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die kleinen Hitler - Nazis in der Provinz
10.08.2016, 19:53
Beitrag: #20
RE: die kleinen Hitler - Nazis in der Provinz
Meine Geburtsstadt war ein kleines Pressezentrum.
Vor Ort erschienen 2 Tageszeitungen, ein konservatives Blatt und eine traditionell streng liberale Zeitung.

Außerdem seit 1931 eine Zeitung der Kommunistischen Partei des Bezirks, sie erschien 2mal wöchentlich, war Hektographiert. kostete 10 Pfennige pro Ausgabe. Die "Rote Bombe".
Noch 1980 ging der damalige Stadtarchivar davon aus, dass kein Exemplar der "Roten Bombe" die Zeitläufe überdauert hätte. Die Einschätzungen des Blattes ab 33 sind klar, "übles Hetzblatt" die Aussagen von Zeitzeugen in den 1960/70 Jahren bei anderer Wortwahl auch nicht viel besser.
Inzwischen sind aber etliche Ausgaben, auch kpl. Jahrgänge aufgetaucht.
Hintergrund dieses "späten Auftauchens" ist mMn das 1956er Verbot der KPD, das ja weitgehend auf Ermittlungen der 30er Jahre fusste.

Gut, heute kann man sich jedenfalls ein Bild über dieses damalige Presseerzeugnis machen. Das "Ding" hatte, aus jetziger Sicht richtig Schmackes,
es gab eine Rubrik, "aus den Betrieben" in der internas die der "Redaktion" zugetragen wurden richtig fetzig beschrieben wurden. Die Firmenchefs haben sich darüber natürlich mächtig aufgeregt, die Betroffenen jedenfalls, die Nichtbetroffenen sollen sich laut Zeitzeugenberichten eines gegrinst haben. Die "Informanten" wurden ausgibig gesucht, aber mW keiner gefunden. Die Sachen haben wohl auch alle gestimmt.
Jedenfalls war es zweifellos eine Bereicherung für die Zeitungslandschaft.
In einer der letzten Nummern hat noch ein Leserbriefschreiber zum Generalstreik gegen die "Hitlerbrut" aufgerufen, er ist natürlich umgehend im KZ gelandet.
Aber mit dem Reichstagsbrand war es aus mit der "Roten Bombe" es wird niemanden wundern.

Das liberale Blatt, der "Neue Albbote" seit 1834 wurde im Frühjahr 1933 mehrfach für ein paar Tage verboten, wegen "Verächtlichmachung der Reichsregierung" Beleidigung von Ministern und Reichskanzler usw. usf.
Im November 1933 wurde der Wortlaut des Wahlzettels zur Volksabstimmung über den Austritt aus dem Völkerbund "entstellt" wiedergegeben. Absichtlich oder Schluderei, mit letzter Sicherheit weiß man es natürlich nicht, aber der Text bekam so eine recht lustige Note.
Der Schriftleiter un der Setzer landeten jedenfalls im KZ, und die Zeitung wurde endgültig verboten.
Sie durfte noch einmal erscheinen, 1934 aus Anlass des 100jährigen Jubiläums.

Teil II morgen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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RE: die kleinen Hitler - Nazis in der Provinz - Suebe - 10.08.2016 19:53

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