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Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
02.11.2017, 18:43
Beitrag: #1
Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
Das 2. deutsche Kaiserreich, seinem maßgeblichem Schöpfer nach auch Bismarck-Reich genannt, entstand in 3 Kriegen, wobei einer auch nach dem Reichsgedanken von 1871 ein "Innerdeutscher" Krieg war.
Die Hannoveraner, die Sachsen, die Hessen, die Baiern und die Württemberger hatten mehrheitlich durchaus Probleme mit dem "Bismarck-Reich". Auch im preußischen Rheinland gab es Vorbehalte gegen die Großpreußen in Berlin.
Wobei man sich in Berlin auch kräftig bemühte große Bevölkerungsteile auszugrenzen.
Sozialdemokraten ernannte man zu Reichsfeinden! Katholiken im Kulturkampf, der genau genommen bis 1945 ging! ebenso.

Das homogene Bild, das man sich nicht zuletzt durch den Weichzeichner der Geschichte vom 2. Deutschen Kaiserreich macht, trifft so zumindest für die längste Zeit seines Bestandes nicht zu!

Deshlab meine Frage: Was meinen die Mitstreiter, wann kam der Deutsche mehrheitlich im Kaiserreich an?

im Januar 1871?
im 3 Kaiserjahr 1888?
1890? Sozialversicherung -
im August 1914?
oder erst in Versailles im Juni 1919?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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02.11.2017, 20:15
Beitrag: #2
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
Ab 1890/1900. Als Grund vermute ich, dass ein bis dato nicht gekannter Wohlstand erreicht wurde. Es gab weniger Auswanderungen als in den 1880er Jahren, eine junge zahlenmäßig starke Generation ist nachgewachsen ...

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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05.11.2017, 22:18
Beitrag: #3
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
Ich glaube, das geschah gleich 1871. Immerhin waren sich mal alle einig gewesen und hatten "jejen den jemeinsamen Erbfeind den Krieg jewonnen", wenn auch ohne Österreich. Auf so eine Nachricht warteten die Deutschpatrioten doch schon seit 2 Generationen, nach der Enttäuschung durch den Wiener Kongress.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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05.11.2017, 22:30
Beitrag: #4
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
Ich denke auch, dass da nach Bevölkerungsgruppen unterschieden werden muss.

Bei Tenfelde/Ritter "Der Arbeiter im Kaiserreich" fand ich, dass da ca. 1905/08 die Integration weitgehend vollzogen war, als die Löhne zunehmend stiegen und das Existenzminimum überschritten hatten.

Zu den Katholiken habe ich noch nichts gefunden.

Zu den Polen ist zu lesen, dass die mit Preußen kein Problem gehabt hätten, mit dem "Deutschen Reich" aber sehr wohl.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.11.2017, 21:02
Beitrag: #5
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
(06.11.2017 19:56)Köbis17 schrieb:  
(05.11.2017 22:18)Arkona schrieb:  Ich glaube, das geschah gleich 1871. Immerhin waren sich mal alle einig gewesen und hatten "jejen den jemeinsamen Erbfeind den Krieg jewonnen", wenn auch ohne Österreich. Auf so eine Nachricht warteten die Deutschpatrioten doch schon seit 2 Generationen, nach der Enttäuschung durch den Wiener Kongress.

Welches Deutschland oder welche Region innerhalb des Deutschen Staatenbundes nach 1815 meinst du?
Immerhin haben wir einige wichtige Höhepunkte bis zu erstarken des deutschen Nationalismus innerhalb und außerhalb der deutschen Kleinstaaten, die sich nicht einmal nach der Revolution 1848/49 zu einem Staat formieren liesen ... oder meinst du Hass und Angst projektiert auf einen Gegner, der dafür verantwortlich gemacht werden kann (Frankreich) überdauert auch die Jahrzehnte?


Hass und Angst.....
Hass nein, Angst ja.
Die Süddeutschen in Summe waren 1870 nur durch die Angst vor neuen französischen "Kriegereien" an die Seite Preußens zu bringen.
Mit dem Ende des Deutschen Bundes waren die ja in einem Machtvakuum angekommen, das sich gar mancher Depp in Frankreich zu nutze machen wollte. Nicht nur Napoleon III,
Die Rheingrenze war die große Sehnsucht in den Gauen Galliens.
Und Bismarck rieb sich die Hände.

