deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
|
15.07.2012, 21:48
Beitrag: #51
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(14.07.2012 10:00)Arkona schrieb:(14.07.2012 09:24)Suebe schrieb: Sorry aber Hamburg war sogar französisch, 8 Jahre langDas stimmt, genauso wie Lübeck. Man muss feine völkerrechtliche Unterschiede beachten. Besatzung ist etwas anderes als Annektion. Französische Besatzung kam besonders im Westen Deutschlands immer wieder in der Geschichte vor, seit Ludwig XIV. Während dieser letztendlich "nur" das Elsass vom HRR kassierte, war der Appetit Napoleons größer. Neben den Satellitenstaaten des Rheinbundes, in denen er Getreue und Familienmitglieder ("König Lustik") einsetzte, annektierte er Nordwestdeutschland und die linksrheinischen Gebiete gleich komplett und machte sie zu frz. Departements. Siehe diese Karte: Um hier die völkerrechtlichen Unterschiede gleich noch weiter zu spinnen. Mit dem "Elsass" das sich der Sonnenkönig schnappte, das liest man oft. Es ist aber eine Vereinfachung, die den Gegebenheiten im "alten Reich" nicht gerecht wird. Er hat die Habsburger bei etlichen Herrschaften im Elsass "beerbt" aber das bezog sich keineswegs auf das ganze Elsass, abgesehen davon, der Ludwig hat auch diese Gebiete keineswegs nach Frankreich eingegliedert, er herrschte dort lediglich als "Reichsfürst". Auch die franz. Zollgrenze blieb auf dem Vogesenkamm. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
16.07.2012, 08:20
Beitrag: #52
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(15.07.2012 21:36)Suebe schrieb: Die Menschen unter der Trikolore und die unter den diversen Flaggen und Wappen sahen sich nie und zu keiner Zeit als "Feinde" was man bei allem auf gar keinen Fall vergessen darf. die Beziehungen waren immer eng.Obwohl man bei uns Angst hatte, dass "der Franzoos" wieder kam - persönliche Feindschaften gab es nicht unbedingt. (15.07.2012 21:36)Suebe schrieb: Vielleicht noch ein paar Anmerkungen dazu:Cool. Mit Ludwig Uhland teile ich auch einige Ahnen. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
|||
16.07.2012, 08:42
Beitrag: #53
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(15.07.2012 21:48)Suebe schrieb: Mit dem "Elsass" das sich der Sonnenkönig schnappte, das stimmt so keineswegs. Er hat die Habsburger bei etlichen Herrschaften im Elsass "beerbt" aber das bezog sich keineswegs auf das ganze Elsass, abgesehen davon, der Ludwig hat auch diese Gebiete keineswegs nach Frankreich eingegliedert, er herrschte dort lediglich als "Reichsfürst". Auch die franz. Zollgrenze blieb auf dem Vogesenkamm.Zur Zeit des Sonnenkönigs war der Nationalstaatsgedanke in D noch gar nicht angekommen und in F wurde erst im nachhinein eine Vorform desselben festgestellt. Du beschreibst selbst, wie die Könige und Adligen zu ihren Ländereien samt Untertanen kamen. So war das in Europa vor der französischen Revolution üblich, die Menschen konnten froh sein, wenn ihr Herrscher durch Heirat oder Erbschaft zu seinem Land kam und ihnen der Krieg darum erspart blieb. Die Befürchtung der Bevölkerung, dass der Feind/die plündernden Söldner meist von westlich des Rheins kamen, kann sich deshalb doch erst ab Napoleon so richtig im kollektiven Gedächtnis der Schwaben festgesetzt haben, oder? |
|||
16.07.2012, 08:45
Beitrag: #54
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(16.07.2012 08:20)Maxdorfer schrieb:(15.07.2012 21:36)Suebe schrieb: Die Menschen unter der Trikolore und die unter den diversen Flaggen und Wappen sahen sich nie und zu keiner Zeit als "Feinde" was man bei allem auf gar keinen Fall vergessen darf. die Beziehungen waren immer eng.Obwohl man bei uns Angst hatte, dass "der Franzoos" wieder kam - persönliche Feindschaften gab es nicht unbedingt. Dich hatte ich doch erwähnt Zitat:Dass die beiden aber eine namhafte Zahl von Ahnen mit zB Ludwig Uhland oder auch mit Richard von Weizsäcker und etlichen anderen südwestdeutschen Geistesgrößen gemeinsam haben, wird den meisten neu sein. wobei, :blush:in der Bibel steht man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, auch ich habe eine ganze Reihe Ahnen mit den beiden gemeinsam. Und demnach auch mit einem gewissen Maxdorfer. Was heißen würde, du hast Vorfahren in der altwirtembergischen "Ehrbarkeit". Müssen wir mal gelegentlich unsere Ahnentafel austauschen. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
