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Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Druckversion

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Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - krasnaja - 23.08.2012 16:04

Am 3. Juli 1979 beschloss der Bundestag die Aufhebung der Verjährungsfrist für Mord und Völkermord.

Dieses wird als „Sternstunde des Parlaments“ bezeichnet., was sich mir als verschiedenen Gründen nicht erschließt.

1.) wurde dieser Beschluss mit 255 zu 222 Stimmen gefasst, d.h. 222 Stimmen aus dem Bundestag wollten, dass Völkermord verjährt, diese 222 Stimmen wollten, dass Massenmörder aus der Nazizeit , die in Deutschland untergetaucht waren, nicht mehr belangt werden konnten. Sie wollten – über die in Argentinien hospitierenden belasteten Nazis schrieb ich ja in einem andern Thema – dass diese wieder unbehelligt nach Deutschland zurück kommen, hier gar ihre Pensionen einklagen konnten, in den Behörden auf Wiedereinstellung klagen konnten.
.
2.) Wer waren diese Leute, die diese Verjährung unbedingt nicht wollten ?
Das waren in der erste Linie Leute der CDU und CSC, allen voran der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard, der Rechtsvorschriften aus dem letzten Jahrhundert /1871 anführte. Erklärlich wird die Geschichte aber dann, wenn man die Verbindung Erhards zu einem Führer der Einsatzgruppen kennt.
Erklärlich wird die Sache dann, wenn man weiß, dass Josef Abs, früher Bankier Hitlers, nun wieder in der BRD tätig war.
Fritz Schäfer, CDU als Justizminister meinte, ein Ende der Verfolgung alter Massenmörder wäre für die BRD ein Akt der „inneren Befrieden“


Man muss es wirklich als Taschenspielertricks bezeichnen, mit welchen Argumenten die Union die Verjährung von Nazi-Verbrechen durchpauken wollte.

Formal ging es um die Verjährung von Mord. Hierzu kann man ja durchaus eine Meinung haben, dass einfacher Mord nach 20 , 30 Jahren verjähren könnte, Und genau über dieses Vehikel sollen Massenmörder, Täter, weißgewaschen werden.

Es wäre dann eine Sternstunde des Parlaments gewesen, wenn es wenige Gegenstimmen gegeben hätte.

Waren wirklich die Vorwürfe an die Adresse der CDU in der Nachkriegszeit unberechtigt, Sammelbecken alter Nazi-Seilschaften zu sein, ideologisch aus den Steigbügelhaltern der Nazis, dem katholischen Zentrum hervorgegangen zu sein ?


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - zaphodB. - 23.08.2012 17:20

"Das waren in der erste Linie Leute der CDU und CSC, allen voran der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard,..."

Willst Du uns damit die Realität der Transzendenz beweisen ?Big GrinBig Grin
Der Ludwig Erhard ( Bundeskanzler1963-1966) war 1979 schon seit zwei Jahren tot.
Fritz Schäffer (Justizminister 1957 bis 1961) seit zwölf Jahren
Beide können nur noch astral bei der Debatte 1979 aufgetreten sein.

Das die frühe Bundesrepulik bis in die späten 60er Jahre hinein ein merkwürdiges Verhältnis zu den Verantwortlichen und Profiteuren der Naziverbrechen hatte, insbesondere ,wenn diese in Wirtschaft und justiz angesiedelt waren ist nix neues, siehe Bundesverdienstkreuz für Hagemeier, der Umgang mit Krupp,Flick u.a. Man hat da teilweise sehr großzügig ignoriert und verdrängt.
Und daß diese sich vornehmlich in konservativen und wirtschaftsnahen Parteien zu engagieren versuchten,liegt auf der Hand.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - zaphodB. - 23.08.2012 18:33

Fritz Schäffer steht in diesem Zusammenhang allerdings .im Gegensatz zu Erhardt, der ja im Krieg für maßgebliche mit der Nazis verbandelte Industrielle wie Stahl tätig war, völlig außer Zweifel. Der Mann wurde unmittelbar nach der Machtergreifung von den Nazis aus dem Staatsdienst entlassen und im Jahre 1944 bis Kriegsende ins KZ Dachau gesteckt.Wenn also jemand keinen Grund gehabt hat,die braune Bande zu decken,dann war das Fritz Schäffer.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Suebe - 23.08.2012 18:47

(23.08.2012 18:33)zaphodB. schrieb:  Fritz Schäffer steht in diesem Zusammenhang allerdings .im Gegensatz zu Erhardt, der ja im Krieg für maßgebliche mit der Nazis verbandelte Industrielle wie Stahl tätig war, völlig außer Zweifel. Der Mann wurde unmittelbar nach der Machtergreifung von den Nazis aus dem Staatsdienst entlassen und im Jahre 1944 bis Kriegsende ins KZ Dachau gesteckt.Wenn also jemand keinen Grund gehabt hat,die braune Bande zu decken,dann war das Fritz Schäffer.

