulkanisches Glas aus siliziumreicher Lava - eignete sich besonders für Sichelklingen und andere Schneidewerkzeuge. Er war deshalb sehr begehrt und wurde noch hunderte von Kilometern von den Orten seiner Entstehung entfernt gefunden. Der Obsidian, der in der Ägäis und ganz Griechenland verwendet wurde, stammte hauptsächlich von der Insel Melos in der Südägäis. Der im zentralen Mittelmeerraum, an den Adriaküsten und auf der westlichen Balkanhalbinsel verarbeitete Obsidian kam von Sardinien (Monte Arci) und den Liparischen Inseln nördlich von Sizilien. Für das Karpatenbecken und das Donautiefland wurde Obsidian aus den Karpaten in NO-Ungarn und NW-Rumänien herbeigeschafft.

Marmor, den man zur Herstellung von Trinkschalen, Schüsseln, Schmuck und Statuetten benutzte, stand an vielen Orten zur Verfügung, aber die Inseln Paros und Skyros in der Ägäis dürften die Hauptlieferanten gewesen sein, denn dort gibt es neolithische Fundstätten.

Den Bedarf an den Schalen ägäischer Spondylusmuscheln für die Herstellung von Perlen, Anhängern und Armbändern war groß. Sie wurden in beträchtlichen Mengen von der Ägäis nordwärts nach Bulgarien und Rumänien und entlang der Donau bis Mitteleuropa (!) gehandelt. Muscheln aus der Adria gingen auch nach Dalmatien und SO-Italien.

Zitat:Im Neolithikum wurden ihre Schalen zu Schmuckstücken verarbeitet und über große Entfernungen verhandelt. Teilweise wurde die These vertreten, es seien vor allem fossile Spondylen verarbeitet worden. Die Analyse der Strontium-Isotope deutet jedoch auf Verwendung rezenter Muscheln. Um ihre Herkunft zu bestimmen, wurden schon sehr früh Sauerstoff-Isotope untersucht, die auf das Schwarze Meer hindeuten, was auch der Häufigkeitsverteilung der archäologischen Funde entspricht. Die Funde werden auch als Hinweise auf die Überflutung des Schwarzen Meeres angesehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Spondylus_gaederopus

Was den Handel zur Bronzezeit betrifft, so war der Bedarf an Kupfer und bald darauf Zinn war mit Sicherheit ein wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben der sich entwickelnden Gemeinschaften der Kupfer- und Bronzezeit, und es war unvermeidbar, dass ein Wettbewerb um die Entdeckung und Ausbeutung neuer Erzvorkommen entstand: Die Prospektoren suchten im Westen und Nordwesten nicht nur nach Metallen, die verarbeitet werden konnten, sondern beispielsweise in den Bergen Transsylaviens auch nach Gold und in Spanien wahrscheinlich nach Silber.

Schmuckstücke wie spiralförmige Armreifen, Knöpfe aus spiralig gedrehtem Draht, gehämmerte Kupferscheiben und flache Axtklingen aus Kupfer wurden nach Nordwesten bis Polen und sogar Dänemark gehandelt; dort wurden sie von Angehörigen der lokalen, noch steinverarbeitenden Gemeinschaften, die eben erst zur Landwirtschaft übregegangen waren, erworben. In den letzten Jahrhunderten des 3. Jahrtausends v. Chr. finden wir bestimmte Schmuckstücke aus Kupfer, wie z.B. Gewandnadeln mit doppeltem Spiralknopf, nicht nur häufig an der unteren Donau und in Anatolien, sondern vereinzelt auch weiter entfernt im Kaukasus, in Persien und sogar im Tal des Indus.

Das alles ist ein Beweis dafür, wie Handel und Lebensstil weite Gebiete Eurasiens miteinander verbunden haben. Inwieweit die Hochkulturen Mesopotamiens darauf einwirkten, ist Gegenstand der aktuellen Forschung.
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15.07.2016, 13:56
Beitrag: #2
RE: Handel in der Jungsteinzeit
Lapislazuli ! Nennenswerte Vorkommen nur in Afghanistan, ist irgendwie genau wie Ostseebernstein bis ins Alte Ägypten gelangt.

Auch in der Neuzeit staunten Entdecker nicht schlecht, wenn sie als erste Weiße in Innerafrika englische Manufakturware (Werkzeug, Töpfe) im Gebrauch sahen.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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