16.07.2012, 10:39
Beitrag: #55
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(16.07.2012 08:45)Suebe schrieb:(16.07.2012 08:20)Maxdorfer schrieb: Cool. Mit Ludwig Uhland teile ich auch einige Ahnen.Dich hatte ich doch erwähnt So genau bin ich auch nicht informiert, aber einige habe ich hier aufgelistet: http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...19#pid3019 Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
|||
16.07.2012, 11:49
Beitrag: #56
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(16.07.2012 08:42)Renegat schrieb: Zur Zeit des Sonnenkönigs war der Nationalstaatsgedanke in D noch gar nicht angekommen und in F wurde erst im nachhinein eine Vorform desselben festgestellt. Die Geschichte der "Weiber von Schorndorf" kennst Du? unter anderem hier Zitat:Weiber von Schorndorf Ich besitze die Chronik eines Handwerkers meiner Heimatstadt (eigentlich mehr ein Tagebuch) über die Jahre 1770 bis 1830 fürchterlich schwer zu lesen, sehr kreative Rechtschreibung und überhaupt keine Zeichensetzung! Der schreibt bspl. über die Ereignisse 1796, dass sich die Österreicher wesentlich unangenehmer benommen hätten wie hernach die Franzosen, "und man hätte nicht glauben wollen, dass diese die Verbündeten gewesen seien" Der Gedanke der Zusammengehörigkeit, war zumindest in Südwestdeutschland durchaus vorhanden. Die Kreistruppen zB es gab auch etliche andere anerkannte überregionale Institutionen. Gerichte insbesondere, die von den meisten Regionalherrschaften anerkannt wurden. Ich verweise hierzu auf Wieland Zitat:http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Martin_Wielandder neben seinem Literarischen Werk recht bedeutende Aufsätze und Artikel zur Verfassungswirklichkeit des HRR in den 1790er Jahren schrieb. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
16.07.2012, 11:56
Beitrag: #57
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
Noch ein Histörchen.
Thiers war im Spätherbst 1870 in Wien. Verbündete suchen. Dort ist ihm Ranke über den Weg gelaufen. Den fragte er, "nachdem ihr Napoleon besiegt und gefangen hat, gegen wen führt ihr jetzt Krieg" Ranke soll geantwortet haben: "Gegen Ludwig den XIV." "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
16.07.2012, 20:08
Beitrag: #58
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
Un nochmals ein "Bemerkenswert"
Der vielgehasste und in Sibiren eingesperrte Vandamme, er war gar kein Franzose. Es war ein Landsmann von Dieter. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
16.07.2012, 20:49
Beitrag: #59
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(16.07.2012 20:08)Suebe schrieb: Un nochmals ein "Bemerkenswert"Sorry Schwabe, aber sein Geburtsort war Cassel in Flandern und nicht in Hessen. Vandamme ist dort ein häufiger Name, man denke da auch an einen schlagkräftigen Hollywood-B-Mimen belgischer Herkunft. Deutscher unter Napoleons bekannten Marschällen war allerdings Ney (geb. in Saarlouis). „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
|||
17.07.2012, 08:07
Beitrag: #60
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(16.07.2012 20:49)Arkona schrieb:(16.07.2012 20:08)Suebe schrieb: Un nochmals ein "Bemerkenswert"Sorry Schwabe, aber sein Geburtsort war Cassel in Flandern und nicht in Hessen. Vandamme ist dort ein häufiger Name, man denke da auch an einen schlagkräftigen Hollywood-B-Mimen belgischer Herkunft. Deutscher unter Napoleons bekannten Marschällen war allerdings Ney (geb. in Saarlouis). Da scheine ich tatsächlich etwas aufgesessen zu sein. Die zeitgenössische Literatur südwestlicher Herkunft ist voll mit "Verdammungen" Vandammes, dass ich jetzt gespannt bin, wo ich das gelesen habe. Aufgefallen ist mir dabei schon das C bei Cassel, aber im 19. Jahrhundert ja nichts außergewöhnliches. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
17.07.2012, 22:53
Beitrag: #61
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
das Problem bei der "Erbfeindschaft" ist,daß diese eigentlich ein Konstrukt des preußisch imperialen späten 19.Jahrhunderts ist und damals aus ideologischen Gründen eine ganz bestimmte,auch einigende Funktion erfüllte. Ohne dieses Konstrukt hätte es die Reichsgründung in stattgehabter Form m.E, nicht gegeben.
