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Hohe Arbeitslosenrate:
12.02.2015, 14:17
Beitrag: #41
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(11.02.2015 14:24)Renegat schrieb:  Gegen welches geltende Recht sollten die verstoßen? Außerdem gibt es die doch überall, auch der effizienteste BWL-ler muss essen.Dodgy

(11.02.2015 22:26)Bunbury schrieb:  Dann war es ein Mißverständnis- ich dachte du meinst eine Garküche nach asisatischem Vorbild. Die sind mit den Hgienevorschriften in Deutschland nicht zu vereinbaren.

Ok, lassen wir das, über die Hygienevorschriften müssen wir in diesem Thema nicht auch noch diskutieren.

(11.02.2015 14:24)Renegat schrieb:  Die heißen natürlich nicht Garküche, sondern Dönerkiosk, Bäcker mit Brötchen + Imbissangebot, Salatbar, Frischeimbiss, Sushistand, Asiaimbiss usw.
Um jeden Bürostandort gibt es diese Angebote und mittags sind die gut besucht. Dazu kommen noch die diversen Restaurants mit Mittagstischen, meist preislich unter dem Abendangebot. Dann gibt es noch die diversen Bringdienste. Und wenn es um den Arbeitsplatz so gar nichts gibt, deckt man sich bei den Versorgern auf dem Weg ein, im Bahnhof, an der U-Bahnstation oder an der Einfallstraße.

(11.02.2015 22:26)Bunbury schrieb:  Ehrlich gesagt, bin ich jetzt doch ein bißchen schockiert und frage mich, ob ich dich jetzt richtig verstanden haben. Du findest es also völlig okay, wenn Menschen in der Gastronomiebranche ausgebeutet werden, nur damit zu Hause keiner mehr kochen muss?
Habe ich das so richtig verstanden?
Wenn ja, dann muss ich ehrlich sagen, daß ich diese Auffassung defintiv nicht teilen kann. Meine Schwägerin ist Thailänderin, die von ihrer Tante nach Deutschland geholt wurde, um im Asia Restaurant- iclusive Mittagstisch- arbeiten zu könne. Über Jahre hinweg hat sie dort 12-14 Stunden am Tag gearbeitet, 6 Tage die Woche, für rund 700,00 € im Monat und einer 8 qm großen Dachkammer zu ihrer Verfügung. Das ist beileibe kein Einzelfall- sieh dir einfach mal an, wieviele der Imbißbetriebe entweder Familienbetriebe ausländischer Herkunft oder Teil einer Kette sind.

Die Gastronomiebranche ist bekannt für miese Arbeitsbedingungen und schlechte Löhne. Und was mir meine Schwägerin über die die Nahrungsmittelzubereitung verraten hat... nun sagen wir mal so- auch da wird gespart, wo immer es nur geht. Warum sollten die Betriebe auch anders rechnen? Auch hier gilt es den Gewinn zu maximieren, in dem die Kosten gesenkt werden.

Nein, ich fürchte, hier kommen wir zu keiner Übereinstimmung. Für mich ist es nicht hinnehmbar, daß Menschen schlecht behandelt und ausgebeutet werden, damit ich mir mein Mittagessen außer Haus leisten kann.

Also deine Schlußfolgerung verstehe ich nun wieder nicht. Die Menschen in der Gastronomiebranche werden doch nicht ausgebeutet, weil ich zu faul zum kochen bin. Die machen ihre Kalkulation schon selber und Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Die gucken, was die anderen nehmen und passen die Preise an oder bieten bessere Qualität zu einem höheren Preis. Den viele, auch ich, bereit sind zu zahlen, wenn jemand ordentlich für mich kocht oder gesund zubereitet.
Außerdem ist die Gastronomie genau wie die Friseure eine Trinkgeldbranche.
Soll die Antwort der armen Kunden für dich denn sein, möglichst alles wieder selbst zu machen, weil Menschen mit niedrigen Einkommen sich Arbeitsteilung nicht leisten können?
Für mich ist die Konsequenz faire Löhne und keine Trickserei mit Sub-sub-unternehmen usw. Das ist allerdings schwer durchzusetzen in den Kleinbetrieben der Gastronomie oder bei den Friseuren aber auch bei der z.Zt. boomenden Paketdienstbranche. Unsere gute alte Gewerkschaftsszene ist wahrscheinlich auch schon zu behäbig und realitätsfern geworden.
Für mich ist Konsumverweigerung nicht die Antwort, sondern faire Löhne für alle, damit alle vernünftige Preise zahlen können.
Die Billigheimer Kik, penny, aldi können doch nur deshalb so billig sein, weil sie auch schlechte Löhne zahlen, meist im Ausland.


(11.02.2015 14:24)Renegat schrieb:  Soll es vereinzelt auch heute noch geben. Läge Firma mit Kantine in der Nähe des Wohnortes oder wäre Kind in der Firmenkrippe/Hort wäre das gemeinsame Mittagessen von Kindern und Eltern in der Kantine möglich. Die Kinder würden die Kollegen kennenlernen und umgekehrt und schon wären die Welten ein Stückchen näher gerückt.

(11.02.2015 22:26)Bunbury schrieb:  Papa und Mama arbeiten also in der gleichen Firma? Und die kinderlosen Kollegen stören sich nicht an den Kindern?Wink
Da glaube ich eher an Teilzeitarbeit für Mama und Papa...

Meine Güte, ein bißchen Initiative und Mut gehört anfangs schon dazu, wenn man was ändern will.



(11.02.2015 14:24)Renegat schrieb:  Naja, essen muss Mensch, egal ob er viel oder wenig verdient. Man kann sich auch von 3,-€ gesund (Vollkornbrot + Quark + Gemüse) oder ungesund (Fertigpizza etc) ernähren.


