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Richard III und seine Darstellung in der Literatur
18.09.2016, 17:41
Beitrag: #10
Josephine Teys Ermittlungen: Ablauf der Ereignisse
Grant und Carradine fangen an, nach Hinweisen in den Büchern zu suchen, die keine geschichtlichen sein sollen. Persönlich Briefe, Grundbücher, Haushaltsabrechnungen. Sie fangen damit an, zu überprüfen, was jeder einzelne tat, als Edward IV unerwartet starb.
Carradine ermittelt, dass Elizabeth Woodville, ihre Töchter und Prinz Richard in Westminster waren, als Edward am 9. April 1483 starb. Prinz Edward wurde vom Bruder der Königin, Lord Rivers in Ludlow erzogen und Richard war an der schottischen Grenze. Er ließ in York ein Requiem für seinen toten Bruder halten und leistete Edward V den Treueeid. Lord Rivers brach am 24.4. mit Edward, 2000 Mann und einer Menge Waffen nach London auf. Der älteste Sohn von Elizabeth Woodville, Halbbruder von König Edward V, Lord Dorset, übernahm den Befehl über das Arsenal und die Schatzkammer im Tower. Im Namen von Rivers und Dorset wurden Ratsbeschlüsse erlassen, wobei Richard entgegen dem Willen seines Bruders, der Richard zum Vormund seines Sohnes und Regenten für ihn ernannt hatte, völlig übergangen wurde.
Richard traf am 29.4. mit 600 Edelleuten aus dem Norden in Ludlow ein, wo ihn der Herzog von Buckingham mit 300 Leuten erwartete. Gemeinsam nahmen sie Rivers und seine Gefolgsleute fest, Richard ritt mit seinem Neffen nach London, wo er am 4.Mai eintraf.
Mit diesen Fakten gilt für Grant Morus Aussage widerlegt, dass Richard die Königin zu überredet versucht habe, den Prinzen nur mit einer kleinen Eskorte zu ihm zu schicken.
Als Richard in London eintraf, hatte sich Elizabeth Woodville mit ihren Töchtern, ihrem jüngeren Sohn und Dorset in die Freistatt nach Westminster begeben. Richard brachte den Prinzen im Bischöflichen Palast unter und nahm selbst bei seiner Mutter Quartier, bis am 5. Juni seine Frau Anne Neville in London eintraf, danach bezog er ein eigenes Quartier.

Dokumente belegen, dass es keine Einwände gegen Richard als Protektor gegeben hat, er wird sogar als Protektor anerkannt, bevor er in London eintraf. Am 5. Juni gab er detaillierte Anweisungen für die Krönung des Thronfolgers zum König am 22. Juni, Carradine spürt sogar eine Bestellung für die Krönungsroben für Edward auf. Alles sei normal gewesen bis zu einer Ratssitzung am 8. Juni, an der der Bischof von Bath vor der Ratsversammlung erschien, um eine wichtige Ankündigung zu machen. Carradine hat darüber einen zeitgenössischen Bericht in den Memoiren des Philippe de Commines gefunden- dem einzigen, der vor Richards Tod schrieb und somit nicht zur Tudor Zeit.
Der Bischof von Bath, Robert Stillington, erzählte dem Rat am 8. Juni 1483, dass er Edward IV heimlich mit Eleanor Butler getraut habe, bevor Edward Elizabeth Woodville heiratete. Am 9. Juni wurde die Angelegenheit im Parlament besprochen, und am 10. Juni schickte Richard einen Brief an die Stadt York und bat um Truppen für seinen Schutz, am 11. Schickte er einen Brief gleichen Inhalts an seinen Cousin Lord Nevill.
Am 20. Juni (bei Wikipedia steht 13. Juni) bezog Richard mit einem kleinen Gefolge den Tower, um eine Sitzung der Verschwörer zu sprengen. Er ließ Lord Hastings, Lord Stanley und John Morton, den Bischof von Ely verhaften. Es gab eine Proklamation, die Einzelheiten des Mordkomplotts gegen Richard enthielt, von der jedoch keine Abschrift enthalten ist.

Carradine widerspricht Morus´ Aussage, Hastings sei in den Hof gezerrt und sofort hingerichtet worden, durch einen zeitgenössischen Brief, der das Datum der Hinrichtung eine Woche später nennt. Gleichwohl sprach Richard der Witwe von Hastings die eingezogenen Besitzungen wieder zu und sicherte seinen Kindern das Erbrecht, das mit der Hinrichtung automatisch verloren gegangen war.
Stanley wurde begnadigt, Morton wurde unter Buckinghams Obhut in Ehrenhaft gegeben. Hingerichtet wurden der Earl of Rivers und seine drei Gehilfen. Jane Shore, die als Zwischenträgerin zwischen Hastings und den Woodvilles verhaftet wurde, wurde zur Buße verurteilt.
Eine besondere Rachsucht seitens Richards ist hier also nicht festzustellen.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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Darstellung bei Shakespeare - Bunbury - 18.09.2016, 17:02
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