Hitlers Antisemitismus
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29.11.2017, 15:33
Beitrag: #66
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RE: Hitlers Antisemitismus
(29.11.2017 10:19)Aguyar schrieb:(28.11.2017 18:41)JottHa schrieb: [Hitler war ein Charakter, der keine Hemmungen kannte, das Blaue vom Himmel zu lügen. Er war ein scheinheiliger Schauspieler, ein Meister der Verstellung! Vgl. hierzu Kershaw, Band 1, S. 361. Hitler war ein Charakter, der mit einer für uns schwer vorstellbaren Gefühlskälte völlig hemmungslos über Millionen von Leichen ging. Er hat allen etwas vorgemacht. Hallo Aguyar, Dein wohl als Gegenrede verstandener Beitrag ist geprägt von sachlicher Kritik und damit ist er mir willkommen, mehr noch, ich freue mich darüber. Ich betrachte meine These von Hitler keineswegs als das 11. Gebot, es kann selbstverständlich durchaus sein, dass ich mich irre. Aber ich wünsche mir, dass meine These so unvoreingenommen wie möglich geprüft wird, anstatt einfach verworfen zu werden, nur weil sie der gängigen Lehrmeinung entgegensteht. Ich verstehe auch die allgemeine Aufregung vieler Beitragsschreiber. Wie sollen sie mich auch verstehen, wenn sie nie etwas anderes gehört haben, als das, was ihre Meinung festigte oder stattdessen höchstens irgendwelche abstruse Verschwörungstheorien, die irgendwelche zwielichtigen Spinner in die Welt setzten? Deiner Auffassung vom Antisemitismus der Nazis stimme ich voll zu, wenn ich nicht sogar noch weiter gehe. Der Antisemitismus der Nazis war eliminatorischer Natur. Führende Nazi-Antisemiten wie Himmler, Heydrich, Kaltenbrunner, Eichmann und so weiter und so fort waren fanatische "Judentumausrottungsbestien" wie ihr gesamtes Fußvolk. Da war gar nichts geschauspielert, sondern sie waren vom Gedanken besessen, das jüdische Volk in Gänze auszurotten, gepaart mit rasendem Hass und wohl auch noch von eine Ader zum Sadismus. Nur bei Hitler war das m.E. nicht so. Weder sein Antisemitismus, noch sein Rassismus, noch seine Nazi-Gesinnung waren echt und wenn es so war, dann ergibt sich daraus zwangsläufig die Frage, was stattdessen seine politische Gesinnung war. Aber wie beweisen? Wie die These mit Belegen und/oder Indizien untermauern? Über Hitlers frühe Jahre ist die Quellenlage rar, aber ganz leer ist sie eben auch nicht. Da kann man schon etwas finden. Da ist z.B. sein damaliger Jugendfreund (1905-1908), August Kubizek, der später Hitlers frühe Auffassungen zu Politik und Militär beschrieb (siehe z.B. meinen Beitrag Nr. 10). Sieht nicht so aus, als ob da auch nur ansatzweise ein Antisemit durch Linz und Wien stolzierte. Hitler versuchte 1908, den ein Jahr älteren Kubizek vom Militärdienst abzuhalten und redete entsprechend auf ihn ein, allerdings vergeblich. Hitler wurde am 20.4.1909 20 Jahre alt und damit gestellungspflichtig fürs Militär. Seinen Musterungsbefehl, der üblicherweise im September verschickt wurde, warf er einfach in den Müll. Im Februar 1910 meldete er sich im Obdachlosenasyl in der Brigittenau an. Am 24.5.1913 verließ er Österreich-Ungarn im Nachtzug nach München, ohne sich bei den Militärbehörden gemeldet zu haben. Damit beging er den Straftatbestand der "Stellungsflucht". Man muss ihn wohl einen Kriegsdienstverweigerer nennen. Doch die Wiener Behörden spürten ihn trotzdem auf. Am 18.1.1914 überbrachte ihm ein Münchner Polizist eine Vorladung. 3 Tage später verfasste Hitler ein Rechtfertigungsschreiben: "Ich unterließ es, mich im Herbst 1909 zu melden, holte dies jedoch im Februar 1910 nach ... und habe im übrigen nie mehr etwas davon gehört." Tatsächlich hatte er sich im Februar 1910 im Obdachlosenasyl gemeldet. Er verarschte den Beamten also auch noch. Am 5.8.1914 meldete sich Hitler bei einer Münchner Meldestelle für den Militärdienst im Bayerischen Heer, weil ihm seine Existenzgrundlage (Bilder/Zeichnungen) unter den Händen zu zerbrechen drohte, denn niemand mehr würde in dem nun kommenden großen Krieg noch an die Verschönerung seiner Wohnstube denken. Später log er in "Mein Kampf" dreist seine Leser an, am 3.8. habe er ein Immediatgesuch an den König gestellt und bereits am 4. habe ihm ein Diener des Hofes das positive Antwortschreiben überbracht: "... mit zitternden Händen das Schreiben geöffnet ... mit der Aufforderung las, mich bei einem bayerischen Regiment zu melden." In Wirklichkeit hatte ihm ein bayerischer Polizeibeamter am 18.1. die Aufforderung überbracht, sich wegen seiner Nichtgestellung in Österreich-Ungarn binnen 48 Stunden bei den Behörden zu melden. Soviel zu Hitlers Einstellung zum Militär/Krieg. +++++ Nun zur Frage: Hitler, Antisemit oder nicht? Es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, dass ein Jude Hitler jemals ein Leid angetan hätte. Ganz im Gegenteil: 1.: Der jüdische Hausarzt der Familie Hitler, Dr. Eduard Bloch, betreute Hitlers Mutter Klara bis zu ihrem Krebstod am 21.12.1907. 