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Die Geschichte der Halbinsel Krim:
12.10.2012, 11:50
Beitrag: #1
Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Hier werde ich eine Serie über die Geschichte der Halbinsel Krim schreiben. Auf dem ersten Blick erscheint das Thema wohl vielen als sehr unbekannt, handelt es sich ja irgendwie doch um nur eine Halbinsel, ein Stückchen weit weg im Schwarzen Meer. Auf dem 2. Blick zeigt sich jedoch das die Geschichte der Halbinsel Krim (und ihres Umlandes) durchaus Ereignisse aufzuweisen hat, die im Zusammenhang mit der Weltgeschichte stehen. Außerdem wird die Serie immer wieder einen Teil der Geschichte des interessanten Schwarzmeerraumes zeigen.

Ich habe mir zum Ziel genommen hier nicht irgendwelche Artikel runterzuschreiben und so eine billige Wikepediakopie zu veranstalten, sondern einen Blick auf weitere Zusammenhänge – die, die Krim betreffen zu geben. Hoffe es gelingt mir. Ergänzungen, Antworten, Diskussionen usw. sind natürlich erwünscht. Neben der Geschichte der Halbinsel möchte ich auch in dem einen oder anderen Exkurs vom Thema abschweifen um so die Zusammenhänge besser darzustellen.

Hoffe die Serie stößt auf Interesse.
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12.10.2012, 11:54
Beitrag: #2
Hinweis zur Serie:
Ich habe schon mal geschrieben, das mich so Bereiche der Geschichte die nicht jeder kennt (man könnte sie Randbereiche nennen) oft sehr faszinieren und interessieren. Solche „Randbereiche“ haben jedoch oft auch den Nachteil das es gar nicht so viele Bücher usw. darüber gibt und daher das eine oder andere im unklaren bleibt.
Das wird auch bei der folgenden Serie so sein. Werde darauf hinweisen, wenn ich was selbst nicht so genau weiß, verschiedene Angaben gefunden habe oder auch gar keine Angaben darüber. Der Vorteil eines Forums für Geschichte ist das vielleicht andere User über diesen oder jenen Teil mehr wissen. In diesem Fall freue ich mich natürlich über Ergänzungen oder Ausbesserungen eurerseits.
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12.10.2012, 19:30
Beitrag: #3
Die Frühzeit:
Geografische Lage: Möchte hier mal einen kurzen Überblick über die geografische Lage und Situation der Halbinsel schaffen. Die Krim liegt ganz im Süden der Ukraine und ist von 2 Seiten Umgeben vom Schwarzen Meer, im Nordosten liegt das Asowsche Meer. Möchte man vom Schwarzen Meer in dieses einfahren, muss man durch die sogenannte Straße von Kertsch, die auf der westlichen Seite eben auch an der Krim vorbeiführt.
Die Halbinsel selbst hat ungefähr eine Fläche von etwas mehr als 26.000 km². Vor allem der südliche Teil der Halbinsel weißt Gebirgszüge auf, auf dem Großteil der Krim (im Norden) herrscht eine Steppenlandschaft vor (wohl ein Grund warum sich, wie wir noch sehen werden zahlreiche Reitervölker hier ansiedelten). Auf den Halbinseln die aus der Krim herausragen ist eine Hügellandschaft zu finden. 150 Flüsse und Bäche existieren auf der Krim, doch die meisten sind nur über einen kurzen Zeitraum des Jahres vorhanden, weshalb Wasserknappheit hier ein wichtiges Thema ist. Die meisten Städte der Halbinsel (auf einige werden wir im Zuge der Geschichte der Krim noch stoßen) befinden sich im Süden am Schwarzen Meer. Auch im Norde ist die Krim vom Festland durch ein Gewässer, dem sogenannten Faulen Meer (Sivasch) abgetrennt. Bei diesem Gewässer handelt es sich um ein flaches Meeresbecken, das vom Asowschen Meer abgetrennt ist. Nur ein paar Dämme und eine Schmale Landbrücke, sorgen also dafür das die Krim eine Halbinsel und keine Insel ist.
Die unterschiedlichen Landschaften der Krimhalbinsel sind auch ein Grund warum sie im Laufe der Geschichte oft in Nord und Süd geteilt war, wie wir noch sehen werden.

Frühzeit: Die Halbinsel Krim war schon extrem früh besiedelt, Spuren von Neandertalern wurden hier gefunden. Auch der Homo Sapiens siedelte recht bald auf der Krim, begonnen wurde die Besiedlung eher in der gebirgigen Gegend, später zog sie sich auch in die Steppenlandschaft des Nordens. Ein bedeutender Fundort aus der Frühzeit der Besiedlung der Krim ist die Höhle von Kiik-Koba, nicht allzu weit weg von der Hauptstadt Simferopol. Leider habe ich über diese Höhle noch nicht allzu viel gefunden, es dürfte aber ein bekannter Fundort bezüglich der Neandertaler sein (Links oder genauere Angabe von eurer Seite sind natürlich erwünscht). Beachtet man das Territorium wundert es einem nicht das in dieser Gegend lange Zeit eine nomadische Lebensweise herrschte. Im 3. Jahrtausend v. Chr. wurden auf der Krim Töpferwahren hergestellt sowie Kupfer und Bronzewerkzeuge benutzt. Auch einige Hügelgräber aus dieser Zeit konnten gefunden werden. Im 1. Jahrtausend v. Chr. brach in dieser Gegend die Eisenzeit an.

Die Taurer: Das erste bekannte Volk das auf der Krim lebte waren die Taurer, diese sind uns vor allem von griechischen Autoren bekannt. Das Wissen über dieses Hirtenvolk ist stark begrenzt. Bei den antiken Autoren wird ein legendärer König namens Thoas erwähnt, ob es ihn wirklich gab ist wohl nicht bekannt (ich persönlich vermute eher nicht). Verdrängt wurde das relativ unbekannte Volk, das vor allem in der südlichen Gebirgsgegend gesiedelt haben soll von den Kimmerern.
Wann die Taurer endgültig ihre Macht verloren dürfte nicht ganz gesichert sein, anscheinend gab es später auch noch Kämpfe zwischen Griechischen Besiedlern und ihnen (bin mir da nicht ganz sicher ob es sich um die Kimmerer handelt, die einfach nach der Gegend benannt wurden, oder ob sich die Taurer tatsächlich im Süden noch gehalten haben).

Die Kimmerer: Die Kimmerer siedelten ca. 400 Jahre auf der Halbinsel Krim, hier möchte ich kurz versuchen die Gesamtgeschichte dieses Volkes darzustellen. Die Kimmerer dürften Indogermanischen Ursprungs gewesen sein. Betrachtet man die Geschichte dieses Volkes bekommt man den Eindruck das die Gegend zwischen Kaukasus und Straße von Kerch eine Art Urheimat gewesen ist. Auch die Krim besiedelten die Kimmerer schon sehr bald. Die meisten Funde auf der Halbinsel stammen aus der Zeit zwischen 950 v. Chr. und 800 v. Chr. Schließlich wurden die Kimmerer durch die Skythen (zu denen ich später noch kommen werde) verdrängt. Sie (die Kimmerer) zogen über den Kaukasus, waren hier an der Zerstörung des Königreichs Kolcha beteiligt und gründeten scheinbar auch kleinere (wohl eher kurzlebige) Reiche. Nach ihrem Zug über den Kaukasus spielten die Kimmerer auch in der Geschichte einiger anderer Gebiete und Reiche eine bedeutende Rolle. Sie zerstörten z.B. das Reich der Phryger in Anatolien und waren hier auch einige Zeit lang die führende Macht, bis es den Lydern im Bündnis mit den Assyrern gelang sie zu besiegen. Auch auf die Geschichte des Reichs von Uratu hatten die Kimmerer großen Einfluss, sie sollen mit zahlreichen Einfällen das Reich stark geschwächt haben.
Was die Krim betrifft so dürften es die Kimmerer gewesen sein die, die Reiterei auf die Halbinsel brachten und sie entwickelten die Metallverarbeitung auf der Krim weiter.

Fortsetzung folgt……
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13.10.2012, 23:40
Beitrag: #4
Von den Skythen bis Pontos:
(12.10.2012 19:30)WDPG schrieb:  ......
Was die Krim betrifft so dürften es die Kimmerer gewesen sein die, die Reiterei auf die Halbinsel brachten und sie entwickelten die Metallverarbeitung auf der Krim weiter.

Fortsetzung folgt……

Skythen: Bei der Zeit der Skythen muss ich ehrlich zugeben, sehr gut informiert bin ich nicht. Habe mehrere Bücher und Internetseiten durchsucht und nicht wirklich einen eindeutigen Faden gefunden. Schreibe mal eine Zusammenfassung von dem was ich gefunden habe. Die Skythen waren es also die, die Kimmerier auf der Krim verdrängten. Reste dieser Völkerschaft dürfte es auf der Krim noch gegeben haben, sie waren jedoch Untertanen der Skythen. Die Herkunft der Skythen dürfte nicht ganz klar sein, manchmal liest man von einer Verwandtschaft mit den Persern, manchmal das ihre Ursprünge in der Steppe Asiens lag. Im nördlichen Schwarzmeerraum soll sich ein Skythisches Großreich gegeben haben, die Krim wurde ein wichtiges Zentrum von diesem Reich. Immerhin war Neapolis eine der wichtigsten Städte, wenn nicht sogar eine Hauptstadt des weit ausgedehnten Skythenreichs. Dieses soll sich zwischen Asowisches Meer und Donau erstreckt haben und ging weit vom Schwarzen Meer bis nach Norden. Die Skythen lebten nomadisch, hatten aber auch Städte.
Ich wollte mehr über dieses Großreich der Skythen recherchieren, fand aber gar nichts, was mich auf die Frage bringt. Gab es dieses überhaupt?

Nun wird es wieder klarer, als die Skythen immer mehr von den Sarmaten verdrängt wurden, wurde die Krim zu einem ihrer bedeutendsten Rückzugsgebiete. Hauptstadt dieses Reichs war Neapolis, dieses lag in der Gegend des heutigen Simferopol (heute Hauptstadt der Krim) und dürfte eine beachtliche Stadt gewesen sein. Geschützt war sie von mächtigen Mauern, aber auch ein Hauptplatz existierte. Insgesamt war Neapolis nicht nur die Hauptstadt der Gegend, sondern ein wichtiger Handelsplatz.

Griechenstädte: Ungefähr in der Zeit in der die Skythen die Krim zu besiedeln begonnen haben, begannen auch die Griechen damit hier Handelskolonien aufzubauen und zwar vor allem in der Gegend des Schwarzen Meeres im Süden der Halbinsel. Zahlreiche der heutigen Städte wie Chersones (von dem ich noch viel berichten werde, das heute aber keine Stadt, sondern nur noch ein Freilichtmuseum ist), Feodossija und auch Sevastopol gehen auf die Griechen zurück. Die bedeutendste der griechischen Kolonien war aber die Stadt Pantikapaion (heute liegt dort die Stadt Kertsch). Grundsätzlich war jeder der griechischen Kolonien eigenständig, wohl ähnlich der griechischen Stadtstaaten.

Es gab jedoch auch immer wieder Zusammenschlüsse von Griechenstädte, ein ganz bedeutender ist die 480 v. Chr. entstandene Bosporanische Reich mit dem Zentrum Pantikapaion. Dieses Reich umfasste die Halbinsel von Kertsch die Halbinsel von Taman und das Gebiet das ans Asowische Meer angrenzt. Dieses Reich war eine sehr wichtige Handelsdrehscheibe. Gehandelt wurde mit den Skythen der Halbinsel und über den Seeweg. „Handelsgüter“ waren Wein, Getreide, von den Skythen gelieferte Sklaven usw. Ein weiteres sehr interessantes Staatsgebilde war die Republik von Chersones, ein von Sklaven gegründeter Staat, der später jedoch ins Bosporanische Reich eingegliedert wurde.

Knapp vor dem Untergang: Die Soldaten des Bosporanischen Reichs waren Söldner aus verschiedenen Völkerschaften, als sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte, war es auch schwerer die Wehrfähigkeit des Reichs aufrecht zu erhalten. Dieses wurde immer wieder von den Skythen bedrängt und schließlich sah der König des Reichs Pairisades V gezwungen Hilfe aus dem Ausland zu holen. Er dankte zugunsten von Mithridates VI von Pontos ab, der dafür seinem Reich helfen sollte. Doch das löste einen Aufstand aus unter anderem auch von der Skythischen Bevölkerung, der Sklave Saumakos setzte sich an die Spitze des Aufstandes, diesem fiel Pairisades V schließlich zum Opfer. Schließlich schlug Mithridates VI von Pontos den Aufstand nieder, das Bosporanische Reich war gerettet worden, verlor aber seine Unabhängigkeit.

Fortsetzung folgt……………..
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14.10.2012, 09:29
Beitrag: #5
RE: Die Frühzeit:
(12.10.2012 19:30)WDPG schrieb:  Leider habe ich über diese Höhle noch nicht allzu viel gefunden, es dürfte aber ein bekannter Fundort bezüglich der Neandertaler sein (Links oder genauere Angabe von eurer Seite sind natürlich erwünscht).

Leider alles auf Englisch:
http://www.drummingnet.com/alekseev/ChapterIII.html (Kapitel "Mousterian Sites in Eurasia")
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18357583/
Schon 1924 wurden in Kiik Koba von Gleb Bonch-Osmolovskii ein jugendliches und ein adultes Neandertaler-Skelett ausgegraben. (http://www.boneandstone.com/neandertal/n...ions.html)

VG
Christian
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14.10.2012, 09:34
Beitrag: #6
RE: Von den Skythen bis Pontos:
(13.10.2012 23:40)WDPG schrieb:  Ich wollte mehr über dieses Großreich der Skythen recherchieren, fand aber gar nichts, was mich auf die Frage bringt. Gab es dieses überhaupt?

Wenn, dann dürfte es kurzlebig gewesen sein. Vieles, was wir von den Griechen über die Skythen "wissen", stammt vom Hörensagen der griechischen Autoren, für die die Skythen immer "die" Barbaren gewesen sind. Da es viele andere "barbarische" Völker auch zum Großreich schafften und die Griechen wussten, dass die Skythen weit im Bereich nördlich des Schwarzen Meeres verbreitet waren (in drei Stämmen, von denen zwei hauptsächlich von Landwirtschaft lebten), konstruierten die griechischen Autoren vielleicht nur ein Großreich, wobei ein griechischer Autor (Herodot!) ausreicht. Die anderen schrieben dann von diesem ab.

VG
Christian
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14.10.2012, 10:49
Beitrag: #7
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Danke für die sehr wertvollen Ergänzungen und die Links (ich weiß nicht wieso, denn in anderen Bereichen bin ich schon drauf gekommen im englischsprachigen zu suchen, hier nicht).
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17.10.2012, 13:02
Beitrag: #8
Pontos und das Bosporanische Reich als Klientelstaat Roms:
(13.10.2012 23:40)WDPG schrieb:  Knapp vor dem Untergang: Die Soldaten des Bosporanischen Reichs waren Söldner aus verschiedenen Völkerschaften, als sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte, war es auch schwerer die Wehrfähigkeit des Reichs aufrecht zu erhalten. Dieses wurde immer wieder von den Skythen bedrängt und schließlich sah der König des Reichs Pairisades V gezwungen Hilfe aus dem Ausland zu holen. Er dankte zugunsten von Mithridates VI von Pontos ab, der dafür seinem Reich helfen sollte. Doch das löste einen Aufstand aus unter anderem auch von der Skythischen Bevölkerung, der Sklave Saumakos setzte sich an die Spitze des Aufstandes, diesem fiel Pairisades V schließlich zum Opfer. Schließlich schlug Mithridates VI von Pontos den Aufstand nieder, das Bosporanische Reich war gerettet worden, verlor aber seine Unabhängigkeit.

Fortsetzung folgt……………..

