Unglückliche Ehen im Mittelalter oder vielleicht doch nur eine Fiktion?
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23.08.2016, 10:36
Beitrag: #13
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RE: Unglückliche Ehen im Mittelalter oder vielleicht doch nur eine Fiktion?
(22.08.2016 22:08)Aguyar schrieb: Ich meine, Sansavor hat vollkommen Recht mit dem Standpunkt, dass sich die modernen Einschätzungen von glücklichen Beziehungen zur Beurteilung mittelalterlicher Verhältnisse und Vorstellungen nicht eignen. Und dies gilt nicht für die Ehen des Hochadels sondern auf für bürgerliche und bäuerliche Verbindungen. Liebe - was im Mittelalter meist mit "Minne" übersetzt wurde - war innerhalb einer Ehe nicht vorgesehen. Es ist wohl ein Überbleibsel der Romantik, dass eine glückliche Ehe mit Liebe in Verbindung gebracht wird. Und vielleicht weil ich eine Frau bin, weise ich ausdrücklich darauf hin, dass ich das nicht tue. Glücklich ist- völlig unabhängig von allen anderen Einzelumständen, Wert und Moralvorstellungen- derjenige dessen grundlegende Bedürfnisse nach Nahrung, Schutz und Wärme gedeckt sind und der ansonsten ein Leben lebt, das seinen Neigungen entspricht. (Und ansonsten hänge ich eh der Überzeugung an, dass Glück vor allem davon abhängt, wie man eine Situation betrachtet). Eine Ehe, die das ermöglicht hat, dürfte als einigermaßen "glücklich" gegolten haben. Viele adelige Frauen, deren Männer sich eine Mätresse nach der anderen zulegten, litten nicht unbedingt unbedingt unter Liebeskummer (auch wenn es moderne Autoren historischer Romane gerne so darstellen), sondern eher darunter, wie sehr ihr Gatte damit seinen Mangel an Respekt ihr gegenüber bewies- je offener es tat, um so schlimmer. Es bewies, dass seine Frau nichts wert war, außer vielleicht dass sie ihm Geld oder wichtige Verbindungen gebracht hatte und dass er sie darüber hinaus als Mensch verabscheute. Und mit diesem Gefühl wird niemand glücklich. Gegenseitiger Respekt dürfte zu jener zeit viel mehr zu einer glücklichen Beziehung beigetragen haben als Liebe. Tut es vermutlich noch heute.... Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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