Der Fritz Schäffer war schon eine eigenartige Gestalt.
Einerseits konsequent für die Wiedereinführung der Todesstrafe.
Andererseits ein nicht ruhender Kämpfer für die Begnadigung der von den Alliierten zum Tode verurteilten "Landsbergern".


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - krasnaja - 23.08.2012 20:11

(23.08.2012 17:20)zaphodB. schrieb:  "Das waren in der erste Linie Leute der CDU und CSC, allen voran der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard,..."

Willst Du uns damit die Realität der Transzendenz beweisen ?Big GrinBig Grin
Der Ludwig Erhard ( Bundeskanzler1963-1966) war 1979 schon seit zwei Jahren tot.
Fritz Schäffer (Justizminister 1957 bis 1961) seit zwölf Jahren
Beide können nur noch astral bei der Debatte 1979 aufgetreten sein.

Das die frühe Bundesrepulik bis in die späten 60er Jahre hinein ein merkwürdiges Verhältnis zu den Verantwortlichen und Profiteuren der Naziverbrechen hatte, insbesondere ,wenn diese in Wirtschaft und justiz angesiedelt waren ist nix neues, siehe Bundesverdienstkreuz für Hagemeier, der Umgang mit Krupp,Flick u.a. Man hat da teilweise sehr großzügig ignoriert und verdrängt.
Und daß diese sich vornehmlich in konservativen und wirtschaftsnahen Parteien zu engagieren versuchten,liegt auf der Hand.

Ich habe ja nicht behaptet, dass Erhard bei dieser vorgeblichen Sternstunde des Parlaments dabei war.
Die ganze Sache zog sich über 10 Jahre hin, immer wieder von der Regierungspartei sabotiert, Stichtag für die 20 Jahre anfangs der 8.5.45 sein sollte, dann worde das Gründungsdatum der BRD 1949 gegen den Willes BK Erhard gekürt.
Es war ein der Demokratie unwürdiges Trauerspiel.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - zaphodB. - 23.08.2012 20:19

Tja, Suebe,was ihn da umtrieb ist etwas unklar, aber jedenfalls kann man Kumpanei und alte Seilschaften mit dem braunen Gesoclks ausschließen.
Wie dem auch sei, mit der Debatte vom 3. Juli 1979 haben weder er noch Erhard was zu tun.
Damals war Helmut Schmidt Kanzler und Franz Josef strauss Gegenkandidat, was auch die 222 CDU-Gegenstimmen erklärt. Es ging nicht um die Sache sondern Ablehnungsgrund war, daß der Gesetzentwurf von "den Anderen" kam.Umgekehrt war der Beschluß natürlich,obwohl das Problem seit Jahren bekannt war, genau aus den gleichen wahlkampftaktischen Gründen direkt im Wahlkampf plaziert worden. Sandkastenspiele auf Nebenkriegsschauplätzen halt
Insofern habe ich das ganze auch nie als „Sternstunde des Parlaments“ gesehen,wenn gleich die Rednerbeiträge damals gehalt- und geistvoller waren als das was heute im Merkelismus so abgesondert wird.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - zaphodB. - 23.08.2012 20:55

Zitat:"Die ganze Sache zog sich über 10 Jahre hin, immer wieder von der Regierungspartei sabotiert,"
krasnaja, bist Du Dir über die Zeiträume im klaren oder vermengst Du da was in Deiner Argumentation ?
1966 bis 1969 hatten wir die große Koalition unter der Regierung Kiesinger(CDU)!Brandt(SPD) und ab 1969,also 10 Jahre vor dem Beschluss , war die sozial-liberale Koalition unter Brandt/Scheel bzw. Schmidt/Genscher am Ruder.
Und da hatte die SPD mit ihrem Koalitionspartner FDP zusammen die Mehrheit und die CDU/CSU war Oppositionspartei.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - krasnaja - 24.08.2012 00:10

Offensichtlich geht Dir dieses Trauerspiel überhaupt nicht auf, dass die CDU mit allen Tricks versucht hat, eine Verlängerung der Verjährungsfrist zu unterbinden.
Dir sind wohl Formalien wichtiger als das perfide Spiel der CDU und ihre braunen Helfershelfer in Wirtschaft und Politik
Lies einfach die Chronologie nach ehe Dir Formalien wichtiger erscheinen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Verj%C3%A4hrungsdebatten

Wohl symtomatisch für die BRD damals, dass der Bundesanwalt in fragwürdige Naziurteile verstrickt war, nun gut, wer Freisler als Maßstab nahm, für den war der CDU-Ministerpräsident Filbinger in BW ein Chorknabe.