Pontos: König Mithridates VI herrschte über ein respektables Großreich, bestehend aus weiten Teilen Nordanatoliens und nun eben auch der Krim. Inwiefern auch die skythischen Gebiete auf der Krim zum Reich des Mithridates VI gehörten, ist mir nicht ganz klar. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie alleine schon wegen enger Handelsverflechtungen in einer gewissen Abhängigkeit waren.
Mithridates VI hatte das Ziel aus Pontos ein hellenistisches Großreich zu machen. Seine Pläne brachten ihn in Konflikt mit dem Römischen Reich und führte zu 3 Kriegen (auf diese möchte ich später noch genauer eingehen). Die Krim wurde von Mithridates bei diesen Kriegen als Zufluchtsort verwendet. Als Pompeius schließlich Pontos zur Provinz machte blieb ihm nur noch die Krim.

Das Bosporanische Reich als Klientelstaat Roms: Pharnakes II hatte zur Zeit des 3. Krieges zwischen Rom und Pontos die Verwaltung über die Krim über. Seinem Vater Mithridates VI blieb nach der Niederlage gegen Rom nur noch die Krim über. Pharnakes II zwang seinen Vater schließlich zum Selbstmord, seine Leiche lieferte er an Pompeius aus. Dafür wurde er von diesem als Herrscher über Bosporanische Reich (Krim) anerkannt. Doch es dauerte nicht lange da nutzte Pharnakes II innere Konflikte im Römischen Reich um einen Rückeroberungsversuch zu unternehmen. Es gelang ihm dabei Oberbefehlshaber Gnaeus Domitius Calvinus zu besiegen. Unter der römischen Bevölkerung der Gegend richtete Pharnakes II Gräueltaten an, als jedoch Julius Cäsar gegen ihn zog, zeigt er sich schnell verhandlungsbereit. Doch Cäsar lehnte ab und besiegte ihn bei der Schlacht bei Zela vernichtend. Diese Schlacht erreichte weltgeschichtliche Bekanntheit, genauer gesagt die berühmte Aussage Vini vidi vici (ich kam, ich sah, ich siegte) die Cäsar im Zusammenhang mit seinem Sieg gemacht hatte. Pharnakes II dürfte später sogar noch in die Gefangenschaft (oder zumindest stark in Bedrängnis) von Domitius Calvinus gekommen sein. Er wurde aber frei gelassen und zog sich wieder auf die Krim zurück.

Doch auch dieses Gebiet hatte er schon verloren. Er setzte Asandros (über dessen Vorzeit ist kaum was bekannt) als Statthalter auf der Krim ein, als er nach Kleinasien zog, dieser rebellierte aber gegen ihn, schon vor der Niederlage bei Zela. Als Pharnakes II von seinem missglückten Kriegszug zurückkehrte fiel er schließlich Asandros zum Opfer. Asandros heiratete Dynamis die Tochter von Pharnakes II und legitimierte so seine Herrschaft. Diese dauerte relativ lang und war halbwegs erfolgreich. Es gelang ihm z.B. einen von Rom entsandten Usurpator zu schlagen. Die Völker des Nordens versuchte er mit Hilfe eine Schutzwalls abzuwehren. Erst im hohen Alter starb Asandros, nachdem er von einem Thronkonkurrenten geschlagen wurde.

Dieser gab sich als ein Enkel von Mithridates VI aus, konnte sich aber nicht lange halten. Er wurde von der eigenen Bevölkerung gestürzt, die sich erhoffte endlich wieder von Rom loszukommen. Nach seinem Ableben fiel die Krim wieder an Dynamis. Dynamis hatte Scribonius (den oben genannten angeblichen Enkel von Mithridates VI) geheiratet.
Augustus versuchte nachdem Scribonius die Macht an sich gerissen hat, mit Polemon I einen romtreuen Herrscher auf den Thron zu bringen. Über ihn habe ich 2 komplett unterschiedliche Angaben gefunden. Sicher ist das er mit Dynamis geheiratet hat, aber in einer Version stellte sie sich gegen ihn und wurde dabei von einem Aspurgos vermutlich ihrem Sohn unterstützt. Polemons Macht reichte nur über die Stadt Chersones, ein Feldzug kostete ihm das Leben, zuvor hatte Polemon noch eine Tochter Mark Antons geheiratet. Bei einer anderen Version, hatte Polemon schon die Macht über das Ganze Bosporanische Reich, Dynamis starb vor ihm und Aspurgos erbte das Reich, als Polemon verstarb.

Was mehr für die erste Version spricht ist das Chersones einige Zeit darauf nach einem Hilfegesuch an Rom, an dieses fiel (dazu komme ich noch) vom Romtreuen Poelmon I zu Rom ist der Weg nicht sooo weit. Was für die zweite Version spricht, ist das Dynamis Sohn Aspurgos von Tiberius als König des Bosporianischen Reichs und als Römischer Bürger anerkannt wurde. Von Aspurgos und seiner thrakischen Gattin Gepaipyris stammt die Dynasite der Aspurgiden ab, die nun über das Bosporanische Reich herrschte (nimmt man es genau, stammt diese also sogar von Mithridates von Pontos ab). Diese taten dies als Römische Bürger und von Rom anerkannte Könige.

Rom hatte weiterhin auf die Krim hohen Einfluss. Ein Zeichen war das Kaiser Claudius die Söhne von Aspurgos untereinander ausspielen konnte. Mithridates III wurde zugunsten von seinem Bruder Kotys I ausgetauscht. Als sich Mithridates III damit nicht abfand und versuchte das mit militärischen Mitteln (und der Hilfe der einheimischen Bevölkerung) zu erzwingen scheiterte er. Kaiser Claudius der den Konkurrenten unterstützte lies ihn zwar am Leben aber Mithridates III wurde ins Exil geschickt.
Kotys I blieb nicht ganz 20 Jahre auf dem Thron, danach setzte ihn Kaiser Nero ab, wohl mit dem Ziel die Krim direkt ins Römische Reich einzugliedern und mit dem Klientelkönigtum aufzuhören. Eingegliedert wäre die Krim in die Provinz Moesia geworden. Doch Kaiser Galba brachte wieder einen Klientelkönig auf den Thron. Dieser mit dem Namen Rheskouporis I dürfte der Sohn von Kotys I gewesen sein, ob er sich bis 90 n. Chr. oder 93 n. Chr. hielt, darüber habe ich verschiedene Angaben gefunden. Sein Sohn Sauromates I gründete mit Phanagoria eine neue Hauptstadt (bis dahin war Panikapaion das heutige Kerch die Hauptstadt), er hielt sich bis ins Jahr 123. Seinem Sohn Kotys II gelang es anscheinend auch wieder die vorher römische Stadt Chersones unter Kontrolle zu bringen (vermutlich nur für einen kurzen Zeitraum, denn später war sie wieder römisch). Von 132 bis 153 herrschte sein Sohn Rhoimetalkes, auf ihn folgte wiederum sein Sohn Eupator, der bis ca. 170 herrschte. Auffällig sind die relativ langen Herrschaftszeiten der (Klientel-)Könige während dieser Zeit und auch die reibungslose dynastische Fortsetzung. Kein Wunder durch Handel mit den Völkern des Nordens und mit Rom hatte man es zu einer wirtschaftlichen Blüte gebracht, also gute Voraussetzungen für lange Regierungszeiten, vor allem dann wenn es kaum interne Konflikte gibt und (wie ich zumindest annehme) halbwegs Wohlstand herrschte. Doch die Völker des Nordens konnten auch gefährlich werden, so führte König Sauromates II gegen Skythenstämme aus dem Norden Feldzüge durch, allerdings mit Erfolg. Auch so etwas wie ein Mitkönigtum der Söhne dürfte es im Bosporanischen Reich gegeben haben, so regierte etwa der Sohn von Sauromates II, Rheskouporis II mit seinem Sohn und auch sein Bruder und Nachfolger (nach dem baldigen Ableben des Sohns von Rheskouoris II) Kotys III regierte gemeinsam mit seinen Söhnen. Nach Kotys III wurden die bis dahin geprägten Goldmünzen durch Münzen aus anderen Metallen ersetzt. Vermutlich ein Zeichen das sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte (Völkereinfälle aus dem Norden, die Schwäche Roms im 3. Jahrhundert usw. könnten Gründe gewesen sein). Auf Kotys III folgten nacheinander seine Söhne Sauromates III, Rheskouporis III und schließlich Initithmeus unter dem schließlich die Goten immer mehr zur Bedrohung wurden.

Fortsetzung folgt........................
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17.10.2012, 19:23
Beitrag: #9
RE: Pontos und das Bosporanische Reich als Klientelstaat Roms:
(17.10.2012 13:02)WDPG schrieb:  Sauromates II,(...)Sauromates III

Besteht da eine Verbindung zu den Sauromaten?

VG
Christian
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17.10.2012, 21:19
Beitrag: #10
RE: Pontos und das Bosporanische Reich als Klientelstaat Roms:
(17.10.2012 19:23)913Chris schrieb:  
(17.10.2012 13:02)WDPG schrieb:  Sauromates II,(...)Sauromates III

Besteht da eine Verbindung zu den Sauromaten?

VG
Christian

Schwer zu sagen, wissen tue ichs nicht. Aber was ich weiß waren die Könige des Bosporanischen Reichs mit sehr vielen Dynasiten und Leuten verwandt. Das sie Verbindungen zu den Sarmaten hatten ist gut vorstellbar, da diese ja nicht allzuweit weg waren. Das Sauromates I nach ihnen genannt wurde, könnte gewesen sein. Die ersten Namen eines jeden Herrschers des Reich auf der Krim waren übrigens Tiberius Julius (was zeigt wie nah man Rom stand) danach kam ein weiterer Name (den ich bei allen Herrschern der Übersicht halber geschrieben habe), vielleicht deutet er in diesem Fall eben eine Verwandtschaft an.
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22.10.2012, 12:58
Beitrag: #11
Exkurs: Krieg Pontos gegen Rom:
(17.10.2012 13:02)WDPG schrieb:  [color=#0000CD]Pontos:Mithridates VI hatte das Ziel aus Pontos ein hellenistisches Großreich zu machen. Seine Pläne brachten ihn in Konflikt mit dem Römischen Reich und führte zu 3 Kriegen (auf diese möchte ich später noch genauer eingehen).

Bevor ich weiter über die Geschichte der kleinen Halbinsel im Norden des Schwarzen Meeres berichte möchte ich noch einen kurzen Exkurs über die Auseinandersetzungen zwischen Pontos und Rom machen.


Die hellenistischen Staaten wurden im Raum Anatolien im Laufe der Zeit immer schwächer. Pergamon wurde nach Attalos III an die Republik Rom weitervererbt. Das einst so mächtige Reich der Seldschuken musste Anatolien schon nach der Niederlage von Antiochos III gegen die Römer aufgeben und war zur Zeit von Mitridates VI auf ein kleines Gebiet im heutigen Syrien zusammengeschrumpft, außerdem kämpften hier mehrere Thronanwärter um die Macht, Länder wie Kappadokien oder das Reich der Galata wurden zunehmend von Rom abhängig. Aber es gab außer Rom noch weitere Gewinner von dieser Entwicklung. Zum einen König Tigranes von Armenien. Dieser hatte eine Schwächephase der Parther ausgenutzt und seinem Reich nicht nur die Unabhängigkeit verschafft, sondern es auch gebietsmäßig stark erweitert, außerdem gelang es ihm noch den Überrest des Seldschukenreichs unter seine Kontrolle zu bringen. Zum anderen König Mithridates VI von Pontos, dieses war ursprünglich ein gar nicht so bedeutendes hellenistisches Reich in Nordostanatolien gewesen, durch die Schwäche der Nachbarn konnte man aber das Gebiet ausweiten, außerdem gelangte das Bosporanische Reich unter die Kontrolle des Mithridates VI (siehe vorherriges Posting).

Damit aber nicht genug Mithridates VI wollte ein neues hellenistisches Großreich aufbauen und verbündete sich um dieses Ziel zu erreichen mit seinem Schwiegersohn Tigranes. Vor allem die Römer sollten ihm in die Quere kommen, als er nacheinander versuchte Kappadokien und dann Bythenien unter seine Kontrolle zu bringen. Das führte zum Krieg zwischen Pontos und Rom. Pontos gelang es weite Teile Kleinasiens unter Kontrolle zu bringen. In der sogenannten Vesper von Ephesos wurden tausende Römer ermordet. Mithridates Feldzug wurde auch von internen Kämpfen in Rom begünstigt, als diese beigelegt waren erlitt das Heer des Mithridates sowohl in Griechenland, als auch in Kleinasien gegen den römischen Feldherrn Sulla mehrere Niederlagen. Nachdem er den ersten Krieg gegen Rom verloren hat, musste sich Mithridates aus den eroberten Gebieten zurückziehen und sich auf Pontos (und natürlich das Reich auf der Krim) beschränken.

Lange dauert es nicht da kam es zum 2. Krieg Rom gegen Pontos, es führte aber anscheinend nur ein lokaler römischer Statthalter gegen Pontos Krieg, dieser wurde mit dem Status Quo beendet.

Bedeutender war der 3. Krieg zwischen Pontos und Armenien auf der einen und Rom auf de anderen Seite. Der Auslöser war das Bythenien als Erbschaft an Rom fallen sollte, das wollte sich die Gegenseite nicht gefallen lassen. Es kam erneut zum Krieg. In diesem zog sich Mithridates auch auf die Krim zurück (oder zu seinem Schwiegersohn, darüber habe ich verschiedene Angaben gelesen). Dem Römischen Feldherrn Lucius Licinus Lucullus gelang es Erfolge gegen seine Gegner zu erzielen und weit nach Armenien vorzudringen. Dann wurde er aber von meuternden Soldaten und Intrigen aus Rom zum Rückzug gezwungen. Mithridates VI kehrte zurück unter siegte bei Zela gegen eine römische Armee. Nun kam Pompeius ins Spiel, er neutralisierte Armenien mit Hilfe der Parther und schlug das Heer des Mithridates, der danach wieder auf die Krim floh. Kleinasien wurde von Pompeius neu aufgeteilt und fiel unter römischen Einfluss, Pontos war damit für Mithridates VI verloren, auch Armenien erlitt Verluste.

Mithridates VI blieb, wie ich schon beim Text über das Klientellkönigreich auf der Krim geschrieben habe, nicht sehr lange Herrscher auf der Krim.
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23.10.2012, 14:15
Beitrag: #12
Völkerwanderungszeit:
(17.10.2012 13:02)WDPG schrieb:  ......... Vermutlich ein Zeichen das sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte (Völkereinfälle aus dem Norden, die Schwäche Roms im 3. Jahrhundert usw. könnten Gründe gewesen sein). Auf Kotys III folgten nacheinander seine Söhne Sauromates III, Rheskouporis III und schließlich Initithmeus unter dem schließlich die Goten immer mehr zur Bedrohung wurden.

Fortsetzung folgt........................

Spätzeit des Bosporanischen Reichs: Nach dem Ableben von Ininthimeus kam sein Sohn Rheskourporis IV an die Macht, er hielt sich relativ lange (von 240 bis 276), auch seine Söhne fungierten als Mitregegenten. Der drittälteste Sohn Teiranes folgte schließlich auf seinen Vater, über ihn und seinen Nachfolger Thothorses ist kaum etwas bekannt. Wirtschaftlich dürfte es mit dem Reich weiter bergab gegangen sein, davon zeugt eine schlechte Münzqualität. Ob ihnen die Goten ärger machten ist nicht bekannt. Im Gegensatz zur Herrschaftszeit von Rheskourporis V. Er war ein Sohn von Thethorses und er folgte seinem Bruder Rhadamsades nach. Er konnte nicht verhindern das die Goten unter König Ermanarich auf das Gebiet der Krim einfielen und wurde vielleicht sogar im Kampf mit ihnen getötet. (zur Zählungsweise der letzten beiden Könige mit dem Namen Rheskourporis möchte ich anmerken das manchmal auch ein Sohn gezählt wird, der Mitkaiser war und daher z.B. der V oft der VI genannt wird). Rheskourporis V war wohl nicht der letzte König des Bosporanischen Reiches, aber er war der letzte der Münzen prägen lies und nach ihm verlor es weitestgehend an Bedeutung. Für das 6. Jahrhundert ist noch ein König Douptounos bekannt, der über dieses Reich herrschte. Doch vermutlich nur noch über den kleineren Teil der später an Byzanz fiel, kein Wunder hatte doch das Bosporanische Reich schon lange enge Beziehungen an Rom geknüpft.

