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Das Zurückfallen des Morgenlandes - Diskussion zum G/Geschichteheft 8/2014:
18.08.2014, 13:53
Beitrag: #11
RE: Das Zurückfallen des Morgenlandes - Diskussion zum G/Geschichteheft 8/2014:
(18.08.2014 01:09)Sansavoir schrieb:  Fangen wir mit dem Arabern an, die ihren Siegeszug von der arabischen Halbinsel bis Spanien im Westen und Indien im Osten im 7. und 8. Jahrhundert vollzogen. Ich würde sagen, dass die politische Entwicklung der Araber spätestens seit dem 10. Jahrhundert stagnierte, wenn auch noch auf hohen kulturellen, wirtschaftlichen und technischen Niveau. Während im 7. und 8. Jahrhundert politische Krisen (661, 680, 750) überwunden wurden, sollte man das Kalifat von Harun ar-Raschid nicht nur als Höhe- oder Glanzpunkt des arabischen Orients sehen, sondern auch als Beginn des Niedergangs. Ich begründe dies einerseits damit, dass während des Kalifats von Harun die Konflikte mit den persischen Barmakiden begannen, somit die fruchtbare arabisch-persische Allianz beendet wurde.

Mit der Entmachtung seines Wesirs aus der Barmakidendynastie im Jahr 803 beseitigte zwar der Kalif einen zu mächtig gewordenen Vertreter der persischen Oberschicht, den persischen Anspruch des Mitregierens konnte er aber nicht verhindern. Nach seinem Tod konnten sich persische Dynastien (zum Teil in Konkurrenz zueinander) als faktisch unabhängig etablieren. Andererseits behaupteten sich während der Herrschaft Haruns (de facto) drei unabhängige Dynastien in Marokko, Ifriqa und Algerien, so dass der politische Einfluss des Kalifats in den maghrebinischen Gebieten ebenfalls zurückging. Ein Anordnung Haruns, alle Juden und Christen durch gesonderte Zeichen erkennbar zu machen, trug sicher auch nicht zum Zusammenhalt seiner Untertanen bei. Die Kämpfe der Söhne Haruns untereinander oder gegen die faktisch selbstständigen Herrscher des Maghrebs oder Persiens runden diese Zerfallserscheinungen ab, da sie das Kalifat erheblich schwächten. ......

Muss sagen deine Analysen sind extrem interessant und gut ausgeführt. Kann deiner Analyse im großen und ganzen Zustimmen, der einzige Punkt den ich kritisieren könnte ist das ich nicht finde das damals die Europäer schon auf dem „Weg zu Überholen“ waren. Immerhin kamen noch Rückschläge und auch noch der Vormarsch der Osmanen, dem man lange Zeit fast nichts entgegen setzen konnte. Doch ich vermute das kommt noch.

Mit dem Beginn der Stagnation nach Harun ar-Raschid gebe ich dir vollkommen recht. Ein Indiz das es dann relativ bald politisch bergab ging war das es Byzanz bereits in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts (zur Zeit Kaiser Michael III) erstmals wieder gelang die Initiative im Osten zu ergreifen, was zumindest die Rückeroberung kleiner Teile betraf.

Das, dass Reich der Araber mal zerfallen musste war klar, es war einfach extrem groß, kein Wunder das starke örtliche Machthaber aufkamen (weiß schon das, dass nur ein Faktor unter mehreren war).

Interessant wäre auch die Frage warum man gegenüber Europa überhaupt so überlegen war. Ich denke das hierfür 2 Gründe extreme Bedeutung hatten: Erstens man hatte den gleichen Vorteil wie einst Rom, dadurch das man über ein sehr großes Gebiet herrschte konnte man Wissen von all diesen Gegenden nutzen, zweitens waren die Reiche denen diese Gegenden vorher gehörten schon vorher weiter als Westeuropa nach der Völkerwanderung. Es handelte sich ja hauptsächlich um Gebiete die zuvor Byzanz oder dem Sassanidenreich kamen.

Einen kleinen Schwung erhielt die Expansion übrigens noch einmal, als es den Seldschuken gelang für kurze Zeit nochmals ein extrem großes Gebiet zu vereinigen und auch noch den Großteil Anatoliens zu erobern. War aber eigentlich keine arabische Expansion sondern eine Türkische.

Sind nur ein paar Ergänzungen und Überlegungen die mir zu deiner brillianten Analyse einfallen.
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RE: Das Zurückfallen des Morgenlandes - Diskussion zum G/Geschichteheft 8/2014: - WDPG - 18.08.2014 13:53
Spalltungen im Lager der Seldschuken: - WDPG - 01.09.2014, 11:37

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