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Moderne Erziehung und Werteverfall
20.03.2014, 06:57
Beitrag: #21
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(19.03.2014 21:38)Renegat schrieb:  Sag mal Titus, was hat eigentlich diese Pädophiliedebatte mit dem Thema Werteverlust und Erziehung zu tun?
[...]

Lies dir den Thread durch, dann weißt du's.

MfG, Titus Feuerfuchs
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20.03.2014, 09:44
Beitrag: #22
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(19.03.2014 13:12)Bunbury schrieb:  Ich hoffe, irgendwann wird die Zeit kommen, in der eine Nahrungsmittelindustrie, die Kinder mit zu fetten und zu süßen Nahrungsmitteln bewirbt, auch ganz selbstverständlich des Kindesmißbrauchs angeklagt wird. Eine Marketingbranche, die sich über Schulen neue "Wachstumsmärkte" erschließt, mißbraucht Kinder ebenfalls, um ihre Umsätze zu steigern....

So, jetzt zitiere ich mich einfach mal selbst.
Durch verschiedene Medienwissenschaftler, Sozialpädagogen und Psychologen ist längst nachgewiesen, daß durch die modernen Marketingstrategien Kinder zunehmend gegen Eltern und Lehrer aufgehetzt werden. Die Werbeindustrie bewirbt die Kinder sehr aggessiv, in denen sie die von Kindern natürlich gerne gehörte Botschaft verbreitet "Ihr seid kompetent genug, eure eigenen Entscheidungen zu treffen. Ihr seid coll, eure Eltern und Lehrer sind es nicht. Kauft dies und jenes und ihr seid cool- und laßt euch von euren Eltern und Lehrern nicht davon abbringen, denn die glauben ohnehin nur, daß ihr nicht wißt, was gut für euch ist. Aber das wißt ihr. Ihr wißt was ihr wollt"...

Keinen kümmert es. Hauptsache, die Umsätze stimmen....

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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20.03.2014, 10:33
Beitrag: #23
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
Die Kiddies haben heute soviel Geld wie nie zuvor. Kein Wunder, dass der Handel auf diesen Milliarden-Kuchen schielt. Das fängt an der Supermarktkasse an, wo im Quengel-Regal Süßkram steht, meist bekommt man dass weiter hinten in der Halle wesentlich günstiger. Jeder hat dort schon Dramen erlebt. Man mache sich mal den Spaß und genieße die Werbeblöcke im Kinderprogramm Sonntag morgens. Kein Wunder, dass Junior dann partout penetrant auf die neueste X-Box besteht.

Aber die Aussage, die Jugend bekäme heutzutage zuviel Puderzucker rektal verabreicht, habe ich auch schon vor Jahrzehnten gehört.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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20.03.2014, 15:32
Beitrag: #24
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
Die Aussage ist natürlich immer relativ.

Bedenklich finde es nur, wenn die gleiche Industrie, die den Kindern das Geld aus der Tasche zieht und ihre Persönlichleitsreifung massiv untergräbt (wie gesagt- alles muss sofort zuf Verfügung stehen und "Warten" gibt es nicht mehr), sich dann später darüber beklagt, daß die jungen Erwachsenen, die für sie arbeiten sollen, keine Sozialkompetenzen besitzt....

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20.03.2014, 15:53
Beitrag: #25
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
Ich finde das ganze Thema ist ziemlich groß, vielleicht sogar zu groß um darauf eine einzelne Antwort zu geben. Schwer zu sagen ob es einen allgemeinen Werteverfall gibt und schwer zu sagen ob die Eingangs dargestellten Auswirkungen wirklich nur an einem Grund liegen.

3 Entwicklungen fallen mir aber schon auf: Es gibt, so mein Eindruck, einen größeren Arm und Reich unterschied als zu meiner Zeit.

Und zweitens: Die Eltern haben weniger Zeit, sind weniger Bezugsperson und spielen daher weniger eine Rolle aus der Sicht der Kinder/Schüler. Wenn ich vor die Wahl gestellt war wirklich gefährlichen Blödsinn zu machen – sagte ich alleine schon deshalb nein dazu weil ich wusste das es zuhause dann über Tage eine furchtbar schlechte Stimmung auf mich zukommt und das reichte schon, heute wäre es eh egal weil die Eltern (von heutigen Schülern meine ich) weit nicht mehr so vorhanden sind.

Was auch seltsam ist: Sicher passiert heute mehr, es geht mehr zu als früher. Aber mir kommt oft vor das heute schneller eine Drama gemacht wird als früher.
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20.03.2014, 16:24
Beitrag: #26
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(20.03.2014 15:53)WDPG schrieb:  Und zweitens: Die Eltern haben weniger Zeit, sind weniger Bezugsperson und spielen daher weniger eine Rolle aus der Sicht der Kinder/Schüler.

Im Vergleich zu welcher Zeit?
Im 19.Jh. waren die Kinder bei den ärmeren und bäuerlichen Familien viel mehr auf sich gestellt bzw. auf die Erziehung durch ältere Geschwister angewiesen als heute.
In den reicheren Familien gab´s Kindermädchen und Ammen, die die Mutterrolle, so wie wir sie heute interpretieren, im Wesentlichen ausfüllten.

Die Zeit, in der Eltern mehr Zeit für Kinder hatten als heutige Eltern, beschränkt sich m.E. auf wenige Jahrzehnte in der Mitte des 20.Jhs.

Du hast recht, ein Faktor alleine kann nicht ausschlaggebend sein für die Entwicklungen, wie wir sie heute beobachten, ob nun positiv oder negativ.

Zu beachten wäre z.B.:
Die moderne Mediengesellschaft, die heutzutage sicherlich ein Megafaktor ist für die Entwicklung der Kinder.
Und: Es ist ein Unterschied, ob wir von Jugendlichen sprechen oder von Kindern. Kinder werden heutzutage oft überbehütet oder vernachlässigt, die Fälle, in denen Kinder "angemessen" (je nach Maßstab) erzogen werden, liegen meiner Einschätzung nach bei unter 50% aller Kinder, aber nicht weit unter 50%.
Jugendliche lassen sich schon sehr früh nicht oder wenig von den Eltern sagen, so ab ca. 12-14 Jahren ist da der Zug in Sachen Erziehung und Einflussmöglichkeiten der Eltern weitgehend abgefahren. Notabene: Das ist dann ein Alter, in dem vor 100 Jahren die Kinder als fast schon erwachsen oder schon ganz erwachsen galten.

VG
Christian
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22.03.2014, 09:08
Beitrag: #27
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(20.03.2014 16:24)913Chris schrieb:  
(20.03.2014 15:53)WDPG schrieb:  Und zweitens: Die Eltern haben weniger Zeit, sind weniger Bezugsperson und spielen daher weniger eine Rolle aus der Sicht der Kinder/Schüler.