Noch etwas ist im Zusammenhang mit der Bosporanischen Reich zu nennen. Es erstreckte auch außerhalb des Bereichs der Krim Besitzungen, an der Küste des östlichen Asowschen Meeres.

Völkerwanderungszeit: Die Skythen wurden zunehmend von den Sarmaten verdrängt, in der Gegend nahe der Krim siedelten die Alanen, eine Völkerschaft die mit den Sarmaten verwandt ist. Die Alanen fielen auch auf die Halbinsel Krim ein, sie drangen weit nach Süden, bis an die Schwarzmeerküste vor. Man könnte sich fragen warum in meinen Ausführungen über das Bosporanische Reich dieses Ereignis nicht vorkommt. Der Grund ist das die Quellenlage schlecht ist, über viele Herrscher nur sehr wenig bekannt ist. Es war wohl so das viele Herrscher dieses Reichs gegen Eindringlinge aus dem Norden kämpfen mussten. Ein Volk das, dem oben genauer beschriebenen Bosporanischen Reich zusetzte waren die Goten. Diese fielen ab Mitte des 3. Jahrhunderts auf der Krim ein, von hier aus unternahm man auch per Schiff Plünderungszüge ins Römische Reich. Wie bereits beschrieben versetzte man im 4. Jahrhundert dem Bosporanischen Reich einen harten Schlag. Hier handelt es sich um die Greutungen unter König Ermanarich. Dieser herrschte über ein beachtliches Großreich wurde aber dann von den Hunnen besiegt. Die Hunnen eroberten auch die Krim, einige dürfte noch einige Zeit nach dem Untergang des Hunnenreichs von Attila auf der Halbinsel gesiedelt haben.
In dieser Zeit muss sich ein beachtliches Völkergemisch auf der Halbinsel befunden haben.

Die Krimgoten: Die Krimgoten waren im Prinzip jene Ostgoten die auf der Krim blieben, als ihre Stammesgefährten nach Westen zogen (in Gefolgschaft der Hunnen). Auch auf eine Aufforderung des Ostgotenkönig Theoderich nach Italien zu kommen schlug man aus. In der Folgezeit mussten sich die Krimgoten mit den umliegenden Völkerschaften herumschlagen. Diese waren vor allem hunnischen Ursprungs waren. Ob es sich um die Hunnen handelt die sich aus Attilas Reich Richtung Osten zurückgezogen haben, oder ob diese schon zu dieser Zeit in der Gegend waren, weiß ich nicht wirklich. Teilweise waren diese Völker ihre Feinde, teilweise vermischten sich die Krimgoten auch mit ihnen und zogen weg aus der Krim. Gute Beziehungen unterhielt man zu Byzanz. Die Krimgoten dürften sich weiter mit anderen Völkerschaften verschmolzen haben und noch über Jahrhunderte in der Gegend gelebt haben, wir werden ihnen im Laufe der Serie noch ein paar mal begegnen.

Fortsetzung folgt……………
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26.10.2012, 21:21
Beitrag: #13
Organisatorisches 6. bis 13. Jahrhundert:
(23.10.2012 14:15)WDPG schrieb:  ..... Gute Beziehungen unterhielt man zu Byzanz. Die Krimgoten dürften sich weiter mit anderen Völkerschaften verschmolzen haben und noch über Jahrhunderte in der Gegend gelebt haben, wir werden ihnen im Laufe der Serie noch ein paar mal begegnen.

Fortsetzung folgt……………

Kurz einen Hinweis zu den nächsten Jahrhunderte über die ich berichten werde, damit das Ganze nicht zu unübersichtlich wird.

Die Geschichte der Halbinsel Krim kann man ungefähr in Norden und Süden Teilen, wobei man beachten muss das es da auch Vermischungen gab. Gesamt hielt der Zustand bis weit ins 15. Jahrhundert an, als die Osmanen die Oberhoheit über die Gegend der Krim hatten. Hier möchte ich aber mal eine kurze Übersicht über die Zeit vom 6. bis ins 13. Jahrhundert schaffen:

-Weiterhin herrschte auf der Krim ein unübersichtliches Gemisch aus mehreren Völkern, Hunnische Völkerschaften, Alanen (zu denen ich noch kommen werde), Krimgoten und auch etliche der Völker die ich noch erwähnen werden bestanden wohl auf der Halbinsel. Manchmal lässt es sich nur schwer sagen wer wie große Teile der Krim beherrscht hat, so dürfte es Zeiten gegeben haben in denen die Krimgoten halbwegs selbstständig waren, Völker die viel Einfluss hatten und wohl auch Gebiete die direkt beherrscht wurden. Soviel zur Gesamtlage.

Genauer beschreiben werde ich zunächst Folgendes:

-Der Süden-Chersones: Byzanz hatte vor allem im Süden der Halbinsel sehr großen Einfluss. Der Herrschaftsbereich von Byzanz war mal größer, mal kleiner. Den Großteil der Zeit im Herrschaftsbereich von Byzanz und zuvor Roms blieb die Stadt Chersones im Süden der Halbinsel gelegen. Möchte mal die Bedeutung der Stadt näher beleuchten.

-Der Norden bzw. die Völker im Norden und aus dem Norden: Hier behandle ich den Norden, wobei man eher sagen muss die Völkerschaften aus dem Norden und Nordosten, etliche Steppenvölker die auch die Krim beherrschten oder hohen Einfluss auf die Halbinsel hatten, werde ich hier nacheinander behandeln.
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27.10.2012, 16:48
Beitrag: #14
Chersones als Teil von Byzanz – der Süden im Früh- und Hochmittelalter:
(26.10.2012 21:21)WDPG schrieb:  -Der Süden-Chersones: Byzanz hatte vor allem im Süden der Halbinsel sehr großen Einfluss. Der Herrschaftsbereich von Byzanz war mal größer, mal kleiner. Den Großteil der Zeit im Herrschaftsbereich von Byzanz und zuvor Roms blieb die Stadt Chersones im Süden der Halbinsel gelegen. Möchte mal die Bedeutung der Stadt näher beleuchten.

Um 63 n. Chr. soll die Stadt Chersones die Römer um Hilfe vor den Barbaren (ich vermute mal Skythen) gebeten haben. Rom sendete diese Hilfe und brachte die Stadt unter seine direkte Kontrolle. Warum Chersones so treu zu Rom gestanden ist, da habe ich bereits über eine Theorie (im Zusammenhang mit Polemon I) geschrieben. Es könnte aber auch mit seiner Rolle in der Zeit der Sklavenrepublik Chersones zu tun gehabt haben (vielleicht lies Rom der Stadt mehr Freiheiten als das Bosporanische Reich).
Höchstens mit einer kurzen Unterbrechung (Kotys II soll die Stadt ja in seinem Besitz gehabt haben, zumindest eine Zeit lang) gehörte Chersones und sein Umland fortan zum Römischen Reich. Später fiel der Stadt dem Ostreich zu.

Für Byzanz war Chersones in mehrerer Hinsicht bedeutend:

-Politische Bedeutung: Chersones als Verbannungsort. Da die Stadt auf der Krim eine Art Außenposten war, eignete sie sich gut um politische Gegner dorthin ins Exil zu schicken. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist die Verbannung von Kaiser Justinian II in Chersones. Diesem wurde nachdem er gestürzt worden war, die Nase abgeschnitten und danach wurde er nach Chersones in Verbannung geschickt. Doch da zeigte sich das so ein Vorposten auch Nachteile hat, das Ausland ist sehr nahe. Justinian II gelang es in dieses, genauer gesagt zu den Chasaren zu fliehen. Als Byzanz diese aufforderte den Ex-Kaiser auszuliefern floh dieser weiter zu den Bulgaren, schließlich gelang es ihm sogar den Thron wiederzuerlangen. Einige Zeit später versuchte sich Justinian II an Chersones für seine Behandlung dort zu rächen, dazu sollte ein Rachefeldzug in die Stadt geführt werden, was jedoch nach hinten losging, denn dieser führte zu einem Aufstand, in dem sich auch die Chasaren (auf Seiten der Gegner Justinians II) einmischten und in dessen Verlauf auch Justinian II gestürzt wurde. Mit ihm verlor die Dynastie die von Kaiser Heraklaios gegründet worden war ihre Macht.

-Wirtschaftlich: Chersones war ein Endpunkt der Seidenstraße nach China und außerdem ein wichtiger Handelspunkt mit dem Norden. Stoffe, Schmuck und Luxusartikeln wurden von Byzanz aus nach Norden geliefert, von dort kamen Leder, Pelze und Sklaven ins byzantinische Reich. Von Chersones aus wurden die "Güter" per Seetransport hauptsächlich nach Sinope gebracht. Der Schwarzmeerhandel war bis ins Jahr 1204 in der Hand von Byzanz.
Ich möchte hier aber auch betonen das nicht alle Autoren Chersones eine solche Bedeutung zumessen, der Historiker Ralph – Johann Lilie z.B. schreibt Chersones in ökonomischer Hinsicht nur wenig Bedeutung zu. Ich wiederum weiß nicht wie er das genau gemeint hat, könnte auch sein das es von dort selbst kaum Produkte kamen. Wie gesagt die Einschätzungen die ich fand sind nicht überall gleich, kommt wohl auch drauf an wie wichtig der Handel mit dem Norden und die Fernhandelsrouten für Byzanz tatsächlich waren.

-Chersones als Verwaltungsstadt: Chersones war die Stadt des gleichnamigen Themas (einer Art Provinz), von hier aus wurden auch weitere Gebiete auf der Krim verwaltet, zumindest in Zeiten in denen Byzanz solche besaß. Im 10. Jahrhundert hatte man z.B. auch die Stadt Sudak für einige Zeit unter Kontrolle gebracht.

-Beobachtungsposten/Einflussnahme: Wichtig war Chersones auch in anderer Hinsicht, Byzanz konnte von hier aus Einfluss auf die Völker der Krim nehmen, das diese Einfluss auf andere Völker und Reiche bestand, das kann man an den Postings zu den Krimgoten, wie auch auf den zum Bosporanischen Reich gut sehen.
Außerdem war die Stadt ein wichtiger Beobachtungsposten bezüglich der Völker die im Schwarzmeerraum siedelten. Gerade dort waren immer wieder große Bewegungen im Gange.

Chersones musste im Lauf der Geschichte die eine oder andere Gefahr überstehen, etwa die durch die Kiewer Russ (über diese werde ich noch näher berichten). Aber es erwies sich als stabile Besitzung von Byzanz. Auch der 4. Kreuzzug bei dem Konstantinopel erobert wurde lies den Einfluss von Byzanz auf der Krim nicht ganz verschwinden (darüber werde ich später noch ausführlicher berichten, auch über das weitere Schicksal von Chersones). Zunächst kommen wir aber mal zur ebenfalls sehr interessanten Geschichte des Nordens der Halbinsel zwischen 6. und 13. Jahrhundert.
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02.11.2012, 14:55
Beitrag: #15
Im Norden (6. Jahrhundert bis 1200):
(26.10.2012 21:21)WDPG schrieb:  -Der Norden bzw. die Völker im Norden und aus dem Norden: Hier behandle ich den Norden, wobei man eher sagen muss die Völkerschaften aus dem Norden und Nordosten, etliche Steppenvölker die auch die Krim beherrschten oder hohen Einfluss auf die Halbinsel hatten, werde ich hier
nacheinander behandeln.

Die Bulgaren: Die Bulgaren waren ein Teil des Göcktürkenreichs, einem türkischen Steppenreichs. Als dieses Reich unterging, spalteten sich die im Westen des Göcktürkenreichs befindlichen Völkerschaften ab, darunter die Chasaren und die Protobulgaren. Die Protobulgaren gründeten im 6. Jahrhundert in der Gegend des Schwarzen Meeres ein Großreich. Hauptstadt dieses Reich war Phanagoria, auf der Halbinsel Taman, direkt gegenüber der Krim an der Straße von Kertsch gelegen. Vernichtet wurde dieses Reich schon im 7. Jahrhundert von den Chasaren. Nicht nur die Halbinsel gegenüber die Krim, auch Teile der Krim standen unter der Herrschaft der Bulgaren, die nun von den Chasaren abgelöst wurden.

Die Chasaren: Wie schon erwähnt, gehörte auch das Volk der Chasaren zu jenen Völkern die sich vom Göcktürkenreich im Zuge von dessen Niedergang abspalteten. Schließlich schlugen die Chasaren die Bulgaren, beerbten sie in zahlreichen Gebieten und schufen ein Großreich.

Dieses hatte nicht nur eine gigantische Fläche, es erlangte auch durch Handel großen Reichtum. Bekannt ist das Chasarenreich auch deshalb, weil es eine jüdische Herrscherdynastie hatte. Jüdische Gemeinden gab es in dieser Zeit auch in mehreren Städten der Krim.

Auf der Krim existierte in dieser Zeit noch immer ein großes Völkergemisch. Die Krimgoten waren noch immer eines der bedeutendsten Völker auf der Krim. Im 8. Jahrhundert bekämpften sie die schon im Jahrhundert zuvor eingedrungenen Chasaren, jedoch erfolglos, die Hauptstadt der Krimgoten Doros (heute Mangup) wurde von den Chasaren besetzt und die Krimgoten wurden Untertanen der Chasaren. Nun herrschten die Chasaren über beinahe die ganze Krim (Chersones gehörte wie erwähnt weiterhin zu Byzanz). Wie genau die Chasaren die Halbinsel im Norden des Schwarzen Meeres verwalteten, darüber habe ich verschiedene Angaben gefunden. Es könnte ein eigenes Königreich unter Chasarischer Oberherrschaft gegeben haben, es könnte aber auch gewesen sein das die Völker der Krim eigene Kleinreiche gehabt haben und die chasarische Oberhoheit akzeptierten. Auch eine direkte Verwaltung als Gebiet der Chasaren erscheint mir persönlich nicht so unlogisch, das Zentrum des Chasarenreichs mit der Hauptstadt Itil war nicht wirklich soo weit weg.

Zumindest waren die Chasaren in der Gegend mächtig genug um sogar Einfluss auf die Politik in Byzanz zu nehmen, wo der Besitz auf der Krim wohl auch eine Rolle spielte. Städte wie Kertsch, Sudak oder Fedosia wurden zu bedeutenden Handelsplätzen, wohl auch zwischen Byzanz und den Chasaren.

Im 10. Jahrhundert tauchte auf der Krim eine neue starke Macht auf, die Kiewer Russ.

Einfluss der Kiewer Russ: Unter Swjatoslaw I gelang es der Kiewer Russ, die Chasarenhauptstadt Itil zu erobern, ein harter Schlag für das Chasarenreich. Unter Swjatoslaw I gelang es auch den Einfluss der Kiewer Russ in die Gegend des Asowschen Meeres und wohl auch auf die Krim auszudehnen. Später eroberte er auch noch Bulgarien, im Auftrag von Byzanz und wurde für dieses zur gefährlichen Bedrohung, bis Kaiser Johannes I Tzimiskes die Kiewer Russ schließlich zurückschlagen konnte.

