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Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
07.03.2014, 09:54
Beitrag: #101
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(06.03.2014 11:01)Köbis17 schrieb:  Aber selbst das war nie die Mehrheit der ehemaligen DDR Bürger!

Hab ich auch nie geschrieben! Wäre auch Blödsinn, die Mehrheit der DDR-Bevölkerung war nie Mitglied in der SED - das wären roundabout 8,5 Mio Mitglieder gewesen (bei einer Gesamtbevölkerung von 17 Mio)...die SED hatte aber nie mehr als 2,3 Mio Mitglieder.
Ich schrieb "viele".

Angesichts der Tatsache, dass man im Westen - und bei den DDR-Demokraten bzw. der dortigen Opposition - eigentlich mit dem völligen Verschwinden der SED rechnete, traten da nämlich 1989/90 überraschend viele plötzlich der SED/PDS bei...

Zu deiner Literaturkritik:
Bei Mittag muss man auch zwischen den Zeilen lesen können, Gaus hat als Botschafter in der DDR intimere Einblicke in den Alltag der DDR gehabt als die meisten Westler...aber es gibt schlechtere Quellen!

VG
Christian
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07.03.2014, 10:37
Beitrag: #102
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(07.03.2014 09:54)913Chris schrieb:  
(06.03.2014 11:01)Köbis17 schrieb:  Aber selbst das war nie die Mehrheit der ehemaligen DDR Bürger!

Hab ich auch nie geschrieben! Wäre auch Blödsinn, die Mehrheit der DDR-Bevölkerung war nie Mitglied in der SED - das wären roundabout 8,5 Mio Mitglieder gewesen (bei einer Gesamtbevölkerung von 17 Mio)...die SED hatte aber nie mehr als 2,3 Mio Mitglieder.
Ich schrieb "viele".

Angesichts der Tatsache, dass man im Westen - und bei den DDR-Demokraten bzw. der dortigen Opposition - eigentlich mit dem völligen Verschwinden der SED rechnete, traten da nämlich 1989/90 überraschend viele plötzlich der SED/PDS bei...

Was sind "viele"? Könnte auch auf eine Mehrheit schliessen.
Ich kenn nur viele DDR Bürger, die das SED Regime zum Teufel gejagt haben. Wer waren die vielen Bürger die nach dem Ende der DDR in die SED oder PDS eigetreten sind?

Ich finde hier, daß die Mengenangabe "viele" ein komplett falsches Bild abwirft.
Warst Du dabei, hast Du das ganze auf der Ostseite erlebt?
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07.03.2014, 13:31
Beitrag: #103
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(07.03.2014 10:37)Köbis17 schrieb:  Warst Du dabei, hast Du das ganze auf der Ostseite erlebt?

Indirekt war ich dabei, aber trotzdem recht intensiv.

VG
Christian
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07.03.2014, 13:49
Beitrag: #104
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(07.03.2014 13:31)913Chris schrieb:  
(07.03.2014 10:37)Köbis17 schrieb:  Warst Du dabei, hast Du das ganze auf der Ostseite erlebt?

Indirekt war ich dabei, aber trotzdem recht intensiv.

VG
Christian

Also ich war voll dabei, stand kurz vor der Einberufung zu NVA ...
Und ich habe die Geschichte anders erlebt, als diese heute so in mancher Doku oder Literatur zum besten gegeben wird. Liegt vielleicht daran, daß Geschichtsschreibung nicht unbedingt Geschichtswissenschaft wiedergibt.

Und somit kann ich zumindest fest behaupten, daß ich in meinem Umfeld keinen Menschen aus der Zone kannte, der auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, nach dem Mauerfall, in die SED einzutreten ... aber wie ich auch schon erwähnte, die Entwicklung der Denke der Ostdeutschen nahm einen entscheidenden Schnitt ein, als die Wirtschaft zusammenbrach und die Arbeitslosen Zahlen in die Höhe schossen, denn nun hatte alle Ossis Ihre DM, aber keiner Arbeit mehr um DM zu erhalten ... und diesen Unmut schob die Bevölkerung nun auf den Westen, von dem sich der Osten ausverkauft fühlte und die Wahlversprechen des Herrn Kohl nur noch hole Phrasen waren.