Das alles ist natürlich Vergangenheit, wie das folgende Video zeigt:

http://es-handeln-die-falschen.blog.de/2012/03/25/nazis-cdu-13306316/


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Suebe - 24.08.2012 11:14

Vielleicht sollte man sich gelegentlich auch mal verdeutlichen, dass wer sich 33-45 in verhältnismäßig leitender Stellung befand, leicht angebräunte Finger hatte.
sonst ist er geflogen.........

Opa und Uropa waren halt nicht per se Widerstandskämpfer.


Etwas ähnliches hat sich in der Ex-DDR mit der Aufarbeitung abgespielt.
Man wird sich an Mielke und Honecker vor Gericht erinnern.
Und, wir sind ein Historikforum, "der Graf von Monte Christo" ist ebenfalls einem ähnlichen Szenario zu verdanken.

Die jüngsten KZ-Prozesse sind doch allesamt juristisch eine Farce. Täter und Zeugen nahe 100 Jahre alt, Verbrechen die knapp 70 Jahre zurückliegen.
Von dem her kann man die "Nichtverjährung" schon in Frage stellen.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - krasnaja - 24.08.2012 14:50

(24.08.2012 11:14)Suebe schrieb:  Vielleicht sollte man sich gelegentlich auch mal verdeutlichen, dass wer sich 33-45 in verhältnismäßig leitender Stellung befand, leicht angebräunte Finger hatte.
sonst ist er geflogen.........

Opa und Uropa waren halt nicht per se Widerstandskämpfer.


Etwas ähnliches hat sich in der Ex-DDR mit der Aufarbeitung abgespielt.
Man wird sich an Mielke und Honecker vor Gericht erinnern.
Und, wir sind ein Historikforum, "der Graf von Monte Christo" ist ebenfalls einem ähnlichen Szenario zu verdanken.

Die jüngsten KZ-Prozesse sind doch allesamt juristisch eine Farce. Täter und Zeugen nahe 100 Jahre alt, Verbrechen die knapp 70 Jahre zurückliegen.
Von dem her kann man die "Nichtverjährung" schon in Frage stellen.

Hier geht es nicht um die zwangsweise mehr oder minder braunen Finger Vieler, HIER geht es darum dass sich die Regierungspartei CDU über lange Jahre vor der Frage gedrückt hat, sollen wir diejenige möglicherweise ans Messer liefern, dessen Brot wir essen, dessen Lied wir darum singen müssen ? und es mit vollem Herzen tun .
DAS ist die entscheidende Frage.

Ich halte Deine Sicht auf die jüngsten KZ-Prozesse für schäbig , dass diese für Dich nur noch eine Farce seien, weil die Verbrechen oft 70 Jahre zurück liegen, und Täter und Zeugen 100.
(das geht nämlich im Grundgedanken in die Richtung "unnütze Esser"

100 Jährige werden ihr Unrecht darum nicht begreifen, weil sie es mit 20 auch noch nicht begriffen.
Schuldeinsichtigkeit mindert nur das Strafmaß.

Sich zeitlebens als ehrenvollen Menschen gesehen zu haben, der damals richtig handelte und nun an Ende des Lebens die Schuld vorgehalten zu bekommen, DAS straft.

Und suebe, vergiss die ganze Geschichte mit dem sog. Befehlsnotstand, mit dem sich ALLE rausreden wollten, ALLE !!! .


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Suebe - 24.08.2012 15:39

(24.08.2012 14:50)krasnaja schrieb:  Hier geht es nicht um die zwangsweise mehr oder minder braunen Finger Vieler, HIER geht es darum dass sich die Regierungspartei CDU über lange Jahre vor der Frage gedrückt hat, sollen wir diejenige möglicherweise ans Messer liefern, dessen Brot wir essen, dessen Lied wir darum singen müssen ? und es mit vollem Herzen tun .
DAS ist die entscheidende Frage.