Später wurde das Verhältnis zwischen Byzanz und der Kiewer Russ wieder besser, was jedoch nicht ausschloss das es zu Konflikten kam, Konflikte in denen auch die Krim hineingeriet, wie folgenden: Als Kaiser Basileios II von innenpolitischen Gegnern bedrängt wurde kam ihm der Herrscher der Kiewer Russ Wladimir I zu Hilfe, indem er ihm die sogenannte Warägergarde zur Unterstützung sandte. Wladimir I hatte diese zuvor aus Skandinavien geholt und mit ihrer Hilfe innere Kämpfe bestanden, nun war sie teuer und sicherlich auch zur Gefahr geworden. Für Wladimir I war es sicher praktisch diese (bzw. einen größeren Teil davon) nun loszuwerden. Basileios II konnte sich nun durchsetzen. Doch noch eine andere Abmachung bestand, Wladimir I sollte eine Prinzessin aus dem Herrscherhaus von Byzanz (Makedonische Dynastie) heiraten dürfen. Die Heirat des (damals noch) Heiden Wladimir war für das Byzantinische Kaiserhaus ein großen Schritt, den Basileios II nun verweigerte. Als Druckmittel besetzte Wladimier I im Sommer 989 schließlich die Stadt Chersones. Die Hochzeit kam schließlich doch noch zustande, Chersones fiel zurück an Byzanz. Als Teil der Heiratsabmachung lies sich der Kiewer Fürst Wladimir I in Chersones taufen.

Spätestens seit dieser Zeit bestand an der Straße von Kerch das Fürstentum Tmutarakan, dessen Zentrum die gleichnamige Stadt auf der gegenüberliegenden Seite der Krim war. Dieses Fürstentum hatte auch Besitzungen auf der Krim. Das Fürstentum Tmutarakan stand stark unter den Einfluss des Reichs der Kiewer Russ, teilweise war Tmutarkan auch der Sitz von Prinzen der Rurikiden (Herrscherhaus der Kiewer Russ). Auch Byzanz mischte ab und zu in der Politik des Fürstentums mit. Tmutarakan existierte, nicht immer vom russischen Zentrum aus Regiert noch lange weiter (anscheinend bis ins 14. Jahrhundert). Durch Einfälle mehrere Völker war es aber von den Kiewer Russ und späteren anderen Fürstentümer teilweise komplett abgetrennt.

Petschenegen: Eines dieser Völker waren die Petschenegen, diese schlugen im Bund mit der Kiewer-Russ die Chasaren. Sie eroberten die Chasarenhauptstadt Itil. Wie man auf Karten gut erkennen kann beerbten die Petschenegen in den Gebieten nördlich des Schwarzen Meeres die Chasaren. Wie stark ihr Einfluss auf die Krim war, das habe ich nicht herausgefunden, aber betrachtet man die Gebieten die ihnen gehörten würde ich denken das sie auch Gebiete auf der Krim beherrschten. Interne Kämpfe und Niederlagen gegen Byzanz leiteten den Niedergang des Petscheneggenreichs ein. Byzanz (unter Kaiser Alexios I Komnenos) lag im Bündnis mit den Kumanen, diese beerbten nun die Petschenegen.

Die Kumanen: In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts verdrängten die aus den Steppen Asiens kommenden Kumanen die Petscheneggen, aus der Gegend der Südrussischen Steppe.
Die Kumanen dürften die Krim direkt beherrscht haben (soweit ich das erkennen kann), sie entrissen auch Byzanz ein paar Gebiete auf der Krim (Chersones blieb aber bei Byzanz).
Das die Kumanen militärisch eine starke Macht waren zeigt die kurzzeitige Einnahme von Kiew im Jahr 1093. Insgesamt kämpfte man immer wieder und wechselvoll mit den russischen Fürstentümern.

Besiegt wurden die Kumanen schließlich von den Mongolen, dazu werde ich später noch einiges Berichten. Zunächst möchte ich aber ein kurze Übersicht über die Zeit zwischen 1200 und 1475 bringen.

Fortsetzung folgt………..
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02.11.2012, 20:03
Beitrag: #16
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Schön ist es, dass die Moderation sich dieses Themas so intensiv annimmt, dass sie Krim-Lokal time nun als Richtschnur für das Forum gelten lässt, Klasse !!

um die Halbinsel Krim so richtig ins Herz zu schließen, ist die Kenntnis genauster historischer Hintergründe von unschätzbarem Wert.
Ich habe mich bei meinen Besuchen dort leider davon nicht leiten gelassen

Alutschta, Alupka, Gorsuf mit dem riesigen Felsen, Jalta mit seinen alten Häusern aus der Zarenzeit, vor Jalta der Livadija -Palast, im großem Speisesaal aufgedeckt, als würden die alliiierten Gäste Stalins gleich kommen.
Gegenüber am Hang das beste Arburetum, das ich je gesehen habe in wunderbarer Hanglage und Blick auf das Schwarze Meer.
Massandra, Weine von großer Reife, und zu einem vertetbaren Preis zu kaufen, nicht das, was hier angeboten wird. Schon die Etiketten lassen einen schwindeln
1952, 1946, Ich kaufte einen aus dem Jahr 1943, einen Sherry, 8 Jahre grinste er mich an, ich hörte ihn flüstern, "nimm mich , nimm mich" .. Du willst es doch.

Der Vierzigste meiner Frau ließ alle Hemmungen fallen. Unsere Wohnung war angefüllt mit einem betäubenden Duft, Ein Toast auf sie, ein Toast auf ihr Land, ein Toast auf unsern Sohn.
Und solch eine Flasche wirft man nicht weg.

Kertsch ganz am Ende der Krim, Simferopol mit einer 40 km langen O-Buss-Linie nach Aluschta. Eine fast nicht endende Strandstraße an der Ostküste entlang des Asowschen Meeres, geplant als kleiner Abstecher von Feodosia, diese 120 km schaffen wir doch mit links, und so schlimm wirds wohl nicht werden, und es wurde schlimmer. Wellblech, wie ich es aus der Sahara nicht kannte.

Dafür übernachteten wir dann privat in einem alten Fischerhaus, unter einem riesigen Federbett mit Leinenwäsche, und der Mann gab uns getrockneten Fisch mit, der seinen Durft im ganzen Wagen verteilte.
Die Frau hatte den ganzen Tag wohl in einem kleinen Ort ihren Fisch verkauft, ich kaufte etwas und dann fuhren wir Sie nach Hause, und dann ergab sich eben ein Stopp für die Nacht.
Ich spendierte eine Flasche Wodka , der Mann Fisch und Brot , dieses dunkle, russiche Kastenbrot, das man bricht und daran nach jedem Schluck Wodka riecht.

Und nach den ersten sto-Gramm wurde es lustig, der Mann holte seine Balalaika hervor, meine Frau und die Beiden sagen russische Lieder und ich guckte blöd aus der Wäsche.

Aber es gäbe noch mehr zu erzählen.Leider aber im Gegensatz zu den Eingangsbeiträgen nur profanes Erleben.
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02.11.2012, 21:35
Beitrag: #17
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
(02.11.2012 20:03)krasnaja schrieb:  Schön ist es, dass die Moderation sich dieses Themas so intensiv annimmt, dass sie Krim-Lokal time nun als Richtschnur für das Forum gelten lässt, Klasse !!

um die Halbinsel Krim so richtig ins Herz zu schließen, ist die Kenntnis genauster historischer Hintergründe von unschätzbarem Wert.
Ich habe mich bei meinen Besuchen dort leider davon nicht leiten gelassen.......

Danke für diesen sehr interessanten Erlebnisbericht. Ich war noch nie auf der Halbinsel in der Südukraine, habe ehrlich gesagt in den nächsten Jahren auch nicht geplant dorthin zu fahren.

Habe also das was ich weiß auch nur von Büchern, Internet. usw., denke da ist ein Erlebnisbericht etwas sehr passendes und macht das Ganze noch um eine Spur lesenswerter finde ich.

Was ich nicht ganz verstehe ist dein Einleitungssatz. Was hat die Moderation damit zu tun? Ich gehöre dieser nicht an.
Und was meinst du mit dem Satz " Krim-Lokal time nun als Richtschnur für das Forum gelten lässt, Klasseration"?
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03.11.2012, 10:54
Beitrag: #18
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
(02.11.2012 21:35)WDPG schrieb:  
(02.11.2012 20:03)krasnaja schrieb:  Schön ist es, dass die Moderation sich dieses Themas so intensiv annimmt, dass sie Krim-Lokal time nun als Richtschnur für das Forum gelten lässt, Klasse !!

um die Halbinsel Krim so richtig ins Herz zu schließen, ist die Kenntnis genauster historischer Hintergründe von unschätzbarem Wert.
Ich habe mich bei meinen Besuchen dort leider davon nicht leiten gelassen.......

Danke für diesen sehr interessanten Erlebnisbericht. Ich war noch nie auf der Halbinsel in der Südukraine, habe ehrlich gesagt in den nächsten Jahren auch nicht geplant dorthin zu fahren.

Habe also das was ich weiß auch nur von Büchern, Internet. usw., denke da ist ein Erlebnisbericht etwas sehr passendes und macht das Ganze noch um eine Spur lesenswerter finde ich.

Was ich nicht ganz verstehe ist dein Einleitungssatz. Was hat die Moderation damit zu tun? Ich gehöre dieser nicht an.
Und was meinst du mit dem Satz " Krim-Lokal time nun als Richtschnur für das Forum gelten lässt, Klasseration"?

Zu Deiner Frage: Dann kontrolliere doch einfach einmal die im forum angezeigte Zeit, die 2 STD unserer Zeit voraus ist.
Derzeit ist es im Forum 11.41 obwohl, falls mich meine brillantenbesetzte Rolex nicht im Stich lässt, es erst 9.41 ist.

Zur Anreise (allerdings nur hier aus dem Norden der Republik):
Wizz-Air fliegt von Lübeck nach Kiew hin und zurück schon für 100 Euro.
Der Zug von Kiew nach Simferopol für die rd. 800 km kostet 25 Euro, (Nachtzug mit Bettzeug) mit dem Buss nach Aluschta für die 60 km 4 Euro.
und wenn man dann über die Berge kommt, dann liegen die Orte wie an einer Perlenschnur aufgereit.
Und an der Busshaltestellt stehen dann die Frauen und bieten ihre Zimmer für die Reisenden an. Für 8 euro die Nacht mit Frühstück ist normal. Für 12 Euro kann man eine ganze Wohnung mieten.

Warum fühlten sich denn die Sowjetbürger in ihrem Land nicht eingezwängt, wie uns hier ganze Heerscharen von Meinungsvermittlern weismachen wollten?
Und dazu gehörte auch die Krim, und die Schwarzmeerküste bei Sotschi.
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03.11.2012, 21:58
Beitrag: #19
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
(03.11.2012 10:54)krasnaja schrieb:  Zu Deiner Frage: Dann kontrolliere doch einfach einmal die im forum angezeigte Zeit, die 2 STD unserer Zeit voraus ist.
Derzeit ist es im Forum 11.41 obwohl, falls mich meine brillantenbesetzte Rolex nicht im Stich lässt, es erst 9.41 ist.

Zur Anreise (allerdings nur hier aus dem Norden der Republik):
Wizz-Air fliegt von Lübeck nach Kiew hin und zurück schon für 100 Euro.
Der Zug von Kiew nach Simferopol für die rd. 800 km kostet 25 Euro, (Nachtzug mit Bettzeug) mit dem Buss nach Aluschta für die 60 km 4 Euro......

Ach so, das meinst du. Wäre nicht drauf gekommen, das es sich um die Zeit der auf der Krim ist handelt.

Danke für die sehr interessanten Reiseerfahrungen die du da berichtest.
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04.11.2012, 19:38
Beitrag: #20
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Ich möchte noch einmal WDPGs Serie loben, ein interessanter Einblick in die Lokalgeschichte eines kleinen Gebietes, das oft mit den großen Ereignissen der Geschichte in Berührung kam.

Gerade heute habe ich ein Buch zur Krim in byzantinischer Zeit durchgeblättert - es ist schon interessant, wie die Einflüsse von verschiedenen Seiten aussahen.

Bei dem Buch handelt es sich übrigens um "Archäologie und Geschichte der Krim in byzantinischer Zeit" von Aleksandr Ajbabin.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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05.11.2012, 22:06
Beitrag: #21
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
(04.11.2012 19:38)Maxdorfer schrieb:  Ich möchte noch einmal WDPGs Serie loben, ein interessanter Einblick in die Lokalgeschichte eines kleinen Gebietes, das oft mit den großen Ereignissen der Geschichte in Berührung kam.

Gerade heute habe ich ein Buch zur Krim in byzantinischer Zeit durchgeblättert - es ist schon interessant, wie die Einflüsse von verschiedenen Seiten aussahen.

Bei dem Buch handelt es sich übrigens um "Archäologie und Geschichte der Krim in byzantinischer Zeit" von Aleksandr Ajbabin.


Danke für den interessanten Literaturtipp und auch danke für dein Lob bezüglich der Serie, freue mich sehr darüber.
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05.11.2012, 22:14
Beitrag: #22
Organisatorisches: Übersicht vom 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts:
(02.11.2012 14:55)WDPG schrieb:  .....Besiegt wurden die Kumanen schließlich von den Mongolen, dazu werde ich später noch einiges Berichten. Zunächst möchte ich aber ein kurze Übersicht über die Zeit zwischen 1200 und 1475 bringen.

Fortsetzung folgt………..

Im 13. Jahrhundert beeinflussten 2 Ereignisse die Gegend entscheidend. Auch hier können wir wieder in Nord- und Südkrim unterscheiden. Man sollte aber auch beachten, das die beiden Teile nicht so stark voneinander abgegrenzt war und sich immer wieder auch Gegenseitig stark beeinflussten.

Der Süden: Wurde vor allem durch den 4. Kreuzzug und seinen Folgen sehr stark beeinflusst. In Folge der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzritter fand eine Spaltung statt die auch die byzantinischen Gebiete auf der Krim beeinflusste. Genauer berichten werde ich über:

-Das nun zum Kaiserreich von Trapezunt gehörende Chersones
-und über das Fürstentum Theodoro,
-außerdem möchte ich hier kurz über die Höhlen- und Felsenstädte auf der Krim berichten.

-Ein in Folge des 4. Kreuzzugs hinzukommender Machtfaktor auf der Krim waren die Seemächte Italiens Venedig und Genua über deren Rolle ich auch genauer berichten möchte.

Der Norden: Hier fand die Eroberung durch die Mongolen statt, wie es zu dieser kam und die Geschichte der Mongolen in diesem Raum möchte ich ebenfalls behandeln.
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08.11.2012, 15:26
Beitrag: #23
Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  -Das nun zum Kaiserreich von Trapezunt gehörende Chersones
-und über das Fürstentum Theodoro,.......


Trapezunt-Chersones:

Als im Jahr 1204 Konstantinopel von den Kreuzrittern erobert wurde, fielen die Gebiete von Byzanz an der Krim an das Kaiserreich von Trapezunt. Vor allem die Stadt Chersones war ein wichtiges Zentrum dieser Besitzungen.
In den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts gelang es auch den Rum-Seldschuken in Sudak einen Militärstützpunkt anzulegen, von diesem aus versuchten sie auch den Handel aus Chersones zu kontrollieren, was zum Konflikt zwischen den Rum-Seldschukenreich und dem kleinen (den Rum-Seldschuken) tributpflichtigen Kaiserreich von Trapezunt führte. In diesem Konflikt eroberte die Flotte Trapezunts kurzzeitig Sinope, dafür belagerte der Sultan der Rum-Seldschuken die Stadt Trapezunt. Ein Unternehmen das scheiterte und den Sultan sogar in die Gefangenschaft des Komnenkaisers brachte.
Unter Johannes II Komnenos näherten sich das mittlerweile wiederhergestellte Byzanz und Trapezunt wieder an. Statt dem Titel Kaiser der Römer, nannte sich der Kaiser von Trapezunt nun nur noch Kaiser und Despot des gesamten Ostens, Iberiens und der überseeischen Provinzen. Um 1282 herum dürfte Chersones also noch beim Kaiserreich von Trapezunt gewesen sein, denn das waren meines Wissens die erwähnten“ Überseeischen Provinzen“. Entweder Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts dürfte Chersones dann an Genua gefallen sein. Wann genau, darüber fand ich nichts. Ich hatte zuerst 1306 in Verdacht, da es zu diesem Zeitpunkt einen Konflikt zwischen Trapezunt und Genua, das die Stadt schließlich unter Kontrolle bekam, gab. Es dürfte aber früher gewesen sein, denn 1303 ordnete Genua seine Verwaltung neu und Chersones war da bereits in der Hand von Genua. Vielleicht nutzte Genua auch einen Machtkampf zwischen Kaiser Johannes II und Georgien im Jahr 1285 aus um die Stadt unter Kontrolle zu bekommen. Ich weiß aber nicht einmal wirklich ob es Johannes II oder Alexios II war, der die Stadt verlor.