Im Vergleich zu welcher Zeit?
Im 19.Jh. waren die Kinder bei den ärmeren und bäuerlichen Familien viel mehr auf sich gestellt bzw. auf die Erziehung durch ältere Geschwister angewiesen als heute.
In den reicheren Familien gab´s Kindermädchen und Ammen, die die Mutterrolle, so wie wir sie heute interpretieren, im Wesentlichen ausfüllten.

Die Zeit, in der Eltern mehr Zeit für Kinder hatten als heutige Eltern, beschränkt sich m.E. auf wenige Jahrzehnte in der Mitte des 20.Jhs.

Ich glaube, ihr seid da auf einen sehr wichtigen Punkt gestoßen, der sehr viel entscheidender ist als das, was moderne Erziehungsrichtlinien so gerne vermitteln.
Ich habe kürzlich auf Facebook- ja, manchmal ist es wirklich nützlich- ein Video gesehen, in dem recht eindrucksvoll gezeigt wird, was die Hauptfunktion von Eltern im Erziehungsprozess ist- und wobei sie dann oft ganz konsequent versagen. Nicht nur, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sie nicht bei ihrer Aufgabe unterstützen- sondern weil sie häufig genug verlangen, daß Eltern ihre Hauptaufgabe gar nicht erfüllen können.


Eltern müssen ihren Kindern in erster Linie VORBILDER sein. Denn am Ende werden die Kinder genau das tun, was ihnen vorgelebt wird.
Ja, Chris, du hast recht. Früher hatten die Eltern sehr viel weniger Zeit für ihre Kinder. Aber sie haben in der Regel da gearbeitet, wo ihre Kinder waren. Sie haben nicht morgens das Haus verlassen und sind irgendwo hingegangen, um spät am Abend wieder zu kommen. Kinder in früheren Zeiten hatten eine Vorstellung davon, was ihre Eltern so tun.
Kinder von heute haben das einfach nicht. Sie leben strenggenommen in einer Parallelgesellschaft, die völlig fern von dem der Erwachsenen funktioniert. Komisch, über diese Spaltung der Gesellschaft scheint sich keiner Gedanken zu machen.
Wo sind die Vorbilder, an denen sich Kinder orientieren können? Wenn Papa den ganzen tag weg ist und Mama ohnehin nur als Taxi wahrgenommen wird? Im Umfeld ist dann auch niemand mehr. Oma wohnt weit weg, die nachbarn kümmern sich nur um sich selbst, und die Alternative Onkel Franz gibt es auch nicht mehr.Dann übernimmt Heidi Klum die Vorbildfuntkion. Oder Darth Vader. (Wobei ich mir nicht sicher bin, was besser ist. Darth Vader wird ja am Ende wieder gut...Wink)

Das allergrößte Problem in der Erziehungsdebatte ist die Scheinheiligkeit. Es wird immer soviel gesülzt, daß Kinder unser wertvollstes Gut ist, daß Kinder ja ungalublich schützenswert sind, daß sie unsere wertvollste Ressource sind (habe ich gerade gestern abend wieder mehrfach gehört).
Alle Konzepte zielen immer darauf ab, was man mit Kindern tun muss, damit ein bestimmtes, gesellschaftlich gewolltes Endprodukt herauskommt.

Keiner ist bereit, Kinder einfach dort abzuholen, wo sie stehen.
Wer wirklich darüber reden will, Kindern Werte zu vermitteln, sollte vielleicht erst einmal darüber nachdenken, wie man Kinder in den normalen Alltag wieder integrieren kann, anstatt sich ständig zu überlegen, wie man sie noch besser daraus separieren kann...

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22.03.2014, 11:30
Beitrag: #28
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(22.03.2014 09:08)Bunbury schrieb:  ...

Keiner ist bereit, Kinder einfach dort abzuholen, wo sie stehen.
Wer wirklich darüber reden will, Kindern Werte zu vermitteln, sollte vielleicht erst einmal darüber nachdenken, wie man Kinder in den normalen Alltag wieder integrieren kann, anstatt sich ständig zu überlegen, wie man sie noch besser daraus separieren kann...

Du hast in deiner unnachahmlichen Art den allgemeinen IstZustand herausgearbeitet und bewertet.
Es stellt sich dann die Frage, ist dieser Zustand tatsächlich so bemängelnswert und wenn ja, wie könnte man das ändern und wer wäre dafür in die Pflicht zu nehmen.

Wir leben nun mal in einer Gesellschaft, die durch vorgegebene und systematische Abläufe so funktioniert wie sie funktioniert, und das gar nicht mal so schlecht. Die Abläufe und das Zusammenwirken der einzelnen Teile der Gesellschaft optimiert und perfektioniert sich dabei aus sich selbst heraus stetig. Langweilig, steril und keinesfalls optimal.
Aber es gäbe durchaus schlechtere Möglichkeiten eine Gesellschaft zu betreiben - wahrscheinlich auch bessere. Nur wer will entscheiden zwischen gut, schlecht, weniger gut/schlecht oder optimal. Man kann es nie allen recht machen. Ich möchte nicht übermäßig frech erscheinen, aber speziell bei dir könnte ich mir vorstellen, dass dies einer mission impossible gleichkäme ...Tongue

Eine schwache, aber wahrscheinlich trotzdem sinnvolle Möglichkeit, die separate Welt der Kinder und Jugendlichen mit der ihrer Eltern in Verbindung zu bringen, wäre ein in den Schulalltag integrierter regelmäßiger Einsatz in der realen Arbeitswelt.
Etwas in der Art, wie es in der ehemaligen DDR mit ESP und PA praktiziert wurde.
Natürlich hat man da nicht unbedingt die eigenen Eltern bei der Arbeit sehen können, aber der Heranwachsende konnte schon mal reinriechen, wie es später mal so sein könnte und das es neben Schulbankdrücken und Hofpause auch noch was anderes gibt.
In der heutigen Wegwerfgesellschaft sicher nicht die schlechteste Maßnahme ...


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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22.03.2014, 13:31
Beitrag: #29
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
Bunbury hat einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, der sich nicht nur auf Kinder und Jugendliche bezieht. In unserer heutigen Gesellschaft wird alles auf geregelte Erwerbsarbeit ausgerichtet, auch die Bewertung des Menschen.
Gleichzeitig werden die echten Erwerbsarbeitsplätze immer weniger, weil sie teuer sind. Menschen konkurrieren in immer mehr Bereichen mit Maschinen und Computerprogrammen. Das führt dazu, dass sie wie diese funktionieren müssen, bis sie kaputt sind und durch eine neue Humaninvestition ersetzt werden.
Dass an Eltern noch private Anforderungen gestellt werden, läßt sie weniger konkurrenzfähig gegenüber Nichteltern werden. Das hat viele Folgen, die ich jetzt noch nicht zu Ende gedacht habe - später weiter.
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22.03.2014, 15:10
Beitrag: #30
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(22.03.2014 11:30)Avicenna schrieb:  Wir leben nun mal in einer Gesellschaft, die durch vorgegebene und systematische Abläufe so funktioniert wie sie funktioniert, und das gar nicht mal so schlecht. Die Abläufe und das Zusammenwirken der einzelnen Teile der Gesellschaft optimiert und perfektioniert sich dabei aus sich selbst heraus stetig. Langweilig, steril und keinesfalls optimal.
Aber es gäbe durchaus schlechtere Möglichkeiten eine Gesellschaft zu betreiben - wahrscheinlich auch bessere.