(11.02.2015 22:26)Bunbury schrieb:  Stimmt. Das Geld ist für gesunde Ernährung auch nicht unbedingt hauptausschlaggebend. Sondern die Zeit. Vollwertig und abwechlsungsreich zu kochen braucht Zeit. Ist einfach so. Wobei- wer viel Geld für Ernährung ausgeben kann, der kann auch zeit sparen. Tiefkühlgemüse ist schon geputzt, aber wesentlich teurer. Ein qualitativ hochwertiger Metzger bereitet das Fleisch schon küchenfertig zu etc. In Großbritannien gibt es in den Supermärkten bereits gesputztes und zerkleinertes Gemüse zu kaufen, für das doppelte dessen, was man für ungeputztes Gemüse bezahlt. Aber wenigstens hat man die Möglichkeit...

Das gibt es hier auch, alles schön in Plastik verpackt. Da mag jeder seine Vorlieben haben.


(11.02.2015 14:24)Renegat schrieb:  Die überflüssigen Konsumgüter werden doch eher selten vom Munde abgespart sondern durch vermeintlich billige Kredite finanziert. Was wieder ein anderes Thema ist.

(11.02.2015 22:26)Bunbury schrieb:  Ja, ist das so? Kenne ich eigentlich nicht. Ist vielleicht von Gegend zu Gegend unterschiedlich. Hier werden viele Konsumgüter als Statussymbole angeschafft- aber nicht auf Kredit. Eher dadurch, daß man zu Aldi einkaufen geht, mit Ryan Air fliegt und bei ebay stöbert...
Letzteres machen viele aus sportlichem Ehrgeiz, heute kriegt man die Leute mit Sonderangeboten, Preisvergleich, Rabatten und Punkten.
Vielleicht weil Preise so undurchschaubar geworden sind und jeder meint, wenn er nicht zockt, wird er über den Tisch gezogen.
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12.02.2015, 16:31
Beitrag: #42
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(12.02.2015 14:17)Renegat schrieb:  Also deine Schlußfolgerung verstehe ich nun wieder nicht. Die Menschen in der Gastronomiebranche werden doch nicht ausgebeutet, weil ich zu faul zum kochen bin. Die machen ihre Kalkulation schon selber und Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Die gucken, was die anderen nehmen und passen die Preise an oder bieten bessere Qualität zu einem höheren Preis.

Nur sind die meisten eben nicht bereit, den Preis für ein auswärts gekochtes Mittagessen zu bezahlen, wenn dafür faire Löhne gezahlt und gute Zutaten verwendet werden.
Ein vollwertiges Mittagsgericht für fünf Euro ist nicht machbar, wenn demjenigen, der es zubereitet und demjenigen, der es serviert, anständige Löhne gezahlt werden. Nicht, wenn man noch Wareneinsatz, Miete und sonstige Fixkosten zugrunde legt.


(12.02.2015 14:17)Renegat schrieb:  Den viele, auch ich, bereit sind zu zahlen, wenn jemand ordentlich für mich kocht oder gesund zubereitet.

Ich koche auch nicht unbedingt, weil ich mir nichts schöneres vorstellen kann. Aber erstens will ich wissen, was ich da eigentlich genau esse- und dann ist es so, daß ich mir qualtitativ hochwertiges Essen von dritten gekocht, nicht leisten kann. Und das Fremessen, das ich mir leisten kann, will ich nicht auf Dauer essen müssen. Ich mußte letzten Sommer drei Wochen fremdessen. Nicht nur, daß ich ungefähr das doppelte bezahlt habe wie sonst- iich habe mich nach zwei Wochen auch einfach schlecht gefühlt.
Mir fehlt das Vertrauen ins Fremdkochen- ich habe genug gesehen, wie mit Nahrungsmittelzusätzen gearbeitet wird, um an und für sich ungenießbare Rohstoffe wieder genießbar zu machen. Auch bhier gilt nach wie vor- je geringer die Kosten, um so höher der Gewinn....


(12.02.2015 14:17)Renegat schrieb:  Außerdem ist die Gastronomie genau wie die Friseure eine Trinkgeldbranche.

Dachten die zwei Jungs auch, die letztes Jahr auf einer Abendveranstalung gekellnert haben. Fünf Stunden sind sie gelaufen, für einen guten Zweck. Der eine bekam exakt 3,20 € Trinkeld, der andere 4,50 € ...


(12.02.2015 14:17)Renegat schrieb:  Soll die Antwort der armen Kunden für dich denn sein, möglichst alles wieder selbst zu machen, weil Menschen mit niedrigen Einkommen sich Arbeitsteilung nicht leisten können?
Für mich ist die Konsequenz faire Löhne und keine Trickserei mit Sub-sub-unternehmen usw. Das ist allerdings schwer durchzusetzen in den Kleinbetrieben der Gastronomie oder bei den Friseuren aber auch bei der z.Zt. boomenden Paketdienstbranche. Unsere gute alte Gewerkschaftsszene ist wahrscheinlich auch schon zu behäbig und realitätsfern geworden.
Für mich ist Konsumverweigerung nicht die Antwort, sondern faire Löhne für alle, damit alle vernünftige Preise zahlen können.

Wenn man faire und anständige Löhne in der Gastronomie zahlen würde, könnten es sich die meisten eben nicht mehr leisten, dort zu essen. Das ist ja der Kernpunkt des ganzen Problemes. Wir entledigen uns der Aufgaben, die wir selbst nicht leisten wollen, in dem wir anderen Menschen sehr viel weniger dafür bezahlen, als wir selbst verlangen würden.

Und solange es keine fairen Löhne gibt, ist Konsumverzicht eben doch eine Alternative, weil ich nämlich nur dadurch, daß ich auf Konsum verzichte, verhindere, daß ich von der Ausbeutung von Menschen profitiere.

(12.02.2015 14:17)Renegat schrieb:  Die Billigheimer Kik, penny, aldi können doch nur deshalb so billig sein, weil sie auch schlechte Löhne zahlen, meist im Ausland.

Richtig. Deswegen gehe ich da konsequenterweise auch nicht einkaufen. Und habe deshalb auch kein Geld, am Sonntag Mittag zum Mittagessen ins Restaurant zu gehen.