Das man darüber nur schwer was findet könnte darauf hinweisen das Chersones seine einst große Bedeutung schon vor der Übernahme durch Genua verloren hatte, das weiter östlich liegende Kaffa löste Chersones als wichtigster Handelsplatz der Gegend ab (zu Kaffa und Genau komme ich noch). Endgültig zerstört wurde Chersones bei einem mongolischen Einfall Ende des 14. Jahrhunderts. Heute kann man die Ruinen und Überreste von Chersones in einem Freilichtmuseum bewundern. Chersones liegt bei der heute bedeutenden Stadt Sewastopol

Despotat Theodoro:

Im 13. Jahrhundert wurde das Despotat Theodoro (manchmal auch aus westlicher Sicht Fürstentum Theodoro genannt)gegründet. Dieses existierte im Westen der Krim zwischen den Besitzungen der italienischen Seemächte (vor allem Genuas) und den mongolischen Gebieten. Die Bevölkerung bestand aus mehreren Völkern, eine besonders wichtige Völkerschaft in Theodoro dürften die Krimgoten gewesen sein. Kulturell war das Despotat Theodro byzantinisch geprägt. Auch die Dynastie die über das Despotat herrschte kam aus Byzanz. Es handelte sich um die Dynastie der Gabras. Diese besaß im Raum Ostanatolien und Syrien etliche Besitzungen, sie war wohl eine jener Dynastien die sich im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts immer mehr als Großgrundbesitzer hervortaten.
Eine besonders interessante Rolle spielte Theodoro Gabras. Nach der Schlacht von Mantzikert verlor Byzanz große Teile von Anatolien, darunter auch die ostanatolische Stadt Trapezunt, Theodoro Gabras gelang es jedoch die Stadt wieder zurückzuerobern. Später verbuchte er weitere Erfolge gegen die Seldschuken, wurde aber dann gefangengenommen. Als er sich weigerte zu Islam überzutreten wurde er ermordet.
Die Gabras waren auch in der Zeit danach noch die Machthaber in Trapezunt, bis die Komnenenkaiser sie durch Personen aus ihren Reihen ersetzen konnten. Dennoch blieben die Gabras eine bedeutende Dynastie. Diese spaltete sich in mehrere Linien auf, eine Linie hatte im Kaiserreich von Trapezunt großen Einfluss, eine weitere gründete in der Gegend der westlichen Berge der Krim das Fürstentum Theodoro. Aufgrund der Familiengeschichte ist es logisch das man weiterhin eng mit Trapezunt verbunden blieb. Die Gabras betrieben aktive Heiratspolitik und waren mit den Komnenenkaisern von Trapezunt, mit den Palaiologos in Konstantinopel und mit den Fürsten der Moldau verwandt und verbündet.
Die Hauptstadt des kleinen Fürstentums Mangup lag nicht nur gut geschützt sondern auch handelstechnisch gut (auf die Hauptstadt werde ich nochmals kurz zurückkommen).
Mit Avlit verfügte man auch über einen bedeutenden Hafen. So profitierte man auch vom in dieser Zeit blühenden Schwarzmeerhandel.

Wirtschaftlich war das kleine Fürstentum also in einer guten Position, schwerer war diese was die Außenpolitik betrifft, denn so Theodoro hatte immer wieder mit Feinden und starken Nachbarn zu kämpfen. Der Goldenen Horde dürfte man (soweit ich das erkennen konnte) Tribut gezahlt haben, ihre Rolle dürfte sich aber auch eine theoretische Oberhoheit beschränkt haben, groß Eingegriffen in die Politik des Despotats hat man anscheinend nicht. Ein Feind der Probleme machte war Genua mit diesem kam es immer wieder zu Konflikten um die Küstengebiete und daher auch um den sehr wichtigen Meerzugang. Ein anderer Feind war Timur Lenk, der Ende des 14. Jahrhunderts in diesem Gebiet einfiel und eine Spur der Verwüstung hinterließ, scheinbar ist ihm auch Mangup zum Opfer gefallen (etwas was mich sehr wundert, schließlich taten sich sogar die Osmanen gegen die Stadt schwer, wie wir noch sehen werden, näheres dazu habe ich bisher nicht gefunden).
Im 15. Jahrhundert erlebte man vor allem unter Despot Alexios Gabras (1402 bis 1434) eine wirtschaftliche Blütezeit. Doch dann kam eine neue Bedrohung auf, die Osmanen.

Die Bedrohung durch die Osmanen veranlassten den letzten Herrscher von Thedoro Alexander Gabras dazu ein Bündnis mit Stephan den Großen (Fürst der Moldau) einzugehen. Diese Bündnis soll ihm nach einem Putsch, anscheinend sogar den Thron wiederverschafft haben (wobei ich erwähnen möchte das ich mehrere Angaben zu seiner Herrschaft fand). 1475 erschienen die Osmanen auf der Krim. Nachdem sie Kaffa erobert hatten, beschlossen sie auch dem Füstentum Theodoro ein Ende zu bereiten. Doch die Hauptstadt Mangup hielt sich tapfer. Fast ein halbes Jahr lang konnte man den Osmanenen Widerstand entgegenbringen. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt das diese zuvor andere als uneinnehmbar geltende Städte wie Konstantinopel erobert hatten. Im Dezember 1475 blieb der hungerleidenden Stadt schließlich nichts anderes übrig als zu kapitulieren. Die Osmanen rächten sich nun an der widerspenstigen Stadt indem sie, diese zerstörten. Viele Einwohner von Mangup wurden getötet, das Fürstentum hatte aufgehört zu existieren, Despot Alexander wurde gefangengenommen. Stephan der Große hielt zu ihm und versuchte ihn zu befreien, was jedoch nicht gelang. Die Familie Gabras selbst ging nicht unter. Auf dem Balkan existierte ein Linie noch bis ins 17. Jahrhundert hinein und auch in mehrere Adelshäuser Russlands heiratete man hinein.

Theodoro war, so kann man sagen, eines der letzten Überreste von Byzanz gewesen, 1453 ging dieses mit dem Fall von Konstantinopel unter, in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts folgten Trapezunt und die Morea. Nur Monemvasia in Griechenland hielt sich länger unterstellte sich aber dafür den Mächten des Westens (es fiel erst 1540 an die Osmanen).

Ein Grund warum man sich so lange hielt, war wohl auch das es gar nicht so einfach war die Hauptstadt Mangup einzunehmen. Diese hat aber noch eine andere Besonderheit, bei Mangup handelt es sich um eine der Höhlenstädte auf der Krim, über diese werde ich nun im folgendem Posting näher berichten.


Fortsetzung folgt………….
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08.11.2012, 18:42
Beitrag: #24
RE: Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(08.11.2012 15:26)WDPG schrieb:  nannte sich der Kaiser von Trapezunt nun nur noch Kaiser und Despot des gesamten Ostens, Iberiens und der überseeischen Provinzen.

Du meinst doch sicher dieses Iberien: http://de.wikipedia.org/wiki/Iberien_%28Kaukasien%29

(08.11.2012 15:26)WDPG schrieb:  Dennoch blieben die Gabras eine bedeutende Dynastie. Diese spaltete sich in mehrere Linien auf, eine Linie hatte im Kaiserreich von Trapezunt großen Einfluss, eine weitere gründete in der Gegend der westlichen Berge der Krim das Fürstentum Theodoro. Aufgrund der Familiengeschichte ist es logisch das man weiterhin eng mit Trapezunt verbunden blieb. Die Gabras betrieben aktive Heiratspolitik und waren mit den Komnenenkaisern von Trapezunt, mit den Palaiologos in Konstantinopel und mit den Fürsten der Moldau verwandt und verbündet.

Einerseits interessant, dass sich eine byzantinische Familie über mehrere Ecken und eben über das Fürstentum Theodoro so lange noch erhalten konnte, bemerkenswert aber auch, dass diese frühere Herrscherdynastie mit den neuen Komnenen-Machthabern keine großen Schwierigkeiten hatte, so wie ich das (durch deinen Beitrag) sehe.

Lag das vielleicht daran, dass die Gabras so viel Land besaßen oder so viele Menschen auf ihrer Seite hatten? Aber warum machten sie sich nicht wieder daran, den Thron wiederzuerlangen?
Aus reiner Freundlichkeit? Oder war es wirklich ein (sehr schwer zu erreichendes und seltenes) 50-50-Kräftegleichgewicht zwischen Komnenen und Gabras, sodass beide auf einander angewiesen waren?

Weißt du da mehr?

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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08.11.2012, 22:13
Beitrag: #25
RE: Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(08.11.2012 18:42)Maxdorfer schrieb:  Du meinst doch sicher dieses Iberien: http://de.wikipedia.org/wiki/Iberien_%28Kaukasien%29

Genau so ist es. Iberien sorgt hier immer für starke Verwirrung, da man zuerst auf die Iberische Halbinsel (Spanien, Portugal) denkt und man sich fragt, was Spanien mit dem nordostanatolischen Kaiserreich zu tun hat.

Also: Gemeint ist Iberien im Kaukasus.
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08.11.2012, 22:33
Beitrag: #26
RE: Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(08.11.2012 18:42)Maxdorfer schrieb:  Einerseits interessant, dass sich eine byzantinische Familie über mehrere Ecken und eben über das Fürstentum Theodoro so lange noch erhalten konnte, bemerkenswert aber auch, dass diese frühere Herrscherdynastie mit den neuen Komnenen-Machthabern keine großen Schwierigkeiten hatte, so wie ich das (durch deinen Beitrag) sehe....

Sehr interessante und schwer zu beantworten ist deine Frage nach dem Verhältnis zwischen Komnenen und Gabras.

Auf der Krim: Über die Frühzeit des kleinen Despotats ist wenig bekannt, also auch über die Gründung von diesem. Ich vermute das dieses großteils auf einem Gebiet lag, das vorher unter der Herrschaft oder zumindest unter dem Einfluss von Byzanz lag. Wann die Gabras genau dort Herrscher wurden und wie das vonstatten ging dürfte auch nicht ganz klar sein (da gäbe es auch mehrere Möglichkeiten). Wie man genau zu den Komnenen stand ist wohl auch nicht ganz klar, man dürfte aber versucht haben einen Ausgleich mit diesen zu erreichen, auch mit der Gründung von Verwandtschaftsverhältnissen.
Soo lange hatte ja Trapezunt nicht mehr über Chersones geherrscht, dann fiel es an Genua, zu dem man wie erwähnt kein so gutes Verhältnis hatte. Von Vorteil war ein gutes Verhältnis mit Trapezunt wohl auch für den Handel.

In Trapezunt: Das Kaiserreich von Trapezunt wurde zwar beherrscht von den Komnenenkaisern, aber es beherbergte auch mehrere Vasallen, die zeitweise relativ viel Macht hatten. Die Gabras dürften da wohl zu den stärkeren gehört haben. Anfangs waren die Komnenen wohl auch durch Hilfe aus Georgien überlegen, später im Bürgerkrieg war es zwar schon relativ fix, das die Komnenen den Herrscher stellten, aber die Vasallen versuchten ihren Kandidaten auf den Thron zu bringen, da waren die Gabras wohl auch beteiligt.

In der Zeit von Byzanz: War die Zentrale in Konstantinopel erst nach längerer Zeit stark genug um sich in Trapezunt gegenüber den Gabras durchzusetzen, diese Stärke blieb wohl einige Zeit erhalten. Die Hilfe aus Georgien wird wohl dafür entscheidend gewesen sein, das sich in diesem Gebiet die Komnenen durchsetzten.
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09.11.2012, 13:14
Beitrag: #27
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Zweifelfrei ist es sehr wichtig zu klären, ob Konstantinopel stark genug war, sich in Trapsunt gegenüber den Gabras durchzusetzen und wie lange diese Machtposition dauerte. Genau diese Frage hat mich immer schon ungemein interessiert, zumal es über diese Konstellation kaum Bücher gibt.

Ich will mich nun wieder einer etwas profaneren Sache widmen, dem Pionierlager ARTEK auf der Krim, an der Südküste in der Nähe des Ortes Gursuf (heute Hursuf)

In den 30 Jahren wurde von der damaligen SU NUR FÜR KINDER ein Ferienlager initiert.
Hier eine kleine Einstimmung:

http://de.suuk.su

Im Vordergrund stand WENIGER die Erziehung zu einem sozialistisch denkenden Menschen sondern der Gedanke der Erholung , wobei unter Erholung nicht träges faulenzen (wie am Strand von Malle oder Domrep - wo und was das immer sein mag - ) gemeint war, sondern aktive Betätigung unter fachlich geschulten Pädagogen, Wanderungen, Segeln, Exkursionen in das Höhlensystem der Krim .

Die Freistellung zu einem Ferienaufenthalt bekamen nur besonders gute und ausgewählte Schüler, dieses auch als Ehre und Auszeichnung empfunden wurde.
Ferner gab es auch Delegationen von Kombinaten, dieses z.B. an die heutigen Ferienlager von Staatsbetrieben an der italienischen Adria erinnert.
So kamen aus allen sozialistischen Ländern, auch aus der DDR Schülergruppen auf die Krim, zum Kennenlernen, zur Vertiefung der Sprachkenntnisse und überhaupt....

Nach dem Ende der SU wurde das Ferienlager durch den ukrainischen Staat weitergeführt, jedoch mit weniger Erfolg. Anfangs noch als Ferienlager für die Kinder reicher Russen und Ukrainer, und sicher auch zum Knüpfen zukünftiger , wichtiger Freundschaften, denn billig war die Angelegenheit nicht: 3 Wochen kosteten vor 8 jahren noch rd. 1.500 Euro, Gäste aus Deutschland sind besonders willkommen.

Dennoch ist vor dem Geist des Lagers unbedingt zu warnen, weil gefährlich. Für Jugendliche besteht die Gefahr, ohne die durch Medien und die Eltern indoktrinierten Vorurteile über die ehemalige SU und der dortigen Menschen wieder zurück zu kommen und nun Freunde zu haben, die nicht ganz im Sinne vieler Eltern sind.
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10.11.2012, 15:05
Beitrag: #28
Felsen- bzw. Höhlenstädte auf der Krim:
(08.11.2012 15:26)WDPG schrieb:  Ein Grund warum man sich so lange hielt, war wohl auch das es gar nicht so einfach war die Hauptstadt Mangup einzunehmen. Diese hat aber noch eine andere Besonderheit, bei Mangup handelt es sich um eine der Höhlenstädte auf der Krim, über diese werde ich nun im folgendem Posting näher berichten.


Fortsetzung folgt………….

Im Gebirge der Krim befinden sich die sogenannten Höhlenstädte. Dieser Name führt einem etwas in die irre, denn die Stadtbewohner lebten in der Regel nicht in Höhlen, sondern in Häusern. Die Höhlen wurden als Kirchen, Vorratsräume usw. genutzt. Ausgenutzt wurden hier also hauptsächlich die vorhandenen geographischen Gegebenheiten.