Wahrscheinlich hast du durchaus recht. Es gibt sehr viel schlechtere Möglichkeiten, eine Gesellschaft zu betreiben. Nur dann muss man auch bitte schön bereit sein, diese Konsequenz der Gesellschaft auch hinzunehmen. Wer will, daß die Gesellschaft so funktioniert, wie sie funktioniert, braucht sich auf der anderen Seite eben nicht hinzustellen und zu bemängeln, daß Eltern ihren Kindern keine Werte mehr vermitteln, weil sie keine Zeit für sie haben.
Man kann nicht am einen etwas ändern, ohne auch das andere zu verändern.

(22.03.2014 11:30)Avicenna schrieb:  Nur wer will entscheiden zwischen gut, schlecht, weniger gut/schlecht oder optimal. Man kann es nie allen recht machen.

Wer entscheiden will? Jeder einzelne für sich. Steht sogar irgendwo im Grundgesetz. "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit". Nur sehe ich halt momentan, daß sich einige eher entfalten können als andere...


(22.03.2014 11:30)Avicenna schrieb:  Ich möchte nicht übermäßig frech erscheinen, aber speziell bei dir könnte ich mir vorstellen, dass dies einer mission impossible gleichkäme ...Tongue

Tut es. Wenn du so einen Blödsinn versuchst, versohle ich dir den Hintern. Wie sich immer wieder in allen Belangen meines Privatlebens herausstellt, fehlt mir absolut die Bereitschaft, andere kontrollieren zu wollen. Ist nicht unbedingt von Vorteil, wenn man einen pubertierenden Sohn hat...Big Grin

(22.03.2014 11:30)Avicenna schrieb:  Eine schwache, aber wahrscheinlich trotzdem sinnvolle Möglichkeit, die separate Welt der Kinder und Jugendlichen mit der ihrer Eltern in Verbindung zu bringen, wäre ein in den Schulalltag integrierter regelmäßiger Einsatz in der realen Arbeitswelt.

mach es doch nicht so kompliziert. Gerade die moderne Technik mit ihren Möglichkeiten zur Vernetzung sollte eigentlich die Heimarbeit zumindest zum Teil wieder ermöglichen. Zumindest so, daß sich ein Teil der Arbeit auch von zu Hause erledigen läßt.

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22.03.2014, 15:17
Beitrag: #31
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(22.03.2014 13:31)Renegat schrieb:  Bunbury hat einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, der sich nicht nur auf Kinder und Jugendliche bezieht. In unserer heutigen Gesellschaft wird alles auf geregelte Erwerbsarbeit ausgerichtet, auch die Bewertung des Menschen.

Soweit war ich noch nicht, aber leider hast du absolut recht. Schon wer "nur" ehrenamtliche Tätigkeiten leistet, wird zwar regelmäßig von Geimeinden mit Urkunden ausgestattet, aber in dem Augenblick, wo man mit seiner Arbeit kein Geld verdient, wird man mit weniger Respekt behandelt. Der Gedanke daran, daß der ehrenamtliche das ja gar nicht tun müßte, interessiert nicht.
Immer weniger Menschen sind zu ehrenamtlichen Tätigkeiten bereit, was nicht nur am gestiegenen Arbetisumfang liegt.

(22.03.2014 13:31)Renegat schrieb:  Gleichzeitig werden die echten Erwerbsarbeitsplätze immer weniger, weil sie teuer sind. Menschen konkurrieren in immer mehr Bereichen mit Maschinen und Computerprogrammen. Das führt dazu, dass sie wie diese funktionieren müssen, bis sie kaputt sind und durch eine neue Humaninvestition ersetzt werden.

Kommt noch dazu, daß durch Computerprogramme immer mehr Arbeit sinnentleert wird. Ich sehe das an Buchhaltung und Personalverwaltung. Ich habe zwar mal BWL studiert und kenne damit notgedrungen die Grundlagen von Personalwesen und Buchhaltung. Aber strengegenommen habe ich von den rechtlichen Vorgaben keine Ahnung. (Mein Spezialgebiet war die Logisitk) Muss ich auch nicht. Ich habe ja ein Programm, das mich mittels Assistenten durch sämtliche Schritte führt. Selbst nachdenken? Eher selten. Einfach die knöpfchen drücken, darauf hoffen, daß es funktioniert- und wenn nicht, dann ruft man halt die technische Hotline an.
Das mache ich immerhin zwei Vormittage die Woche. Zufriedenheit? Vergiß es...

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22.03.2014, 15:30
Beitrag: #32
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(22.03.2014 13:31)Renegat schrieb:  Bunbury hat einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, der sich nicht nur auf Kinder und Jugendliche bezieht. In unserer heutigen Gesellschaft wird alles auf geregelte Erwerbsarbeit ausgerichtet, auch die Bewertung des Menschen.

Das stimmt und das bestreite ich auch nicht.
Nur wird man diesen Zustand, wenn man nicht gleich das gesamte System substituieren oder als Einzelner aussteigen möchte, nicht ändern können. Dafür sind wir alle viel zu sehr in dieses System integriert, selbst die, welche nicht direkt in diesen Erwerbsprozess eingebunden sind.
Man kann maximal darauf hinwirken, dass sich das System nicht noch mehr verselbstständigt und vom Menschen selbst entfremdet.

(22.03.2014 13:31)Renegat schrieb:  Gleichzeitig werden die echten Erwerbsarbeitsplätze immer weniger, weil sie teuer sind. Menschen konkurrieren in immer mehr Bereichen mit Maschinen und Computerprogrammen.

Das stimmt nur zum Teil. Natürlich wird, dort wo es der Kostendruck erfordert, der Mensch durch effizientere Maschinentechnologie ersetzt, was aber nicht heißt, dass die Zahl der Arbeitsplätze an sich abnimmt.
Schau auf Deutschland - 2013 das Jahr mit den meisten bereitgestellten sozialversicherungspflichtigen Jobs.
Was wiederum nichts über die Qualität und Güte der neu geschaffenen Arbeitsplätze oder deren Bezahlung aussagt. Neue Jobs werden halt in anderen Bereichen, vorzugsweise dem Dienstleistungsgewerbe im weitesten Sinn, geschaffen.

(22.03.2014 13:31)Renegat schrieb:  Dass an Eltern noch private Anforderungen gestellt werden, läßt sie weniger konkurrenzfähig gegenüber Nichteltern werden.

