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Umstrittenes Rätsel: Herkunft der Etrusker
02.06.2018, 17:27
Beitrag: #23
RE: Umstrittenes Rätsel: Herkunft der Etrusker
(22.05.2018 20:49)werner schrieb:  Die Etrusker entwickelten sich wie die Rhaeter und die Noriker aus den Kontakten einer Handelsniederlassung also einer Kolonie (griechisch Emporion) und der umliegenden Bevölkerung, für die diese Kolonie einen ergiebigen Handelsplatz darstellte, wo es interessante Sachen aus der Ferne gab.

Bei der Frage, woher die Etrusker stammen, bekämpfen sich seit langem zwei Fraktionen:

1. Die einen behaupten - gestützt auf eine Aussage von Herodot I, 94 -, die Etrusker seien etwa um 1200 v. Chr. aus dem kleinansiatischen Raum bzw. aus Lydien nach Italien/Umbrien eingewandert. Als Beleg führen sie unter anderem angeblich vorderasiatisch geprägte kulturelle Ausdrucksformen an, ferner den unvermittelten Aufstieg der Etrusker sowie noch andere mir nicht mehr erinnerliche Argumente. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Fund einer Grabstele auf der Ägäisinsel Lemnos mit Inschriften in einer "Lemnischen Sprache", die dem Etruskischen verwandt sein soll. Eine Zwischenstation bei der hypothetischen Auswanderung der Etrusker von Kleinasien nach Italien?

2. Die andere Fraktion behauptet, die Etrusker seien Autochthone, bzw. ein Überbleibsel der mediterranen Urbevölkerung, die ihre Identität gegenüber den einwandernden indoeuropäisch sprechenden Stämmen (z.B. Latiner, Sabiner usw.) bewahren konnte. Als Beleg führen sie die noch nicht entzifferte Sprache, die andere Religion sowie von den indoeuropäischen Stämmen abweichende gesellschaftliche Strukturen an. Auch sagen Althistoriker, die Etrusker hätten sich organisch und ohne Brüche aus der italienischen Villanova-Kultur ohne erkennbare Brüche entwickelt.

Heute geht man mehrheitlich davon aus, dass die Etrusker eine autochthone Ethnie waren, die im Raum der heutigen Toskana aus der Villanova-Kultur hervorging. Das kann unter Beteiliging eingewanderter kleinen Gruppen aus der Ägäis erfolgt sein. Belege dafür fehlen.

(22.05.2018 20:49)werner schrieb:  Die Gründer dieser Kolonie werden in Lydien verortet oder sprachen vermutlich lydisch.

Es gibt keinerlei Belege dafür, dass Lyder in Mittelitalien Kolonien gründeten. Dennoch ist es denkbar, dass anatolische oder ägäische Bevölkerungsgruppen vom Seevölkersturm um 1200 v.Chr. aus ihren Sitzen vertrieben wurden und sich unter anderem im Raum der Etrusker niederließen. Belege dafür fehlen und somit haben wir nur die Hypothese einer ägäischen oder vorderasiatischen Einwanderung.

(22.05.2018 20:49)werner schrieb:  Die begann aber nicht in der Toskana sondern überliefert sind Gründungen am Po, z.b. Padua bereits so um 1.100 v. Chr. wahrscheinlich sogar früher.

Die Funde in Padua besagen nicht, dass dort die frühesten Spuren der Etrusker zu finden sind. Es wird andere geben, die ebenso alt oder älter sind, aber noch nicht aufgedeckt wurden. Auf jeden Fall ballen sich etruskische Siedlungen und Gräber im Raum der heutigen Toskana und dort finden sich auch die frühesten kulturellen Aktivitäten.

(22.05.2018 20:49)werner schrieb:  Ich persönlich glaube nicht das sich Kelten und Germanen vor dieser Kolonisation als unterschiedlich ansahen oder verschiedene Sprachen hatten.

Was anders als keltisch sollen die Kelten gesprochen haben? Und was die Germanen?

(22.05.2018 20:49)werner schrieb:  Das bronzezeitliche Europa war geradezu begeistert von den Wundern der Kolonisten, denn die "Kelten" basieren überwiegend auf die vorkeltische Population genau wie die Germanen.

Die sich ausbreitenden Kelten und Germanen überschichteten andere Stämme und Völker und assimilierten sie. Allerdings konnten sie von denen wenig lernen, denn sie waren kulturell ebenso wenig fortgeschritten wie sie selbst. Lediglich die Kelten entwickelten im Lauf der Zeit durch enge Handelskontakte mit den Griechen und später den Römern ein höheres kulturelles Profil.

(22.05.2018 20:49)werner schrieb:  Überhaupt finde ich die ganze Diskussion um Volk total überflüssig. Volk ist eine Verallgemeinerung ohne im Einzelnen darauf einzugehen woher jedes einzelne Individuum stammt.

Eine Bevölkerungsgruppe mit eigener Sprache und Kultur muss man in der Ethnologie, Soziologie und Historiographie benennen. Und daher lässt sich in wissenschaftlichen Publikationen und entsprechenden Arbeiten nicht auf die Termini Stamm und Volk verzichten. Dass der Begriff "Volk" in der Antike nicht gleichzusetzen ist mit dem modernen Volksbegriff, versteht sich von selbst.

(22.05.2018 20:49)werner schrieb:  Also wenn ein Schwarzer Deutsch auch privat als "seine" Sprache nutzt, dann ist er Deutscher, auch wenn er unübersehbar afrikanische Wurzeln hat.

Wenn ein Schwarzer Deutsch spricht, so hat er dennoch seine eigenen kulturellen Traditionen und afrikanischen Wurzeln, auf die er zu Recht stolz ist. Er ist also kein Deutscher, nur weil er Deutsch erlernt hat.

Dass das Beispiel hinkt, zeigt sich auch anderswo. Die Kanadier sprechen englisch, wären aber sehr verwundert, wenn du sie als Amerikaner oder Engländer bezeichnen würdest. Die Brasilianer sprechen portugiesisch, aber Portugiesen sind sie keineswegs, Das ließe sich beliebig fortsetzen.
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RE: Umstrittenes Rätsel: Herkunft der Etrusker - Dietrich - 02.06.2018 17:27

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