Eine der bedeutendsten Höhlen bzw. Felsenstädte war Eski-Kermen, die im 6. Jahrhundert gegründete Stadt bietete Schutz für tausende Bewohner. Es verfügte über starke Verteidigungsanlagen, die Vorratsräume in den Höhlen erlaubten die Speicherung von großen Getreidemengen und auch die Wasserversorgung war gesichert. Aber Eski-Kermen war nicht nur ein Zufluchtsort, sondern auch Handelstechnisch von Bedeutung. Eine bedeutende Handelsroute zwischen Chersones und den Steppen im Norden lief durch die Gegend der Stadt, wovon diese natürlich profitierte. Im 8. Jahrhundert zerstörten Chasaren die Befestigungsanlagen der Stadt. Wirtschaftlich blieb sie noch länger bedeutend. Erst im 13. Jahrhundert verlor Eski-Kermen endgültig seine Bedeutung.

Diese ging an Mangup über. Diese Stadt wurde im 6. Jahrhundert gegründet. Im 13. Jahrhundert erlebte Mangup einen Aufstieg. Ein Grund war der Bedeutungsverlust von Eski-Kermen, einen weiterer die Gründung des Despotat Theodoro. Theodoro wurde in der Zeit des Despotats auch die Stadt genannt. Auch sie war eine Höhlenstadt und auch sie lag wie Eski-Kermen an einer bedeutenden Handelsstraße und verfügte über schwer einnehmbare Verteidigungsanlagen, etwas was sehr wichtig war, denn Feinde hatte das kleine Fürstentum etliche, darunter die Mongolen, die Genuesen und später die Osmanen. Wie ich bereits geschrieben habe, war es für die Osmanen extrem schwer die Stadt zu erobern, was Mangups stärke zeigt.

Eine weitere bedeutende Höhlenstadt war das jüdisch besiedelte Cufut-Kale. Heute sind die Höhlenstädte nicht mehr wirklich besiedelt. Mangup diente einige Zeit Aussteigern als Besiedlungsort, etwas was in den letzten Jahren aber nachgelassen hat. Aussteiger, die Mangup das ganze Jahr über besiedeln gibt es kaum noch.
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10.11.2012, 16:17
Beitrag: #29
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Aufmerksame beobachten werden vielleicht bemerkt haben, dass Mangup auch die Hauptstadt des Krimgotenreichs war, damals hieß sie Doros. Für mich stellte sich beim Schreiben die Frage ob es nicht eher Eski-Kermen war die da Hauptstadt war, es erlebt früher seine Blüte und wurde wie die Krimgotenhauptstadt von den Chasaren erobert. Ist aber nur eine Frage die ich mir da persönlich gestellt habe, weiß nicht einmal ob es das wissenschaftliche Überlegungen in die Richtung gibt.
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12.11.2012, 20:54
Beitrag: #30
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
(09.11.2012 13:14)krasnaja schrieb:  Zweifelfrei ist es sehr wichtig zu klären, ob Konstantinopel stark genug war, sich in Trapsunt gegenüber den Gabras durchzusetzen und wie lange diese Machtposition dauerte. Genau diese Frage hat mich immer schon ungemein interessiert, zumal es über diese Konstellation kaum Bücher gibt.

Das Konstantinopel unter den Komnenen Trapezunt nicht gleich wieder unter Kontrolle bekam, erscheint mir gar nicht so unlogisch.

Vor allem unter Alexios I Komnenos hatte man etliche dringlichere Probleme. Warum sollte man sich mit einer Stadt fern im Osten beschäftigen, wenn man mit existenziellen Bedrohungen zu kämpfen hat?

In diesem Fall erscheint es mir nur sinnvoll, die Gabras einfach dort an die Macht zu lassen wo sie sind, sie eventuell mit Heiratspolitik ins "System der Komnenen" einzubinden und nicht mehr. Das ist auch eine Politik die gar nicht mal so untypisch für die Komnenen war, sie bekämpften ihre Konkurrenzdynastien oft gar nicht, sondern holten sie einfach ins Boot der Staatsfürung (oft auch mit der Knüpfung von Verwandtschaften), bestes Beispiel hier sind die Dukai.

Das sich die Gabras widerum nicht an Konstantinopel ranwagten ist klar, sie wären wohl zu schwach gewesen. Die Komnenen die ja vor allem in der Zeit von Alexios I, Johannes II und Manuel I starke/ oft sehr fähige Kaiser stellten hätten wohl nur wenige gerne gegen die Gabras ausgetauscht, da wäre wohl kaum Rückhalt da gewesen.

Eine Chance Trapezunt zurück zu bekommen, hätten die Gabras wohl eher um 1204 gehabt, da spielten wohl 3 Faktoren eine Rolle, erstens ist es die Frage ob es nicht manchmal leichter ist zu den mächtigsten und reichsten Dynastien eines Reichs zu gehören, als es zu regieren, zweitnes waren die Komnenen einfach die Namhaftere Dynastie und drittens hatten sie Anfangs starke Unerstützung aus Georgien (das in dieser Zeit eine Blüte erlebte).

Frage an dich: Du hast die Krim ja schon bereist, hast du die Felsenstädte auch schon mal gesehen, wenn ja, wie war dein Eindruck?
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15.11.2012, 12:03
Beitrag: #31
Die italienischen Seestädte und ihre Kolonien in der Gegend der Krim:
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  -Ein in Folge des 4. Kreuzzugs hinzukommender Machtfaktor auf der Krim waren die Seemächte Italiens Venedig und Genua über deren Rolle ich auch genauer berichten möchte.

Bis zum Jahr 1204 kontrollierte Byzanz den Handel zwischen Europa und dem Schwarzen Meer. Das änderte sich mit dem 4. Kreuzzug. Nun drang Venedig in den Schwarzmeerraum ein, doch die Händler Venedigs waren dieser neuen Handelsroute gegenüber skeptisch und verließen sich weiterhin mehr auf die bewährten Mittelmeerhandelsrouten. 1261 mit der Eroberung von Konstantinopel durch Nikea, das mit Genua verbündet war drang nun auch Genua in die Gegend des Schwarzen Meeres und damit auch auf die Halbinsel Krim ein. Das Genua hier aktiver war, ist auch damit zu erklären, dass durch die Entstehung des Mongolenreichs mittlerweile sehr bedeutende Handelswege zugänglich wurden.

Im Jahr 1266 erwarb Genua die Stadt Kaffa, das zu einem extrem bedeutenden Handelsknotenpunkt ausgebaut wurde. Gehandelt wurden hier zahlreiche Waren. Auch auf die unter den Mongolen sehr bedeutenden Fernhandelswegen kam man hier, außerdem florierte der Sklavenhandel.

Der Erfolg von Genua in dieser Gegend rief nun auch die Konkurrenz auf den Plan, Venedig hatte in Soldaia (Sudak), nicht allzu weit weg von Kaffa einen Stützpunkt an. Soldaia erlangte nie die Bedeutung die Kaffa hatte. Für beide Seemächte war nicht nur der Konkurrenzkampf gegeneinander, sondern auch die Gunst des Mongolenkhans (Khan der Goldenen Horde) von enormer Bedeutung. Nachdem im Jahr 1328 Soldaia von einer Horde Mongolen (die nicht vom Khan kontrolliert wurde) zerstört worden ist, bat Venedig Usbek Khan (Khan der Goldenen Horde) darum einen Handelsstützpunkt in Tana aufmachen zu dürfen, diese erhielt man schließlich. Tana liegt im Norden genau an der Spitze des Asowschen Meeres, das nördlich der Straße von Kerch liegt. Dieses Meer lag den Venezianern vom seefahrttechnischen gut und der Stützpunkt war optimal für den Handel mit den Mongolen, aber auch für den mit den russischen Fürstentümern.

Genua war vom neuen Stützpunkt der Konkurrenz wohl alles andere als begeistert. Zwischen den beiden kam es immer wieder zu Konflikten. Im Großen und Ganzen kann man diesen im Schwarzen Meer so beschreiben: Genua hatte hier die Vormacht, Venedig versuchte immer wieder aufzuholen, was Genua dazu bewegte alles zu tun um die Venezianer aus der Gegend zu drängen.

Von Tana aus konnte Venedig zwar große Gewinne erwirtschaften, aber einen Nachteil hatte der Stützpunkt. Man war sehr stark von der Gunst des Khans abhängig. Das wirkte sich verheerend aus als Zanibek Khan (der Nachfolger Usbek Khan) aufgrund von Konflikten beschloss dem Stützpunkt ein Ende zu machen. Venedigs kaum befestigter Stützpunkt hatte dem nicht viel entgegenzusetzen, ein Bündnis zwischen den beiden italienischen Seemächten schlug Genua aus. Tana fiel nun an die Mongolen.
Schon kurz danach griff Zanibek auch den genuesischen Stützpunkt Kaffa an. Kaffa spielte aber in mehreren Bereichen in einer ganz anderen Liga, denn es war nicht nur ein bedeutender Handelsstützpunkt, sondern auch eine sehr gut befestigte Stadt. Und auch eine sehr große, sie soll ca. 70.000 Einwohner gehabt haben. Beachtliche Ausmaße für eine Stadt damals, sehr viel größer ist die Stadt die sich heute Feodossija genannt auch heute nicht.

Die Belagerung, die im Jahr 1343 und 1344 stattfand scheiterte, auch an der flottentechnischen Überlegenheit der beiden Seemächte, die dieses mal kooperierten.
Doch schon kurz darauf versuchte Zanibek erneut Kaffa einzunehmen. Diese Belagerung wurde zu einem Ereignis das auch weltgeschichtliche Bedeutung bekam. Im Heer der Mongolen brach eine Seuche aus. Die Mongolen warfen, die Leichen mit der Hilfe von Katapulten in die belagerte Stadt um die Bewohner dieser auch mit der Seuche anzustecken. Doch die Seuche verbreitete sich noch weiter, Schiffe aus Kaffa brachten sie nach Europa, wo sie sich verheerend auswirkte und als der „Schwarze Tod“ in die Geschichte einging.
Die Geschichte darüber das die Pest so nach Europa kam, ist zumindest sehr bekannt und dürfte auch stimmen, ein bisschen bezweifle ich schon das es nur dieses Ereignis war, das die Pest nach Europa brachte. Ich vermute mal da gab es noch weitere Wege.

Kaffa blieb weiter in der Hand der Genuesen, im Jahr 1347 holte sich auch Venedig von Zanibek wieder die Genehmigung in Tana einen Handelsstützpunkt zu führen. Nun entflammte der Konflikt der beiden Seemächte erneute. Auch in die Kriege der beiden wurde das Gebiet der Krim immer wieder hineingezogen. Ziel Genuas war es die venizanischen Schiffe nicht mehr nach Tana gelangen zu lassen. Ein Mittel dazu war es wohl die Straße von Kerch zu sperren, was wohl nicht ganz gelang.

Beide Orte blieben wirtschaftlich von sehr großer Bedeutung. Nachhaltig geschädigt wurde die Gegend durch den Einfall von Timur Lenk Ende des 14. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert gab es mehrere Faktoren die, die für einen längerfristigen wirtschaftlichen Abschwung der Gegend sorgten. Aufstände der heimischen Bevölkerung, der Niedergang des Mongolenreichs und damit der Abstieg der Handelsrouten in Asien, sowie der Aufstieg anderer Handelsrouten sorgten für einen Bedeutungsverlust der Gegend (zumindest für die beiden Seemächte). Dazu kam noch der Aufstieg der Osmanen. Die Einnahme von Konstantinopel im Jahr 1453 machte den Handel im Schwarzmeerraum für die beiden italienischen Seemächte viel schwerer. Kaffa musste bereits 1455 den Osmanen Tribut zahlen, 1475 wurde Kaffa von den Krimtataren und den mit ihnen verbündeten Osmanen erobert.
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19.11.2012, 23:30
Beitrag: #32
Exkurs: Kurzübersicht über Genuas Kolonialreich:
(15.11.2012 12:03)WDPG schrieb:  Im Jahr 1266 erwarb Genua die Stadt Kaffa, das zu einem extrem bedeutenden Handelsknotenpunkt ausgebaut wurde. Gehandelt wurden hier zahlreiche Waren. Auch auf die unter den Mongolen sehr bedeutenden Fernhandelswegen kam man hier, außerdem florierte der Sklavenhandel.......


Das Kaffa eine sehr bedeutende Kolonie Genuas war, möchte ich dazu nutzen in einem Exkurs einmal das Kolonialreich Genuas kurz etwas zu beleuchten. Dieses war sehr bedeutend, ist aber bei weitem nicht so bekannt, wie das von Venedig.

Im Westen: Wohl stärker als die Konkurrenz aus Venedig war Genua im Westen des Mittelmeeres präsent. Sardinien gewann man ursprünglich im Bündnis mit Pisa. Schließlich kam es zum Kampf der beiden, Genua gewann Sardinien für sich alleine, verlor es aber bald wieder an Aragon. Korsika gewann man im Konflikt mit Pisa. Den Konflikt mit Aragon bestand man hier. Auf die Geschichte Spaniens hatte Genua immer wieder großen Einfluss, Stützpunkte baute man schon in der Zeit während der Rückeroberung durch die königreiche aus dem Norden auf. Später stieg der Einfluss noch viel stärker.

Im Schwarzmeerbereich: Der Schwarzmeerraum bot viele Produkte mit denen man handeln konnte an. Sklaven und Produkte aus dem Fernhandel waren hier Handelsgüter. Getreide gab es in der Gegend in großer Menge, auch ein sehr bedeutendes Handelsprodukt.
Ein wichtiger Stützpunkt hier war Galata. Dieses liegt gegenüber von Konstantinopel, zwischen dem befestigten Stützpunkt Galata und Konstantinopel lag das Goldene Horn, eine Meeresbucht. Galata war für Byzanz sehr wichtig z.B. für die Abriegelung des Goldenen Horns. Im 13. Jahrhundert erhielt Genua diesen Stützpunkt, der sozusagen das Tor zum Schwarzen Meer darstellte. Stützpunkte hatte man in mehreren Städte, darunter in Trapezunt. Wie wir bereits gesehen haben war Kaffa auf der Krim ein äußerst bedeutender Stützpunkt unter genuesischer Herrschaft, von hier aus wurden auch andere Städte auf der Krim die unter genuesischer Herrschaft standen verwaltet.

Andere Gebiete im östlichen Mittelmeer: Wie Venedig auch verfügte Genua über mehrere Stützpunkte im Bereich der Kreuzritterstaaten. In der Ägäis standen mehrere Inseln unter der Herrschaft Genuas. Auch die Insel Zypern stand eine Zeit lang unter der Herrschaft von Genua.

Es gibt sicherlich noch etliche Stützpunkte die zu Genua gehört haben, möchte mit der obrigen Aufzählung auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellen, sondern nur eine kurze Übersicht schaffen.

Der Staat Genua selbst war intern nicht so stark wie Venedig, es waren eher die mächtigsten Familien, die Genuas Wirtschaft und Seemacht antrieben und stark machten.

Möchte hier noch eine kurze Übersicht über die Spätzeit des genuesischen Kolonien schaffen.

Ab dem 15. Jahrhundert wurden zahlreiche Besitzungen von der genuesischen Bank of St. Georg verwaltet. Den Fall der Kolonien im Osten an die Osmanen konnte man nicht verhindern, schon kurz nach dem Fall von Konstantinopel 1453 war es auch mit der selbstständigkeit der Kolonie Galata vorbei-sie wurde zu einem Teil des Osmanischen Reichs, 1475 fiel auch Kaffa.

Eine bedeutende Kolonie die sich lange Zeit hielt war die Insel Chios die bis 1566 zu Genua gehörte, von hier aus wurde vor allem das Wertvolle Mastix (Harz von Pistazienbäumen) gehandelt, es war aber auch eine wichtige Stadtion für die Koordinierung des Fernhandels.

Am längsten hielt man Korsika, das erst 1755 unabhängig wurde. Später verkaufte Genua seine Rechte an der Insel noch an Frankreich (1768). Sehr bedeutend war Genua, wie bereits oben erwähnt für Spanien, hier agierte man als Bankier und Finanzier und war im 16. Jahrhundert und Anfang des 17. Jahrhunderts in dieser Hinsicht noch einmal eine extrem bedeutende Macht, bis sich dieses Verhältnis der beiden Staaten schließlich löste.
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19.11.2012, 23:38
Beitrag: #33
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Ein paar Hinweise noch zum Thema "italienische Seerepubliken", habe mich mit diesem Thema im Sommer wieder mal etwas näher auseinandergesetzt und bin wieder mal zur Erkentniss gekommen, das es ein sehr komplexes und interessantes Thema ist.