(11.02.2015 14:24)Renegat schrieb:  Soll es vereinzelt auch heute noch geben. Läge Firma mit Kantine in der Nähe des Wohnortes oder wäre Kind in der Firmenkrippe/Hort wäre das gemeinsame Mittagessen von Kindern und Eltern in der Kantine möglich. Die Kinder würden die Kollegen kennenlernen und umgekehrt und schon wären die Welten ein Stückchen näher gerückt.

(11.02.2015 22:26)Bunbury schrieb:  Papa und Mama arbeiten also in der gleichen Firma? Und die kinderlosen Kollegen stören sich nicht an den Kindern?Wink
Da glaube ich eher an Teilzeitarbeit für Mama und Papa...

Meine Güte, ein bißchen Initiative und Mut gehört anfangs schon dazu, wenn man was ändern will. [/quote]

Die Frage ist, was man ändern will. Ich glaube nicht, daß es der Idealzustand ist, wenn das Kind seine Kindheit in der Firma von Mama oder Papa verbringt. Aber das ist wieder ein anderes Thema...

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13.02.2015, 12:06
Beitrag: #43
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Das Zitieren lasse ich diesmal und möchte die "richtige" Kindheit auch hier nicht diskutieren. Nur soviel, ich habe nicht davon gesprochen, dass Kinder dauerhaft mit an den Arbeitsplatz kommen, das ist wegen der Schulpflicht gar nicht möglich.
Aber hin und wieder mit den Eltern essen oder mal Hausaufgaben im Büro machen oder ein Bild für die Pinnwand malen, schafft familienfreundliche Atmosphäre. Hunde an den Arbeitsplatz mitzubringen und in den Pausen mit denen Gassi zu gehen, wird heute in vielen Firmen toleriert. Sie fungieren meist auch als verbindender Smalltalkansatz, als soziales Element, genau wie Bürobegrünung und freundliche Teeküchen.

Menschen arbeiten nun mal nicht wie Maschinen, sie brauchen kreative Pausen, 5-Minuten-Austausch über ein fachliches Problem, eine kurze andere Sicht und danach kann ein schwieriger Sachverhalt besser bearbeitet werden. Dafür stellen sie nach Feierabend auch nicht komplett das Denken ein, die besten Lösungen sind mir oft auf dem Heimweg eingefallen oder sogar zu Hause bei Routinearbeiten. Normalerweise sollte das Arbeitsfeld eines Mitarbeiters so organisiert sein, dass sich schwierige Aufgaben mit konzentrierter Denkarbeit, Routinen und kommunikative Aufgaben abwechseln.
Bei den klassischen Sachbearbeiterstellen war das die Regel, der Mitarbeiter konnte sich die Arbeit halbwegs so einteilen, wie es seinen persönlichen Stärken und Schwächen entsprach.
Heute werden diese Tätigkeiten in kleinste Teile zerpflückt, angelehnt an das Ford´sche Fließband, geht der Zusammenhang verloren. Jemand kann noch so kommunikationsstark sein, 8 Stunden freundliches Telefonieren in Call-Center-ähnlichen Strukturen sind nur schwer auszuhalten.

Edit zum Trinkgeld: Gibt es nicht immer noch die gute, alte 10%-Regel? Nicht im SB-Imbiss, das ist klar aber bei Friseur, Restaurant, Bringdienst usw.
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13.02.2015, 12:51
Beitrag: #44
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(13.02.2015 12:06)Renegat schrieb:  Das Zitieren lasse ich diesmal und möchte die "richtige" Kindheit auch hier nicht diskutieren. Nur soviel, ich habe nicht davon gesprochen, dass Kinder dauerhaft mit an den Arbeitsplatz kommen, das ist wegen der Schulpflicht gar nicht möglich.
Aber hin und wieder mit den Eltern essen oder mal Hausaufgaben im Büro machen oder ein Bild für die Pinnwand malen, schafft familienfreundliche Atmosphäre.

Das ist mit Sicherheit richtig, aber wegen der Zersplitterung der gesellschaft ( Mama und Papa arbeiten an unterscheidlichen Orten, die Schule ist wieder wo anders etc...)nur in Ausnahmefällen möglich.

(13.02.2015 12:06)Renegat schrieb:  Hunde an den Arbeitsplatz mitzubringen und in den Pausen mit denen Gassi zu gehen, wird heute in vielen Firmen toleriert. Sie fungieren meist auch als verbindender Smalltalkansatz, als soziales Element, genau wie Bürobegrünung und freundliche Teeküchen.

Ich bin mittlerweile zynsch genug zu glauben, daß Hunde in unserer Gesellschaft beliebter sind als Kinder- solange die Herrchen ihre Hinterlassenschaft entsorgen...

(13.02.2015 12:06)Renegat schrieb:  Menschen arbeiten nun mal nicht wie Maschinen, sie brauchen kreative Pausen, 5-Minuten-Austausch über ein fachliches Problem, eine kurze andere Sicht und danach kann ein schwieriger Sachverhalt besser bearbeitet werden. Dafür stellen sie nach Feierabend auch nicht komplett das Denken ein, die besten Lösungen sind mir oft auf dem Heimweg eingefallen oder sogar zu Hause bei Routinearbeiten. Normalerweise sollte das Arbeitsfeld eines Mitarbeiters so organisiert sein, dass sich schwierige Aufgaben mit konzentrierter Denkarbeit, Routinen und kommunikative Aufgaben abwechseln.
Bei den klassischen Sachbearbeiterstellen war das die Regel, der Mitarbeiter konnte sich die Arbeit halbwegs so einteilen, wie es seinen persönlichen Stärken und Schwächen entsprach.
Heute werden diese Tätigkeiten in kleinste Teile zerpflückt, angelehnt an das Ford´sche Fließband, geht der Zusammenhang verloren. Jemand kann noch so kommunikationsstark sein, 8 Stunden freundliches Telefonieren in Call-Center-ähnlichen Strukturen sind nur schwer auszuhalten.

Da sind wir wieder absolut einer Meinung. Hier zeigt sich definitiv, daß der Gewinnmaximierungsgedanke dem der menschlichen Bedürfnisbefriedigung entgegensteht. Den Gleichgewichtspunkt zu finden, ist die Herausforderung an die Arbeits- und Wirtschaftswissenschaftler der Zukunft- und hier muss viel erfolgen. Man gibt ja auch ein ungeheures Kreativitätspotential aus der Hand, wenn man Menschen so einsetzt...

