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Der Untergang der Hohenstaufen
06.02.2018, 00:08
Beitrag: #47
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Die Wettiner oder das Haus Hessen waren ebenfalls Profiteure des Untergangs der Staufer. Nach dem Tod von Heinrich Raspe, des letzten Landgrafen von Thüringen im Jahr 1247 fand der Thüringer Erbfolgekrieg statt, der bis 1264 dauerte. Beide Kriegsparteien begründeten ihre Ansprüche über die weibliche Angehöriger der Ludowinger. Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, begründete seinen Anspruch über seine bereits 1235 verstorbene Mutter Jutta von Thüringen, die in ihrer ersten Ehe mit Dietrich den Bedrängten verheiratet war. Jutta war die ältere Schwester von Ludwig IV. bzw. dessen Bruder Heinrich Raspe. Wichtigster Verbündeter Heinrichs des Erlauchten war sein Halbbruder Hermann I., Graf von Henneberg, dem der Ausbau des Henneberger Landes um die Pflege Coburg und das Gebiet um Schmalkalden zu vergrößern.

Die Gegenpartei sammelte sich um Sophie von Thüringen, der ältesten Tochter von Ludwig IV. und der Elisabeth von Thüringen, die bereits vier Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1235 heilig gesprochen wurde.
Sophie war die zweite Ehefrau von Heinrich II. von Brabant, der ein Jahr nach Ausbruch des Erbfolgekriegs verstarb. In erster Ehe war er übrigens mit Maria von Staufen, der mittleren Tochter von Philipp von Schwaben und dessen Ehefrau Irene von Byzanz verheiratet. Sophie kämpfte für die Ansprüche ihres noch minderjährigen Sohnes Heinrich "das Kind". Ihr wichtigster Verbündeter waren die Welfen bzw. der Herzog von Braunschwig-Lüneburg. Dieses Bündnis wurde gefestigt mit der Eheschließung von Sophies Tochter Elisabeth von Brabant mit Albrecht I., Herzog von Braunschweig-Lüneburg.

Der Erbfolgekrieg endete mit der Teilung der ursprünglichen Landgrafschaft Thüringen. Heinrich "das Kind" bekam 1263 das westliche Thüringen, das seitdem als Landgrafschaft Hessen bezeichnet wird - (abgeleitet vom Hessengau, dessen Namen sich auf die Chatten zurückführen lässt). Die Henneberger erhielten wie bereits geschrieben einige Gebiete und die Braunschweiger ebenfalls. Heinrich der Erlauchte erhielt das östliche Thüringen, die "neue" Landgrafschaft Thüringen. Er übertrug jedoch die Herrschaft auf seinen ältesten Sohn Albrecht "den Entarteten", der wenig Neigung zeigte, seine Herrschaftspflichten auszuüben.

Die Zustände während des Erbfolgekrieges und danach führten zu einen starken Anstieg des Raubritterwesens, das besonders die Entwicklung von Städten wie Erfurt hemmte. Rudolf von Habsburg nahm sich dieser Problematik an, als er in Thüringen weilte bzw. in Erfurt Hof hielt. Innerhalb eines knappen Jahres ließ er rund 70 Raubritterburgen zerstören. Nutznießer dieser Aktion war hauptsächlich Erfurt.

Die Problematik Thüringens ähnelte der Situation Österreichs usw. während der Herrschaft Ottokars II. Seit 1292 versuchte Adolf von Nassau (nach dem Vorbild seines Vorgängers) Thüringen als erledigtes Lehen einzuziehen, um es dann wohl seinen Sohn Ruprecht zu übertragen. Damit hätte er sich eine Hausmacht in der Mitte des Reiches aufbauen können. Begünstigt wurde dies, da Albrecht der Entartete bereit war, die Landgrafschaft zu verkaufen. Dass Adolf von Nassau scheiterte, hatte letztlich zwei Gründen. Erstens: Die Wettiner, insbesondere Friedrich der Freidige (bzw. der Gebissene - über seine Mutter Margarete ein Enkel Friedrichs II.), kämpften entschlossen um ihr entgangenes Erbe. Zweitens: Mit seinen Ambitionen auf Thüringen störte er seinen wichtigsten Gönner, den Erzbischof von Mainz, bei dessen eigenen territorialen Ambitionen.

Unterstützt wurde Friedrich der Freidige von seinem Ex-Schwager Albrecht von Habsburg, dem späteren König Albrecht I. (Beide waren mit Töchtern von Meinhard IV./II. von Görz, Kärnten und Tirol und der Elisabeth von Bayern - Mutter Konradins - verheiratet. Friedrich und Albrecht waren gegen Adolf von Nassau Verbündete, später - nachdem Albrecht versuchte das Pleißner - jetzt etwa Altenburger Land - als Kronland auszubauen, eine Idee die auf Barbarossa zurückgeht und zum Konflikt zwischen Heinrich VI. und den Wettinern führte. Die Wettiner schlugen 1307 in der Schlacht von Lucka das Königsheer, das Altenburger Land ging als Pfandherrschaft auf die Wettiner über und verblieb in dieser Familie bis 1918.
Friedrich konnte sich aber nicht lange über seinen Sieg freuen. Er geriet mit den Askaniern - sowohl den Herzögen von Sachsen-Wittenberg, als auch den Markgrafen von Brandenburg in Konflikt, der mit der Gefangennahme und längeren Haft Friedrich tragisch endete. Erst nach dem Tod des letzten Markgrafen besserte sich die politische Situation des bereits schwerkranken, fast regierungsunfähigen Wettiner.

Ein weiterer Profiteur des Untergangs der Staufer und des Scheitern einer "staufischen Restauration" waren die Grafen von Eberstein bzw. ihre Abkömmlinge die Landvögte von Weida, Plauen und Gera. Von den Landvögten von Plauen stammen ja die Fürsten Reuß ab. Ihr Aufstieg begann ebenfalls nach dem Untergang der Staufer. Sie erlangten im heutigen sächsischen Vogtland um Plauen und im Thüringer Vogtland um Schleiz, Gera, Ronneburg, Greiz oder Köstritz eine lokale Bedeutung.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Der Untergang der Hohenstaufen - Sansavoir - 06.02.2018 00:08

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