Ich halte Deine Sicht auf die jüngsten KZ-Prozesse für schäbig , dass diese für Dich nur noch eine Farce seien, weil die Verbrechen oft 70 Jahre zurück liegen, und Täter und Zeugen 100.
(das geht nämlich im Grundgedanken in die Richtung "unnütze Esser"

100 Jährige werden ihr Unrecht darum nicht begreifen, weil sie es mit 20 auch noch nicht begriffen.
Schuldeinsichtigkeit mindert nur das Strafmaß.

Sich zeitlebens als ehrenvollen Menschen gesehen zu haben, der damals richtig handelte und nun an Ende des Lebens die Schuld vorgehalten zu bekommen, DAS straft.

Und suebe, vergiss die ganze Geschichte mit dem sog. Befehlsnotstand, mit dem sich ALLE rausreden wollten, ALLE !!! .


Kein Mensch redet von Befehlsnotstand.

Die endgültige Aufhebung der Verjahrung für Völkermord halte ich auch durchaus für gerechtfertigt.

Das Problem ist die fürchterlich lange Zeit die seither vergangen ist. Die Prozesse mit Zeugen, mit Angeklagten die nahe 100 Jahre alt sind, die Verbrechen die vor 70 Jahren geschehen sind.
Und, nicht zu vergessen, wir leben in einem Rechtsstaat, jeder muss einen fairen Prozess bekommen.
Und wenn der Richter am Ende Zweifel hat, die sich da ja schon ansammeln können, ein Urteil das einer Farce gleicht.

Es gibt schon gewichtige Gründe die für eine Verjährung sprechen.
Der eigentliche Skandal war in den 50ern und 60ern.
Nach den Alliierten Prozessen hat sich die Bundesdeutsche Justiz ewige Zeiten "rausgehalten". Zu Zeiten wo die Verbrechen ohne große Probleme hätten geandet werden können.

Der erste Bundesdeutsche NS-Prozess war der Ulmer "Einsatzgruppenprozess" der nur ins Rollen kam, weil einer der Täter das Land BW verklagte.
Aus Wiki:
Zitat:Die Angeklagten waren nach dem Krieg zunächst in ein bürgerliches Leben zurückgekehrt, und erst als der SS-Oberführer Bernhard Fischer-Schweder gegen das Land Baden-Württemberg auf Wiedereinstellung klagte, wurden staatsanwaltschaftliche Ermittlungen begonnen. Es war der erste große Prozess gegen nationalsozialistische Täter vor einem deutschen Strafgericht. Vor Gericht standen der Polizeichef von Memel, Bernhard Fischer-Schweder sowie neun weitere Angehörige der Einsatzgruppe Tilsit. (Hans-Joachim Böhme, Werner Hersmann, Edwin Sakuth, Werner Kreuzmann, Harm Willms Harms, Gerhard Carsten, Franz Behrendt, Pranas Lukys, Werner Schmidt-Hammer). Insgesamt sagten 184 Zeugen aus oder es wurden Protokolle ihrer Aussagen verlesen, darunter einige Augenzeugen, die überlebt hatten.

Sämtliche Angeklagten wurden wegen „Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord“ in 4.000 Fällen zu Haftstrafen zwischen 3 und 15 Jahren verurteilt. Außerdem verloren sie für eine gewisse Zeit ihre bürgerlichen Ehrenrechte.[1] Obwohl die Staatsanwaltschaft die hohe Eigeninitiative bei den Mordaktionen herausgestellt hatte und für mehrere ehemalige SS-Führer eine lebenslange Strafe gefordert hatten, wurden die Angeklagten am 29. August 1958 nur als „Gehilfen“ verurteilt und damit so, als ob die Täter die Tat nicht selbst gewollt hätten. Dies entsprach in der damaligen Zeit der Vergangenheitsbewältigung der Rechtsprechung bis hinauf zum Bundesgerichtshof, der Hitler, Himmler oder Heydrich als Haupttäter galten.

Der mW erste KZ-Prozess war der Hechinger. Ein damals junger Richter (aus einer befreundeten Familie) ist angesichts der zur Sprache gekommenen Verbrechen "hinübergeschnappt" aufgefallen bei der Urteilsbegründung, der kpl. Prozess musste wiederholt werden.

Ich weiß eigentlich schon, von was ich da schreibe.


