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Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
29.09.2012, 18:25
Beitrag: #1
Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Grüß Gott Luki und alle anderen,

[quote]
(24.09.2012 21:16)Luki schrieb:  Servus Suebe .

Berlin und Wien waren Städte die in englischen , französischen ,
amerikanischen und russischen Sektoren geteilt waren .
Aber es gab noch eine Landeshauptstadt die getrennt war .
Meine Geburtsstadt : Linz an der Donau .

Eigentlich würden meine Erklärungen besser zum Thema Donau passen .

./.
Grüße an Alle vom Luki.

ich denke mal, es wird recht sein, dass ich das rüberkopiert habe.

Vielen Dank Luki für die Infos zu Linz und der geteilten Besatzungszeit.
Dies war mir völlig unbekannt.

Aber es gibt, man wird sich nicht wundern, auch in Deutschland eine durch Besatzerwillkür geteilte Landeshauptstadt.
Eigentlich dachte ich unser zaphod hier längst Hurra schreit, aber dann halt ich.

Mainz wurde geteilt. Die Kernstadt franz. Zone, die Vororte östlich des Rheins US-Zone.
Mainz wurde dann die Landeshauptstadt des neuen Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Und die ehemaligen rechtsrheinischen Vororte kamen zum Bundesland Hessen, sehr zum Ärger und Verdruss der Bewohner, was alljährlich zumindest im Määänzer Karneval kolportiert wird, denn da machen die natürlich als "echte" Määnzer mit.
Wobei, es sind insgesamt 6 ehemalige Mainzer Stadtteile, die meisten kamen zur hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.
Die Ortsschilder sehen übrigens so aus:
[Bild: 135px-Zeichen_310-WI-Stadtteil-Mainz-Kastel.svg.png]

So, und nun übergebe ich an zaphod, der uns bestimmt noch etliches dazu sagen kann.


Adje
Euer Suebe

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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29.09.2012, 21:25
Beitrag: #2
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Nicht nur in der Gegend von Mainz wollen viele Menschen keine Hessen sein - im ehemaligen Fürstentum Waldeck-Pyrmont (Nordhessen) ist es genau so...
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30.09.2012, 11:28
Beitrag: #3
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Görlitz und Gorlice oder Frankfurt/Oder und Slubice sind ebenfalls geteilte Städte.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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30.09.2012, 16:12
Beitrag: #4
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Neu-Ulm wurde 1810 von Ulm abgetrennt, als auf Druck Napoleons ein Gebietsaustausch zwischen Bayern und Württemberg zustande kam.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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30.09.2012, 21:11
Beitrag: #5
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
(30.09.2012 16:12)Maxdorfer schrieb:  Neu-Ulm wurde 1810 von Ulm abgetrennt, als auf Druck Napoleons ein Gebietsaustausch zwischen Bayern und Württemberg zustande kam.

richtig Maxdorfer.
Ulm wurde württembergisch
Zitat:Von hier zieht sich die Gränzlinie nach dem Thalwege der Donau hinab, so fort, daß die Stadt Ulm und was auf dem linken Ufer dieses Stroms gelegen ist, an Würtemberg fällt, alles aber, was rechts dem Thalwege sich befindet, bei Baiern verbleibt. Die Mitte der Ulmer Brücke über den Hauptstrom bildet dort die Gränze.
aus
Gränzvertrag zwischen dem Königreich Baiern und dem Königreich Würtemberg (18.05.1810), in: documentArchiv.de [Hrsg.], URL: http://www.documentArchiv.de/nzjh/1810/g...berg.html, Stand: aktuelles Datum.

und gleichzeitig wurde die Landgrafschaft Nellenburg und sonst noch etliches badisch.
Und so blieb es bis heute.
Wobei der Grenzpfahl auf der Donaubrücke in Ulm immer aufs neue geklaut wird. Der mit dem bajuwarischen Löwen.

Um wieder auf die Besatzungszeit 45-49 zurückzukommen. Ulm wurde da Nordwürttembergisch, derweil die Amis Wert auf die Autobahn legten, die Grenze der Besatzungszone legten sie in kommoder Entfernung südlich der Autobahn.
Und da die Franzosen von Österreich Vorarlberg und Tirol als Besatzungsgebiet bekamen, wurde der Kreis Lindau zu Südwürttemberg geschlagen, damit die Franzosen eine Landverbindung zwischen ihren Besatzungsgebieten hatten.
Lindau kam dann mit der BRD wieder zu Bayern, die brauchten ihren Bodenseeanteil, aber als kleine Besonderheit gehört Lindau bis heute zum württ. Fussballverband WFV.