Da ist was dran und ich stimme dir ausdrücklich zu.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
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22.03.2014, 18:32
Beitrag: #33
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(22.03.2014 15:30)Avicenna schrieb:  Das stimmt und das bestreite ich auch nicht.
Nur wird man diesen Zustand, wenn man nicht gleich das gesamte System substituieren oder als Einzelner aussteigen möchte, nicht ändern können. Dafür sind wir alle viel zu sehr in dieses System integriert, selbst die, welche nicht direkt in diesen Erwerbsprozess eingebunden sind.
Man kann maximal darauf hinwirken, dass sich das System nicht noch mehr verselbstständigt und vom Menschen selbst entfremdet.

Jeder hat zumindest in gewissen Grenzen die Wahl, ob er mitmacht oder nicht. Jeder kann nämlich z.B. selbst darüber bestimmen, wie er anderen gegenüber tritt. Es ist an dir, zu entscheiden, ob du jemandem, der nicht voll erwerbsfähig bist, mit Achtung gegenüber trittst. Wir haben als denkende Wesen durchaus die Fähigkeit, uns zumindest in dieser Beziehung gegen den zeitgeist zu stellen.

(22.03.2014 15:30)Avicenna schrieb:  
(22.03.2014 13:31)Renegat schrieb:  Gleichzeitig werden die echten Erwerbsarbeitsplätze immer weniger, weil sie teuer sind. Menschen konkurrieren in immer mehr Bereichen mit Maschinen und Computerprogrammen.

Das stimmt nur zum Teil. Natürlich wird, dort wo es der Kostendruck erfordert, der Mensch durch effizientere Maschinentechnologie ersetzt, was aber nicht heißt, dass die Zahl der Arbeitsplätze an sich abnimmt.
Schau auf Deutschland - 2013 das Jahr mit den meisten bereitgestellten sozialversicherungspflichtigen Jobs.
Was wiederum nichts über die Qualität und Güte der neu geschaffenen Arbeitsplätze oder deren Bezahlung aussagt. Neue Jobs werden halt in anderen Bereichen, vorzugsweise dem Dienstleistungsgewerbe im weitesten Sinn, geschaffen.

Und was für Jobs? Muss man auch ehrlich mal fragen. Vielleicht ist es einfach mal an der Zeit innezuhalten und mal ein bißchen nachzudenken. Wenn jemand den ganzen Tag mit einem Job verbringt, der ihm nicht nur keinen Spaß macht, sondern dessen Arbeitsbedingungen auch zum teil unter aller Sau sind (und das sind sie in der Dienstleistungsbranche oft)- wie wird dieser Mensch nach Hause gehen? Was wird er an die Familie, an Freunde, an die Menschen weitergeben, denen er unterwegs begegnet?
Wenn in der Arbeit keine Zufriedenheit mehr für das zufinden ist, was man getan hat- wie lange dauert es, bis derjenige krank wird?
Immer- sei es in der elenden Wachstumsfrage oder auch in der Jobfrage- wird immer nur nach Quantität gestrebt.
Und Leute- seien wir ganz ehrlich- so wie diese Arbeitsprozesse gestrickt sind, dauert es nicht mehr lange, bis wir weg vom Fenster sind. Automatisierte Arbeitsprozesse können die Asiaten nämlich viel, viel besser als wir.
Was wir brauchen ist mehr kreativität. Aber die bekommt man eben nicht, wenn man Kinder versucht in eine bestimtme Form zu presesn, damit sie am Ende das richtige leisten und in dem man sie als Erwachsene arbeiten läßt, ohne daß die Arbeit ein inneres Bedürfnis erfüllt.
Wieso denke ich im Augenblick nur gerade an "Matrix"?...

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23.03.2014, 13:49
Beitrag: #34
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(22.03.2014 18:32)Bunbury schrieb:  
(22.03.2014 15:30)Avicenna schrieb:  Das stimmt und das bestreite ich auch nicht.
Nur wird man diesen Zustand, wenn man nicht gleich das gesamte System substituieren oder als Einzelner aussteigen möchte, nicht ändern können. Dafür sind wir alle viel zu sehr in dieses System integriert, selbst die, welche nicht direkt in diesen Erwerbsprozess eingebunden sind.
Man kann maximal darauf hinwirken, dass sich das System nicht noch mehr verselbstständigt und vom Menschen selbst entfremdet.

Jeder hat zumindest in gewissen Grenzen die Wahl, ob er mitmacht oder nicht. Jeder kann nämlich z.B. selbst darüber bestimmen, wie er anderen gegenüber tritt. Es ist an dir, zu entscheiden, ob du jemandem, der nicht voll erwerbsfähig bist, mit Achtung gegenüber trittst. Wir haben als denkende Wesen durchaus die Fähigkeit, uns zumindest in dieser Beziehung gegen den zeitgeist zu stellen.

Da hast du mit Sicherheit Recht. Allerdings ist das auch ein Lernprozess. Entweder man hat diese Sicht- und Verhaltensweise schon in der Kindheit erlernt, es von seiner Umwelt abgesehen (was eben immer schwieriger wird) oder man braucht dafür sein Leben lang. Manche schnaggelns nie.
Ich schätze mal, dass ein Teil davon auch zu den angeborenen persönlichen Eigenschaften gehört.

(22.03.2014 18:32)Bunbury schrieb:  
(22.03.2014 15:30)Avicenna schrieb:  Das stimmt nur zum Teil. Natürlich wird, dort wo es der Kostendruck erfordert, der Mensch durch effizientere Maschinentechnologie ersetzt, was aber nicht heißt, dass die Zahl der Arbeitsplätze an sich abnimmt.
Schau auf Deutschland - 2013 das Jahr mit den meisten bereitgestellten sozialversicherungspflichtigen Jobs.
Was wiederum nichts über die Qualität und Güte der neu geschaffenen Arbeitsplätze oder deren Bezahlung aussagt. Neue Jobs werden halt in anderen Bereichen, vorzugsweise dem Dienstleistungsgewerbe im weitesten Sinn, geschaffen.

Und was für Jobs? Muss man auch ehrlich mal fragen. Vielleicht ist es einfach mal an der Zeit innezuhalten und mal ein bißchen nachzudenken. Wenn jemand den ganzen Tag mit einem Job verbringt, der ihm nicht nur keinen Spaß macht, sondern dessen Arbeitsbedingungen auch zum teil unter aller Sau sind (und das sind sie in der Dienstleistungsbranche oft)- wie wird dieser Mensch nach Hause gehen? Was wird er an die Familie, an Freunde, an die Menschen weitergeben, denen er unterwegs begegnet?
Wenn in der Arbeit keine Zufriedenheit mehr für das zufinden ist, was man getan hat- wie lange dauert es, bis derjenige krank wird?
Immer- sei es in der elenden Wachstumsfrage oder auch in der Jobfrage- wird immer nur nach Quantität gestrebt.
Und Leute- seien wir ganz ehrlich- so wie diese Arbeitsprozesse gestrickt sind, dauert es nicht mehr lange, bis wir weg vom Fenster sind. Automatisierte Arbeitsprozesse können die Asiaten nämlich viel, viel besser als wir.
Was wir brauchen ist mehr kreativität. Aber die bekommt man eben nicht, wenn man Kinder versucht in eine bestimtme Form zu presesn, damit sie am Ende das richtige leisten und in dem man sie als Erwachsene arbeiten läßt, ohne daß die Arbeit ein inneres Bedürfnis erfüllt.
Wieso denke ich im Augenblick nur gerade an "Matrix"?...

