Ab wann gibt es "Deutschland"?
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20.10.2016, 10:57
Beitrag: #22
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RE: Ab wann gibt es "Deutschland"?
(19.10.2016 15:55)Dietrich schrieb: Schon Luther und Ulrich von Hutten sprechen vom "deutschen Volk", sodass eine solche Identität nicht erst dann, sondern früher entstanden sein muss. Es ist davon auszugehen, dass sich dieses Bewusstsein seit den ottonisch-salischen Kaisern allmählich und nicht überall gleichzeitig entwickelt hat. Ab dem 12. Jh. existiert der Begriff "regnum Teuronicorum", so z.B. vom Papst zur Zeit des Investiturstreits gebraucht, um den Kaiser auf sein deutsches Königreich zu reduzieren. 1080 spricht er in diesem Zusammenhang vom "regnum Teutonicorum". Dazu sagt das Lexikon des Mittelalters: "Ein deutsches Bewusstsein setzt kaum vor 1000, voll erst im 11. und 12. Jahrhundert ein." (Lexikon des Mittelalters, Bd. III, Sp. 785) [/quote] Nun hatten aber bereits die deutschen Könige - auch wenn sie es nicht zum Kaiser geschafft hatten - Anspruch auf Oberitalien erhoben. Und mich würde ja schon interessieren, was das Mittelalter-Lexikon unter "deutschem Bewusstsein" versteht. Hutten und Luther meinten, da bin ich überzeugt, mit "deutschem Volk" die Sprache und zwar analog zu "welschem Volk", mit welchem wahlweise französisch- oder italiensprachiges "Volk" gemeint war. In der mittelalterlichen Eidgenossenschaft beispielsweise (und die gehörte ja auch zum "deutschen" Volk) wurde auch der König meist nicht "deutscher König" sondern "römisch Chüng" genannt - also "römischer König". PS: Was ich nicht ganz verstehe, in deinen obigen Beiträgen gehst Du ja auch von einer "lokalen Identität" (Landesherr) und höchstens "nebulös" von einer deutschen Identität aus. Was ich in diesem Zusammenhang noch hinzufügen möchte: Für das Mittelalter ähnelten sich m.M diese "Flickenteppich-Verhältnisse" und sind keine spezifischen Merkmale des HRR. Auch in Frankreich beispielsweise war es nich anders (Herzogutm Aquitanien, Grafschaft Anjou, Königreich Navarra, Herzogtum Bretagne, Grafschaft Foix, Grafschaft Albret). Sowenig sich ein Bayer als Deutscher und dadurch einem Friesen verwandt fühlte, fühlte sich ein Gascogner als Franzose und leitete daraus einen gemeinsame Identität mit einem Bretonen ab. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass diese mittelalterlichen Verhältnisse in Deutschland (und auch in Italien - Garibaldi ist ein etwas älterer Zeitgenosse von Bismarck) am längsten überlebt hatten. |
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