Ab der Mitte des 30jährigen Krieges bis 1870 litt Süddeutschland ständig entweder unter Kriegszügen Frankreichs oder irgendwelchen Bedrohungen. Hier liegt der tiefere Grund für die Annexion von Elsass-Lothringen - Vorfeld zur Grenzsicherung

Wobei man hier klipp und klar sagen muss, dass von Hass keine Rede war. Auch dieser ist eine "Errungenschaft des 20. Jahrhunderts"
Man handelte miteinander, die Wirtschaft und "Forschung" provitierte gegenseitig, in vielen Handwerken war es unabdingbar, dass ein Teil der Walz in Frankreich verbracht wurde, denn damals steppte dort der Bär, wurde dort Wissen und Können vermittelt.
Erbfeindschaft vor 1914?
nö, ist nicht

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.11.2017, 21:57
Beitrag: #6
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
@Suebe, hast du nicht mal selbst vor Jahren geschrieben, dass die Schwarzwaldbauern bei jeder politischen Krise im 19.Jh. ihre Sensen umschmiedeten und auf die "Welschen" warteten...

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07.11.2017, 12:27
Beitrag: #7
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
(06.11.2017 21:57)Arkona schrieb:  @Suebe, hast du nicht mal selbst vor Jahren geschrieben, dass die Schwarzwaldbauern bei jeder politischen Krise im 19.Jh. ihre Sensen umschmiedeten und auf die "Welschen" warteten...

Du spielst auf den "Franzosensamstag" im März 1848 an.
Horden von Revolutionstruppen wurden gemeldet, die das Tal der Dreisam und der Kinzig hochzogen, alle möglichen Städtlein sollten schon brennen....
Ein andermal mehr dazu. Smile

Des Rätsels Lösung kannst du in Segurs "Russlandfeldzug" nachlesen (die Napoleonzeit liegt dir doch Thumbs_up)
als die franz. Armee durch Ostfrankreich marschierte, jubelten allüberall die Menschen. Und Segur filosofiert darüber, dass überhaupt in Ostfrankreich die Zustimmung zu Napoleon pp viel größer war wie im übrigen Frankreich. "Denn durch Ostfrankreich floss der Reichtum ganz Europas nach Frankreich) Zitat Segur

Denn dieser "Reichtum der da bei allen möglichen Kriegszügen nach Frankreich floß" war da zuvor in Mainz, Würzburg, Heidelberg im Schwarzwald und auf der Alb geraubt worden
dass da bei den Gedanken an neue staatlich französische Raubzüge, pardon Kriegszüge, kein Jubel aufkam wird keinen weiter wundern.

Aber Hass, wie er von 1914 bis 1958 zweifellos herrschte, westlich und östlich der Grenze,
gab es bis 1914 keinen!

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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07.11.2017, 15:59
Beitrag: #8
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
(02.11.2017 18:43)Suebe schrieb:  Deshlab meine Frage: Was meinen die Mitstreiter, wann kam der Deutsche mehrheitlich im Kaiserreich an?

Bismarck verfuhr da sehr geschickt. Bis zum Deutschen Krieg 1866 war besonders Süddeutschland nicht gut auf die Preußen zu sprechen, die Noddeutschland hegemonial beherrschten. Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes nach 1866 vertiefte sich die Spaltung zwischen Nord und Süd. Nachdem der Deutsche Bund 1866 aufgelöst worden war, hatten die süddeutschen Staaten zudem keine militärische Garantie mehr. Sie wären einem Angriff Frankreichs schutzlos ausgeliefert gewesen. Außerdem vereinheitlichten sie ein Stück weit ihre Militärverfassungen untereinander.

Erst der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 führte zu einer patriotischen Woge und Verbrüderung ganz Deutschlands, das nun gegen den gemeinsamen "Erbfeind" Frankreich zusammenstand. Der Sieg in diesem Krieg und der nachfolgende wirtschaftliche Gründerboom verwischten die einstigen Grenzen zwischen Bundesländern und Bevölkerung. Somit ist die Reichsgründung von 1871 noch immer der Startschuss für ein national geeintes Deutschland unter der preußischen Kaiserkrone.