Dann halten wir doch inne.

Die Jobs die neu entstehen sind einerseits so, wie du es beschreibst - mit harter eintöniger Arbeit verbunden, in Bezug auf die eingesetzte Arbeitskraft total unterbezahlt und für viele Betreffende am Ende des Tages völlig unbefriedigend.

Es wurden und werden aber auch Stellen geschaffen, die mit einer interessanten, abwechslungsreichen und gutbezahlten Tätigkeit verbunden sind. Das darf man nicht vergessen. Schwarz/Weiß-Malerei hilft da auch nicht weiter.

Aber auch bei den "besseren" Jobs gibt es gar nicht mal so wenige Arbeitnehmer, die auch dort am Abend unzufrieden nach Hause fahren.
Warum? Weil sie letztlich eine Tätigkeit ausüben müssen, die ihrem Naturell, ihren Neigungen und angeborenen Fähigkeiten nicht entsprechen. Irgendwann wurden sie v.a. vom Elternhaus in eine Richtung gepresst, die ihnen eigentlich gar nicht liegt. Und warum wiederum? weil die Eltern genau mit diesem gesellschaftlichen Zerrbild aufgewachsen sind, dass es eben nur das beste sein kann, wenn man einen von der Gesellschaft als hochwertig eingestuften Job ausübt. Dazu muss man möglichst studiert haben, mindestens aber Abitur haben, mit dem Effekt, dass zu Hauf drittklassige und z.T. völlig unfähige Ärzte, Anwälte, Wissenschaftler, Ingenieure, Lehrer, BWLer und eine Alternative suchende Politiker produziert werden, die das mit ihren Kindern, soweit sie überhaupt noch welche bekommen, wieder genauso machen.
...und der kleinere Beamte in der Stadtverwaltung, die ehrgeizige Sektretärin, selbst die nette Filialleiterin oder Verkäuferin vom DM-Markt machen es genauso. Es zieht sich durch die gesamte Gesellschaft.
Nur einige wenige aus der sozialen "Unterschicht" sehen das nicht so eng und sind schon einigermaßen froh, wenn ihre Kinder, die meist vorhanden sind, zumindest eine Lehre beginnen. Diese Schicht bildet den Pool aus dem das Humanmaterial für die "niederen" Arbeiten rekrutiert werden soll. Befähigte und talentierte Kinder aus diesen Kreisen haben es in unserer versnobten Gesellschaft immer schwerer, später überhaupt einmal eine respektierte Stellung in der Gesellschaft einnehmen zu können.

Jetzt habe ich wieder was geschrieben, was ich eigentlich gar nicht so richtig wollte und was z.GT nicht zum Thema passt.Uptight

Noch eine Anmerkung, weil du die Asiaten angesprochen hast, die das mit der ganzen Automatisierung etc. sooh viel besser können, als die armen Tröpfe aus D. und über kurz oder lang hier alles zusammenbrechen lassen.

Unsere gegenwärtige Gesellschaft läßt sich nicht mehr als Industriegesellschaft mit vorwiegender Wertschöpfung aus der materiellen Produktion definieren, sondern ist in zunehmenden Maße eine Informations- Wissens- u. Dienstleistungsgesellschaft. Aber das weißt du ja.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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23.03.2014, 20:55
Beitrag: #35
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(23.03.2014 13:49)Avicenna schrieb:  Dann halten wir doch inne.

Die Jobs die neu entstehen sind einerseits so, wie du es beschreibst - mit harter eintöniger Arbeit verbunden, in Bezug auf die eingesetzte Arbeitskraft total unterbezahlt und für viele Betreffende am Ende des Tages völlig unbefriedigend.

Wenn "Unbefriedigt sein" die einzige Konsequenz wäre... Ist es leider nicht. Weil sie Aggressivität, Frust und dergleichen nach sich zieht, die natürlich auch weiter gegeben wird...

(23.03.2014 13:49)Avicenna schrieb:  Es wurden und werden aber auch Stellen geschaffen, die mit einer interessanten, abwechslungsreichen und gutbezahlten Tätigkeit verbunden sind. Das darf man nicht vergessen. Schwarz/Weiß-Malerei hilft da auch nicht weiter..

Du hattest speziell die Dienstleistungsbranche angesprochen, und in selbiger werden wesentlich mehr schlecht bezahlte, unbefriedigende Jobs mit schlechten Arbeitsbedingungen geschaffte als gutbezahlte, abwechslungsreiche und befriedigende. Das ist gerade im Dienstleistungssektor ziemlich fatal, weil man in der regel eben kein "Endprodukt" hat, von dem man weiß, was man geleistet hat.

(23.03.2014 13:49)Avicenna schrieb:  Aber auch bei den "besseren" Jobs gibt es gar nicht mal so wenige Arbeitnehmer, die auch dort am Abend unzufrieden nach Hause fahren.
Warum? Weil sie letztlich eine Tätigkeit ausüben müssen, die ihrem Naturell, ihren Neigungen und angeborenen Fähigkeiten nicht entsprechen. Irgendwann wurden sie v.a. vom Elternhaus in eine Richtung gepresst, die ihnen eigentlich gar nicht liegt. Und warum wiederum? weil die Eltern genau mit diesem gesellschaftlichen Zerrbild aufgewachsen sind, dass es eben nur das beste sein kann, wenn man einen von der Gesellschaft als hochwertig eingestuften Job ausübt. .

Solche Überlegungen spielten für zumindest meine Eltern eigentlich keine Rolle, und ich denke, die waren da keine Ausnahme. Die meisten Eltern meiner Generation wollten vor allem, daß ihre Kinder einen sicheren Job ausübten, der ihnen ein einigermaßen vernünftiges Leben ermöglichte. Hauptsächliche Orientierung war, ob man mit der Ausbildung, die man anstrebte, auch später einen Job bekommen würde. Und das Abitur schien das zu jener Zeit noch irgendwie zu garantieren. Es sei denn, man studierte anschließend Sozialpädagogik oder Geisteswissenschaften, die galten als höchst suspekt...
Sicher, Snobs gab es damals schon, aber die wollten vor allem, daß ihre Kinder Ärzte wurden, was anderes galt nichts...
Aber du bist wahrscheinlich ein paar Jahre jünger als ich, da mag es andere Vorbilder gegeben haben.


