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Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
20.01.2017, 16:40
Beitrag: #13
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Also Leid tun mir die "armen" Ritter eigentlich nicht, zudem mir da eine ganze Reihe von Fällen untergekommen ist, wo sich für mich die Frage stellt, warum ein Konflikt, Raubüberfälle und Ähnliches überhaupt notwendig gewesen wäre. Warum z. B. hat ein Oswald von Wolkenstein Martin und Barbara Jäger nicht gleich ihre Anteile abgelöst, als er nach seiner Heirat mit Margarete von Schwangau die Burg Hauenstein zu seinem Wohnsitz machte. (Der spätere Ausgang dieses Konfliktes, wo er nebenbei auch Schadenszahlungen leisten konnte, zeigt z. B., dass ihm das wesentlich billiger gekommen wäre, und die finanziellen Mittel dazu hatte er bereits damals) Bei anderen Fehden fällt mir auf, dass sie offensichtlich nur scheinbar genutzt wurden, um Recht durchzusetzen, sondern in Wirklichkeit auch zu Bereicherung und als Vorwand für Raubzüge.

Auf der anderen Seite hatten wir auf Wikipedia letzte Woche den Fall eines "bösen" Raubritters, zu dem Literatur beschafft habe, die zeigt, dass dieser Fall wesentlich komplizierter war: eine Fehde aufgrund eines Rechtsstreits, bei dem die dem Landesfürsten eher feindlichen gesinnten Landstände unseren Raubritter offensichtlich schon "aus Prinzip" unterstützten und weitere Personen wesentlich daran interessiert waren, dass dieser Konflikt nicht gelöst wurde, um einen Vorwand für Einmischung zu haben.

Bleiben noch jene Fälle, wo "böse" Raubritter "arme" Kaufleute und Bürger überfielen, weil sie vom Kaiser, König oder einem Reichsfürsten damit betreut waren, dessen wirtschaftspolitische Sanktionen durchzusetzen. In einem wissenschaftlichen Sachbuch, das auf mich seriös wirkt, habe ich da einen Fall gefunden, wo die Stadt Nürnberg bei König Sigmund Beschwerde führte, weil Leute eines Herzogs von Baiern Kaufleute aus dieser Stadt überfallen hatten. Allerdings gibt es hier Belege, dass diese herzöglichen "Raubritter" in Wirklichkeit mit dieser Aktion lediglich Recht des Königs durchsetzen, da dieser eine verhängte Handelsblockade verhängt hatte und die Kaufleute diese nicht beachtet hatten, ein Punkt, über den die Stadt Nürnberg aber informiert war.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter - Teresa C. - 20.01.2017 16:40

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