Die verunglückte Deutsche Revolution von 1848/49 wirkte sich hingegen wenig nachhaltig auf Deutschlands nationale Einheit ein. Es gab zu viele Interessengruppen, zu viele unterschiedliche Vorstellungen für ein geeintes Deutschland. Die auf 1849 folgende Restauration ließ die missglückte Revolution im Nebel der Geschichte versinken.
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07.11.2017, 16:13
Beitrag: #9
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
Das ist freilich der Startschuss, aber wann wurde die Ziellinie überschritten?

Man brach in Süddeutschland in helle Begeisterung darüber aus, dass die Franzosen nun auch mal ihre "eigene Medizin" einnehmen mussten.
Aber, dass Preußisch Berlin die Kröte war, die man dafür schlucken musste, fand durchaus nicht einhellige Zustimmung.
Mittnacht, der württ. Ministerpräsident hat noch Ende der 1880er Jahre Bismarck gegenüber geäußert, dass der Bund "Deutsches Kaiserreich" sMn durchaus auch wieder aufzulösen wäre.
Adenauer noch in den 40er Jahren Briten gegenüber geäußert, warum sie den Preußen die Rheinlande (1815) gegeben hätten, statt die Sachsen.
Im übrigen erinnere ich daran, dass noch lange die "Welfen" ein Direktmandat im Bundestag innehatten.
maW, die Deutschen sind zu erheblich unterschiedlichen Zeiten im Kaiserreich angekommen, keineswegs gleichgeschaltet ab 1871 hinter SM Willem I+II dreingetrottet.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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07.11.2017, 16:28
Beitrag: #10
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
(07.11.2017 16:13)Suebe schrieb:  Das ist freilich der Startschuss, aber wann wurde die Ziellinie überschritten?

Mit der Reichsgründung war die Ziellinie überschritten. Niemand vermag jedoch exakte Zeitpunkte zu nennen, denn die Einheit war ein mentaler Prozess innerhalb eines zeitlichen Korridors.

Gewisse Animositäten zwischen einzelnen Volksgruppen - so wie zwischen den Saupreißn und Bayern - heben die nationale Einheit nicht auf. Das findet man noch heutzutage und vermutlich in alle Zukunft.
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17.11.2017, 00:10
Beitrag: #11
RE: Ab wann kam der Deutsche im 2. Kaiserreich an?
Am Sonntag bin ich zufällig an ein Buch geraten, das Teilaspekte zu diesem Fragenkomplex unter sehr sehr regionalen Gesichtspunkten betrachtet.

Wolfgang Ludwig A. Hermann "Ich bin nun Preuße - mögt ihr meine Farben" Untertitel: Die Hohenzollern auf dem Weg von aufmüpfigen Untertanen zu preußischen Jubelpatrioten.
Disclaimer: Mit "die Hohenzollern" sind in dem Fall die Bewohner der beiden südd. Fürstentümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen gemeint. Nicht die Fürstenhäuser!!
Wobei sich der Autor hauptsächlich mit der einstigen Grafschaft Haigerloch und der 1805 Hzl-Sigmaringisch gewordenen Herrrschaft Glatt befasst. Hzl-Sig. war in Sigmaringen Habsburgischer-Lehnsherr, reichsunmittelbar war man lediglich für die kleine ererbte Grafschaft Haigerloch.
Genug der Vorrede.

Man war 1849 von der Berlin-Preußischen inBesitznahme alles andere als erbaut. Wobei dies direkt als militärische Besetzung erfolgte durch Truppen die von den Interventionstruppen in Baden nach dem kriegerischen Erfolg dort abgezweigt wurden.
Die in dem Fall ebenfalls von den beiden Landesherren gerufen wurden.
Mehr dazu ein ander Mal.

Jedenfalls waren die Voraussetzungen nicht unbedingt günstig. Gepunktet hat die preußische Verwaltung dann aber mit ihrem gesetzmäßigen Verhalten. Man war Serenesimi-Duodez-Verhalten gewohnt, frei nach der Devise "Was geht mich mein Saudummes Geschwätz von gestern an?" und wurde nun regiert unter dem Wahlspruch "Üb immer Treu und Redlichkeit"

Fortsetzung folgt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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