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Staatsbürgerkunde in der DDR
17.02.2017, 14:43
Beitrag: #2
RE: Staatsbürgerkunde in der DDR
Ich fand den Staatsbürgerkundeunterricht auch nicht besonders spannend. Trotzdem hatte ich in diesem Fach immer gute Noten, die man mit wenig Lernaufwand erreichen konnte. In der 10. Klasse kam noch hinzu, dass zwischen den Fächern Geschichte und Staatsbürgerkunde kaum Unterschiede gab. Als Schüler ahnte ich zwar, dass nicht alles der Wahrheit entsprach, aber eine gute Note in diesen Fächern war wichtiger als um die Wahrheit zu ringen. Immerhin glaubte man damals noch, dass später gute Noten Türen öffnen könnten. Ich habe den Stabü-Unterricht nicht so in schlechter Erinnerung und finde auch heute noch, dass der militarisierte Sportunterricht viel schlimmer war.

In der 7. und 8. Klasse hatten wir sogar eine gute Lehrerin in Stabü. Sie regte mich/uns z.B an, sich mit politischen Ereignissen wie den Putsch in Chile am 11.09.1973 oder der Nelken-Revolution in Portugal am 25.04.1974 zu beschäftigen, allerdings in der linientreuen Form. Diese eher moderate Lehrerin fiel später einer Säuberung innerhalb des Lehrerkollegiums zum Opfer. Das habe ich aber erst nach der Wende erfahren. Die Frau unterrichtete nicht mehr und uns wurde gesagt, sie wäre krank. Der Buschfunk munkelte von Alkoholismus. Mehr möchte ich jetzt nicht veröffentlichen. Ich wollte nur auf die recht zwiespältige Situation von Lehrern, Lehrausbilder und Dozenten in der DDR aufmerksam machen.

In der DDR habe ich nicht das Abitur machen dürfen, weil ich aus der sozialen Schicht "Intelligenz" stammte und ich habe auch nur einen 0-8-15-Beruf erlernen dürfen. Trozdem hatte ich als Schüler der 7. bis 10. Klasse noch ein loyales Verhältnis zur DDR gehabt. Das änderte sich erst später, vor allem in den 18 Monaten Wehrdienst. Den ersten kontraproduktiven Schock erlebte ich in der Lehre, als man die ruhmreiche Arbeiterklasse in ihren Fabrikhallen live erlebte. Wir hatten zwar UTP-Unterricht gehabt, aber die Werkstätten waren anders und die Ausbilder wurden wohl extra ausgesucht. Die Realität sah anders aus: Dreck, Schrott und 'ne Menge großmäulige Proleten. Übertroffen wurde das nur noch durch die Armee. Arrogante Offiziere und schleifende Unteroffiziere - man kam sich wie in einem schlechten Remake eines Werner-Holt-Films vor. Mit der DDR und dem von ihrem Sozialismus hatte ich nach dem Ende des Wehrdiensts (1981) nicht mehr am Hut.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Staatsbürgerkunde in der DDR - Sansavoir - 17.02.2017 14:43

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