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Jugoslawiens "blockfreier Kurs"
03.12.2016, 04:45
Beitrag: #6
RE: Jugoslawiens "blockfreier Kurs"
Jugoslawien kann man nicht mit der CSSR vergleichen, denn Tito selbst sorgte für die Umsetzung des kommunistischen Gesellschaftsmodell - nicht Stalin. Nach dem 29.11.1945 hatten bürgerliche oder bäuerliche Politiker keine Beteiligung an der Macht. Tito versuchte anfänglich mit der kommunistischen Ideologie die verschiedenen Nationalismen zu überwinden und einen kommunistischen Jugoslawismus als Überbau zu schaffen. Die Kommunisten Jugoslawiens waren anfänglich in eine Tito-Fraktion und eine Stalin-Fraktion zerstritten. Tito führte politische Säuberungen durch, spätestens 1948 waren die Stalinisten entmachtet und aus Partei und Staatsapparat entfernt. Dieser Konflikt zwischen Titoisten und Stalinisten fand auch in Kommunistischen Partei Griechenlands statt. Dies führte dazu, dass zuerst Tito (ca. 1948), später auch Stalin (1948/49) ihre Unterstützung für die griechischen Kommunisten aufgaben.

Diese politischen Ereignisse führten 1948/49 zum Bruch zwischen Stalin und Tito. In der Sowjetunion fanden Parteisäuberungen statt, den entsprechenden Funktionären warf man Titoismus vor. Der Begriff Titoismus wurde für tatsächliche oder vermeintliche Abweichler verwendet, er ersetzt praktisch den bisherigen Begriff Trotzkismus. Inwieweit Bulgarien, Albanien und Griechenland in einer von Tito beherrschten Balkanföderation verblieben wären, ist eine interessante Frage.

Enver Hodscha hatte bereits aus eigener Kraft 1944 die Macht über Albanien übernommen. Er wäre sicher nicht bereit gewesen, zugunsten Titos auf seine politische Macht zu verzichten. Seine spätere Außenpolitik zeigte, dass er, um autark zu bleiben, sich starke Partner (SU, China) aussuchte. In Bulgarien war es ähnlich.

Der starke Mann Bulgariens war bis 1949 Georgi Dimitroff, der im Westen aufgrund seines Auftretens im Reichtagsprozess Ansehen besaß. Als langjähriger Vorsitzender des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI) konnte er sich eine relative Unabhängigkeit vor Stalin bewahren. Nach 1944 baute er allerdings ein repessives System in Bulgarien auf. Allerdings spielte dort die Partei der Landwirte auch noch eine gewisse Rolle. Nach dem Tod Dimitroffs fanden 1949/50 Säuberungen innerhalb der Kommunistischen Partei und Schauprozesse gegen ehemalige Funktionäre statt. Etwa ab 1954 hatte sich mit Todor Schiwkow die pro-sowjetische Parteilinie durchgesetzt. Meines Erachtens hätte sich Bulgarien nicht der Balkan-Konföderation angeschlossen. Die Außenpolitik des Landes wird meistens von pro-russischen (pro-sowjetischen) Positionen bestimmt. Es hat aber auch immer antirussische Politiker gegebe. Bei Dimitroff ist es möglich, dass er zwischen Stalin und Tito lavieren wolllte.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Jugoslawiens "blockfreier Kurs" - Sansavoir - 03.12.2016 04:45

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