(23.03.2014 13:49)Avicenna schrieb:  Diese Schicht bildet den Pool aus dem das Humanmaterial für die "niederen" Arbeiten rekrutiert werden soll. Befähigte und talentierte Kinder aus diesen Kreisen haben es in unserer versnobten Gesellschaft immer schwerer, später überhaupt einmal eine respektierte Stellung in der Gesellschaft einnehmen zu können.

Schade, daß du das fett markierte nicht in Anfürhungszeichen gesetzt hast, dann wüßte ich, daß du nicht so zynisch bist...

(23.03.2014 13:49)Avicenna schrieb:  Jetzt habe ich wieder was geschrieben, was ich eigentlich gar nicht so richtig wollte und was z.GT nicht zum Thema passt.Uptight


Natürlich paßt es zum Thema...

(23.03.2014 13:49)Avicenna schrieb:  Noch eine Anmerkung, weil du die Asiaten angesprochen hast, die das mit der ganzen Automatisierung etc. sooh viel besser können, als die armen Tröpfe aus D. und über kurz oder lang hier alles zusammenbrechen lassen.

Unsere gegenwärtige Gesellschaft läßt sich nicht mehr als Industriegesellschaft mit vorwiegender Wertschöpfung aus der materiellen Produktion definieren, sondern ist in zunehmenden Maße eine Informations- Wissens- u. Dienstleistungsgesellschaft. Aber das weißt du ja.

Auch Wissen, Information und Dienstleistungen können automatisiert werden und werden es zum Teil sogar. Südkoreanische Kinder hängen unsere beim Umgang mit neuen Technologien locker ab.

Wir können unseren Wohlstand nur halten, wenn wir Kreativität und Individualität fördern. Bei immer größerer Normierung sind wir den Asiaten nicht gewachsen...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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23.03.2014, 22:50
Beitrag: #36
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(20.03.2014 15:32)Bunbury schrieb:  Die Aussage ist natürlich immer relativ.

Bedenklich finde es nur, wenn die gleiche Industrie, die den Kindern das Geld aus der Tasche zieht und ihre Persönlichleitsreifung massiv untergräbt (wie gesagt- alles muss sofort zuf Verfügung stehen und "Warten" gibt es nicht mehr), sich dann später darüber beklagt, daß die jungen Erwachsenen, die für sie arbeiten sollen, keine Sozialkompetenzen besitzt....

Da fällt mir oft eine Sporthandelskette ein die für jeden 1er und auch 5er im Zeugnis kleine Geschenke hergibt, möchte nicht wissen ob diese dann die Leute mit den 5ern auch einstellt bzw. das dann auch so locker sieht.

Das Kinder und Jugendliche ihren Eltern und Lehrern gegenüber eher rebellisch dastehen das denke ich liegt jedoch nicht nur an der Industrie, das ist normal.

Das mit der Ungeduld "alles muss immer sofort da sein" ist schon etwas wo ich den Eindruck habe, das stimmt. In der gesamten Gesellschaft, aber bei Kindern und Jugendlichen noch stärker. Das das auch gefördert wird (durch die Werbeindustrie) stimmt sicher.
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24.03.2014, 13:41
Beitrag: #37
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(23.03.2014 22:50)WDPG schrieb:  Das Kinder und Jugendliche ihren Eltern und Lehrern gegenüber eher rebellisch dastehen das denke ich liegt jedoch nicht nur an der Industrie, das ist normal.

Da hast du absolut recht, das ist normal. Es gehört zum normalen Prozess des Erwachsen werdens dazu, daß Jugendliche sich zunehmend gegen ihre Eltern abgrenzen (was z.B. gar nicht mehr so einfach ist, wenn H & M eine Mutter-Tochter Kollektion anbietet, bei der Mama und Tochter im Partnerlook auftreten...), daß sie ihre eignen Grenzen ausloten und sich an den Grenzen ihrer Eltern reiben, sich auch über sie hinwegsetzen.

Dennoch besteht ein gewisser Unterschied zwischen "Von dir lass ich mir gar nichts mehr sagen, ich bin jetzt alt genug und weiß selbst, was ich will" und "Von dir Vollidioten lasse ich mir gar nichts mehr sagen, du hast doch eh von nix ´ne Ahnung".
Mag sein, daß dieser Unterschied zunächst kaum merklich ist, aber in der Summe macht er dann doch etwas aus... Befeuert von der Werbeindustrie wird bei Kindern und Jugendlichen, daß sie selbst viel kompetenter sind als ihre Eltern...



(23.03.2014 22:50)WDPG schrieb:  Das mit der Ungeduld "alles muss immer sofort da sein" ist schon etwas wo ich den Eindruck habe, das stimmt. In der gesamten Gesellschaft, aber bei Kindern und Jugendlichen noch stärker. Das das auch gefördert wird (durch die Werbeindustrie) stimmt sicher.

Das wird nicht nur durch die Werbeindustrie geördert. Dieses "Alles-muss-an-jedem-Ort-in-der-richtigen-Menge-sofort verfügbar sein", ist mittlerweile kein Projekt der Werbeindustrie, sondern es ist leider Gottes mittlerweile so etwas wie eine Lebensphilospohie geworden.
Oder findet es noch irgendjemand außer mir mehr als fraglich, daß eine Kita bis 24.00 Uhr geöffnet haben muss, damit die (alleinerziehende) Mutter im Schichtdienst arbeiten kann... (denn auch das ist wieder die Kehrseite der Medaille. Wo es keine zeitlichen Begrenzungen für die Erfüllung einer Art von Bedürfnissen gibt, kann es auch keine zeitlichen Begrenzungen für die verrichtung von Tätigkeiten geben.

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25.03.2014, 18:30
Beitrag: #38
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(23.03.2014 22:50)WDPG schrieb:  Das Kinder und Jugendliche ihren Eltern und Lehrern gegenüber eher rebellisch dastehen das denke ich liegt jedoch nicht nur an der Industrie, das ist normal.

(24.03.2014 13:41)Bunbury schrieb:  Da hast du absolut recht, das ist normal. Es gehört zum normalen Prozess des Erwachsen werdens dazu, daß Jugendliche sich zunehmend gegen ihre Eltern abgrenzen (was z.B. gar nicht mehr so einfach ist, wenn H & M eine Mutter-Tochter Kollektion anbietet, bei der Mama und Tochter im Partnerlook auftreten...), daß sie ihre eignen Grenzen ausloten und sich an den Grenzen ihrer Eltern reiben, sich auch über sie hinwegsetzen.