Das man über Genua, seine Rolle bezüglich Spanien und auch über seine Kolonien wohl noch etliches bringen könnte ist mir klar, soll aber nur ein kurzabschnitt sein (mehr würde den Rahmen sprengen).

Noch ein weiterer Hinweis über Venedigs Stützpunkt Soldaia, über dessen bedeutung habe ich verschiedene Angaben gelesen-ein arabischer Gelehrter soll es sogar zu den größten Häfen der Welt gezählt haben. Also fast das Gegenteil der vorhergenden Darstellung. Ich persönlich denke aber eher das die Darstellung nach der Soldaia bei weitem nicht so bedeutend war wie Kaffa stimmt, warum sonst hätte Venedig den Posten nach der Zerstörung gleich aufgegeben-Tana scheint auch rentabler gewesen zu sein. Vielleicht hat er das Ganze ja mit Kaffa verwechselt, denn da war die Stadt alleine schon für damalige Verhältnisse gigantisch.
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20.11.2012, 20:47
Beitrag: #34
Mongolenherrschaft – Goldene Horde:
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  Besiegt wurden die Kumanen schließlich von den Mongolen, dazu werde ich später noch einiges Berichten.


Der Norden: Hier fand die Eroberung durch die Mongolen statt, wie es zu dieser kam und die Geschichte der Mongolen in diesem Raum möchte ich ebenfalls behandeln.

Ich beginne die Geschichte etwas weiter im Osten, als Dschinghis Khan sein Reich vereinte und dann weitere Gebiete eroberte, stieß er auf ein weiteres Großreich, das des Choresm-Schah (mehr über dieses könnte ihr in meiner Serie zur Persischen Geschichte lesen) unter Muhammed II. Dieses Reich hatte einst das Seldschukenreich in Persien abgelöst. Anscheinend war es der Choresm-Shah der den Krieg mit den Mongolen begann. Muhammad II setzte auf die falsche Taktik und sein Reich erwies sich als instabil. Nachdem die Mongolen immer wieder vordrangen, blieb ihm nur noch die Flucht. Die Mongolen unter den bedeutenden Oberbefehlshabern Dschebe und Subutai nahmen die Verfolgung auf, Muhammad II starb auf der Flucht auf einer Insel im Kaspischen Meer, sein Sohn Dschelal Al-Adin versuchte das Reich seines Vaters zu retten, eine sehr interessante Geschichte, ich möchte mich nun aber mehr auf den Teil der auch die Krim betrifft konzentrieren.

Die Armee von Dschebe und Subutai machte nach dem Ableben Muhammeds II nicht halt, sie zog weiter in den Nordwesten, durch das Kaukasusgebiet und kam schließlich in die russische Steppe. Dort traf man auf die Ansässigen Kumanen. Anfangs versuchte man weiterzuziehen ohne einen Krieg der beiden Steppenvölker zu riskieren, was aber nicht lange funktionierte. Es kam zum Krieg. Auf der einen Seite standen nun die Kumanen, die sich mit den russischen Fürsten verbündeten und auf der anderen Seite die Armee der Mongolen. An der Kalka wurde die Kumanisch-Russische Armee schließlich besiegt. Kurzfristig gesehen hatte dieser Sieg kaum Auswirkungen, denn die Mongolen zogen schon bald wieder ab, auf ihren Rückzug begaben sie sich auch auf die Halbinsel Krim, die sie plünderten (nur eines von 2 kriegerischen Ereignissen auf der Halbinsel zu dieser Zeit, denn im Süden tobte gerade der Konflikt zwischen Trapezunt und den Rum-Seldschuken).

Langfristig hatte der Zug der Mongolen aber schon Folgen, er zeigte die Überlegenheit der Mongolen. Es dauerte nicht allzu lange bis sie, unter Batu Khan wieder in die Gegend kamen. Batu Khan besiegte die russischen Fürstentümer und rang auf die Kumanen nieder. Damit fiel auf das Gebiet der (nördlichen) Krim an die Mongolen.

Batus Linie wurde kurz nach seinem Ableben durch Batus Halbbruder Berke gestürzt. Nach dem Tod von Berke Khan 1267 kam mit Möngke Timur wieder jemand aus Batus Linie auf den Thron. In dieser hatte vor allem die Wolgagegend eine sehr wichtige wirtschaftliche Bedeutung, aber auch die Gegend der Krim würde ich nicht ganz unterschätzen. Das diese bedeutend war, zeigt sich auf nach Möngke Timurs Zeit, als im Reich der Goldenen Horde Machtkämpfe ausbrachen. Ein Mann der sich in dieser Zeit hervorspielte war Nogai-Khan, sein Machtzentrum von dem er teils sehr unabhängig, teils aber auch sehr bestimmend in die Belange der Goldenen Horde hinein regiert, war die Krim. Nogai-Khan tat sich einst unter Berke und Möngke Timur als bedeutender Feldherr hervor. Einige Zeit gehörte er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten im Reich der Goldenen Horde, ein Konflikt mit dem legitimer Khan Tokta beendete schließlich seine Machtposition, Nogai wurde besiegt und auf der Flucht ermordet. Tokta konnte die alte Macht der Khane der Goldenen Horde wieder herstellen. Auch auf der Krim war er aktiv, genauer genommen gegen Genuas Besitzungen, konnte sich aber anscheinend nicht durchsetzten.

Auf Tokta der Ende 13. Jahrhundert, Anfang 14. Jahrhundert regierte folgte der bereits in der Geschichte der italienischen Seemächte erwähnte Usbek Khan. Dieser regierte 30 Jahre lang die Goldene Horde, wie bereits erwähnt überlies er den Venezianern Tana als Stützpunkt. Usbeks Sohn Zanibek ging wie wir bereits gesehen haben, gegenüber den italienischen Seemächten sehr aggressiv vor, was auch eine Zeit lang Handelsblockaden zur Folge hatten.
Zanibek war insgesamt ein sehr aktiver Herrscher, der jedoch mit zunehmenden Problemen zu kämpfen hatte, eines davon war die Pest in seinem Reich. Auf Zanibek folgt sein Sohn Berdi-Beg, der jedoch schon bald seinen Thron wieder verlor. Innerhalb von kurzer Zeit verfiel die Goldene Horde immer mehr in unübersichtliche Machtkämpfe. Emir Mamai war ein Gewinner dieser wirren Situation, er bekam eine sehr große Machtstellung innerhalb der Goldenen Horde, zu seiner Machtbasis gehörte die Halbinsel Krim, was wieder mal zeigt wie wichtig das kleine Gebiet war. Besiegt wurde Mamai schließlich von Moskau und später von Toktamisch, der mit Timur Lenk verbündet war. Er floh zu den Genuesen auf der Krim und wurde von diesen ermordet. Toktamisch vereinigte die Goldene Horde erneut, bald kam es jedoch zum Kampf zwischen Timur und ihm, ein Kampf der sich auch auf der Krim abspielte und die Halbinsel so schwer in Mitleidenschaft zog, das er sie nachhaltig wirtschaftlich schwächte.

Toktamisch verlor im Konflikt mit Timur Lenk und damit seinen Thron, dafür stieg der Stern eines anderen Mannes, Edigü. Edigü war ein mächtiger Emir (auch bei ihm habe ich die Vermutung das die Krim für ihn eine bedeutende Machtbasis, war, schließlich war sie führ ihn ein Rückzugsgebiet), der die wahre Macht in der Goldenen Horde hatte, während die Khane meist nicht sehr lange regierte. Die Goldene Horde wurde von vielen Seiten bedrängt und zeigte starke Verfallserscheinungen an. Nachdem Edigü verstorben war und Toktamisch Söhne, die mit der Hilfe Litauens auf den Thron gekommen waren ihre Macht verloren, setztes sich Ulug Mehmed durch. Unter ihm löste sich das Reich endgültig in mehrere Gebiete auf.

Fortsetzung folgt………….
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26.11.2012, 23:08
Beitrag: #35
Das Khanat der Krim im 15. und 16. Jahrhundert:
(20.11.2012 20:47)WDPG schrieb:  [ Nachdem Edigü verstorben war und Toktamisch Söhne, die mit der Hilfe Litauens auf den Thron gekommen waren ihre Macht verloren, setztes sich Ulug Mehmed durch. Unter ihm löste sich das Reich endgültig in mehrere Gebiete auf.

Fortsetzung folgt………….


Im 15. Jahrhundert:

In der Herrschaftszeit von Ulug Mehmed brach das Reich der Goldenen Horde immer mehr auseinander. Die Krim wurde schon unter Devlet Berdi (20er Jahre des 15. Jahrhunderts) selbstständig.

Endgültig zu einem beständigen von der Goldenen Horde unabhängigen Reich wurde das Khanat der Krim unter Haci I Giray. Unterstützt wurden die Unabhängigkeitsbestrebungen durch Polen und Litauen. Die Giray führten ihre Herkunft auf Dschingis Khan zurück, sie waren fortan für lange Zeit Herrscher über die Krim.

Um sich gegen andere Thronanwärter durchzusetzen und um Kaffa, sowie das Fürstentum Theodoro unter Kontrolle zu bringen holte sich Mengli I Giray (Sohn und Nachfolger von Haci I Giray) die Hilfe der Osmanen. Gemeinsam agierte man extrem erfolgreich, wie bereits berichtet brachte man sowohl die Besitzungen der italienischen Seemächte in Besitz, wie auch das beständige byzantinisch geprägte Fürstentum, ich würde sogar sagen das man ohne die Bindung an die Osmanen nicht so beständig gewesen wäre, wie es das Khanat der Krim war. Doch das Bündnis mit den Osmanen hatte für Mengli I Giray und seine Nachfolger auch einen hohen Preis. Der Khan der Krim wurde Vasall der Osmanen, diese erhielten etliche Rechte, etwa das Recht den Khan durch einen anderen aus der Familie der Giray auszutauschen. Außerdem brachte das Bündnis den Osmanen auf eine Provinz im Süden der Halbinsel ein. Die Hauptstadt von dieser war Kaffa, das außerdem noch zu einem für die Osmanen sehr bedeutenden Sklavenmarkt wurde.

Im 16. Jahrhundert:

Unter Sahib I Giray dem Nachfolger Menglis I Giray erlebte Bachtschyssaraj einen enormen Bedeutungsaufschwung. Diese Stadt wurde zur Residenzstadt der Krimkhane.

Im Jahr 1502 gelang den Krimkhanen ein sehr bedeutender Sieg, konnte man die sogenannte Große Horde (Nachfolger der Goldenen Horde) vernichtend zu schlagen und auch die Hauptstadt Sarai zu erobern (anscheinend waren die Krimtataren dabei mit Iwan III verbündet). Nun sahen sich die Khane auf der Krim, dazu berufen die Mongolen der russischen Steppe unter sich zu vereinigen, wie einst die Goldene Horde. Das brachte sie in Konflikt mit Russland, denn die Herrscher Moskaus strebten danach ihr Gebiet Richtung Süden zu erweitern um ans Kaspische und Schwarze Meer zu gelangen.

Dieser Interessenskonflikt führte zu zahlreichen, teils sehr wechselvollen Kämpfen. Ein Höhepunkt der Erfolge der Krimtataren war die Eroberung Moskaus im Jahr 1571, aber so gefährlich die Krimtataren waren, schließlich setzten sich die Heeres des Krimkhans nie wirklich durch.

Ein Khan der besonders viele Kriegszüge gegen Russland führte war Devlet I Giray, als er im Jahr 1577 verstarb folgte sein Sohn Mehmed II Giray ihm nach. Mehmed II Giray versuchte sich von den Osmanen zu lösen, konnte gegen diese sogar ein paar Erfolge erzielen. Doch die Osmanen konnten schließlich für die Absetzung von Mehmed II Giray sorgen, er wurde durch Islam I Giray ersetzt, der den Osmanen wieder treuer Vasall war. Ende des 16. Jahrhunderts schlossen die Krimtataren Frieden mit Russland, dabei verzichteten sie auf die Eroberung anderer Khanate (mit dem Ziel die Mongolen unter sich zu vereinigen war damit Schluss).

Zu Polen-Litauen hatte man ein wechselvolles Verhältnis, teils war Polen-Litauen ein bedeutender Verbündeter gegen Russland, teils auch ein wichtiger Gegner. Die Kriegstaktik der Krimtataren war übrigens der, der Mongolen sehr ähnlich. Der „Schreckensfaktor“ war sehr hoch, eine wirkungsvolle Gegentaktik war der Einsatz von starken Feuerwaffen und der Bau von Festungen.

Fortsetzung folgt…………..
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02.12.2012, 00:00
Beitrag: #36
Das Khanat der Krim im 17. Jahrhundert:
(26.11.2012 23:08)WDPG schrieb:  Zu Polen-Litauen hatte man ein wechselvolles Verhältnis, teils war Polen-Litauen ein bedeutender Verbündeter gegen Russland, teils auch ein wichtiger Gegner. Die Kriegstaktik der Krimtataren war übrigens der, der Mongolen sehr ähnlich. Der „Schreckensfaktor“ war sehr hoch, eine wirkungsvolle Gegentaktik war der Einsatz von starken Feuerwaffen und der Bau von Festungen.

Fortsetzung folgt…………..

Im 17. Jahrhundert versuchte Khan Mehmed III Giray eine interne Krise im Osmanenreich zu nutzen um von den Osmanen loszukommen. Das führte zum Krieg: Die Osmanen verbündeten sich mit der Nogaier-Horde und besiegten die mit den Kosaken verbündeten Krimtataren. Bachtschyssaraj wurde erobert, der Khan musste fliehen und ein neuer den Osmanen treuerer Khan wurde eingesetzt.

Im 17. Jahrhundert waren die Krimtataren mit ständigen Kriegen beschäftigt. Diese wurden mit mehreren Völkern und Reichen ausgetragen, die häufig zuerst Feinde, dann Verbündete waren und umgekehrt. Beteiligte Völker waren hier unter anderem, die bereits erwähnte Nogaier Horde, die Kossaken, die unter polnischen Einfluss stehenden Saporoscher Kosaken, die Kalmücken und auch Polen. Russland blieb für einige Zeit, aufgrund von inneren Unruhen als bedrohlicher Feind aus.
Ein Beispiel für die wechselhafte Politik der Krimtataren war ihre Beziehung zu Polen. Immer wieder fiel man in Polnisches Gebiet ein, im Bündnis mit den Kosaken brachte man den Polen Mitte des 17. Jahrhunderts eine empfindliche Niederlage bei, dann aber war man wiederum bedeutender Bündnispartner, gegen die Kosaken, mit denen man vorher verbündet war und auch gegen die Schweden.

Dafür warum man so eine wechselhafte Politik betrieb gab es wohl mehrere Gründe, man versuchte sich wohl einerseits seine Unabhängigkeit zu bewahren und andererseits Beute zu machen. Beute auch in Form von Sklaven, die man dann an die Osmanen weiterverkaufte. Neben Sklaven versorgte man die Osmanen auch noch mit bedeutenden Handelswaren wie Fisch oder Salz.