Ja, daß nutze die neue PDS um nun ihrerseits auf neue Wähler und auch Mitgliederfang zu gehen ... nur an dem ganze Dilemma war weder die Wiedervereinigung oder auch Einverleibung schuld, noch die Lügen des Herrn Kohl oder die Treuhand usw. ... sondern die katastrophale Planwirtschaft des DDR Regimes war die Wurzel allen Übels ...aber damit konnte ja die SED bzw. PDS keine Stimmen erhalten, also wurde ein neuer demokratische Sozialismus gepredigt ... von den selben Leuten, die eigentlich an der Situation der DDR Bevölkerung schuld waren ... und das ist eigentlich das schlimme dabei.
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07.03.2014, 20:41
Beitrag: #105
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(07.03.2014 20:14)Marek1964 schrieb:  [...]
Chris hat sehr vernünftig seinen Standpunkt dargelegt, jeder vernünftige Leser versteht das ohne Probleme.

Und ich habe kritik an seinem Beitrag geübt, weil ich seine Info dazu zu oberflächlich halte, denn viele DDR Bürger haben sich gegen das Regime aufgelehnt, sind wohl aber nicht der SED nach 1989 beigetreten. Zudem habe ich auch erwähnt, daß ich wohl weis, um den Unterschied Geschichtlicher Wahrnehmung.
Wenn ich das hier aber nicht schreiben darf, na dann sagt es mir bitte.
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07.03.2014, 20:54
Beitrag: #106
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(07.03.2014 20:50)Marek1964 schrieb:  Christ ging es nur darum, dass 1990 manche DDR Bürger, die die Hoffnung hatten, nun einen demokratischen Sozialismus entwicklen zu können, der SED beigetreten sind. Deine Empfindungen spielten dabei keine Rolle.

Aber diese Aussage ist so Falsch, es sei denn, die Aussage wird. 1.) mit einer genaue Zeit definiert und 2.) nicht der DDR Bürger mit der Mengenangabe "Viele", über einen Kamm geschert.

Aber ich denke, Chris erwachsen genug, für sich selbst sprechen zu können.
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07.03.2014, 21:33
Beitrag: #107
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(07.03.2014 20:59)Marek1964 schrieb:  Chris lasse ich aber sehr gerne zu Wort kommen, Vergiss aber nur eine uangenehme Tatsache nicht: Er kann sich hier wirklich frei äussern, nicht wie im Nirwana.

Ja, finde ich auch gut, daß Chris sich hier frei äußern kann.
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08.03.2014, 10:17
Beitrag: #108
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
Also, Köbis: Vielleicht entstammen unsere unterschiedlichen Ansichten aus den unterschiedlichen Informationen, die wir haben.
MEINE Informationen - die mündlichen - entstammen einem Personenkreis, der sich zu Wendezeiten durch zwei Eigenschaften auszeichnete:
- er lebte in Berlin
- er bestand aus überzeugten Marxisten, die in der DDR wiederholt angeeckt waren wegen ihrer marxistischen (!) Ansichten, die sie in der Politik der SED nicht verwirklicht sahen.

Ausgehend von der Theorie, dass von den knapp 290000 Nach-Wendemitgliedern etwa die Hälfte Neumitglieder waren, die wiederum zum größeren Teil dem großstädtischen Milieu entstammten, würde - könnte - das heißen, dass es in den Großstädten der Ex-DDR um die 140-150.000 Menschen gab, die davon überzeugt waren, jetzt - Zeitpunkt Okt. 1989 bis Okt. 1990 - den "echten" Sozialismus wie von Marx angedacht umsetzen zu können.
Das ist nicht die Mehrheit, aber das sind - mAn - "viele".

VG
Christian
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08.03.2014, 11:01
Beitrag: #109
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(08.03.2014 10:17)913Chris schrieb:  [...]
- er bestand aus überzeugten Marxisten, die in der DDR wiederholt angeeckt waren wegen ihrer marxistischen (!) Ansichten, die sie in der Politik der SED nicht verwirklicht sahen.
[...]
Die Ideologie bzw. die politische Lehre in der DDR und durch die SED gründete auf den Marxismus -Leninismus. Deinen Satz sehe ich sehr widersprüchlich an.
Kannst Du mir das näher erläutern? Überzeugte Marxisten die in der DDR wegen diese Ansichten anecken?Huh