Was interessant wäre, wie die Franzosen im Winterhalbjahr Militärtransporte zwischen Vorarlberg und Tirol abwickelten?
Der Arlberg ist Hochgebirge und im Winter öfter unpassierbar.
Haben wir hier keinen im Forum, der Regionalkenntnisse hat?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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01.10.2012, 09:32
Beitrag: #6
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
(30.09.2012 21:11)Suebe schrieb:  Was interessant wäre, wie die Franzosen im Winterhalbjahr Militärtransporte zwischen Vorarlberg und Tirol abwickelten?
Der Arlberg ist Hochgebirge und im Winter öfter unpassierbar.
Haben wir hier keinen im Forum, der Regionalkenntnisse hat?
Kann man da nicht irgendwie über die Schweiz?
Ich kenne mich auch nicht so besonders aus, aber aus meinen rudimentären Erinnerungen an unsere Moped-Ausfahrten, müsste man den Arlberg doch umfahren können.

nicht ärgern, nur wundern...
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01.10.2012, 11:55
Beitrag: #7
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
(01.10.2012 09:32)Uta schrieb:  Kann man da nicht irgendwie über die Schweiz?
Ich kenne mich auch nicht so besonders aus, aber aus meinen rudimentären Erinnerungen an unsere Moped-Ausfahrten, müsste man den Arlberg doch umfahren können.


Den Arlberg?
Über Bayern ja, aber das war US-Zone.
Dann gibt es den Arlberg-Eisenbahntunnel. Und seit Ende der 70er den Arlbergstraßentunnel..
Aber in der Besatzungszeit halt nur Eisenbahn.

Ich habe einen Kumpel der eine Filiale in Vorarlberg zur Belieferung des Alpendollar-Marktes hat.
Und der hat zu EFTA-Zeiten bei LKW-Lieferungen im Winterhalbjahr ins übrige Österreich per Zollverschluss über Deutschland fahren müssen.
Was mir gestern einfiel, und ich nach der franz. Militärlösung dieses Problems fragte.

OT:
Frag mal einen Handelsvertreter in Gottmadingen, was er macht wenn ein Kunde in Waldshut dringend irgend eine Ware braucht...
Direkt über Schaffhausen/CH 20 Minuten, über Blumberg/D 1,5 Std.


Ach halt, kennt eigentlich einer der Diskutanten die deutsche Exklave Büsingen?
[Bild: Ortsschild.3.frei.jpg]

Die napoleonische Zeit hat schon noch ein paar Besonderheiten übriggelassen.

Zitat:Büsingen ist ein deutsches Dorf innerhalb der Schweiz (nahe bei Schaffhausen). Büsingen ist politisch zwar deutsch, wirtschaftlich aber gilt Schweizer Recht. Das Dorf ist eine sogenannte Exklave, die von Deutschland aus nur über die Schweizer Grenze zu erreichen ist. Durch die verschiedenen Gesetzgebungen Deutschland/Schweiz ergeben sich für die Einwohner fast täglich Probleme, die sie geduldig, aber auch hartnäckig zu lösen versuchen. Im grossen Mutterland Deutschland gibt es wohl keine Gemeinde in der Grösse und mit der (kleinen) Bedeutung Büsingens, über die so viel geschrieben wurde wie gerade über unser Dorf. Büsingen bot Stoff sowohl für ernsthafte Publikationen als auch für fundierte Dissertationen. Darüber hinaus war und ist Büsingen auch für die Medien interessant. Radio, TV und Presse berichteten mit wahren, mitunter auch mit halbwahren Geschichten über uns. Dass dabei Büsingen oft und gerne als Unikum oder als Kuriosum abgehandelt wird, mag den kurzlebigen Zeitgeschmack zwar treffen, ist und bleibt aber doch nur eine Teilwahrheit, denn für die Büsinger Einwohner ist ihr Dorf vorrangig schlicht und einfach: Heimat. Und zum Büsinger Heimatgefühl gehören nicht nur saubere Luft, klares (Rhein)-Wasser, vielleicht sogar ein Häuschen im Grünen, sondern dazu gehören auch spezielle Sorgen und Nöte, die die Einwohner über beide Staatsgrenzen hinweg zu lösen versuchen. Die gemeinsamen Anstrengungen hierfür stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und schärfen im «Dorf zwischen den Grenzen» den Sinn, «grenzenlos» zu denken und zu handeln. Vielleicht ist mir Büsingen gerade deshalb zur lieben Heimat geworden . . . eine ganz besondere Heimat.


von da
http://www.buesingen.de/

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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01.10.2012, 19:12
Beitrag: #8
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Es gibt in Mitteleuropa eine Reihe von Städten, die im Zuge der beiden Weltkriege nicht nur temporär, sondern dauerhaft geteilt wurden.

