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Moden im Wohnungsbau, Wohnblocks/Stadtvillen
23.09.2012, 20:10
Beitrag: #19
RE: Moden im Wohnungsbau, Wohnblocks/Stadtvillen
(23.09.2012 17:47)Renegat schrieb:  
(23.09.2012 17:26)krasnaja schrieb:  ich schau gleiche zuhause nach. Mit EFH kann ich so spontan nichts anfangen.
Es scheinen aber Häuser für die Parteiprominenz gewesen zu sein.
EFH = Einfamilienhäuser, ich habe im Netz nur solche gesehen im Duvenstedter Brook, was ja sehr schön am Naturschutzgebiet liegt.

So,hier mein Beitrag (EFH ach ja, Ich kann mir nur ne Dachwohnung am Hohenzollernring in Hamburg im 4.Stock leisten )

1.) richtig, Duvenstedter Brook , Naturschutzgebiet, das allerdings war ein "getarnter Wohnungsbau" für Parteiprominenz, 3 Typen sollten lt Vertrag zeischen Hamburg und einer schwedischen Firma
5 x Typ I mit 64 qm
15 x Typ II mit 84 qm
10 x Typ III mit 123 qm

es sind dann noch weitere Exclusiv-Häuser errichtet worden
Zu ALLEN Häusern kam es dann nach 1945 zu Querelen, die Hamburger Wohnungbaugesellschaft SAGA riss sich diese Preziosen unter den Nagel
Eine nennenwerte Anzahl war es aber nicht.


2.) ich wollte es ja nicht glauben und ich habe es gerade nachgezählt: man höre und staune: in der Zeit von 1933 bis 1945 wurden in Hamburg 16 367 neue Wohnungen gebaut, davon 4271 wärend des Krieges.

Allerdings nach 1943 lediglich 350

3.) In den 4 Nächten zwischen dem 24.7 und dem 28.7.1943 wurden in Hamburg 263.000 Wohnungen zerstört. Entsprechend groß war die Wohnungsnot in Hamburg, sodaß auch für sog. "Butenhamburger"
(buten ist Niederdeutsch und bedeutet draußen) es nur in besonderen Fällen mit Schmiergeld bei den Angestellten der Wohnungsämter (ich weiß, wovon ich rede) eine sog. "Zuzugsgenehmigung" gab.

(Anfang 1946 , Meine Mutter, informiert durch eine Freundin über die Praktiken eines bestimmten Angestellten , sagte diesem, er möge es doch bei ihr etwas billiger machen. Nachem der Mann dann kiebig wurde, hätte sie ihm ein Tintenfaß übers Hemd gegossen und gesagt "und nun können sie entscheiden, ob ich eine Zuzugsgenehmigung bekomme oder ich hänge das Ding an so eine große Glocke, von deren Größe sie sich keine Vorstellung machen"
Eine mutige Frau, voller Stolz ich an sie denke .

Dem Mann saß das Hemd auch näher als der Rock und dann begannen 12 Jahre, in denen wir "auf Zimmer " wohnten, in einem Zweispänner bei einer Kriminalkommisarswitwe, die sicher auch bessere Zeiten gesehen hat, als ihre eigene Wohnung mit 2 Untermietereparteien zu teilen.

Diese Wohnungsnot hat dann wohl diese Geschichte herausgebracht:

"mein Freund gewinnt beim Skat ´n Schwein als Hauptgewinn,
Ich frag ihn, Mensch, wo willst du mit dem Schweinkram hin,
wohnst doch auf Zimmer, den Gestank im Haus..
Och, da gewöhnt das Schwein sich dran, sonnst schmeiß ich ´s raus"


In der Wohnung gab es eine Wohnküche mit einem riesigen gekachelten Herd mit einer Eisenplatte von 1,5 x 1 m und einer umlaufenden Messingstangem über die nasse Handtücher getrocknet werden konnten.
Sicher von einem Ofensetzer gebaut, (gibt es so etwas auch heute noch als Beruf ? )

dann eine Speisekammer, ca 1 x 1m , architektonisch im Haus so plaziert, dass immer Wind geht

Dann gab es einen sog, "Handstein" das ist der Wasseranschluss für die ganze Küche, etwas tiefer angebracht als ein Waschbecken in der Toilette,
Vielleicht darum , damit auch Kinder an das Wasser kommen

Ea gab eine Kochkiste, in der halbfertig gegarte Speisen ohne Ofen isoliert zuende kochten

Im Bad gab es einen Ofen, über dem ein 100 Ltr-Wasserbehälter aus Kupfer war, das Ding war sicher an die 10-15 Jahre nicht in Betrieb gewesen, es mich heute wundert, dass ich damals als 10 jähriger nach dem Anfeuern keinen Schornsteinbrand verursacht habe.
Jedenfalls war fortan meine Mutter glücklich, nach der Arbeit in eine warme Badewanne zu steigen.

28 qm war unser Reich, anfangs noch mit meiner Großmutter, 3 Leute auf einem Zimmer. Meine Großmutter schlief auf 3 Reichsbahn-Sitzpolster, die meine Mutter 1945 aus einem zerschossenen Personenzug geklaut hat, wo ich schlief weiss ich nicht mehr und meine Mutter schlief auf einem Ausziehtisch .

Der Riesen-Kachelofen war einer kleinen Hexe gewichen (ein Ofen aus Eisen mit Schamott-Steinen im Brennraum von ca, 60 x 40 x 40 cm ,stehend auf einem Eisengestell.
(vor 2 Jahren habe ich so etwas in Athen wiedergesehen)

Der hat die 28 qm warm gemacht, darauf wurde gekocht.
geheizt wurde mit Briketts, keine Eierbriketts, die wurden zu heiß.
Briketts wurden mit der schottschen Karre abgeholt.
Man muss sich das nur einmal vorstellen: Meine Mutter, mit 48 auch nicht mehr die Jüngstem schiebt einen Zentner Brikett, auf dem ihr Sohn sitzt, auf einer hochrädrigen Karre durch die Straßen und trägt dann diesen Zentner stückweise in einem 5 stöckigen Haus auf den Dachboden.

Hut ab vor diesen Frauen.
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RE: Moden im Wohnungsbau, Wohnblocks/Stadtvillen - krasnaja - 23.09.2012 20:10

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