Und nicht zu vergessen, die jetzt Übriggebliebenen die aus diesem oder jenem Grund der irdischen Gerechtigkeit enkommen sind, die haben binnen kurzem mit höheren Instanzen zu tun, und da gibt es keine Verjährung und keine Zweifel...


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Viriathus - 24.08.2012 18:13

Ich denke man kann mit Fug und Recht behaupten, dass das Ausmaß der braunen Unterwandung in den Anfangsjahren der BRD kein Ruhmesblatt ist. ich sehe keinen Grund darin, dass zu beschönigen. Insbesondere die CDU hatte einen Haufen ehemaliger NSDAP-Mitglieder in ihren Reihen, das ist ein Faktum.

Mich persönlich hat das Ausmaß erschreckt, als ich in dem G-Geschichte - Heft von vor ein paar Monaten gelesen habe. Der Protest der Kindergeneration um Aufarbeitung ist hier sehr hervorzuheben.

Heute ist - lässt man die CDU Sachsen mal außen vor (was da abgeht, geht auf kein Blatt Papier) - dürfte die Sache heute kein Problem mehr sein.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Suebe - 24.08.2012 20:03

(24.08.2012 18:13)Viriathus schrieb:  Ich denke man kann mit Fug und Recht behaupten, dass das Ausmaß der braunen Unterwandung in den Anfangsjahren der BRD kein Ruhmesblatt ist. ich sehe keinen Grund darin, dass zu beschönigen. Insbesondere die CDU hatte einen Haufen ehemaliger NSDAP-Mitglieder in ihren Reihen, das ist ein Faktum.

Mich persönlich hat das Ausmaß erschreckt, als ich in dem G-Geschichte - Heft von vor ein paar Monaten gelesen habe. Der Protest der Kindergeneration um Aufarbeitung ist hier sehr hervorzuheben.

Heute ist - lässt man die CDU Sachsen mal außen vor (was da abgeht, geht auf kein Blatt Papier) - dürfte die Sache heute kein Problem mehr sein.

Wenn ich mich richtig erinnere, war prozentual der Anteil in der FDP am höchsten.

Ihr könnt euch heute kaum mehr vorstellen, was die KZ-Prozesse für einen Kulturschock bei meiner Generation ausgelöst haben. Solche Gräueltaten, und die "Alten" taten als hätten sie von nichts gewusst....

Ich will das jetzt hier nicht vertiefen, nur ein kleines Stimmungsbild:

Ich hatte damals einen guten Freund, der hat Diskussionen zu Hause über "schlechte Schulnoten" über "langes Ausgehen" usw. usf. (und die hatte er wie ich)
regelmäßig mit einem einzigen Satz beendet:
"Haltet ihr bloß die Klappe, ihr habt mir gar nichts zu sagen, ihr habt euch schon mit Juden gewaschen"
Einmal in meiner Gegenwart. Es herrschte betretenes Schweigen. Und ermachte zu was er Lust hatte.

Disclaimer: Damals war auch schon von der Seifen-Herstellung zu Hitlers Zeiten die Rede.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - zaphodB. - 26.08.2012 00:11

Zitat:Offensichtlich geht Dir dieses Trauerspiel überhaupt nicht auf, dass die CDU mit allen Tricks versucht hat, eine Verlängerung der Verjährungsfrist zu unterbinden.

krasnaja,offensichtlich geht Dir nicht auf,daß wir ein Geschichts- und kein Demagogieforum sind und von einem Mitdiskutanten eines Geschichtsforums erwarte ich ,daß er historisch sauber argumentiert und nicht Fakten und Daten durcheinander würfelt nur weil es so in sein Weltbild passt.
Und selbst wenn es für Dich nur unbeachtliche Formalien sind,Tatsache ist nun mal das,was ich Dir oben aufgezeigt habe Am 3. Juli 1979 waren Erhard und Schäffer lange tot und die CDU/CSU seit 10 Jahren in der Opposition. Im übrigen :
Wenn Du wirklich was über die Verstrickung der Justiz mit den Nazis und den Umgang der Justiz mit Altnazis lernen willst,dann lies mal
Ingo Müller "Furchtbare Juristen" ,München 1989- ISBN 3-426-03960-6
Dann hast du wirklich Grund,Dich aufzuregen.

Daß es ein Grundzug der Nachkriegsgesellschaft in Deutschland war, allzu leicht zu verdrängen und zu amnestieren ist nix neues und ging quer durch die Parteien. So sagte der damalige SPD-Sprecher Hans Merten(MdB):" Es ist selbst einem juristischen Laien klar,daß die Prozesse (gemeint sind die NürnbergerPr.) nicht dem Vollzug der Gerechtigkeit dienten..".und weiter "...Wir müssen Schluß machen mit jeder Diskriminierung von Deutschen auch vor dem Gesetz, Schluß mit der Rechtspraxis,eren Grundlagen von dem Willen zur Rache und zur Vergeltung diktiert worden ist"
( nachzulesen in den BT-Protokollen 1.Wahlperiode Bd.13, S.1499 )

Erst mit dem Auschwitzprozess und der 68er Bewegung setzte da ein Umdenken ein, auch weil entscheidende Funktionsträger, die noch mit dem Nazi-Regime verquickt waren, nicht mehr im Amt waren.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - dieter - 26.08.2012 09:54

Ihr Lieben,
es doch ganz einfach. In allen Parteien gab es ehemalige Nazis und man wollte das Kapitel Naziherrschaft so schnell wie möglich abschließen, wobei man sich aber gewaltig geirrt hat. Nur weil man selbst davon nichts mehr hören wollte, haben uns das natürlich unsere Freunde in Ost und West aufs Butterbrot geschmiert.Wink


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - zaphodB. - 26.08.2012 10:11

Das waren weniger unsere Freunde in Ost und West,denen war das nach der Anfangsentnazifizierungskampagne nämlich herzlich egal , zumal man meinte, die Altnazis zu brauchen.
Das waren die eigenen Kinder und Enkel derjenigen die damals in Verantwortung standen....und das war gut so.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - krasnaja - 26.08.2012 10:36

(26.08.2012 00:11)zaphodB. schrieb:  
Zitat:Offensichtlich geht Dir dieses Trauerspiel überhaupt nicht auf, dass die CDU mit allen Tricks versucht hat, eine Verlängerung der Verjährungsfrist zu unterbinden.

krasnaja,offensichtlich geht Dir nicht auf,daß wir ein Geschichts- und kein Demagogieforum sind und von einem Mitdiskutanten eines Geschichtsforums erwarte ich ,daß er historisch sauber argumentiert und nicht Fakten und Daten durcheinander würfelt nur weil es so in sein Weltbild passt.
Und selbst wenn es für Dich nur unbeachtliche Formalien sind,Tatsache ist nun mal das,was ich Dir oben aufgezeigt habe Am 3. Juli 1979 waren Erhard und Schäffer lange tot und die CDU/CSU seit 10 Jahren in der Opposition. Im übrigen :
Wenn Du wirklich was über die Verstrickung der Justiz mit den Nazis und den Umgang der Justiz mit Altnazis lernen willst,dann lies mal
Ingo Müller "Furchtbare Juristen" ,München 1989- ISBN 3-426-03960-6
Dann hast du wirklich Grund,Dich aufzuregen.

Daß es ein Grundzug der Nachkriegsgesellschaft in Deutschland war, allzu leicht zu verdrängen und zu amnestieren ist nix neues und ging quer durch die Parteien. So sagte der damalige SPD-Sprecher Hans Merten(MdB):" Es ist selbst einem juristischen Laien klar,daß die Prozesse (gemeint sind die NürnbergerPr.) nicht dem Vollzug der Gerechtigkeit dienten..".und weiter "...Wir müssen Schluß machen mit jeder Diskriminierung von Deutschen auch vor dem Gesetz, Schluß mit der Rechtspraxis,eren Grundlagen von dem Willen zur Rache und zur Vergeltung diktiert worden ist"
( nachzulesen in den BT-Protokollen 1.Wahlperiode Bd.13, S.1499 )

Erst mit dem Auschwitzprozess und der 68er Bewegung setzte da ein Umdenken ein, auch weil entscheidende Funktionsträger, die noch mit dem Nazi-Regime verquickt waren, nicht mehr im Amt waren.

@ zaphod. Siehst Du Hinweise auf historische Fakten als Demagogie an, dann stimmt mit Deinen Bild von Geschichte etwas nicht.
Ich bin es gewohnt, das Kritik an Ikonen durch deren Protagonisten als Demagogie diskreditiert wird, warum sollte es bei Dir anders sein ?

Tatsache ist, dass namhafte Vertreter der CDU (Erhard, Schäfer) gegen eine Verlängerung der Verjährungs für Nazi-Verbrechen waren. Das war schändlich.
Es spielt hier kein Rolle, ob diese Leute dann im Juli 79 noch dabei waren.

Dass dann, 1979 weit über 200 Abgeordnete des Bundestages GEGEN die Verlängerung der Verfolgung von Nazi-Verbrechen stimmten (und ich unterstelle einmal, dass das im Wesentlichen Abgeordnete der CDU/CSU waren) das blendest Du geflissentlich aus.
Es waren sicherlich die Leute, die "endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen wollten" wie Schäfer ja schon Jahre vorher sagte.

Siehst Du es wirklich als Zufall an, dass diese Leute, die so gerne jenen Schlussstrich ziehen wollten zufällig die gleiche Argumentation hatten, wie sie in der "Deutschen Soldatenzeitung" zu finden war.
(ich habe einige Exemplare auf dem Flohmarkt gefunden, schlecht kann einem werden)

Keine Sorge, die Verstrickung der Justiz mit den Nazis ist mir bekannt, Danke für Deine fürsorgliche Belehrung.
.
Hier geht es um den Versuch der Schonung von Nazi-Seilschaften in Wirtschaft und Politik durch namhafte Vertreter der CDU

@ suebe

Befehlsnotstand ? keiner sprach davon ?
Falsch, ALLE sprachen davon, die Dreck am Stecken hatten, daß sie ja nicht anders gekonnten hätten , man sie sonst hätte.....

Nix hätte man, selbst Befehlsverweigern von SS-Bewachern in KZ
- es hat wenige gegeben, aber es gab sie - hatten nichts an Leib und Leben zu befürchten. Das schlimmst, was ihnen passieren konnte, war eine Versetzung an die Front.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Suebe - 26.08.2012 12:25

(26.08.2012 10:36)krasnaja schrieb:  @ suebe

Befehlsnotstand ? keiner sprach davon ?
Falsch, ALLE sprachen davon, die Dreck am Stecken hatten, daß sie ja nicht anders gekonnten hätten , man sie sonst hätte.....

Nix hätte man, selbst Befehlsverweigern von SS-Bewachern in KZ
- es hat wenige gegeben, aber es gab sie - hatten nichts an Leib und Leben zu befürchten. Das schlimmst, was ihnen passieren konnte, war eine Versetzung an die Front.

krasnaja,
ich und keiner der Diskutanten hier sprach von Befehlsnotstand.
Das meinte ich, und ich denke du hast das auch geschnallt. Sad
Was die Verbrecher zu ihrer Verteidigung vorbrachten, geht mich nichts an.

Gestern Abend bei Guido Knoop:
40 % der Volkskammerabgeordneten des Jahres 1956 waren ehemalige NSDAP-Mitglieder

ich denke mal, das auf irgend welche Parteien zu verengen trifft es nicht.


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - krasnaja - 26.08.2012 13:04

(26.08.2012 12:25)Suebe schrieb:  
(26.08.2012 10:36)krasnaja schrieb:  @ suebe

Befehlsnotstand ? keiner sprach davon ?
Falsch, ALLE sprachen davon, die Dreck am Stecken hatten, daß sie ja nicht anders gekonnten hätten , man sie sonst hätte.....

Nix hätte man, selbst Befehlsverweigern von SS-Bewachern in KZ
- es hat wenige gegeben, aber es gab sie - hatten nichts an Leib und Leben zu befürchten. Das schlimmst, was ihnen passieren konnte, war eine Versetzung an die Front.

krasnaja,
ich und keiner der Diskutanten hier sprach von Befehlsnotstand.
Das meinte ich, und ich denke du hast das auch geschnallt. Sad
Was die Verbrecher zu ihrer Verteidigung vorbrachten, geht mich nichts an.

Gestern Abend bei Guido Knoop:
40 % der Volkskammerabgeordneten des Jahres 1956 waren ehemalige NSDAP-Mitglieder

ich denke mal, das auf irgend welche Parteien zu verengen trifft es nicht.


Richtig, keiner sprach direkt von Befehlsnotstand, es wird aber so gemeint, als auch DU davon gesprochen hast, dass jeder, der an exponierter Stellung war, PG sein musste.

Damit identifizierte er sich mit den Zielen der Nazis. Sicher nicht mit dem Morden, aber sicher aus Gründen der Karriere, das ist ja nachvollziehbar.

Es waren ja keine Idioten, diese Exponierten !!!, es waren keine 20 jährigen Lümmel , es waren gestandene Männer, die genau wussten, mit wem sie zutun hatten.

Und nach Deinen Worten dient nun auch noch die Nazi-Vergangenheit der Abgeorneten der Volkskammer zur Relativierung dder patentierten Christlichen Demokraten der BRD.

Es handelt sich bei der CDU/CSU nicht um "orgenwelche Parteien"
sondern in langen Zeitabschnitten um die Regierungsparteien.

Ich kann mich nicht an einen namhaften SPD und auch FDP-Politiker erinnern, über dessen Vergangenheit diskutiert wurde.
Bei der SPD gab es keinen Heinrich Globke, keinen Minister Oberländer, keinen Ministerpräsidenten Filbinger (und auch keinen Waldheim, als Erinnerung an unsere Freunde aus Österreich)
Warum erhielt denn Kanzler Kiesinger ( NSDAP und dann CDU) eine Ohrfeige von Beate Klarsfeld ?

Es ist historischer Konsens, dass die Veröffentlichungen der DDR Mitte der 60 Jahre über die Karrieren westdeutscher führender Politiker, Diplomaten und führender Wirtschaftler in der BRD zwar als Propaganda zu bezeichnen sind, jedoch in den allermeisten Fällen stimmen.

Damit Du mich richtig verstehst, es geht nicht um die Nazivergangenheit vieler Abgeordneter, es geht darum, dass diese ehemaligen Nazis nicht wollten, dass die Verbrechen ihrer früheren Parteigenossen abgeurteilt werden, um es mit dem geflügelten Wort zu sagen: Eine Krähe hackt der anderen keine Augen aus


RE: Der Kampf der CDU für die Verjährung von Naziverbrechen. - Suebe - 27.08.2012 12:55

(26.08.2012 13:04)krasnaja schrieb:  
(26.08.2012 12:25)Suebe schrieb:  krasnaja,
ich und keiner der Diskutanten hier sprach von Befehlsnotstand.
Das meinte ich, und ich denke du hast das auch geschnallt. Sad
Was die Verbrecher zu ihrer Verteidigung vorbrachten, geht mich nichts an.

Gestern Abend bei Guido Knoop:
40 % der Volkskammerabgeordneten des Jahres 1956 waren ehemalige NSDAP-Mitglieder

ich denke mal, das auf irgend welche Parteien zu verengen trifft es nicht.


Christlichen Demokraten der BRD.



Es ist historischer Konsens, dass die Veröffentlichungen der DDR Mitte der 60 Jahre über die Karrieren westdeutscher führender Politiker, Diplomaten und führender Wirtschaftler in der BRD zwar als Propaganda zu bezeichnen sind, jedoch in den allermeisten Fällen stimmen.

Damit Du mich richtig verstehst, es geht nicht um die Nazivergangenheit vieler Abgeordneter, es geht darum, dass diese ehemaligen Nazis nicht wollten, dass die Verbrechen ihrer früheren Parteigenossen abgeurteilt werden, um es mit dem geflügelten Wort zu sagen: Eine Krähe hackt der anderen keine Augen aus


Das eine ist historischer konsens wie das andere.

Zitat:Am 8. Mai feiert die Linkspartei wieder die „antifaschistische“ DDR. Selbst DDR-Gegner glauben die Mär vom Antifaschismus. In Wahrheit machten viele Nazi-Verbrecher in der SED Karriere.
Erich Mielke war entsetzt. Das Buch, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag, war höchstes Gefahrengut. Mehr als 200 Namen waren darin aufgelistet – Namen von Politikern, Wissenschaftlern, Ärzten, Künstlern, Schriftstellern und anderen wichtigen Funktionsträgern aus dem Arbeiter- un
...
SED: Die große Mutter der kleinen Nazis - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-18178/sed-die-grosse-mutter-der-kleinen-nazis_aid_505952.html

Bauernstaat. Sie alle hatten zwei Eigenschaften gemeinsam: Sie hatten nicht nur in der DDR Karriere gemacht, sondern zuvor auch bei den Nationalsozialisten.

Die Fakten stimmten, daran gab es keinen Zweifel. Mielke wusste: Wenn diese Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gelangten, war es vorbei mit der Selbstanpreisung der DDR als „antifaschistischer Staat“ und der propagandistischen Anklage, die Bundesrepublik sei der Zufluchtsort aller Ex-Nazis. Dass Adolf Hitler ein Westdeutscher sei, war ein zynisches Bonmot. Als sozialistischer Staat dagegen hatte man alle Nazis ausgemerzt, alles braune Gedankengut vernichtet,
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