Insgesamt hatte man zu den Osmanen ein sehr wechselhaftes Verhältnis. Einerseits gab es immer wieder die Versuche möglichst unabhängig von diesen zu sein, andererseits profitierte man auch vom Vasallenverhältnis zu den Osmanen. Einerseits aufgrund der bereits erwähnten Handelsströme, andererseits hatte man gerade in dieser Zeit auch große militärische Bedeutung für die Osmanen. Die Akinci die einst als eine Art Störtrupp plündernd in die Ländereien der Feinde zogen und hier Angst und Schrecken verbreiteten, verschwanden in dieser Form immer mehr. Abgelöst wurden die Akinci in ihrer Funktion von den Krimtataren (was erstmals zur Zeit von Suleimann II geschah) Diese spielten als Vortruppen die Plündernd Städte und Dörfer attackierten z.B. in der Zeit der 2. Türkenbelagerung eine großer Rolle.
OK, die Tataren waren nicht die einzigen Truppen die in dieser Zeit plündernd durchs Land zogen. Aber, irgendwie ist es schon erstaunlich zu wissen das sich die Geschichte der fernen Krim, auch auf die österreichische Geschichte auswirkte, genauer genommen sogar auf die lokale Geschichte, da man in vielen Orten Österreichs heute noch Hinweistafeln und Ähnliches, bezüglich der Plünderungen in der Zeit der Türkenkriege findet – genauer genommen waren es oft die Krimtataren die hier plünderten.

Fortsetzung folgt.............
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06.12.2012, 12:10
Beitrag: #37
Krimkhanat Ende des 17 Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts:
(02.12.2012 00:00)WDPG schrieb:  Dafür warum man so eine wechselhafte Politik betrieb gab es wohl mehrere Gründe, man versuchte sich wohl einerseits seine Unabhängigkeit zu bewahren und andererseits Beute zu machen. Beute auch in Form von Sklaven, die man dann an die Osmanen weiterverkaufte. Neben Sklaven versorgte man die Osmanen auch noch mit bedeutenden Handelswaren wie Fisch oder Salz.

Fortsetzung folgt.............

Bereits am Ende des 17. Jahrhunderts starb die Hauptlinie der Giray aus, eine Nebenlinie dieser mongolischen Herrscherdynastie herrschte von nun an über die Halbinsel. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts kündigte sich eine schwierige Zeit für das Krimkhanat an. Die „Bedrohung Russland“ war wieder zurückgekehrt und führte zahlreiche Angriffe in der Gegend durch. Einer dieser Kampfhandlungen fand im Zuge des „Großen Türkenkrieges“ statt, als Russland 1686 der sogenannten Heiligen Liga (zu der auch der Habsburgerkaiser, Venedig und Polen gehörten) beitrat. Sehr oft war die Festung Asow (vorher als Tana erwähnt) Ziel dieser Kämpfe. Aber auch die Krim wurde im Zuge des 18. Jahrhunderts immer stärker von Russland bedroht.

Anfang des 18. Jahrhunderts fand im Zuge von Thronstreitigkeiten ein Bürgerkrieg auf der Halbinsel statt. Die Blütezeit des Krimkhanats war endgültig zu Ende. Noch im 17. Jahrhunderts war man eine bedeutende und auch reiche Macht gewesen, was sich z.B. im Glanzvollen Ausbau von Bachtschyssaraj zeigte.

Bachtschyssaraj wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert bereits einmal kurzzeitig von den Russen eroberte und geplündert. Doch Bachtschyssaraj wurde bald wiederhergestellt und erstrahlte in altem Glanz. Etwas was nicht darüber hinwegtäuschen konnte das man gegen das übermächtige Russland zunehmend chancenlos war.

Auch wenn die Osmanen bei weitem nicht mehr so eine Macht waren wie im 16. oder 17. Jahrhundert, war man auf der Krim noch mächtig genug um die Politik dort zu beeinflussen, etwa als man den Khan Qirim Giray 1764 absetzte. Qirim Giray gelangte später noch einmal für kurze Zeit an die Macht und führte in dieser Zeit (1769) den letzten größeren Überfall der einst gefürchteten Krimtataren auf Russland durch. Immer wieder gab es auch Teilerfolge der Krimtataren, doch sie waren längst zu schwach geworden um langfristig etwas gegen die vordringenden Russen zu unternehmen. Das schwächer werdenden Osmanenreich erwies sich auch als nicht mehr stark genug um sich den Russen entgegenzustemmen.

Dem Zarenreich gelang es zahlreiche Städte des Krimkhanats einzunehmen. Nach einer Niederlage im Krieg gegen Russland musste das Osmanenreich 1774 im Friedensvertrag von Kücük Kaynarca die Unabhängigkeit der Krim anerkennen. In Wahrheit war es keine echte Unabhängigkeit – es wurde nur die formelle Oberhoheit der Osmanen gegen die Herrschaft der Russen eingetauscht, wie sich bald zeigen sollte.


Fortsetzung folgt………………
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01.07.2013, 12:07
Beitrag: #38
EXKURS: VÖLKER UND KHANATE NÖRDLICH DES SCHWARZEN MEERES:
Im Teil der Serie über das Krimkhanat kommen immer wieder auch andere Völker, Khanate und Zusammenschlüsse vor die in dieser Region bestanden. Möchte diese hier mal kurz beschreiben:

-Khanat Astrachan: Das Khanat mit der Hauptstadt Xacitarxan wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gegründet und lag in der wirtschaftlich bedeutenden unteren Wolgaregion. Die Herrscher waren mit der früheren Herrscherdynastie der Goldenen Horde verwandt. Mit den anderen Khanaten hatte man ein wechselndes Verhältnis, manchmal mit Bündnissen, manchmal mit Kriegen gegeneinander. Mit Hilfe der Kosaken wurde die Existenz des Khanats durch Russland schließlich Mitte des 16. Jahrhunderts beendet.

-Khanat Khasan: Früher als Astrachan fiel das Khanat Kasan an Russland. Dieses Khanat wurde von Ulug Mehmed einem der letzten Khane der Goldenen Horde gegründet, war jedoch eher Instabil und schon bald gewann Moskau hier die Übermacht, 1522 fiel das Khanat schließlich kurz nach einem erfolglosen Versuch gemeinsam mit anderen Khanaten (darunter dem der Krim) die Russen abzuschütteln an Moskau. Damit war auch der Weg der Russen nach Sibirien und Astrachan frei.

-"Große Horde/Rumpfstaat": Bei den Spaltungen der Goldenen Horde blieb auch noch eine Art Rumpfstaat mit Neu-Sarai als Zentrum übrig, beherrscht wurde dieser durch die Nachfolger eines Khans aus der Zeit Edigüs. Als Nachfolger der Goldenen Horde beanspruchte man noch bis 1480 die Vorherrschaft über Russland, verlor diese dann aber. Existiert hat dieser Rumpfstaat noch bis 1502 als Neu-Sarai (wie erwähnt) von den Krimtataren erobert und zerstört wurde, der letzter Khan wurde im Jahr 1505 vom Großfürst von Litauen (der auch König von Polen war) ermordet, zu diesem Zeitpunkt hatte er jedoch seine Macht bereits verloren und befand sich auf der Flucht

-Die Nogaier-Horde: Dürften ihre Existenz auf Nogai-Khan zurückgeführt haben, ganz klar dürfte es, so mein Eindruck nicht gewesen sein, inwiefern da irgendeine Form der Verwandtschaft bestanden hat (las auch einige total verschiedene Angaben). Beherrscht wurde es vom Clan des bereits im Posting über die Goldene Horde erwähnten Edigü. Die Geschichte, der Horde der wir ja auch bei der Geschichte des Krim-Khanates schon begegnet sind ist eine relativ unübersichtliche. Faktoren in ihrem Niedergang waren: Spalltungen, der Druck durch Russland und die Kalmücken und Massenabwanderungen vom Stammgebiet der Horde (am Uralfluss). Die Nachfolger der Horde leben heute im Kaukasus.

-Die Torguten-Kalmücken: Die Kalmücken sind ein heute noch existentes Volk, das es schon lange vor der Auflösung der Goldenen Horde gab. Teile von ihnen, die sogenannten Torguten zogen von ihren Stammsitzen in Zentralasien nach Westen und gründeten in der Wolgagegend ein Reich, auf das man auch stößt wenn man sich mit der Geschichte der Khanat beschäftigt, oft waren die Kalmücken verbündete von Russland – häufig versuchte sich wiederum Russland in die innere Politik der Torguten-Kalmücken einzumischen.

-Kosaken: Die Kosaken waren ein wichtiger Machtfaktor in der Region, aber zu Definieren was Kosaken sind, dabei tue ich mir gar nicht mal so leicht. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Art „vom Adel freie Bevölkerung“, die sich zu Reiterverbänden zusammenschlossen, erweitert wurden sie durch den Zulauf anderer Bevölkerungsgruppen.


Ich hoffe ich konnte eine einigermaßen gute Übersicht über die Faktoren Region schaffen, über Ergänzungen oder vielleicht auch bessere Erklärungen (etwa bei den Kosaken) freue ich mich natürlich.
Habe hier absichtlich mal die Völker der Region beleuchtet und allseits bekannte Großreiche wie Russland, Polen-Litauen oder die Osmanen ausgelassen.
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04.07.2013, 13:49
Beitrag: #39
Das endgültige Ende des Krimkhanates:
(06.12.2012 12:10)WDPG schrieb:  Dem Zarenreich gelang es zahlreiche Städte des Krimkhanats einzunehmen. Nach einer Niederlage im Krieg gegen Russland musste das Osmanenreich 1774 im Friedensvertrag von Kücük Kaynarca die Unabhängigkeit der Krim anerkennen. In Wahrheit war es keine echte Unabhängigkeit – es wurde nur die formelle Oberhoheit der Osmanen gegen die Herrschaft der Russen eingetauscht, wie sich bald zeigen sollte.

Fortsetzung folgt………………

Der Machtverfall der Osmanen brachte der Krim nur eine kurze, eher theoretische Unabhängigkeit, denn die letzten Khane die über die Halbinsel herrschten waren in Wahrheit nur Marionetten des aufstrebenden Russischen Kaiserreichs. Teilweise waren sie auch jetzt noch in Machtkämpfe verstrickt.

Und so dauerte es nicht lange bis Russland das Gebiet an sich riss, 1783 wurde es von russischen Truppen besetzt. Ganz verschwand das Khanat damit noch nicht aus den Köpfen der Menschen. Es gab noch einige Jahre lang Widerstand und die Osmanen akzeptierten erst 1792 das die Krim nun ein Teil Russlands war.

Eine Geschichte die im Zusammenhang mit der Eroberung der Krim bekannt wurde ist die vom Potjemkinschen Dorf. Über die Inszenierung die Grigori Alexandrowitsch Potjemkin da veranstaltete liest man verschiedene Angaben, ob es nun Fassaden gab, oder ob es Inszenierungen anderer Art waren, die eine perfekte Täuschung darstellten und auch wer eigentlich getäuscht wurde. Ich persönlich vermute ja eher die ausländischen Gäste als Kaiserin Katharina selbst. Auf jedem Fall prägte die Inszenierung von damals einen Begriff den man heute noch ab und zu hört und liest.

Die Krimtataren waren mit der bald stattfindenden „Russifizierung“ nicht wirklich einverstanden, sehr große Teile von ihnen wanderten ins Osmanische Reich aus. Schon bald bildeten die Krimtataren zwar noch einen bedeutenden Anteil an der Bevölkerung auf der Krim, jedoch nicht mehr die Mehrheit von dieser.

Fortsetzung folgt..........
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15.04.2014, 17:33
Beitrag: #40
Weiterführung der Serie:
Eigentlich war hier ein Punkt an dem ich die Serie beenden wollte, dachte die Zeit wo die Krim an Russland fiel ist ein gar nicht so schlechter Schlusspunkt.

Aber durch die aktuelle Lage dort bin ich doch zu dem Entschluss gekommen das es doch sinnvoll wäre die Serie fortzusetzen (auch wenn manche Kapiteln der Geschichte der Halbinsel nicht unbedingt unter "meine Stammkapiteln" fallen und das ganze nicht ganz so ausführlich werden wird, über Ergänzungen usw. freue ich mich natürlich).
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15.04.2014, 17:36
Beitrag: #41
Die Krim im 19. Jahrhundert:
(04.07.2013 13:49)WDPG schrieb:  Die Krimtataren waren mit der bald stattfindenden „Russifizierung“ nicht wirklich einverstanden, sehr große Teile von ihnen wanderten ins Osmanische Reich aus. Schon bald bildeten die Krimtataren zwar noch einen bedeutenden Anteil an der Bevölkerung auf der Krim, jedoch nicht mehr die Mehrheit von dieser.

Fortsetzung folgt..........

Die Oberschicht der Krimtataren konnte nach dem Anschluss an Russland vorerst ihre Rechte behalten. Doch religiöse und kulturelle Differenzen förderten zunehmend die bereits erwähnte Auswanderung ins Reich der Osmanen. Außerdem setzte man auf Maßnahmen die dazu führten das sich zahlreiche Russen auf der Krim ansiedelten. So verringerte sich der Anteil der Krimtataren an der Bevölkerung der Halbinsel sehr stark (bildete bald nur noch ein drittel der Bevölkerung).
Das Gebiet wurde ab Anfang des 19. Jahrhunderts als Gouvernement Taurien verwaltet. Der Name Krim tauchte in der Bezeichnung der Verwaltungseinheiten nicht mehr auf, wohl um Unabhängigkeitstendenzen so gut es geht zu verhindern.

Wirtschaftlich war der Anschluss an Russland nicht unbedingt ein Nachteil, er sorgte auch für einen Modernisierungsschub. Außerdem wurde die Krim schon relativ bald zum Reiseziel für höhere Schichten, Wissenschafter und Künstler.

Einer der bedeutendsten Konflikte des 19. Jahrhunderts wurde nach der Halbinsel im Schwarzen Meer benannt, der Krim-Krieg der 1853-1856 stattfand, auf der einen Seite stand hierbei Russland, auf der anderen Seite das Reich der Osmanen, Großbritannien, Frankreich und später auch noch das Königreich Sardinien. Die Kampfhandlungen spielten sich keineswegs nur auf der Krim ab, sondern auch auf zahlreichen anderen Fronten, wie etwa dem Kaukasus oder der Ostsee. Anfangs war der Balkan die bei weitem wichtigere Front, später wurde die Halbinsel Krim zum wohl bedeutendsten Kriegsschauplatz. Der Krieg kostet zahlreichen Menschen das Leben und kam lange Zeit zu keiner Entscheidung. Erst nach ca. einem Jahr Belagerung gelang es den Gegnern Russland die Stadt Sewastopol einzunehmen. Ein Kriegsentscheidendes Ereignis, man muss aber auch sagen das Russland an Nebenfronten wie dem Kaukasus erfolgreicher war, als auf der Krim.

Für Sewastopol war der Krieg ein harter Schlag. Auf die Krim hatte der Kriegsausgang keine großen Folgen (zumindest aufs Festland nicht), die Abwanderung der Krimtataren ins Reich der Osmanen wurde jedoch weiter verstärkt.

Russland und die Osmanen blieben weiterhin erbitterte Feinde, jedoch sehr ungleiche. Russland hatte mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, war aber weiterhin eine der Großmächte, das Osmanenreich hingegen war eine schwache Ex-Großmacht, die immer weitere Gebiete verlor unter anderem auf dem Balkan, der dann unter Mächten wie Österreich-Ungarn (das sich beim Krimkrieg nur indirekt eingemischt hatte, jedoch eher gegen Russland stand) und Russland umkämpft waren. Eine Situation die uns zum 1. Weltkrieg führt, der sich auch auf die Geschichte der Krim auswirkte.

Fortsetzung folgt………..
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22.04.2019, 01:05
Beitrag: #42
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Die Eroberung der Krim durch die Russen war eine Zessur. Es wurde nicht festgestellt, wieviele Gotischsprachige es zu dem Zeitpunkt noch gab. Islamisierte Goten wanderten oft in die Türkei ab, christliche Goten wurden von den Russen umgesiedelt und verstreut. Nach der Etablierung der russischen Herrschaft siedelten sich viele Russlanddeutsche auf der Krim an. Stalin vertrieb viele Tataren von der Krim und lies viele ermorden.

Im 2. Weltkrieg wurde die Krim durch das Deutsche Reich besetzt.

Nach dem Ende des Kommunismus kehrte viele Tataren auf die Krim zurück. Chruschtschow gliederte die Krim der Ukraine zu.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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