(13.02.2015 12:06)Renegat schrieb:  Edit zum Trinkgeld: Gibt es nicht immer noch die gute, alte 10%-Regel? Nicht im SB-Imbiss, das ist klar aber bei Friseur, Restaurant, Bringdienst usw.
Die gerät anscheinend so langsam in Vergessenheit. Ich gebe zwar immer 10 %, aber ich habe es oft erlebt, daß gerade gut verdiendende Menschen bei 5,90 € eben nur auf 6,00 € aufrunden (oder kürzlich bei 24,80 auf 25.) In dem letzten Urlaub, den ich mit dem Ex der Kinder wegen noch gemeinsam verbracht habe, hatten wir eine Restaurantrechnung von 44,00 Pfund Sterling. Der Herr Ex hat 45,00 auf den Tisch gelegt und war der Meinung, das sei völlig ausreichend. Mir war es so peinlich, daß ich bei Weggehen noch eine 5 Pfund Note unter den Teller gelegt habe...
Ist leider kein Einzelfall- ich habe das in der letzten Zeit bei der einen oder anderen Gelegenheit beobachten können. Das nimmt zu.

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13.02.2015, 13:35
Beitrag: #45
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Das Trinkgeldthema würde ich gern auslagern, liebe Moderation. Es ist nur ein Nebenaspekt zum Thema Arbeitslosigkeit, wenn auch nicht unwichtig. Denn in der Gastronomie hilft es vielleicht dem Kellner oder dem Friseur aber nicht dem Koch oder dem Paketdienstfahrer.
Außerdem würden mich dazu die Meinungen anderer User interessieren.

Mit den anderen Punkten deiner Antwort und weiteren Punkten zum Thema muß ich mich erst gedanklich auseinandersetzen, Bunbury.
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13.02.2015, 14:42
Beitrag: #46
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(13.02.2015 13:35)Renegat schrieb:  Das Trinkgeldthema würde ich gern auslagern, liebe Moderation. Es ist nur ein Nebenaspekt zum Thema Arbeitslosigkeit, wenn auch nicht unwichtig. Denn in der Gastronomie hilft es vielleicht dem Kellner oder dem Friseur aber nicht dem Koch oder dem Paketdienstfahrer.
Außerdem würden mich dazu die Meinungen anderer User interessieren.

Muss mir die Diskussion nochmal genauer durchlesen, klingt jedoch insgesamt sehr interessant und vielseitig.

Also denke nicht das ihr die Moderation da braucht, sage ich als Treadersteller mal. Also ich finde das Thema "Trinkgeld" auch gar nicht mal so uninteressant, es ist aber durchaus vorstellbar das damit der Rahmen gesprengt wird. Wenn ihr wollte kann man (von mir aus ich) ja da einen eigenen Tread aufmachen.
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13.02.2015, 16:30
Beitrag: #47
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
ich weiß nicht, ob das notwendig ist. Gerade in den Bereichen, in denen Trinkgelder üblich sind, spart der Chef ganz gerne am Gehalt- mit dem Verweis auf die Trinkgelder.
Wenn die dann aber nicht in dem üblichen Rahmen fließen, ist das auch wieder schwieirg.

Vor kurzem hatte ich gerade mal wieder mit der Trinkgeldfrage zu tun, als wir beiM Mongolen waren. Zum Mongolen geht man wegen des Buffets. Und das Beste daran ist, daß man sich die rohen Zutaten auf den Teller packt und sie an der Brattheke braten läßt. Irgendwer bringt sie dann an den Tisch, im zweifelsfall immer eine andere der Kellnerinnen. Und meistens nicht die, die auch die Getränke gebracht hat. Wenn ich die Rechnung bezahle- wer bekommt dann das Trinkgeld?
Irgendwie glaube ich nicht, daß diejneige, die das Geld entgegen nimmt, auch diejenige ist, die es behalten darf...

Ich nehme an, auch solche Modelle tragen dazu bei, daß die Trinkgeldneigung nachläßt. Ist das Trinkgeld dann aber von vorneherein als fester Bestandteil des Einkommens gedacht, ist das letztendlich eine Lohnkürzung...

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14.02.2015, 11:24
Beitrag: #48
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Für mich ist Trinkgeld eine komplizierte Teilfrage.
Bei den klassischen Trinkgeldbranchen, Kellner und Friseure wurde es mit Sicherheit bei den Löhnen berücksichtigt. Friseure z.B. haben jetzt aber den Mindestlohn.
In der Gastronomie ist es nicht nur bei Buffetangeboten schwierig, die Köche und Küchenkräfte hatten immer schon das Nachsehen.
Deshalb wäre es viel übersichtlicher, die Trinkgelder mit allen Konsequenzen als festen Lohnbestandteil zu berechnen. In einigen Ländern muß das so sein, wo habe ich vergessen, ich erinnere mich an Speisekarten, wo das als "incl. Bedienung" ausgewiesen war. Rechtlich und steuerlich bewegt sich das Trinkgeld bei uns dagegen in einer Grauzone.