Dennoch besteht ein gewisser Unterschied zwischen "Von dir lass ich mir gar nichts mehr sagen, ich bin jetzt alt genug und weiß selbst, was ich will" und "Von dir Vollidioten lasse ich mir gar nichts mehr sagen, du hast doch eh von nix ´ne Ahnung".
Mag sein, daß dieser Unterschied zunächst kaum merklich ist, aber in der Summe macht er dann doch etwas aus... Befeuert von der Werbeindustrie wird bei Kindern und Jugendlichen, daß sie selbst viel kompetenter sind als ihre Eltern...
Ich weiß nicht, ist das nicht eher ein Temperamentsunterschied?
Dabei fällt mir auf, dass es zu den zunehmend geschätzten Werten gehört, sich möglichst in ruhigem, gewählten Tonfall auseinanderzusetzen - verbale Entschärfung - könnte man es nennen.
Ob das so gut ist, weiß ich nicht. Klar darf ich meinen Feind nicht körperlich angreifen, würde mir auch in der größten Wut nicht passieren. Aber Fluchen, Jammern, Weinen, Schreien, Schimpfen, also seinen Emotionen relativ freien Lauf lassen, kann auch sehr befreiend sein, wenn man sich hinterher wieder verträgt.
Gerade von Jugendlichen in der Pubertät sollte man nicht zuviel Selbstbeherrschung erwarten.



(23.03.2014 22:50)WDPG schrieb:  Das mit der Ungeduld "alles muss immer sofort da sein" ist schon etwas wo ich den Eindruck habe, das stimmt. In der gesamten Gesellschaft, aber bei Kindern und Jugendlichen noch stärker. Das das auch gefördert wird (durch die Werbeindustrie) stimmt sicher.

(24.03.2014 13:41)Bunbury schrieb:  Das wird nicht nur durch die Werbeindustrie geördert. Dieses "Alles-muss-an-jedem-Ort-in-der-richtigen-Menge-sofort verfügbar sein", ist mittlerweile kein Projekt der Werbeindustrie, sondern es ist leider Gottes mittlerweile so etwas wie eine Lebensphilospohie geworden.
Oder findet es noch irgendjemand außer mir mehr als fraglich, daß eine Kita bis 24.00 Uhr geöffnet haben muss, damit die (alleinerziehende) Mutter im Schichtdienst arbeiten kann... (denn auch das ist wieder die Kehrseite der Medaille. Wo es keine zeitlichen Begrenzungen für die Erfüllung einer Art von Bedürfnissen gibt, kann es auch keine zeitlichen Begrenzungen für die verrichtung von Tätigkeiten geben.
Also Kitas, die bis 24:00 geöffnet haben, kenne ich nicht. Das bringt doch das Kind völlig aus dem Schlafrythmus.

Insgesamt muß etwas passieren, beim Thema Kinder und Arbeitswelt. Dabei geht es nicht so sehr um die Kleinen, sondern gerade um größere Schulkinder, die ja auch ihre eigenen Termine, Pläne und Vorlieben haben. Die nach einem strengen Zeitplan hin und her zu schieben, ohne ihnen lange Freiräume zu lassen, in denen sie sich auch mal unbeaufsichtigt, unbespaßt und unelektronischunterhalten frei entfalten können, kann doch nur zu Problemen führen.
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25.03.2014, 21:41
Beitrag: #39
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  
(24.03.2014 13:41)Bunbury schrieb:  ...
Dennoch besteht ein gewisser Unterschied zwischen "Von dir lass ich mir gar nichts mehr sagen, ich bin jetzt alt genug und weiß selbst, was ich will" und "Von dir Vollidioten lasse ich mir gar nichts mehr sagen, du hast doch eh von nix ´ne Ahnung".
Mag sein, daß dieser Unterschied zunächst kaum merklich ist, aber in der Summe macht er dann doch etwas aus... Befeuert von der Werbeindustrie wird bei Kindern und Jugendlichen, daß sie selbst viel kompetenter sind als ihre Eltern...
Ich weiß nicht, ist das nicht eher ein Temperamentsunterschied?

Nein, das glaube ich nicht. In Einzelfällen sicherlich, aber allgemein beklagen sich Lehrer, aber auch Ausbilder darüber, daß es Jugendlichen zunehmend an Respekt mangelt.
Das hängt auch mit an den modernen Technologien zusammen. Meistens sind 15-16 jährige im Umgang mit Laptops und Smartphones natürlich sehr viel versierter als ihre Lehrer und Eltern- und leider neigen sie dazu, das Wissen über die neuen Technologien weit über das Wissen zu stellen, das Eltern und lehrer in anderen Bereichen angesammelt haben (eine Einstellung, die wiederum von der Werbung unterstützt wird, denn schließlich sollen die Jugendlichen ja jeden elektronik-Schrott kaufen.) Wenn der Lehrer also nicht die neuesten Computerkniffe kennt, dann gelten in den Augen der Jugendlichen sein Mathematikkenntnisse wenig.
Und das ist bedenklich, weil sie dann dazu neigen, sich auch in Mathe nichts mehr beibringen zu lassen.


(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  Dabei fällt mir auf, dass es zu den zunehmend geschätzten Werten gehört, sich möglichst in ruhigem, gewählten Tonfall auseinanderzusetzen - verbale Entschärfung - könnte man es nennen.
Ob das so gut ist, weiß ich nicht. Klar darf ich meinen Feind nicht körperlich angreifen, würde mir auch in der größten Wut nicht passieren. Aber Fluchen, Jammern, Weinen, Schreien, Schimpfen, also seinen Emotionen relativ freien Lauf lassen, kann auch sehr befreiend sein, wenn man sich hinterher wieder verträgt.

Das finde ich in ein generelles Problem. Es scheint irgendeinem komischen Ideal zu entsprechen, seine Gefühle möglichst nicht zu zeigen. Und gerade, was Wut anbetrifft, wird ja immer so getan, als wäre die etwas furchtbar schlechtes. Kann ich auch nicht ganz nachvollziehen, Wut ist manchmal ein sehr guter Motivator.
Psychologisch betrachtet ist Depression eine nach innengerichtete Aggression. Wer also wütend ist, diese aber nicht äußern kann, entwickelt leichter Depressionen...
Ein offen ausgetragener Streit ist auf alle Fälle besser als ein nie ausgetragener Konflikt- der macht die Beteiligten krank. Vielleicht liegt es nicht zuletzt an diesem merkwürdigen gesellschaftlichen ideal, daß die Anzahl psychischer Erkrankungen steigt...

(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  Also Kitas, die bis 24:00 geöffnet haben, kenne ich nicht. Das bringt doch das Kind völlig aus dem Schlafrythmus.

Wieso, die Kinder werden doch in der Kita ins Bett gebracht, Mama kann das schlafende Kind dann doch abholen... Schlafrythmus? Du weißt doch, wer Arbeit haben will, muss flexibel sein.
Wir passen mal schön die Bedürfnisse der Kinder an unsere morderne Arbetiswelt an. (So, Zynismus wieder aus..)

