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Presseschau Aachen und Karl der Große
08.11.2013, 19:42
Beitrag: #16
RE: Presseschau Aachen und Karl der Große
(07.11.2013 17:30)Harald schrieb:  In männlicher Linie sind die ehelichen Nachkommen Karls einschl. Arnulfs von Kärnten ausgestorben.
Es gibt da einige französische Äbte, die sicherlich Nachkommen hatten, aber sehr diskret waren.
Von den Töchtern gab es sicher auch Nachkommenschaft, aber nichts genaues weiß man nicht.
Da muß man glauben, oh Schande, daß in Frankreich mehr Nachkommen Karls leben als in D.

Ich denke, dass über ganz Europa verstreut Nachkommen von Karl leben. Er ist tatsächlich ein (biologischer) "Vater Europas".

Damit Harald sich nicht weiter ärgert, weil es angeblich mehr Nachkommen Karls in Frankreich als Deutschland gibt, möchte ich ihm darlegen, dass es nicht unbedingt so sein muss.

Allgemein bekannt ist, dass die mittelfränkische Linie – die Nachkommen Lothars I. – mit dem Tod Kaiser Ludwigs II. im Jahr 875 bzw. mit Hugo von Elsass (dem unehelichen Sohn Lothars II.) im Jahre 895 im Mannesstamm ausstarb. Ermengarde, die Tochter von Ludwig II. war mit Boso von Vienne verheiratet, dessen Nachkommen, die Buviniden, starben im 10. Jahrhundert aus.

Der offizielle letzte ostfränkische männliche Karolinger war der 911 verstorbene Ludwig das Kind. Bei den westfränkischen Karolingern wird häufig deren letzter König Ludwig der Faule († 987) als letzter Agnat genannt. Das ist aber nicht richtig. Zum Zeitpunkt von Ludwigs Tod lebte noch dessen Onkel Karl von Niederlothringen († nach 991), der in der westfränkischen Geschichte recht unglücklich agierte und dessen Thronfolgeanspruch 987 von Hugo Capet übergangen wurde. Karl hatte einen Sohn Otto, der ihm als ostfränkischer (!) Herzog von Niederlothringen folgte und um 1005 starb. Dieser Otto ist der letzte ehelich geborene westfränkische Karolinger. Allerdings gab es nach seinem Tod noch einen männlichen Karolinger, Bischof Arnulf von Reims, der ein unehelicher Sohn von Lothar IV. war und erst im Jahr 1021 verstarb.

Karl von Niederlothringen hatte neben seinen Sohn auch zwei Töchter. Die jüngere, Adelheid, heiratete einen Grafen von Namur, deren männliche Linie 1196 erlosch, die jedoch über die weibliche Linie bis ins 15. Jahrhundert weitervererbt wurde, ehe Maximilian I. 1477 als Landesherr der Grafschaft anerkannt wurde. Interessanter sind die Nachkommen der älteren Tochter.

Gerberga wurde mit Lambert den Bärtigen, Grafen von Löwen (Leeuwen) verheiratet. Diese Grafen von Löwen gehörten zur Familie der Reginare, die seit dem Untergang des Herzogs Giselbert von Lothringen im Jahr 939 einen Teil ihrer Macht verloren hatten, deren Wiederaufstieg aber bereits Anfang des 11. Jahrhunderts begonnen hatte. Im Jahr 1085 wurden sie Landgrafen von Brabant und 1106 Herzog von Niederlothringen. Seit 1163 nannten sie sich Herzog von Brabant. Heinrich II., Herzog von Brabant (1207–1248) heiratete in zweiter Ehe Sophie von Thüringen (1224–1275), die Tochter des Thüringer Landgrafen Ludwig IV. (1200–1227) und der Heiligen Elisabeth (1207–1231).

Nach dem Aussterben des Thüringer Landgrafenhauses im Jahr 1247 brach der Thüringer Erbfolgekrieg zwischen den Anhängern der Wettiner, die ihren Anspruch über Jutta, die Schwester der letzten Landgrafen Ludwig IV. und Heinrich Raspe begründeten und den Anhängern Sophies. Nach dem Ende des Erbfolgekrieges (1263) wurde die (ehemalige) Landgrafschaft Thüringen geteilt. Den östlichen Teil (de facto das heutige Thüringen) erhielten die Wettiner, den westlichen Teil, der seitdem Landgrafschaft Hessen genannt wurde, erhielt Sophies Sohn Heinrich I., genannt das Kind von Brabant (1244–1308). Trotz einiger Erbteilungen innerhalb des Hauses Hessen konnten die Nachkommen von Heinrich I. bis 1918 ihre Herrschaft erhalten. Philipp der Großmütige verkündete einmal vor Luther stolz, er wäre ein Nachfahre sowohl Karls des Großen, als auch der Heiligen Elisabeth. Da ja er und einige andere hessischen Herrscher den schönen Geschlecht sehr zugetan waren, könnten heute noch einige Nachkommen Karls des Großen im Bundesland Hessen (und in anderen deutschen Bundesländern) leben.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Presseschau Aachen und Karl der Große - Sansavoir - 08.11.2013 19:42

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