Andererseits bilden Trinkgelder die Kundenfrequenz und Servicequalität ab und sind ein nachvollziehbares Anreizsystem. Feste, höhere Löhne machen das Risiko für den oft kleinen Unternehmer noch höher, denn die kommen zu den Festkosten, wie Miete usw noch hinzu. Das Risiko leisten sich zunehmend ohnehin nur noch die großen Ketten, wie MacD usw, MacFriseure gibt´s doch auch schon.
Es ist ja nicht so, dass Kunden und Nutzer nicht bezahlen wollen. Die Preisgestaltung ist heutzutage nur schwierig zu durchschauen, so dass man sich leicht "über den Tisch gezogen fühlt". Inzwischen gibt es ja schon vereinzelt "Zahlen Sie, was Sie wollen"-Modelle oder bei geförderten Gemeinschaftsmodellen wird um Spenden gebeten.
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14.02.2015, 16:43
Beitrag: #49
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(14.02.2015 11:24)Renegat schrieb:  Für mich ist Trinkgeld eine komplizierte Teilfrage.
Bei den klassischen Trinkgeldbranchen, Kellner und Friseure wurde es mit Sicherheit bei den Löhnen berücksichtigt. Friseure z.B. haben jetzt aber den Mindestlohn.
In der Gastronomie ist es nicht nur bei Buffetangeboten schwierig, die Köche und Küchenkräfte hatten immer schon das Nachsehen.
Deshalb wäre es viel übersichtlicher, die Trinkgelder mit allen Konsequenzen als festen Lohnbestandteil zu berechnen. In einigen Ländern muß das so sein, wo habe ich vergessen, ich erinnere mich an Speisekarten, wo das als "incl. Bedienung" ausgewiesen war. Rechtlich und steuerlich bewegt sich das Trinkgeld bei uns dagegen in einer Grauzone.

Steuerlich eigentlich nicht. Trinkgelder sind als Einnahmen voll zu versteuern. Grau nur deshlb, weil es natürlich nicht zu kontrollieren ist...


(14.02.2015 11:24)Renegat schrieb:  Andererseits bilden Trinkgelder die Kundenfrequenz und Servicequalität ab und sind ein nachvollziehbares Anreizsystem.

Jein. So war es mit Sicherheit einmal- leider ist es das heute nicht mehr- und das hat etwas mit dem Mentalitätswandel zu tun, der sich leider immer mehr abzeichnet. Jemand, der bereit ist, die Leistung eines Kellners anzuerkennen, ist sicherlich auch bereit, für gute Leistung ein ordentliches Trinkgeld zu geben. Aber leider beobachte ich immer häufiger, daß es gut verdienende Menschen für selbstverständlich halten, von weniger gut verdienenden bedient zu werden. Für diese Menschen stellt dann guter Service keine zu entlohnende Tätigkeit dar, sondern eine Selbstverständlichkeit, für die sie ja mit dem Geld, das sie für bp. die Mahlzeit aufwenden schon bezahlt haben. Das geht auch nach dem Motto "Mir bezahlt meine Überstunden ja auch keiner... und Freundlichkeit wird von mir ja auch erwartet."


(14.02.2015 11:24)Renegat schrieb:  Feste, höhere Löhne machen das Risiko für den oft kleinen Unternehmer noch höher, denn die kommen zu den Festkosten, wie Miete usw noch hinzu.
Also, von den hiesigen Gastwirten weiß ich, daß sie ihren Festangestellten nur das bezahlen, was sie müssen. Keine hohen Löhne- mit Verweis auf die Trinkgelder. Und wenn man sich ansieht, wie einige der Herrschaften in den letzten Jahren expandiert haben, muss man auch ganz ehrlich sagen, daß es mit den Verdienstmöglichkeiten offenbar gar nicht so schlecht bestellt ist. Die Zahl der Festangestellten bei unserem Hauptgastronom vor Ort ist allerdings nicht sehr groß, dafür setzt er ein wahres Heer an 450,00 € Kräften ein.
Von daher haben die Unternehmen schon gewisse Gestaltungsspielräume. Andererseits geht es den Mitarbeitern sooo schlecht nun auch wieder nicht, wenn man sie seit Jahren sieht...Und wo die Mitarbeiter lange bleiben, kann es nicht allzuschlecht sein. es gibt da einige andere Etablissements, in denen die Mitarbeiter häufig wechseln...

(14.02.2015 11:24)Renegat schrieb:  Das Risiko leisten sich zunehmend ohnehin nur noch die großen Ketten, wie MacD usw, MacFriseure gibt´s doch auch schon.

Eigentlich zahlen die ja besonders schlecht, wie man hört...

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16.02.2015, 12:35
Beitrag: #50
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Können wir das Thema Trinkgeld damit abschließen, Bunbury. Die Zeiten in denen Trinkgeld eine gute Leistung belohnte, scheinen vorbei zu sein, das sehe ich ähnlich.
Ob wir es deshalb ganz abschaffen sollten, müsste man im Gesamtzusammenhang diskutieren. Dazu ist bei den hohen Arbeitslosenraten wohl nicht der richtige Platz.
Was du zuletzt über die unternehmerischen Gestaltungsspielräume geschrieben hast, Bunbury, bringt mich auf ein anderes Thema.
Die Undurchsichtigkeit von Strukturen, Steuerdschungel, Gesetzgebung, Fördermittel uvam. hat dazu geführt, dass inzwischen ein Heer von "Auskennern" einen teilweise gut bezahlten Arbeitsplatz gefunden hat, ohne etwas selbst zu produzieren oder zu verkaufen oder eine primäre Dienstleistung zu erbringen.
Ich meine die vielen Juristen, Steuer- und Anlageberater, Wirtschaftsberater, die alle irgendwie dadurch Geld verdienen, dass die Strukturen für Otto Normalbürger derart undurchsichtig geworden sind.
Wären sie das nicht, wären viele studierte Juristen, BWL-ler arbeitslos. Andererseits lähmen komplizierte Strukturen aber auch die echte Wirtschaft.
Dein Beispiel vom Heer von 450-€-Kräften könnte dafür ein Beispiel sein. Die Artenvielfalt bei den Arbeitsverhältnissen dient idR der Steuer- und Sozialabgabenminimierung und der Möglichkeit flexibel mit hire and fire unternehmerisch zu reagieren. Die soziale Minimalabsicherung wird mittels Hartz IV dem immer mehr verarmenden Staat überlassen.
Menschen mit Hartz IV oder anderen Minimaleinkommen fallen sowohl als Steuerzahler, als auch als Konsumenten weitgehend aus. Der Schritt in die Quasi-Selbstversorgung ist in D vielleicht noch weiter weg, in Griechenland könnte er bald erfolgen.
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16.02.2015, 19:13
Beitrag: #51
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Können wir das Thema Trinkgeld damit abschließen, Bunbury. Die Zeiten in denen Trinkgeld eine gute Leistung belohnte, scheinen vorbei zu sein, das sehe ich ähnlich.
Ob wir es deshalb ganz abschaffen sollten, müsste man im Gesamtzusammenhang diskutieren. Dazu ist bei den hohen Arbeitslosenraten wohl nicht der richtige Platz.