Im Wiki PDS heist es dazu:
PDS schrieb:Von den ehemals 2,3 Millionen Mitgliedern der SED traten rund 95 Prozent aus und wurden nicht Mitglieder der späteren PDS bzw. Linkspartei. Viele dieser Mitglieder waren entweder nur auf Druck oder aus Karrieregründen der früheren Staatspartei beigetreten oder wollten umgekehrt den Wandel von der Staatspartei mit Führungsanspruch zur „gewöhnlichen“ Partei nicht akzeptieren; manche fanden nach der „Wende“ Aufnahme in anderen Parteien und Organisationen, die meisten wurden parteilos. Während des Umbruchs und danach standen den massenhaften Austritten nur wenige Neueintritte meist junger Mitglieder gegenüber, die anfangs den Reformprozess in der DDR vorantreiben oder sich später in der Bundesrepublik für soziale Belange politisch engagieren wollten. Der Mitgliederschwund im Osten konnte durch die Neuzugänge im Westen kaum ausgeglichen werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Partei_des_...ntwicklung
Den Mitgliederzahlen von 1990 mit 285T, stehen schon ein Jahr später nur noch ca. die Hälfte davon gegenüber ... wo kann da die Rede von vielen neuen Mitgliedern sein?
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08.03.2014, 17:07
Beitrag: #110
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
Es heißt auch bei Wiki:
"Neueintritte meist junger Mitglieder".
Wer nach 1989 in die SED eintrat - das waren wenige, zugegeben - gehörte überwiegend in die Kategorie "Sozialisten/Kommunisten/Marxisten, die es besser machen wollten".

Da das, was die SED die 40 Jahre zuvor gemacht hatte, mit Marx relativ wenig zu tun hatte, ist da schon ein Widerspruch zwischen SED-Politik und Marxismus erkennbar. Der Widerspruch hat sogar Namen: Leninismus und Stalinismus.

Wer der SED vorhielt, den Marxismus verfälscht, ja verraten zu haben, der hatte mit Schwierigkeiten zu rechnen. Da sind wir uns einig?

Wer das tat und gleichzeitig Professor für Philosophie und Marxismus war, der hatte mit mehr Schwierigkeiten zu rechnen als Lieschen oder auch Mäxchen Müller, da sind wir uns auch einig?

Wer also den Marxismus kannte und auch die SED-Wirklichkeit kannte, der konnte nach dem Ende des Honecker/Krenz-Regimes hoffen, innerhalb der SED einen marxistischen Neuanfang starten zu können. Wieder einig?

Nicht, dass ich die Idee für realistisch halte, aber in diesen von mir zitierten Kreisen - Jugendliche und Twens, darunter auffallend viele Studenten, Schüler, auch Punks, allgemein Linke - gab es um 1990 rum relativ viele, die so dachten.

So zumindest meine privaten Informationen.

VG
Christian
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08.03.2014, 20:02
Beitrag: #111
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
Was Chris geschrieben hat, ist nicht unbedingt falsch, beschreibt aber eher die Situation von Intellektuellen in Großstädten wie Berlin oder Leipzig.

Der Professor für Philosopie und Marxismus war nicht das typische Mitglied der SED. Karrieren, wie z.B. von Lothar Bisky waren bzw. sind eher Einzelfälle. Außerdem, was hätte ein DDR-Professor für Philosophie nach 1990 werden können? Die Politik war da eine gute Chance für ihn.

Die SED war darauf bedacht, ihre Mitglieder hauptsächlich aus der Arbeiterklasse zu rekrutieren, wobei die Zuordnung zur Arbeiterklasse recht weit ausgelegt wurde. Der Professor stand oft vor dem Dilemma, dass er seine eigene Karriere der SED verdankte, seinen Kindern dagegen wurde der Aufstieg als Angehörige der Intelligenz erschwert.

1989 sind viele Oppurtunisten aus der SED ausgetreten, aber auch viele Enttäuschte, die bis 1989 wohl fern der Realität gelebt hatten. Die neuen Mitglieder waren dann, wie Chris beschrieb, Leute, die relativ weit links standen. Es waren mehr, als ich erwartete, aber viele? Im Stadtrat von Leipzig konnte man jahrelang denken, die PDS ist in Wirklichkeit nicht eine, sondern zwei Parteien. Hier die ergrauten, früheren DDR-Kader und da die bunten Punks. So richtig gut ging das nicht, aber inzwischen sind auch über 20 Jahre vergangen.