Entsprechend wurden vorangegangene historische Ereignisse in diesem Sinne auf Teufel komm raus uminterpretiert und z.T. schlicht verfälscht oder verkürzt dargestellt. . |
|||
18.07.2012, 10:51
Beitrag: #62
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(17.07.2012 22:53)zaphodB. schrieb: das Problem bei der "Erbfeindschaft" ist,daß diese eigentlich ein Konstrukt des preußisch imperialen späten 19.Jahrhunderts ist und damals aus ideologischen Gründen eine ganz bestimmte,auch einigende Funktion erfüllte. Ohne dieses Konstrukt hätte es die Reichsgründung in stattgehabter Form m.E, nicht gegeben. Ich weiß nicht zaphod, wenn du den Beobachter des Herrn Mayer liest, das war schon echt. Zitat:http://www.deutsche-biographie.de/sfz59529.htmlaus dem Link Zitat:Er war Mitglied des Ausschusses der Demokratischen Volkspartei (1863–66) und Vorsitzender des leitenden Ausschusses der Süd-Deutschen Volkspartei (1868–78), aber außerhalb Württembergs fehlte ihm das Ambiente, dessen er bedurfte, um erfolgreich zu sein. Mit Julius Haußmann, dem Organisator der Partei, inszenierte er Kampagnen gegen Allianzvertrag und Kriegsdienstgesetz, machte er die Zollparlaments- und Landtagswahlen von 1868 zu Plebisziten gegen die preuß. Politik. M. wurde Abgeordneter für Besigheim (bis 1870); in der Kammer war er informelles Haupt der demokratischen Fraktion. Preußenfeindlich bis zum "Selbstmord" als der Bonaparte aber über den Rhein schielte, wäre der Mayer freiwillig mit dem Bismarck in der selben Kompagnie gen Westen marschiert. Das Zündnadelgewehr geschultert. Während der "Luxemburg-Krise" haben die württ. Militärs Instruktoren für die neuerworbenen Zündnadelgewehre von den "Badensern" ausgeliehen. Das kam dann eher nach dem Selbstmord Edit: Was ist jetzt mit der Scheneral König Universität? Wann wird umbenannt? "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
29.07.2012, 12:46
Beitrag: #63
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(17.07.2012 22:53)zaphodB. schrieb: das Problem bei der "Erbfeindschaft" ist,daß diese eigentlich ein Konstrukt des preußisch imperialen späten 19.Jahrhunderts ist und damals aus ideologischen Gründen eine ganz bestimmte,auch einigende Funktion erfüllte. Ohne dieses Konstrukt hätte es die Reichsgründung in stattgehabter Form m.E, nicht gegeben. Noch eine Fussnote, die aber dem "konstrukt" eher widerspricht. Im 1. Weltkrieg wurde die Vogesenfront von deutscher Seite überwiegend mit Landwehreinheiten aus Baden und Württemberg gehalten. Lediglich bei franz. Einbrüchen wurden kampfstärkere Einheiten herangeholt um die Einbrüche zu "bereinigen". Die überwiegend älteren Soldaten dieser Einheiten sahen dies als direkte Verteidigung ihrer Heimat. 1944/45 kamen hier am Oberrhein im Rahmen der 19. Armee die mW einzigen größeren Volkssturmeinheiten der Westfront in den Einsatz. Einheiten die, insbesondere gegen Franzosen, tatsächlich nachhaltig kämpften. Ihr Widerstand hörte erst im April 45 auf, nach den Rheinübergängen der Alliierten am Oberrhein. Wie gesagt, das Wort "Erbfeindschaft" sehe ich ebenfalls als Propagandakonstrukt. Aber die Erbangst war durchaus vorhanden. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
|||
30.07.2012, 11:01
Beitrag: #64
|
|||
|
|||
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(29.07.2012 12:46)Suebe schrieb:Lieber Schwabe,(17.07.2012 22:53)zaphodB. schrieb: das Problem bei der "Erbfeindschaft" ist,daß diese eigentlich ein Konstrukt des preußisch imperialen späten 19.Jahrhunderts ist und damals aus ideologischen Gründen eine ganz bestimmte,auch einigende Funktion erfüllte. Ohne dieses Konstrukt hätte es die Reichsgründung in stattgehabter Form m.E, nicht gegeben.Noch eine Fussnote, die aber dem "konstrukt" eher widerspricht. so isses. Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu |
|||
|
Möglicherweise verwandte Themen... | |||||
Thema: | Verfasser | Antworten: | Ansichten: | Letzter Beitrag | |
Deutsch-Amerikanische Mythen | Suebe | 1 | 5.041 |
05.08.2016 12:13 Letzter Beitrag: Suebe |
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste