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Das Zurückfallen des Morgenlandes - Diskussion zum G/Geschichteheft 8/2014:
17.08.2014, 12:03
Beitrag: #2
RE: Das Zurückfallen des Morgenlandes - Diskussion zum G/Geschichteheft 8/2014:
Da die Osmanen lange Zeit den Großteil des arabischen Raums dominierten, wenn nicht beherrschten, haben sie sicherlich auch eine Rolle gespielt, als in genau dem gleichen Zeitraum der Orient den Anschluss an den Okzident verloren hat.
Die Tatsache, dass es ein islamisches Großreich gab, kann nicht der Grund dafür gewesen sein, denn genau in einer Großreichszeit hat der Orient seine mittelalterliche Vorrangstellung ja auch erst aufgebaut.

Es muss mit dem osmanischen Herrschaftsprinzip zusammenhängen:
In Konstantinopel ein meist schwacher Sultan, in den Reichsteilen eine mit zunehmender Entfernung von Konstantinopel immer schwächer werdende Zentralgewalt, dafür immer stärker werdende Partikularkräfte (Stichwort Rentenwirtschaft, Lehenssystem), wobei die "Gouverneure" immer selbstständiger wurden, je weiter sie von Konstantinopel entfernt waren, bis hin zu dem Zustand, dass das Osmanische Reich nur noch die nominelle Oberhoheit hatte.
Doch das führte nicht dazu, dass sich die "Teilreiche" quasi auf die Hitnerbeine stellten und eigene kulturelle Akzente setzten. die dortigen Herrscher konnten oder wollten sich nicht vollständig von Konstantinopel lösen, sahen offenkundig einen Vorteil darin, den Sultan als Oberherrscher anzuerkennen und währenddessen ihr eigenes Süppchen zu kochen.
Das führte dazu, dass man allzu sehr auf den Erhalt des "Status Quo" achtete, inklusive Unterdrückung der Zivilbevölkerung. Denn die Grundherren der Reichsteile saßen in Konstantinopel und profitierten von ihrer Nähe zum Hof. Die Einheimischen "vor Ort" hatten damit zu tun, die Abgaben an die Grundherren zu zahlen, waren auch in Sachen Gerätschaften und Viehbestand von den "Rentenkapitalisten" völlig abhängig, und das führte zum kulturelen Stillstand. Prachtentfaltung war den Reichen wichtiger als technischer Fortschritt, so lange, bis die islamische Kultur des Orients der des europäischen "Westens" so unterlegen war, dass ein Aufholen fast unmöglich geworden war - auch, weil Europa das zu verhindern wusste, um selber Vorteile aus der Rückständigkeit des Orients zu ziehen.

Es war also ein Netzwerk aus Eigensucht der Reichen, Herrschaftssystem der Osmanen und (früh-)kolonialem Verhalten der europäischen Staaten, das zum Zurückfallen des Morgenlandes führte.

Das ist zumindest meine These.

VG
Christian
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RE: Das Zurückfallen des Morgenlandes - Diskussion zum G/Geschichteheft 8/2014: - 913Chris - 17.08.2014 12:03
Spalltungen im Lager der Seldschuken: - WDPG - 01.09.2014, 11:37

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