In den Diskussionen über die SED bzw. PDS ist oft Heuchelei dabei. Einen Mitglied der Ost-CDU oder der anderen Blockparteien wird nicht die Mitgliedschaft bzw. politische Karriere vor 1989 vorgeworfen. Die SED dominierte zwar mit ihren Betriebsparteiorganisationen (BPO) das gesellschaftliche Leben in der DDR, die Blockparteien hatten aber einen gewissen Einfluss auf kommunaler Ebene, in der sie die Politik der SED umsetzten.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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09.03.2014, 12:16
Beitrag: #112
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
das würde mich mal näher interessieren :
Wie groß war der Einfluss und die Gestaltungsmöglichkeiten der Blockparteien in der Realität denn ?
Vielleicht kann da ja jemand ,der im real existierenden sozialismus geleb hat mal was dazu berichten .
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11.03.2014, 07:15
Beitrag: #113
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
Ich versuche mal kurz darzustellen, welche Bedeutung die so genannten Blockparteien in der DDR hatten.

Blockparteien hat es nicht nur in der DDR gegeben, sie gab es z.B. auch in Rumänien, Bulgarien und in anderen ehemaligen Ostblockländern gegeben. Die Blockparteien waren neben den Massenorganisationen Bestandteil der auf Initiative der Sowjetunion gebildeten Nationalen Fronten. Die Nationale Front wurde von der sowjetische Politik nach 1944/45 statt der formalen Einparteienherrschaft favorisiert. Sie galt in sowjetischer Lesart als Fortführung der so genannten Volksfrontregierungen in Spanien (1936), Frankreich (1936/Leon Blum), Chile (1936) oder Griechenland (1941/EAM). Während in den Volksfrontregierungen die vom Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI) gesteuerten Kommunistischen Parteien mit Sozialdemokraten, linksliberalen oder linksbürgerlichen Parteien gegen faschistische bzw. nationalsozialistische Parteien und/oder autoritäre Regimes zusammenarbeiteten, stand in den Nationalen Fronten die Führungsrolle der Kommunistischen Parteien von Anfang an fest. Eine Ausnahme bildet die Tschechoslowakei, dort konnte sich bis zum 24. Februar 1948 eine bürgerliche Regierung behaupten, die durch Klement Gottwald in einem Staatsstreich beseitigt wurde. Ich werde mich aber in dieser Ausarbeitung nur mit der SBZ bzw. der DDR beschäftigen.

Ein wichtiger Punkt des Marxismus ist, dass Gesellschaften in Klassen unterteilt sind und das die Diktatur des Proletariats über den real existierenden Sozialismus die kommunistische, also klassenlose Gesellschaft bringen würde. Parteien waren Interessenvertreter der Klassen, letztlich ein Standpunkt den die KPD schon in den 1920er offiziell vertrat.

1945 vertrat die Sowjetische Militäradministration die Ansicht, dass alle Klassen bei Aufbau der sozialistischen Gesellschaft in ihrer Besatzungszone eingebunden werden sollten, wobei man von vornherein ausging, dass die KPD die Führungsrolle übernimmt und alle anderen sich unterordnen müssten. Aus diesem Grund ließ man die SPD zu, ebenso die Gründung der bürgerlichen Parteien CDU und LDPD (Liberaldemokratische Partei Deutschlands). Die bürgerlichen Parteien sollten vor allem Menschen ansprechen, die vor 1933 in Parteien wie DVP, DDP oder Zentrum politisch aktiv waren, aber sie sollten auch Mitläufer der Nazis aufnehmen. Dass zwei Parteien zugelassen wurde, war bewusst gewesen, das bürgerliche Lager sollte politisch gespaltet sein. Aber es gab auch Differenzen zwischen den Politikern der CDU und LDPD, die eine Einheit verhinderten.

Dagegen vertrat man von Anfang an die Politik der Einheit der Arbeiterklasse. 1945 wehrte sich Grotewohl und der Zentralausschuss der SPD gegen eine Vereinigung, 1946 beugte sich er jedoch dem Druck der Sowjets und der KPD, die SED wurde gegründet. Anfänglich legte man noch Wert darauf, dass ehemalige Sozialdemokraten politische Ämter, wie Ministerpräsident oder Oberbürgermeister übernahmen und die Kommunisten nur den Stellvertreter stellten. Deshalb spricht man auch vom „Regime der Stellvertreter“. Aber nach und nach wurden die meisten ehemaligen Sozialdemokraten entmachtet und häufig aus der SED ausgeschlossen. Dieser Prozess war um 1949/50 abgeschlossen. D.h. die sozialdemokratische Tradition war seitdem nicht mehr präsent in der SED. Als Beispiel möchte ich auch den Machtkampf zwischen dem Sächsischen Ministerpräsident Rudolf Friedrichs (1892–1947) - ehemaliger Dresdner Oberbürgermeister (SPD) und seinem in der Sowjetunion geschulten Stellvertreter und Innenminister Kurt Fischer (1900–1950) hinweisen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Friedrichs
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Fisch...litiker%29

