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Kommunistische Monumentalbauten
30.07.2016, 10:27
Beitrag: #1
Kommunistische Monumentalbauten
Angeregt durch diesen Thread http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...p?tid=6578 will ich jetzt auch die kommunistischen Monumentalbauten thematisieren, die es ja auch einige für sich haben.

Prag ist da, wenn ich das mit Moskau, Warschau, Bukarest (und auch Ost-Berlin?) recht wenig betroffen gewesen. Im Grunde gab es nur zwei - das Stalin Denkmal und dann das Hotel International.

Ein interessantes Schicksal erfuhr das Stalin Denkmal in Prag - auf der Letná, deutsch Sommerberg, eine sehr gut sichtbare Anhöhe über der Moldau, thronte das grösste Stalin Denkmal der Welt - und überdauerte nur gerade sieben Jahre. In dieser Zeit war sie die Dominante der Skyline der Stadt, mehr als der Veitsdom. Ich kann mich erinnern, dass wir im Schweizer Exil einen Familienfilm aus dieser Zeit schauten, und immer sagten, ah, da ist der Stalin. War schon zu dieser Zeit historisch.

Denn das Denkmal erfuhr zuvor schon das Schicksal, das ihm viele gewünscht hatten - die Sprengung - sage und schreibe zwei Tonnen Sprengstoff waren da nötig.

Im Volksmund nannte man das Denkmal "fronta na maso" - díe Schlange vor dem Fleischladen. Dabei hat das Wort "fronta" im tschechischen die Doppeldeutung mit der Front im Krieg oder im Klassenkampf. Stalin als erster, dann ArbeiterInnen, Ĺandwirte, Soldaten, Partisanen und weitere. Alle im Stahlmenschen Pathos gehauen, wie es auch die Nazis gekonnt hätten. Ironischerweise zeigte dieses Denkmal Stalin in Napoleon Pose: Hand im Mantel.

Ebenso ironisch ist, dass es von Václav Klaus, langjähriger Premier und Präsident der eigentlich demokratischen Tschechischen Republik, der durchaus auch autoritäre Neigungen hatte, diesen Ort für seinen Wahlkampf mit nutzte (mit einem überdimensionierten Plakat seines Konterfeis). Seine Gegner konnten leicht kontern: Der Persönlichkeitskult ist wieder da.

Seit bald zwei Jahrzehnten aber nutzen vor allem Skateborder die frei gewordene Fläche für ihren Sport. Der glatte Marmorboden, ist durch Baumängel zwischen den einzelnen Platten etwas uneben und damit für Skater herausfordernd. Auch die Marmornbänke, unzerstörbar, eignen sich für Übungen der Anhänger dieses amerikanischen, westlich-dekadenten Sports. Und dann ist es ein schöner Ort für Spaziergänger und Touristen - es gibt von dort einen herrlichen Blick auf die Stadt. Symbolisch ist auch der Metronom, der zwar nicht tickt, aber den Zahn der Zeit und der Geschichte gut wiedergibt (und sehr wenig Fläche beansprucht).

Das letzte Stalindenkmal in der Tschechoslowakei wurde 1990 entfernt - aber nicht gesprengt, es verschwand im Depositarium des Museums für totalitäre Ideologien - es war allerdings wesentlich kleiner, in einer kleinen Stadt, die die Destalinisierung zuvor nicht so richtig erreicht hatte...

https://de.wikipedia.org/wiki/Stalin-Denkmal_(Prag)
http://www.pragerzeitung.cz/index.php/pr...xplodierte
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Kommunistische Monumentalbauten - Marek1964 - 30.07.2016 10:27

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