Z.B.
in Deutschland/Polen: Görlitz/Zgorzelec, Guben/Gubin;geteilt durch die Oder nach dem Zweiten Wk.

in Ungarn/Slowakei: Komarom/Komarno, Esztergom/ Štúrovo; geteilt durch die Donau nach dem Ersten und Zweiten Wk

in Österreich/Slowenien bzw. Tschechien: Radkersburg/Gornja Radgona (geteilt durch die Mur) , Gmünd/České Velenice; willkürlich aus verkehrpolitischen Gründen geteilt, beide nach dem Ersten Wk.

MfG, Titus Feuerfuchs
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01.10.2012, 20:21
Beitrag: #9
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Heute ist die Situation auch "lustig" in Bayerisch Eisenstein, quer durch den Bahnhof geht die Grenze, und die Straße auf den Großen Arber streift in einer Spitzkehre buchstäblich die Staatsgrenze.
Zur Zeit des Eisernen Vorhangs war dies deutlich weniger Lustig.

OT: In der Ecke kommt sich übrigens der Schwabe überaus heimelig vor, die ganzen Forstzeichen tragen die schwarz/weißen Vierecke von Hohenzollern-Sigmaringen.
Dem Fürsten scheint um Bayerisch Eisenstein herum so gut wie alles zu gehören.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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01.10.2012, 21:34
Beitrag: #10
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Zitat:Eigentlich dachte ich unser zaphod hier längst Hurra schreit, aber dann halt ich.
Der war auf dem Oktoberfest zu München, mein lieber Suebe,sonst hätt er schon gekrische.
Diese Mainzer Teilung ist besonders absurd,weil Hessen/Wiesbaden auf dem Status beharrt und dafür auch Volksentscheide ignoriert hat.
Das Problem für die habgierigen Wiesbadener ist aber: früher war in den abgetrennten ostrheinischen Vororten die Mainzer Industrie angesiedeltt, die heute am Rheinufer sitzt- und wir haben an 300 Tagen im Jahr Westwind- ratet also mal,wo die Industrieabgase heute hinziehen :rofl:

Eine noch kuriosere Situation hatten wir bis vor ein paar Jahren im Ortsteil Hüttenfeld der südhessischen Gemeinde Lampertheim. Dieser bestand aus den Teilen Hüttenfeld(hessisch) und Rennhof (badisch) ,wobei die Grenze mitten durch den Ort und sogar durch mehrere Häüser und Kuhställe ging.
Das heißt,die Viecher haben in Baden gefressen und in Hessen gesch...
vor ein paar Jahren hat Hessen den Badenern den Rennhof dann abgekauft und damit die auf Napoleon zurückgehende Teilung beseitigt.
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02.10.2012, 08:24
Beitrag: #11
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
(01.10.2012 20:21)Suebe schrieb:  Heute ist die Situation auch "lustig" in Bayerisch Eisenstein, quer durch den Bahnhof geht die Grenze, und die Straße auf den Großen Arber streift in einer Spitzkehre buchstäblich die Staatsgrenze.
Zur Zeit des Eisernen Vorhangs war dies deutlich weniger Lustig.

Mein Vater war in den siebziger Jahren dort, da verlief ein riesiger Bretterzaun quer über den Bahnhof, in den Bahnhofsgebäuden war das ähnlich improvisiert. Auf der anderen Seite des Zaunes hörte man Tschechen. War schon ein sehr seltsames Gefühl.

Ich selber war dann 2007 da, war nur noch ein roter Strich auf dem Bahnsteig und dann noch diese Schilder, wo welches Land anfängt. Ein Bild befindet sich im Anhang (bitte entschuldigt die Qualität, ich war damals 9).

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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15.10.2012, 20:18
Beitrag: #12
RE: Durch Besatzerwillkür geteilte Städte
Eine ähnliche Geschichte gib es aus den Staaten der ehmaligen UdSSR.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde nämlich ein Dorf zwischen Litauen und Weißrussland geteilt.
Die Mauer von Pizkuny

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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