Sind die Osmanen "Erben" von Byzanz?
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13.01.2017, 15:52
Beitrag: #8
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RE: Sind die Osmanen "Erben" von Byzanz?
(13.01.2017 14:31)Aguyar schrieb: "Türkisch" wurde in Anatolien bereits ab dem 11. Jahrhundert (natürlich nicht ausschliesslich) gesprochen, rund 300 Jahre vor den Osmanen. Katastrophal für Byzanz war die verlorene Schlacht von Manzikert im Jahr 1071. Sie hatte zur Folge, dass die Turkstämme unter Fühtung der Seldschuken ganz Kleinasiem überfluteten und bis vor die Tore von Konstantinopel zogen. Zwar gelang es später, die Seldschuken ein wenig zurückzudrängen, doch blieben rund Zweidrittel Kleinasiens für die nächsten Jahrhunderte verloren. Das änderte sich im 14. Jh. mit dem Untergang des Reichs der Rum-Seldschuken und der Expansion der Osmanen, die in kurzer Zeit die noch byzantinischen Reste Kleinasiens besetzten. Autonom blieb lediglich das kleine Kaiserreich Trapezunt an der Schwarzmeerküste, während Byzanz um 1400 nur noch den Umfang eines grö0eren Stadtstaates mit dem Zentrum Konstantinopel hatte. (13.01.2017 14:31)Aguyar schrieb: Die Osmanen waren lediglich ein Stamm resp. eine Dynastie der Seldschuken, genauer gesagt der Rum-Seldschuken. Die Osmanen waren eine oghusische Dynastie. Sie gelangten zur Macht aufgrund glücklicher Umstände: Das Reich der Rum-Seldschuken löste sich um 1300 auf, sodass die expandierenden Osmanen das Machtvakuum für sich nutzen konnten. Zu Beginn dieser Expansion war es durchaus nicht ausgemacht, dass die Osmanen als Sieger aus der Vielzahl kleiner Emirate hervorgehen würden, die alle nach Erweiterung ihrer Territorien strebten. (13.01.2017 14:31)Aguyar schrieb: Einen Zuwachs erlangte die rum-seldschukische Bevölkerung durch Flüchtlinge, als das Gross-Seldschukische Reich (ist dasselbe Volk) im Irak/Westiran von Schahreich Chowaresmien und kurz darauf von den Mongolen (Ilkhanen-Reich) besiegt wurde. Das von mir sehr geschätzte Lesikon des Mittelalters vermutet unter dem Schlagwort Turkmenen, dass im 11. Jh. 500 000-700 000 Turkmenen nach Kleinasien wanderten und sich deren Zahl im 12. Jh. auf etwa 1 Million erhöhte. Angenommen, diese Zahlen sind in etwa korrekt. Das bedeutet, dass sich diese Turkmenen nach Maßgabe aller Osmanisten ausschließlich in Anatolien ansiedelten. Dieses Gebiet war nicht nur siedlungsarm, sondern kam der Lebensweise der nomadischen Turkmenen sehr entgegen. Kleinasien besteht allerdings nicht nur aus Anatolien. Und noch im 13. Jh. nahm das byzantinische Kaiserreich Nikaia nahezu die ganze Westhälfte Kleinasiens ein und war - anders als Anatolien - dicht besiedelt. Auch das byzantinische Kaiserreich Trapezunt existierte noch im 13. Jh. in einem schmalen Streifen an der Nordküste des Schwarzen Meers, auch wenn es wenig politische Bedeutung besaß. Man kann nun eine ganz einfache Rechnung aufmachen. Nach dem allseits bekannten Ploetz "Raum und Bevölkerung in der Weltgeschichte" hatte Kleinasien im 15. Jh. 6 Millionen Einwohner. Mag es also im 12. Jh. 3 Millionen Einwohner gezählt haben, so machten die 1 Million Turkmenen rund 1/3 der kleinasiatischen Bevölkerung aus. Diese altbyzantinische christliche Bevökerungsmehrheit wurde im Lauf einiger Generationen turkisiert. Zurück blieben Minderheiten, die ihre sprachliche und kulturelle Identität wahrten: Armenier, Griechen, Kurden und viellicht noch einige andere kleine nichttürkische Splitter. Wann genau die altansässige Bevölkerung Kleinasiens turkisiert war, lässt sich heute nicht mehr genau sagen. |
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