Ähnliches passierte mit der Ost-CDU. Sie wurde im Juni 1945 gegründet, also eher als in den anderen Besatzungszonen. Zwischen 1945 und ca. 1947 war Jakob Kaiser (1888–1961) einer der wichtigsten Politiker dieser Partei. Er gehörte dem linken Flügel der gesamtdeutschen CDU an, ist wahrscheinlich auch für das recht soziale Parteiprogramm von 1946 verantwortlich. Er versuchte sich anfänglich gegen die Bevormundung durch die SED zu wehren, was aber ab 1946/47 scheiterte. Unter dem Parteiführern Otto Nuschke (1883–1957) erfolgte die Gleichschaltung und die CDU wurde von der SED mit Vermögen ausgestattet. Seine Nachfolger, besonders Gerald Götting (* 1923) setzten diese Politik bis 1989 fort. 1990 schloss sich die Ost-CDU der CDU an.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ost-CDU
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Nuschke
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerald_G%C3%B6tting

Die LDPD (Liberaldemokratische Partei Deutschlands) wurde ebenfalls im Juni 1945 gegründet. Sie verhielt sich unter Wilhelm Külz (1875–1948) gegenüber der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wohlwollend. Nach seinem Tod setzte sich die LDPD kritisch mit der Politik der SMAD und der SED auseinander. Dies führte dazu, dass z.B. junge Liberale wie Arno Esch (1928–1951) in die Sowjetunion deportiert, um dort zum Tode verurteilt und hingerichtet zu werden. Hans Dietrich Genscher befürchtete ein ähnliches Schicksal und floh deshalb in die Bundesrepublik. Ab Anfang der 1950er Jahre spielte die LDPD nur eine untergeordnete Rolle in der Politik. Bekannte LDPD-Politiker waren der langjährige Präsident der Volkskammer Johannes Dieckmann (1893–1969) und den langjährigen Parteivorsitzenden und letzten Staatratsvorsitzenden der DDR Manfred Gerlach (1928–2011). 1990 trat die LDPD der FDP bei.

https://de.wikipedia.org/wiki/LDPD
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Dieckmann
https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Gerlach

1948 initiierte die SMAD erneut die Gründung von zwei „bürgerlichen“ Parteien. Im Unterschied zu 1945, als die Parteigründungen durch ehemalige bürgerliche Politiker der Weimarer Republik ausgeführt wurden, fanden die Gründungen der NDPD und DBD unter der Leitung ehemaliger KPD-Mitglieder statt.

Die DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschland) wurde gegründet, um die ursprünglichen Mittel- und Kleinbauern, aber auch Neubauern zu organisieren. Die DBD war von Anfang an gleichgeschaltet. Erster Vorsitzender war der ehemalige KPD- und SED-Politiker Ernst Goldenbaum (1898–1990), der die Partei bis 1982 leitete. 1990 schloss sich die Partei der CDU an. Parteimitglieder, wie der vorletzte Vorsitzende Günther Maleuda (1931–2012) schlossen sich jedoch der PDS an. Der letzte DBD-Vorsitzender Ulrich Junghanns war von 2007 bis 2008 CDU-Vorsitzender in Brandenburg.

https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratis...utschlands
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Goldenbaum

Die NDPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) wurde 1948 auf Anordnung Stalins gegründet, der die seit 1945 übliche Unterscheidung der Deutschen in Nazis und Nichtnazis abschaffen wollte. In der NDPD sollten nicht oder wenig belastete NSDAP-Mitglieder, ehemalige Beamte oder Wehrmachtsoffiziere organisiert werden, wobei deren Mitglieder sich später aus anderen Bevölkerungsschichten stammten und in der SED auch prozentual mehr ehemalige Nazis gab, als in der NSDAP. Die NDPD sollte Unentschlossene ansprechen und galt zeitweise als Interessenvertreter von Kriegsheimkehrern und Vertriebenen. Wichtigste NDPD-Politiker waren Lothar Bolz (1903–1986), ehemaliges KPD- und NKFD-Mitglied und von 1953 bis 1965 DDR-Außenminister sowie Heinrich Homann (1911–1994), einem ehemaligen Mitglied der NSDAP und der Wehrmacht. 1990 ging sie in die FDP aus.

https://de.wikipedia.org/wiki/NDPD
https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Bolz
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Homann

Die Nationale Front, bestehend aus Blockparteien und Massenorganisationen, war ein Baustein, der die Herrschaft der SED absicherte.

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