(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  Insgesamt muß etwas passieren, beim Thema Kinder und Arbeitswelt. Dabei geht es nicht so sehr um die Kleinen, sondern gerade um größere Schulkinder, die ja auch ihre eigenen Termine, Pläne und Vorlieben haben. Die nach einem strengen Zeitplan hin und her zu schieben, ohne ihnen lange Freiräume zu lassen, in denen sie sich auch mal unbeaufsichtigt, unbespaßt und unelektronischunterhalten frei entfalten können, kann doch nur zu Problemen führen.

Tut es doch schon längst. Nur will das in unserer schönen neuen Welt halt keiner wahrhaben....

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27.03.2014, 11:02
Beitrag: #40
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Nein, das glaube ich nicht. In Einzelfällen sicherlich, aber allgemein beklagen sich Lehrer, aber auch Ausbilder darüber, daß es Jugendlichen zunehmend an Respekt mangelt.
Das hängt auch mit an den modernen Technologien zusammen. Meistens sind 15-16 jährige im Umgang mit Laptops und Smartphones natürlich sehr viel versierter als ihre Lehrer und Eltern- und leider neigen sie dazu, das Wissen über die neuen Technologien weit über das Wissen zu stellen, das Eltern und lehrer in anderen Bereichen angesammelt haben (eine Einstellung, die wiederum von der Werbung unterstützt wird, denn schließlich sollen die Jugendlichen ja jeden elektronik-Schrott kaufen.) Wenn der Lehrer also nicht die neuesten Computerkniffe kennt, dann gelten in den Augen der Jugendlichen sein Mathematikkenntnisse wenig.
Und das ist bedenklich, weil sie dann dazu neigen, sich auch in Mathe nichts mehr beibringen zu lassen.

Ob das heute mit Pubertierenden und der jungen Generation insgesamt so anders ist als vor 1 -2 Generationen, ist für mich schwer zu sagen. Dieses Thema hat sich ja aus einer Diskussion über die 68-er Generation ergeben. Der mangelte es in den 70ern aus Sicht der Älteren auch an Respekt, als sie die Nazisdiskussion an den Familienesstisch trugen.
Die Älteren von damals waren auch mal jung, so cirka in den 30ern. Ob die wiederum respektvoll mit Eltern und Lehrern umgingen, wenn sie mit der Nazipropaganda in den Köpfen von der HJ heimkamen, möchte ich bezweifeln.

Dagegen erscheinen mir die technischen Vorsprünge der heutigen Jugendlichen nachgerade harmlos. Ich würde mir ein Smartphoneproblem gern von einem Jugendlichen erklären und lösen lassen und ihn hinterher ordentlich dafür loben. Es ist doch eine gute Erfahrung für´s jugendliche Selbstbewußtsein, auch mal etwas besser zu wissen oder zu können. Vielleicht hört er dann eher auf meinen Rat zum Umgang mit der Werbung und wem diese in Wahrheit nutzt.


(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  Dabei fällt mir auf, dass es zu den zunehmend geschätzten Werten gehört, sich möglichst in ruhigem, gewählten Tonfall auseinanderzusetzen - verbale Entschärfung - könnte man es nennen.
Ob das so gut ist, weiß ich nicht. Klar darf ich meinen Feind nicht körperlich angreifen, würde mir auch in der größten Wut nicht passieren. Aber Fluchen, Jammern, Weinen, Schreien, Schimpfen, also seinen Emotionen relativ freien Lauf lassen, kann auch sehr befreiend sein, wenn man sich hinterher wieder verträgt.

(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Das finde ich in ein generelles Problem. Es scheint irgendeinem komischen Ideal zu entsprechen, seine Gefühle möglichst nicht zu zeigen. Und gerade, was Wut anbetrifft, wird ja immer so getan, als wäre die etwas furchtbar schlechtes. Kann ich auch nicht ganz nachvollziehen, Wut ist manchmal ein sehr guter Motivator.
Psychologisch betrachtet ist Depression eine nach innengerichtete Aggression. Wer also wütend ist, diese aber nicht äußern kann, entwickelt leichter Depressionen...
Da hast du absolut recht und dieser Punkt macht mir schwer zu schaffen. Was denkst du, woher kommt dieses "komische" Ideal.
Könnte das ein Schichtenabgrenzungsphänomen sein? Die heutigen Eltern/teilweise schon die Großeltern gehören ja zur Bildungsgeneration. Setzen sich wortgewandte Menschen anders auseinander und propagieren damit ein Ideal der leise plätschernden Worte, die sie andererseits emotional verkrüppeln läßt?
Gibt es die breite Einschätzung "Emotionen zeigen, heißt Schwäche zeigen" und wer wütend rumschreit, flucht, zeigt seine Unterlegenheit und hat schon verloren im verbalen Schlagabtausch?

(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Ein offen ausgetragener Streit ist auf alle Fälle besser als ein nie ausgetragener Konflikt- der macht die Beteiligten krank. Vielleicht liegt es nicht zuletzt an diesem merkwürdigen gesellschaftlichen ideal, daß die Anzahl psychischer Erkrankungen steigt...

Ein wichtiger Punkt, es wird weitere geben. So ganz oberflächlich war bisher meine Theorie, dass sich Überarbeitung heute nicht mehr in körperlichen Beschwerden, wie Staublunge, Bandscheibenvorfall usw äußern kann, weil es körperlich überfordernde Arbeiten kaum noch gibt. Und die, die es gibt, sind gesetzlich durch den Arbeitsschutz hervorragend geregelt. Heute wird nur der Kopf und die Psyche überfordert. Mensch ist aber keine Denkmaschine und nicht mit einem stumpfen, emotionslosen Computer vergleichbar.



(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  Insgesamt muß etwas passieren, beim Thema Kinder und Arbeitswelt. Dabei geht es nicht so sehr um die Kleinen, sondern gerade um größere Schulkinder, die ja auch ihre eigenen Termine, Pläne und Vorlieben haben. Die nach einem strengen Zeitplan hin und her zu schieben, ohne ihnen lange Freiräume zu lassen, in denen sie sich auch mal unbeaufsichtigt, unbespaßt und unelektronischunterhalten frei entfalten können, kann doch nur zu Problemen führen.

(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Tut es doch schon längst. Nur will das in unserer schönen neuen Welt halt keiner wahrhaben....
Wahrhaben vielleicht schon, ich denke, die Politik und der einzelne Mensch ist hilflos, weil das System an dieser Stelle fast unkontrollierbar geworden ist. Die großen global tätigen Firmen müssen Gewinne machen, weil ihre Anteilseigner das wollen. Sie können nur Gewinne machen, wenn sie billiger sind als die Konkurrenz usw und so fort.Confused... und wenn man sich den Bedingungen des Arbeitsmarktes nicht unterwirft, hat man eben keine Arbeit. Die Argumente sind bekannt, die Folgen werden in den nächsten Jahren noch gravierender werden.
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