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Rom - fähige und unfähige Kaiser:
21.09.2012, 20:33
Beitrag: #2
RE: Rom - fähige und unfähige Kaiser:
Das ist ein sehr interessantes Thema, wo es auch eine Menge zu schreiben gibt. Grundsätzlich kann man fast jeden der Kaiser, zu dem das Quellenmaterial ausreichend ist, in eine der beiden Kategorien - fähig oder unfähig - einordnen.

Bei einigen ist es so gut wie klar, dass sie, wenn nicht verrückt, so doch wenigstens nicht fähig waren, das römische Reich einigermaßen zu regieren:
Ich nenne nur Kaiser Caligula (nach seiner Krankheit im Jahr 40 n. Chr. zumindest), Nero (egal, ob er nun so grausam war, wie berichtet wird), Commodus (der wohl noch nicht reif genug war) und Elegabal (auch, wenn die äußeren Umstände viel beitrugen).

Bei anderen ist die Fähigkeit, Kaiser zu sein, gar keine Diskussion wert: Zum Beispiel Trajan ('optimus princeps' wurde er genannt, also 'bester Kaiser') und Hadrian, aber auch Kaiser Aurelian, der zumindest für die damalige Situation der beste Mann war, den Rom haben könnte. Er wäre wohl erst dann gescheitert, wenn das Reich wiederhergestellt worden wäre, denn seine Stärken lagen wirklich nicht im zivilen Bereich.

Deswegen fände ich es bedeutend interessanter, andere Kaiser zu diskutieren. Hier ein paar Denkanstöße:

Kaiser Claudius (41-54): Er war nicht für den Kaiserthron vorgesehen und wurde quasi von allen seinen Verwandten gehasst, von Augustus, Livia und Tiberius über Caligula bis hin zu den verschiedenen anderen Verwandten des Hauses, die nicht an die Macht gelangten. Allgemein gilt er als unfähiger, sabbernder, stotternder Herrscher, der vollkommen von seinen Ehefrauen (Messalina und Agrippina) bestimmt war. Doch er war ein sehr gebildeter und weitsichtiger Historiker, und besonders der Schriftsteller Robert von Ranke Graves hat in seiner fiktiven Autobiographie "Ich, Claudius, Kaiser und Gott" ein völlig anderes Bild geschaffen, das eines intelligenten, geschickten und vorsichtig, aber nicht unentschlossen taktierenden Herrschers.

Kaiser Antoninus Pius (138-161): Obwohl das römische Reich unter ihm eine nie dargewesene und in der Geschichte riesiger Reiche weitestgehend einzigartige Blüte auf fast allen Bereichen der Zivilisation erlebte, ist er doch alles andere als unumstritten: Ihm wird vorgeworfen, lediglich von den guten Taten seiner Vorgänger (den schon erwähnten Kaisern Trajan und Hadrian) profitiert zu haben und in Wirklichkeit ein bequemer und untätiger, also quasi nutzloser Kaiser gewesen zu sein. Tatsächlich verließ er Italien während seiner ganzen Regierungszeit nicht ein einziges Mal.

Kaiser Diokletian (284-305): Er war derjenige, der das Reich von der Reichskrise des dritten Jahrhunderts befreite, die Provinzen soweit wiederherstellte, die Wirtschaft und Kultur langsam wieder zu fördern begann, und der allgemein auch als guter Kaiser dargestellt wird. Seine Verdienste sind unumstritten. Doch war es nicht vielleicht sein System, die Tetrarchie oder allgemein das absolute Kaisertum der Spätantike, das den Untergang des (west)römischen Reiches hervorrief? War er derjenige, der nicht genügend Weitsicht zeigte, um zu erkennen, welches System die Römer brauchten?

So, das wäre es für das erste. Aller guten Dinge sind drei, mal sehen, was ihr von Claudius, Antoninus Pius (übrigens NICHT Antonius Pius) und Diokletian haltet.
Früher oder später schicke ich die nächsten drei Kandidaten ins Rennen, wenn mir nicht jemand zuvorkommt.

Oder hast du den Thread nicht so gedacht, sondern wirklich als Ansammlung fähiger und unfähiger Herrscher, wie ich sie oben gemacht habe, WDPG?

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Rom - fähige und unfähige Kaiser: - WDPG - 21.09.2012, 20:03
RE: Rom - fähige und unfähige Kaiser: - Maxdorfer - 21.09.2012 20:33
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