Wir können das Thema gerne abschließen. Abschaffen will ich es auch nicht. Es ist nur keine zuverlässige Größe mehr.

(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Was du zuletzt über die unternehmerischen Gestaltungsspielräume geschrieben hast, Bunbury, bringt mich auf ein anderes Thema.
Die Undurchsichtigkeit von Strukturen, Steuerdschungel, Gesetzgebung, Fördermittel uvam. hat dazu geführt, dass inzwischen ein Heer von "Auskennern" einen teilweise gut bezahlten Arbeitsplatz gefunden hat, ohne etwas selbst zu produzieren oder zu verkaufen oder eine primäre Dienstleistung zu erbringen.
Ich meine die vielen Juristen, Steuer- und Anlageberater, Wirtschaftsberater, die alle irgendwie dadurch Geld verdienen, dass die Strukturen für Otto Normalbürger derart undurchsichtig geworden sind.
Wären sie das nicht, wären viele studierte Juristen, BWL-ler arbeitslos.

Da hast du voll und ganz recht. Letztendlich dürfte hier- neben der Werbung- der größte unproduktive Kostenfaktor liegen, der viele Produkte und Dienstleistungen verteuert, ohne ihren Nutzen in irgendeiner Weise zu erhöhen.
Wenn man sich besipeilsweise ansieht, daß große Unternehmen ganze Heere von Anwälten und Steuerberatern nur dafür beschäftigen, um herauszufinden, wie man das Unternehmen in dem jeweiligen land gestalten muss, um möglichst wenig Steuern und Sozialabgaben sowie Löhne zahlen muss, ist es schon ganz schön dreist, daß diese Kosten dann wieder auf das Produkt umgelegt wird, der Endverbraucher dann also dafür bezahlt, daß die Unternehmen Steuern sparen, die der Verbraucher dann früher oder später in einer erhöhten mehrwertsteuer wiederfindet...



(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Andererseits lähmen komplizierte Strukturen aber auch die echte Wirtschaft.
Jein. Den mittelstämdischen und kleinen Betrieb sicherlich. Große, globale Unternehmen dagegen profitieren von solchen Strukturen.

(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Dein Beispiel vom Heer von 450-€-Kräften könnte dafür ein Beispiel sein. Die Artenvielfalt bei den Arbeitsverhältnissen dient idR der Steuer- und Sozialabgabenminimierung und der Möglichkeit flexibel mit hire and fire unternehmerisch zu reagieren. Die soziale Minimalabsicherung wird mittels Hartz IV dem immer mehr verarmenden Staat überlassen.
Menschen mit Hartz IV oder anderen Minimaleinkommen fallen sowohl als Steuerzahler, als auch als Konsumenten weitgehend aus. Der Schritt in die Quasi-Selbstversorgung ist in D vielleicht noch weiter weg, in Griechenland könnte er bald erfolgen.

Lassen wir Griechenland mal außen vor, das würde zuweit weg führen. Ansonsten gebe ich dir natürlich recht. Die Möglichkeit, auf 450 € Basis etwas dazuzuverdienen, ist für bestimmte Gruppen sicherlich attraktiv- für Studenten, die sich ihr Studium oder Schüler, die sich den Führerschein finanzieren wollen. Rentner, die gerne noch ein bißchen arbeiten wollen, oder auch Mütter, die nicht nur zu Hause herumsitzen wollen.
Für solche menschen war der 450 € Job ursprünglich mal gedacht. Mittlerweile müssen immer mehr regular arbeitende Arbeitnehmer einen 450,00 € Job annehmen, um über die Runden zu kommen. Oder reguläre Arbeitsverhältnisse werden in 450,00 € Jobs aufgespalten, weil seitens der Arbeitgeber jegliche soziale Verantwortung für die Mitarbeiter verloren geht...

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17.02.2015, 09:01
Beitrag: #52
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(13.02.2015 12:06)Renegat schrieb:  Bei den klassischen Sachbearbeiterstellen war das die Regel, der Mitarbeiter konnte sich die Arbeit halbwegs so einteilen, wie es seinen persönlichen Stärken und Schwächen entsprach.
Heute werden diese Tätigkeiten in kleinste Teile zerpflückt, angelehnt an das Ford´sche Fließband, geht der Zusammenhang verloren. Jemand kann noch so kommunikationsstark sein, 8 Stunden freundliches Telefonieren in Call-Center-ähnlichen Strukturen sind nur schwer auszuhalten.

Das der erwähnte "kreative Spielraum" in der Arbeitswelt immer mehr weichen muss, das sehe ich als großes Problem an. Keineswegs ist hier nur die Sachbearbeiterin betroffen. Es ist nicht so das der Verkäufer in der Obstabteilung eines Supermarkts die Chance hat sich, wenn er halbwegs geschickt ist zu verwirklichen. Nein, das muss streng nach vorgegebenen (wohl auf Basis irgendwelcher Studien aufgestellen) Regeln aufgebaut werden. Und das Wegfallen dieses Spielraums findet man in zahlreichen Bereichen. Immer mehr Vorgaben werden gemacht und sind einzuhalten - meist egal wie Sinnvoll sie sind.
Das schlägt sich natürlich wiederum auf die arbeitenden nieder. Desto mehr das er Handlungsspielraum eingeschränkt ist, desto weniger selbstverwirklichung und noch was: Die jeweilige Arbeitskraft wird dadurch umso leichter Ersetzbar.
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17.02.2015, 12:04
Beitrag: #53
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(17.02.2015 09:01)WDPG schrieb:  Das schlägt sich natürlich wiederum auf die arbeitenden nieder. Desto mehr das er Handlungsspielraum eingeschränkt ist, desto weniger selbstverwirklichung und noch was: Die jeweilige Arbeitskraft wird dadurch umso leichter Ersetzbar.

