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Revolution, der finanzielle Faktor - Diskussion zum G/Geschichteheft 7/2014:
26.07.2014, 02:01
Beitrag: #7
RE: Revolution, der finanzielle Faktor - Diskussion zum G/Geschichteheft 7/2014:
Eine der Ursachen der Französischen Revolution war das ungerechte Steuersystem, deshalb möchte ich am Anfang einige Passagen aus meiner Ausarbeitung im Forum von G/Geschichte
stellen:

“Eine Ursache der französischen Revolution war das ungerechte Steuersystem. Während Adel und Klerus von fast allen Steuern befreit war, trug der 3. Stand, insbesondere die Bauern, die Steuerlast. Zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Revolution betrug der Anteil der Direktsteuern zwischen 10 und 15 % des Bruttoeinkommens der Bauern. Allein seit 1774 (also unter Ludwig XVI. und Marie Antoinette) haben sich diese Steuern um ein Viertel erhöht. Eine Ursache dafür sind die Militärausgaben zur Unterstützung der jungen USA im Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien.

Als wichtigste direkte Steuern des Ancien regime gelten die Taille, die Kopfsteuer (capitutation) und der Zwanzigste (vingtieme). In Nordfrankreich wurde die Taille mach dem Gesamteinkommen errichtet (taille personnelle), in Südfrankreich nach den Erträgen aus dem Immobilienbesitz errechnet (taille réele). Adel und Geistliche waren von der "taile personnelle" bzw. adlige und Kirchengüter von der "taille réelle" befreit.

Die Kopfsteuer wurde ursprünglich von allen Staatsangehörigen errichtet. 1710 befreite sich die Geistlichkeit nach einer Zahlung von 24 Millionen Livres "ein für allemal" von der Errichtung der Kopfsteuer. Daraufhin verweigerte der Adel ebenfalls die Zahlung, so dass Mitte des 18. Jahrhundert die Kopfsteuer in eine Einkommensteuer umgewandelt und der Taille zugeschlagen wurde.

1749 wurde der so genannte "Zwanzigste" eingeführt. Ursprünglich als Abgabe aus Erträgen von Hausbesitz oder Handel und als Abgabe auf Renten, Feudalrechte u. ä. erlangte der Staat unter Ludwig XVI. nur Einkünfte aus Abgaben aus dem Grundbesitz. Diese Abgaben wurden inzwischen willkürlich, zum Teil auf ein Zehntel und mehr, erhöht und de facto nur von den Städten errichtet.

Weitere Einnahmen des Staates waren die indirekten Steuern, deren wichtigste die Salzsteuer (gabelle) war. Deren Erbringung war recht ungerecht festgelegt. 40 % des Landes mussten nur 5 % der gesamten Salzsteuer erbringen. Dagegen musste ein Drittel des Landes, die so genannten "pays de grande gabelle" zwei Drittel der gesamten Salzsteuer leisten. Weitere indirekte Steuern waren die Verbrauchssteuern auf Getränke, Fisch, Fleisch, Tuch, Holz usw., die lokal unterschiedlich angewandt worden und die ebenfalls willkürlich festgelegt waren. Adel und Klerus waren von dieser Verbrauchssteuer weitgehend befreit bzw. wurden begünstigt. Eine weitere indirekte Steuer war die Tabaksteuer, die dem König persönlich zustand. Wirtschaftlich hinderlich waren Binnenzölle, so die Maut (octroi), die an den Toren der Städte und Orte zu errichten war.“

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Revolution, der finanzielle Faktor - Diskussion zum G/Geschichteheft 7/2014: - Sansavoir - 26.07.2014 02:01

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