3 Tage später besuchte ihn Hitler zusammen mit seinen beiden Schwestern und bedankte sich bei ihm für die Betreuung seiner Mutter. 2.: Hitler war mit dem Juden Josef Neumann derart gut befreundet, dass er vom 21. bis 26.6.1910 mit ihm zusammen in ein Hotel zog. 3.: Hitler gewann am 11.8.1910 einen Veruntreuungsprozess gegen Reinhold Hanisch durch eine Zeugenaussage des Juden Siegfried Löffner zu seinen Gunsten. 4.: Hitler wurde Ende Juli 1918 vom jüdischen Leutnant Hugo Gutmann für das EK1 vorgeschlagen, das er am 4.8.1918 auch erhielt. Hitler fuhr am 21.11.1918 nach München, während dort eine sozialistische Revolutionsregierung unter dem Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, der Jude war, herrschte. Hitler hätte sich dort a) passiv verhalten können, wenn ihn die dortigen Umstände missfallen hätten b) verdünnisieren können, wenn ihn die dortigen Umstände angewidert hätten. Nichts dergleichen tat er. - Hitler schloss sich zu jener Zeit keinem der zahlreichen Freikorps an, die ab Anfang Januar 1919 wie Pilze aus dem Boden schossen, weder bayerischen Freikorps noch dem Freikorps seines ehemaligen Regimentskommandeurs Philipp Engelhardt, mit dem zusammen er am 13.11.1914 eine lebensgefährliche Situation durchgestanden hatte, als sie bei einem Gang zur Front von französischen Soldaten entdeckt und beschossen wurden. - Hitler folgte auch nie einem der zahlreichen Aufrufe seines 2. Infanterie-Regiments, in denen Freiwillige für den Grenzschutz Ost gesucht wurden. Da hätte er also München ganz legal verlassen können. - Hitler schloss sich auch nie einer sozialdemokratischen paramilitärischen Organisation an, allen voran der "Republikanischen Schutztruppe", obwohl seine beiden Vorgesetzten auf der Bahnhofswache des Münchner Hauptbahnhofs, Bahnhofskommandant Vizefeldwebel Emil Aschenbrenner und der Leiter des Außenwachdienstes des Hauptbahnhofs, Offizierstellvertreter Paul Felber, aktive Mitglieder der "Republikanischen Schutztruppe" waren. Stattdessen verhält er sich politisch aktiv und lässt sich zweimal (15.2. und 15.4.) zum Funktionsträger wählen. Der zweite Fall ist m.E. besonders kennzeichnend für Hitlers damalige politische Einstellung/Gesinnung: Am 13.4.1919 wurde in München nach einer Schießerei im Hauptbahnhof mit 21 Todesopfern (Aschenbrenner, Felber und ihre letzten Getreuen von der "Republikanischen Schutztruppe" hatten sich dort verschanzt) die "Kommunistische Räterepublik Baiern" unter einem 4-köpfigen Vollzugsrat proklamiert. 3 davon waren Juden. Am Folgetag ordnete die Soldatenräteversammlung im Gewerkschaftshaus in der Münchner Pestalozzistraße die Neuwahl aller Kasernenräte der Münchner Garnison an, um, wie es ausdrücklich hieß, sicherzustellen, dass alle Kasernenräte der Münchner Garnison "rückhaltlos auf dem Boden der Räterepublik stehen". Und siehe da, einen weiteren Tag später wurde Hitler zum stellvertretenden Bataillonsrat seiner Kompanie gewählt. Ich meine, man kann das alles nicht als Bagatelle abtun oder hinstellen, so etwa nach dem Motto, er werde halt mit seiner Zeit nichts besseres anzufangen gewusst haben oder er sei vielleicht noch politisch orientierungslos gewesen. Nein, das hier ist der "echte" Hitler. Hier zeigt er endgültig sein wahres politisches Gesicht! Den Hitler, den wir alle kennen, ist dagegen der Schauspieler Hitler! Später wurde dann versucht, dem Publikum eine konterrevolutionäre Gesinnung Hitlers zur damaligen weis zu machen: Demnach soll Hitler Ende April 1919 vor den versammelten Soldaten des Demobilmachungs-Bataillons auf einen Stuhl gestiegen sein und ausgerufen haben: "Kameraden, wir sind doch keine Revolutionsgarde für herbeigelaufene Juden!" Das wurde bedenkenlos geglaubt, sogar von Kershaw in seiner Hitler-Biografie (Band 1, S. 165) Oh je, oh je!!! Warum hilft mir denn niemand? Wie wäre es Hitler wohl ergangen, wenn er diesen Satz in der kommunistisch aufgeheizten Atmosphäre der "Karl-Liebknecht-Kaserne" in der Münchner Lothstraße tatsächlich gesagt hätte? |
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