Letzteres ist wenig überraschend, sondern der tiefere Sinn.
Mensch als Arbeitskraft soll so arbeiten wie Maschine/Roboter/Computerprogramm, jedenfalls in der Masse.
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17.02.2015, 12:21
Beitrag: #54
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Was du zuletzt über die unternehmerischen Gestaltungsspielräume geschrieben hast, Bunbury, bringt mich auf ein anderes Thema.
Die Undurchsichtigkeit von Strukturen, Steuerdschungel, Gesetzgebung, Fördermittel uvam. hat dazu geführt, dass inzwischen ein Heer von "Auskennern" einen teilweise gut bezahlten Arbeitsplatz gefunden hat, ohne etwas selbst zu produzieren oder zu verkaufen oder eine primäre Dienstleistung zu erbringen.
Ich meine die vielen Juristen, Steuer- und Anlageberater, Wirtschaftsberater, die alle irgendwie dadurch Geld verdienen, dass die Strukturen für Otto Normalbürger derart undurchsichtig geworden sind.
Wären sie das nicht, wären viele studierte Juristen, BWL-ler arbeitslos.

(16.02.2015 19:13)Bunbury schrieb:  Da hast du voll und ganz recht. Letztendlich dürfte hier- neben der Werbung- der größte unproduktive Kostenfaktor liegen, der viele Produkte und Dienstleistungen verteuert, ohne ihren Nutzen in irgendeiner Weise zu erhöhen.
Wenn man sich besipeilsweise ansieht, daß große Unternehmen ganze Heere von Anwälten und Steuerberatern nur dafür beschäftigen, um herauszufinden, wie man das Unternehmen in dem jeweiligen land gestalten muss, um möglichst wenig Steuern und Sozialabgaben sowie Löhne zahlen muss, ist es schon ganz schön dreist, daß diese Kosten dann wieder auf das Produkt umgelegt wird, der Endverbraucher dann also dafür bezahlt, daß die Unternehmen Steuern sparen, die der Verbraucher dann früher oder später in einer erhöhten mehrwertsteuer wiederfindet...

Die großen Unternehmen bilden inoffizielle Oligopole, die Übergänge zu oligarchen Strukturen sind fließend - und wo führen die hin?



(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Andererseits lähmen komplizierte Strukturen aber auch die echte Wirtschaft.
(16.02.2015 19:13)Bunbury schrieb:  Jein. Den mittelstämdischen und kleinen Betrieb sicherlich.

Meist gehen Innovationen jedoch von diesen aus.

(16.02.2015 19:13)Bunbury schrieb:  Große, globale Unternehmen dagegen profitieren von solchen Strukturen.

Das stimmt - also Stillstand und warten auf "format C"?

Dabei muss ich doch wieder auf Griechenland zurückkommen und weiß wirklich nicht, was ich mir für Griechenland wünschen soll.
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17.02.2015, 15:51
Beitrag: #55
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(17.02.2015 12:21)Renegat schrieb:  Die großen Unternehmen bilden inoffizielle Oligopole, die Übergänge zu oligarchen Strukturen sind fließend - und wo führen die hin?
Weit eg von der Demokratie und der Chance des einzelnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, fürchte ich.



(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Andererseits lähmen komplizierte Strukturen aber auch die echte Wirtschaft.
Meist gehen Innovationen jedoch von diesen aus. [/quote]

Wenn man bedenkt, daß Innovationen vor allem dazu dienen sollen, das Leben des Menschen zu verbessern... Ja, es sind die kleinen und mittleständischen Unternehmen, in denen Entwicklung stattfindet- einfach weil sie noch ihre Marktnische finden oder halten müssen.
Bei den großen Konzernen zeigt hingegen ein Blick in die Bilanz, daß das Budget für Werbung in der Regel drei bis viermal so hoch ist wie für Forschung und Entwicklung. (Trifft im übrigen auch auf die Pharmabranche zu, die immer behauptet, neue Medikamente seien so teuer, weil die Entwicklungskosten so hoch seien....)


(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  
(16.02.2015 19:13)Bunbury schrieb:  Große, globale Unternehmen dagegen profitieren von solchen Strukturen.

Das stimmt - also Stillstand und warten auf "format C"?

Darauf will ich nicht warten. Und deshalb versuche ich, nicht mehr mitzuspielen...

(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Dabei muss ich doch wieder auf Griechenland zurückkommen und weiß wirklich nicht, was ich mir für Griechenland wünschen soll.

Komm sei ehrlich- wir wünschen uns doch insgeheim, daß Griechenland Deutschland mal tüchtig in den Hintern tritt und irgendwie einen eigenen Weg findet, aus dem Mist wieder raus zu kommen. Wink

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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17.02.2015, 15:53
Beitrag: #56
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(17.02.2015 09:01)WDPG schrieb:  Das der erwähnte "kreative Spielraum" in der Arbeitswelt immer mehr weichen muss, das sehe ich als großes Problem an. Keineswegs ist hier nur die Sachbearbeiterin betroffen. Es ist nicht so das der Verkäufer in der Obstabteilung eines Supermarkts die Chance hat sich, wenn er halbwegs geschickt ist zu verwirklichen. Nein, das muss streng nach vorgegebenen (wohl auf Basis irgendwelcher Studien aufgestellen) Regeln aufgebaut werden. Und das Wegfallen dieses Spielraums findet man in zahlreichen Bereichen. Immer mehr Vorgaben werden gemacht und sind einzuhalten - meist egal wie Sinnvoll sie sind.
Das schlägt sich natürlich wiederum auf die arbeitenden nieder. Desto mehr das er Handlungsspielraum eingeschränkt ist, desto weniger selbstverwirklichung und noch was: Die jeweilige Arbeitskraft wird dadurch umso leichter Ersetzbar.

Und der Mensch dadurch zunehmend seiner Individualität beraubt...
Und immer billiger, weil ja nichts mehr besonderes...

Tja, es wird Zeit, sich von der Illusion zu verabschieden, die Wirtschaft sei für den Menschen da. Auf 99 % der Bevölkerung der erde trifft das wohl nicht mehr zu...

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19.02.2015, 17:02
Beitrag: #57
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(16.02.2015 19:13)Bunbury schrieb:  
(16.02.2015 12:35)Renegat schrieb:  Dein Beispiel vom Heer von 450-€-Kräften könnte dafür ein Beispiel sein. Die Artenvielfalt bei den Arbeitsverhältnissen dient idR der Steuer- und Sozialabgabenminimierung und der Möglichkeit flexibel mit hire and fire unternehmerisch zu reagieren. Die soziale Minimalabsicherung wird mittels Hartz IV dem immer mehr verarmenden Staat überlassen.
Menschen mit Hartz IV oder anderen Minimaleinkommen fallen sowohl als Steuerzahler, als auch als Konsumenten weitgehend aus. Der Schritt in die Quasi-Selbstversorgung ist in D vielleicht noch weiter weg, in Griechenland könnte er bald erfolgen.
Lassen wir Griechenland mal außen vor, das würde zuweit weg führen. Ansonsten gebe ich dir natürlich recht. Die Möglichkeit, auf 450 € Basis etwas dazuzuverdienen, ist für bestimmte Gruppen sicherlich attraktiv- für Studenten, die sich ihr Studium oder Schüler, die sich den Führerschein finanzieren wollen. Rentner, die gerne noch ein bißchen arbeiten wollen, oder auch Mütter, die nicht nur zu Hause herumsitzen wollen.
Für solche menschen war der 450 € Job ursprünglich mal gedacht. Mittlerweile müssen immer mehr regular arbeitende Arbeitnehmer einen 450,00 € Job annehmen, um über die Runden zu kommen. Oder reguläre Arbeitsverhältnisse werden in 450,00 € Jobs aufgespalten, weil seitens der Arbeitgeber jegliche soziale Verantwortung für die Mitarbeiter verloren geht...
Das kan ich leide rnur bestätigen. Als ich meinen erste 450€ Job in einem Laden ergattert hatte lief nach ein paar Monaten der Vertrag eine rKollegin aus. Der Chef wollte ihn dann aber nicht verlängern, da ihm die Kollegin zu übergenau sei und nicht schnell genug arbeiten würde. Im gleichen Atemzug wurde ihr dann jedoch angeboten das Arbeistverhältnis auf 450€ Basis fortzusetzen. Wo dann natürlich die Frage Ihrerseits war, ob sie dann schneller arbeiten würde. Als ich dann später mit ihr mal darüber gesprochen habe meinte sie, dass es schon länger in dem Laden so sei und viele Vollzeitkräfte mit Zeitverträgen durch 450€ Kräfte ersetzt wurden.
Prinzipiell finde ich 450€ Jobs für bestimmte Gruppen gut. Allerdings kann es nicht sein, dass das auf Kosten der normalen Beschäftigten passiert und deren Stellen durch 450€ Stellen ersetzt werden.
Die Frage dabei ist nur, wie könnte dieser Missbrauch der 450€ Regel eingeschränkt werden.

@WDPG: Gibt es in Österreich einen Niedriglohnsektor wie in Deutschland??
Denn meiner Ansicht nach trägt der deutsche Niedriglohnsektor dazu bei, dass die Arbeitslosenquote in Deutschland niedrig ist.

(17.02.2015 15:51)Bunbury schrieb:  Komm sei ehrlich- wir wünschen uns doch insgeheim, daß Griechenland Deutschland mal tüchtig in den Hintern tritt und irgendwie einen eigenen Weg findet, aus dem Mist wieder raus zu kommen. Wink
Wie kannst du es wagen dich gegen Kaiserin Angela I. und ihren alternativlosen Kurs zur Rettung Europas aufzulehnen.WinkWinkBig GrinBig Grin
Aber es stimmt. Cih wünsche mir auch einen eigenen Weg für Griechenland. Weg von dem Sparen ist alternativlos Mantra. Die Frage ist nur, ob der Rest der Eurozone ihnen diese Möglichkeit gewähren wird.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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23.02.2015, 02:08
Beitrag: #58
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
Einen mit Deutschland vergleichbaren Niedriglohnsektor gibt es in Ö glücklicherweise nicht. Bei uns gibts sog. Kollektivverträge, die branchenspezifische Mindestlöhne garantieren.

MfG, Titus Feuerfuchs
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23.02.2015, 14:22
Beitrag: #59
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(23.02.2015 02:08)Titus Feuerfuchs schrieb:  Einen mit Deutschland vergleichbaren Niedriglohnsektor gibt es in Ö glücklicherweise nicht. Bei uns gibts sog. Kollektivverträge, die branchenspezifische Mindestlöhne garantieren.

Danke für deiner Erklärung, wollte eine ähnliche abgeben wunderte mich aber wieder mal darüber das es sowas in Deutschland scheinbar nicht gibt. Stimmt das so überhaupt?

Einen solchen Niedriglohnsektor gibt es zwar nicht, dennoch gibts Branchen wo ich finde das viel zu niedrig bezahlt wird, ganz typisch der Handel.
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24.02.2015, 01:53
Beitrag: #60
RE: Hohe Arbeitslosenrate:
(23.02.2015 14:22)WDPG schrieb:  
(23.02.2015 02:08)Titus Feuerfuchs schrieb:  Einen mit Deutschland vergleichbaren Niedriglohnsektor gibt es in Ö glücklicherweise nicht. Bei uns gibts sog. Kollektivverträge, die branchenspezifische Mindestlöhne garantieren.

Danke für deiner Erklärung, wollte eine ähnliche abgeben wunderte mich aber wieder mal darüber das es sowas in Deutschland scheinbar nicht gibt. Stimmt das so überhaupt?

Einen solchen Niedriglohnsektor gibt es zwar nicht, dennoch gibts Branchen wo ich finde das viel zu niedrig bezahlt wird, ganz typisch der Handel.

Die unsäglichen ein-Euro-Jobs gibt es in Ö jedenfalls nicht.

D hat das sozialpartnerschaftliche Modell Österreichs nicht. In einigen Branchen sind die Kollektivverträge in der Tat niedrig.

MfG, Titus Feuerfuchs
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